125 Jahre ZSG – Zürcher Flottenparade vom Winde verweht
Die heutige Firma der Zürichsee-Schifffahrt feiert als Aktiengesellschaft das 125-Jahr-Jubiläum. Die maschinenbetriebene Schifffahrt selbst ist älter. Nach dem Genfersee 1823, den drei Juraseen 1826 kam der Zürichsee bereits am 19. Juli 1835 mit DS Minerva vor allen andern Deutschschweizer Gewässern zu seiner Dampfschifffahrt. Die ersten Jahre waren turbulent, neue Gesellschaften kamen aufs Wasser, fusionierten bald wieder untereinander, bis 1874 die NOB (Nordostbahn) den gesamten Schiffspark übernahm. Es zeigte sich aber, dass die Eisenbahn selber die Hauptkonkurrentin der Schifffahrt wurde und diese immer weniger rentabel machte. Es drohte das Ende der Schifffahrt auf dem Zürichsee. 1890 dann trat eine neue Aktiengesellschaft auf und bestellte neun sog. „Dampfschwalben“, um eine Art Tramverkehr auf Wasser im unteren Seebecken zu eröffnen. Seither gibt es diese Firma bis heute. Die touristische Sparte und die Funktion des Zürcher Naherholungsgebietes sind seither dazu gekommen. Das Doppeljubiläum 25 Jahre ZVV (Zürcher Verkehrsverbund) und 125 Jahre ZSG hat also durchaus eine inhaltliche Bedeutung; die Schifffahrt war seit 1890 ein wichtiger Teil des öffentlichen Verkehrs in Zürich.
Die ZSG feiert dieses Jubiläum mit einem Buch*, das im letzten Herbst bereits erschienen ist und am letzten Sonntag mit einer in diesem grossem Umfang erstmalig durchgeführten Flottenparade. Von den 10 teilnehmenden Schiffen war aus jeder Kategorie mindestens ein Exemplar vertreten. DS Stadt Zürich repräsentierte die Dampferepoche (1909). Die Motorschiffe Linth, Helvetia, Limmat, Säntis und MS Bachtel prägen die Visitenkarte typischer Zürichseeschiffe der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Davor und danach gab und gibt es im Flottenportfolio des Zürichsees Zeitsprünge. MS Regula war stellvertretend für die damals innovativen Limmatboote an der Parade beteiligt (1992÷93), MS Uetliberg war als Vertreter der Albis-Klasse im Stile vor der Jahrtausendwende und MS Forch als Pendlerschiff im Stil nach der Jahrtausendwende anwesend. Schliesslich vermag MS Panta Rhei (2007) bis heute das Publikum zu polarisieren: die einen sind begeistert, andere meiden das Schiff.
Unterwegs salutierten alle Schiffe das Flaggschiff Helvetia: Dort an Bord übergab im Dabeisein von Prominenz der scheidende Direktor Hans Dietrich das Steuerrad dem neuen Unternehmensleiter Roman Knecht. Ihn erwarten spannende Herausforderungen im Spannungsfeld der Kundenbedürfnisse und einem zusätzlichen, neuen Schiff zum einen und den eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten des ZVV zum andern. Im Vorfeld der Parade bedauerte ich, dass einige Schiffe in der Werft stehen bleiben mussten. Lag es am misslichen Regenwetter oder am exorbitanten Preis, dass sich der Publikumsandrang in (engen) Grenzen hielt? Auf den beiden Schiffe Limmat und Linth, die die Fahrgäste der Orte vom linken und vom rechten Zürichseeufer aufnahmen, waren zum Beispiel nur 20 an Bord.
Blumenschmuck am Bug war das äussere Zeichen des Jubiläums; die Festbeflaggung konnte wegen Sturm und Regen nicht gehisst werden. Der Westwind fiel böenartig vom Berg hinunter und verunmöglichte die Bildung der angekündigten Sternbildung.
Auf der Formationsfahrt erkennt man v.l.n.r. die Motorschiffe Limmat, Forch, Säntis, Bachtel und Uetliberg.
Das Limmatboot Regula ist auf Überholkurs.
Die zwei Klassiker Bachtel und Säntis sowie …
… die neueste Generation mit der „Panta Rhei“, „Uetliberg“ (Albisklasse) und „Forch“ (Pendlerschiffe).
Bild mit Symbolcharakter: Roman Knecht wird als neuer ZSG-Direktor mit Élan diverse Baustellen anpacken.
Text und Bilder H. Amstad
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Hinweise
*) Das Buch ist bei der Schiffs-Agentur erhältlich: Bestellung
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