175 Jahre Traun­see-Schiff­fahrt und Fami­lie Eder als Gast­ge­ber des 59. IBT

Star des 59. IBT (Inter­na­tio­na­les Bin­nen-Schiff­fahrts­tref­fen) war der Rad­damp­fer Gisela mit Bau­jahr 1870/71. Einer der ori­gi­nells­ten Rad­damp­fer der Welt fuhr seit Jahr­zehn­ten wie­der ein­mal im Win­ter­halb­jahr. Nie­mand der Anwe­sen­den erin­nert sich daran, dass die­ses Schiff ein­mal Mitte Novem­ber im Ein­satz stand. Maschi­nist Tho­mas Gschwandt­ner: «Man merkt die kal­ten Tem­pe­ra­tu­ren, die Maschine reagiert anders als im Som­mer.» Der Kapi­tän Jörg Gries­ho­fer, Neffe des Fir­men­in­ha­bers Karl­heinz Eder hat sich warm ange­zo­gen und sicher­heits­hal­ber einen elek­tri­schen Ofen im Steu­er­haus ange­schlos­sen. Der Werft­chef und heute als Matro­sen ein­ge­setzte Josef Lech­ner unter­stützte tat­kräf­tig die ein­zige Bar­dame an Bord. Die Fahr­gäste stan­den gedrängt um den Maschi­nen­raum, genos­sen die Wärme und waren fas­zi­niert vom Schmuck­stück der Pra­ger Inge­nieur­kunst einer oszil­lie­ren­den Verbund-Zweizylindermaschine.

Aus­ser dem ver­bes­se­rungs­wür­di­gen Haupt­deck­sa­lon ach­tern gibt es sehr viele Bau­de­tails zu bewun­dern, die den ursprüng­li­chen Cha­rak­ter des Damp­fers nach den Reno­va­tio­nen gut wie­der­ge­ben. So die his­to­risch kor­rekte Anord­nung des Kamins vor dem Steu­er­haus, das gross­zü­gige Frei­deck vorne oder die gelun­gene Rekon­struk­tion des Kajü­ten­sa­lons ach­tern. Dabei sah es vor 35 Jah­ren ganz düs­ter aus um die Exis­tenz die­ses Schif­fes: Am 17. Novem­ber 1980 ent­zog die Sicher­heits­be­hörde dem Damp­fer die Betriebs­be­wil­li­gung. 1981 trat der heu­tige Geschäfts­füh­rer der Traun­see­schiffffahrt Karl­heinz „Charly“ Eder in die Firma sei­nes Vaters Karl Eder ein, anfangs 1984 über­nahm er mit knapp 23 Jah­ren den Schiff­fahrts­be­trieb sei­nes Vaters.

Bei mei­nem letz­ten Besuch stand 1985 die «Gisela» ein­ge­schalt in Eben­see Rind­bach. Ich erin­nere mich, als Karl Eder uns noch nicht sagen konnte, wann das Schiff wie­der in Betrieb gesetzt wird. Dann ging es erfreu­lich schnell: 1986 fuhr am 5. Juli die «Gisela» zur zwei­ten Jung­fern­fahrt aus. Ermög­licht wurde dies nicht nur durch die Mit­ar­bei­ter der Traun­see­schiff­fahrt, son­dern auch dank dem Ver­ein «Gesell­schaft der Freunde der Stadt Gmun­den», der mit Hilfe von Bund, Land, Gemein­den und Spen­den die Kos­ten der Reno­va­tion über­neh­men konnte. Eine inten­sive Zeit, wie sich Charly Eder erin­nert: «Die Zeit von 1981 bis 1986 bzw. 1994 war äus­serst anspruchs­voll; ‚neben­bei’ war ich noch Tou­ris­mus-Obmann (Prä­si­dent) zuerst von Gmun­den und spä­ter der gesam­ten Region Traun­see (heute des gesam­ten Salz­kam­mer­gu­tes) und hatte auch im Bund (stellv. Fach­ver­bands-Obmann der österr. Schiff­fahrts­un­ter­neh­men) zen­trale Funk­tio­nen inne. Meine Mit­ar­bei­ter fra­gen mich heute noch, wie ich das alles geschafft habe…“

175 Jahre Dampf­schiff­fahrt Traunsee

175 Jahre Schiff­fahrt auf dem Traun­see war für Eder Grund genug, seit 25 Jah­ren wie­der das IBT nach Gmun­den zu holen. 285 Kapi­täne, Schiff­füh­rer und Ange­stellte aus vie­len euro­päi­schen Län­dern tra­fen sich am Traun­see, der sich lei­der trüb und reg­ne­risch prä­sen­tierte. Karl­heinz Eder nahm dies wie alle übri­gen Teil­neh­men­den aber gelas­sen und er zitierte in sei­nen Begrüs­sungs­wor­ten am Gesell­schafts­abend Karl Valen­tin: „Wenn´s reg­net, freue ich mich – denn wenn ich mich nicht freue, regnet´s auch“ bzw. sei­nen Vater Karl Eder: „Wir brau­chen ab und zu ein wenig Regen, sonst staubt´s beim Fahren“.

Ein Wer­muts­trop­fen war hin­ge­gen, dass Gmun­den zu wenig Gäs­te­bet­ten anbie­ten konnte und des­halb viele in umlie­gen­den Orten über­nach­ten muss­ten. An der Dele­gier­ten­ver­samm­lung über­gab der Traun­see die Orga­ni­sa­tion des kom­men­den IBT an Luzern. Die SGV-Gruppe wird das 60. IBT vom 29. Okto­ber bis 1. Novem­ber 2015 durch­füh­ren, ein Jahr spä­ter dann die CGN in Mon­treux vom 17. bis 20. Novem­ber. 2017 folgt dann Thun, 2018 Bessancon/​Frankreich und 2019 Bregenz.

Leben­dige Flottenpolitik

Nach 175 Jah­ren hat die Traun­see-Flotte aktu­ell zwei span­nende Gesich­ter: mit MS Posei­don (2005 Lux­werft), MS Karl Eder (1995 Lux­werft) und MS Maria The­re­sia (1986 Schmidt Ober­win­ter, seit 1991 Traun­see, seit 2006 bei Eder) steht eine moderne Flotte zur Ver­fü­gung, die auch kuli­na­risch eini­ges zu bie­ten hat. Mit DS Gisela (1870÷71 Rus­t­on­werft Wien-Flo­rids­dorf), MS Rudolf Ippisch (1928 Schou­ten Muiden/​NE) und MS J. Rus­ton (1931, Kel­le­rer Tegern­see) prä­sen­tiert sich eine his­to­risch wert­volle Flotte mit ganz typi­schen Bau­sti­len, wie sie sonst nir­gends in die­ser Form zu fin­den sind. Alle his­to­ri­schen Ein­hei­ten ste­hen regel­mäs­sig im Ein­satz. Zu erwäh­nen ist, dass der Damp­fer in der Haupt­sai­son an Sonn­ta­gen trotz anders­lau­ten­den Ein­trä­gen im Fahr­plan 2014 bei jedem Wet­ter fuhr, was auch 2015 der Fall sein soll. Dies werte ich als gutes Zei­chen, die tou­ris­ti­sche Ent­wick­lung Gmun­dens ernst zu neh­men. Die bei­den klei­nen Motor­schiff-Oldies sind fast täg­lich auf dem Mor­gen- und Abend­kurs nach Eben­see anzutreffen.

Ein Blick auf die Flot­tenzu- und ‑abgänge lässt einen umtrie­bi­gen Besit­zer erken­nen: In sei­ner inzwi­schen 30-jäh­ri­gen Zeit als Inha­ber der Traun­see­schiff­fahrt ver­kaufte und kaufte er über 20 Schiffe. Befragt, ob er sich mehr als Schiffs­händ­ler oder Ree­der woh­ler fühle meint Kar­heinz Eder: „Auf meine Dop­pel­funk­tion (Ree­der und Mak­ler) werde ich des öfte­ren ange­spro­chen; als Ree­der fühle ich mich ein­deu­tig woh­ler – das ‹Makeln› war und ist ein Nebenjob.“

Mit dem MS Karl Eder begann 1995 ein neues Zeit­al­ter in der 175-jäh­ri­gen Geschichte der Traunsee-Schifffahrt.

Fir­men­chef und Eigen­tü­mer der Traun­see-Schiff­fahrt, Karl­heinz «Charly» Eder, über­gibt die Orga­ni­sa­tion des kom­men­den IBT an den Vier­wald­stätter­see, ver­tre­ten durch Beat Kal­len­bach vom OK.

DS Gisela ist welt­weit einer der ori­gi­nells­ten wie ori­gi­na­len Rad­damp­fer. Alle Bil­der sind am 8. Novem­ber 2014 ent­stan­den, die­ses 3. Bild von einem Foto­be­gleit­boot aus.

Trotz Regen­wet­ter waren die Gisela-Fahr­ten sehr stim­mungs­voll, hier auf der Leer­fahrt zur Werft in Ebensee.

Win­ter­dampf auf dem Traun­see – zu Ehren ds IBT in jüngs­ter Zeit einmalig

Der Heck­sa­lon ist neu renoviert…

… und die Maschine ein Schmuckstück.

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Wei­ter im Text

TV-Bei­trag zum Anlass Link

Blick zurück: 57. IBT in St. Wolf­gang Link und 58. IBT in Prien Link

Impres­sum

Bild 3 M. Eisl, Bild 4 H. Bürkli

Text und übrige Bil­der H. Amstad

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