63. IBT 2018 in Besançon: Hans und Lise­lotte Gasser zum 60. Mal dabei

Das Inter­na­tionale Bin­nen­schiff­fahrts­treffen ist eine jähr­liche Zusam­men­kunft der Schiffs­be­triebe und anver­wandten Insti­tu­tionen und Firmen. Für den Heizer z.B. der CGN und den Direktor vom Chiemsee, für die Abtei­lungs­lei­terin vom Grei­fensee und die Mat­rosin vom Äge­risee ist der mehr­tätige Anlass eine Gele­genheit, sich aus­zu­tau­schen, sich weiter zu bilden, die Kame­rad­schaft zu pflegen oder einfach den Sai­son­schluss zu feiern. Nach 1998 bereits zum zweiten Mal fand der Anlass in Frank­reich statt: Besançon am Doubs war Aus­gangs­punkt einer ganz­tä­gigen Ent­de­ckungs­fahrt nach Villers-le-Lac am Lac de Chaillexon – bei den Schweizern besser bekannt als Lac des Brenets – zwi­schen Morteau im Dépar­tement Doubs und dem neu­en­bur­gi­schen La Chaux de Fonds gelegen.

Die Seni­or­chefs der dor­tigen Schiff­fahrts­ge­sell­schaft Vedettes Pan­o­r­amiques – Saut du Doubs Excur­sions und Inhaber der Werft Chantier Naval Franco Suisse Raymond und Ber­na­dette Michel sowie ihre Tochter Muriel und Sohn Antoine Michel hatten als Klein­un­ter­nehmen eine grosse „Kiste zu stemmen“ für die Orga­ni­sation eines solchen Anlasses. Die meteo­ro­lo­gi­schen Kapriolen machten die Durch­führung nicht ein­facher. Zum einen drückte der Regen und in der Nacht auf Sonntag gar der Schneefall auf die Stimmung, zum andern sorgten die extrem tiefen Was­ser­stände des Doubs für kurz­fristige Umdis­po­nie­rungen des Programms.

Den Lac de Chaillexon gibt es nach dem Dür­re­sommer 2018 nicht mehr, auf dem See­grund wächst bereits das erste Gras. Und der schiffbare Doubs, kurz vor dem Saut du Doubs, liegt 13 Meter unter dem Nor­mal­pegel… Dass die Familie Michel trotzdem eine Schiff­fahrt am Saut du Dous möglich machte, war auch für den Chef Raymond der Höhe­punkt des IBT 2018: „Unsere schönste Erfahrung war die Durch­führung der Boots­fahrt für alle Teil­neh­menden. Am Samstag um 12 Uhr war wegen des Regens dies noch nicht sicher, ange­sichts der aus­ser­ge­wöhn­lichen Situation unseres Flusses“. Denn die 170 Teil­neh­menden mussten zuerst die 13 Meter Höhen­un­ter­schied von der Station zum Schiff via Treppen, Leitern und Hilfs­wegen hin­unter kraxeln.

Auf dem Lac de Chaillexon (Lac des Brenets oder dem Doubs, je nach Betrach­tungs­weise) betreiben ins­gesamt drei Schiff­fahrts­ge­sell­schaften mit neun Schiffen tou­ris­tische Aus­flugs­fahrten ab Villers le Lac und ab Les Brenets. Nebst der Familie Michel mit den zwei Schiffen Venus und Sau­conna hat die Familie Durig der 1962 gegrün­deten NLB auf der Schweizer Seite des Sees die drei Schiffe Géo, Jumbo und Echo im Einsatz. Der dritte Betrieb heisst Bateaux Saut du Doubs, Nach­fol­ger­firma der 1880 gegrün­deten Dampf­schiff­ge­sell­schaft mit den Schiffen Odyssée, Cristal, Milan Royal und Emeraude. Heute ist die Familie Michel der Gast­geber, der seine Firma wie folgt vorstellt:

Als Betreiber von Pas­sa­gier­schiffen über mehrere Gene­ra­tionen haben wir 1983 die Werft gegründet, zuerst für unsere eigenen Bedürf­nisse, dann für andere Kunden. Seitdem haben wir 80* Schiffe (aus Stahl oder Alu­minium) gebaut, die 40 bis 250 Pas­sa­giere trans­por­tieren können. Die Motoren laufen mit Diesel, Elek­tri­zität, Elektro-Solar oder Hybrid. Einige werden vom fran­zö­si­schen Bureau Véritas klas­si­fi­ziert, die auf ver­schie­denen Gewässern, die auf Kanälen, Flüssen und Seen Frank­reichs in Lyon, Nevers, Paris, Lille und Stras­bourg navi­gieren**. Von Anfang an konnten wir auf unser kom­pe­tentes Per­sonal zählen, das der Firma Auto­nomie und Unab­hän­gigkeit verlieh und so Sub­un­ter­nehmer mied. Dies ermög­licht uns, unsere Preise, unsere Lie­fer­fristen und unsere Garantien attraktiv zu gestalten.»

Für Hans und Lise­lotte Gasser war das 63. IBT ein spe­zi­eller Anlass: sie waren zum 60. Male dabei. Nur gerade am ersten Anlass in Radolfszell 1956, später in Bad Ischl (Wolf­gangsee, 1972) und Bregenz (Bodensee 1975) musste das schiffs­be­geis­terte Paar aus Biel fehlen. Diesen aus­ser­ge­wöhn­lichen Rekord hat Hans seinem Vater Fritz Gasser zu ver­danken, der auf dem Bie­lersee Chef­ka­pitän war. Als Loko­mo­tiv­führer der Grims­elbahn, die für den Bau des Stau­dammes erbaut wurde, konnte er nach dem Bauende seine erwor­benen Kennt­nisse bei der „Bieler-Dampf­schif­fahrts-Gesell­schaft“ ein­bringen. Fritz Gasser gehört auch zu den Gründern des IBT.

Hans Gasser, heute 83, erinnert sich: „Oft wurde ich nach der Schule für den letzten Kurs als Matrose ein­ge­setzt“. Mit 16 nahm er dann die erste Sai­son­nier­stelle an: als „Ländter“ bei der Station St. Peter­s­insel. „Damals hatten wir dort Tages­fre­quenz von bis zu 2000 Per­sonen.“ Jahre darauf kam der inzwi­schen gelernte Sanitär- und Bau­spengler im Sommer regel­mässig auch auf die Schiffe und dies 11 Jahre lang. Beruflich war er für den tech­ni­schen Unterhalt des Spitals Biel ver­ant­wortlich („Von den Instru­menten im Ope­ra­ti­onssaal bis zur Kana­li­sation“). Aus­serhalb wid­meten sich Hans und Lise­lotte jede freie Minute dem Dampf. Während 20 Jahre waren sie als frei­willige Helfer bei der Furka-Dampfbahn im Einsatz und seit 14 Jahren nun beim Verein Tri­vapor DS Neu­châtel. Von seinem Wohnsitz an der Tes­sen­berg­strasse geniessen die beiden nicht nur einen herr­lichen Blick auf den Bie­lersee sondern auch auf die Werft der BSG, die Hafen­ein­fahrt und auf ihr eigenes Schiff.

Mag sich Hans ein spe­zi­elles IBT erinnern? „Ja, 1974 in Berchtesgaden/​Königssee, als im Rah­men­pro­gramm die Teil­neh­menden die Rennbahn hin­unter rodelten; das ist mir bis heute in leb­hafter Erin­nerung.“ Beide hoffen nun, dass sie das 67. IBT, das 2022 in Biel zum dritten Mal statt­findet, noch in guter Gesundheit sozu­sagen als „Heim­spiel“ erleben dürfen.

Am dies­jäh­rigen IBT in Frank­reich durfte als Abschluss am Sonntag eine Fahrt auf dem Doubs in Besançon nicht fehlen. Das Schiff Le Battant** befährt dabei eine grosse Schleife durch die Alt­stadt auf dem Doubs. Bei der engsten Stelle führt ein 400 m langer schiff­barer Tunnel*** unter den im Jahr 2008 zum UNSECO Welt­kul­turerbe ernannten Befes­ti­gungs­an­lagen. Dieser Tunnel wurde erbaut, um den Weg für die Güter­schiff­fahrt abzu­kürzen. Um diese span­nende und für viele unbe­kannte Gegend mit ihren Schiff­fahrten kennen zu lernen, orga­ni­siert die Schiffs-Agentur für Ende August 2020 eine drei­tätige Reise. Sie wird uns auf die Jura­ge­wässer Lac des Brenets, den Doubs in Besançon, Lac de Saint Point und den Lac de Joux führen.

Die Rund­fahrt der „Sau­conna“ führt auf der IBT-Rund­fahrt grad noch 1,5 km weit.

Ein­drücklich ragen die sonst unsicht­baren Fels­for­ma­tionen des Jura-Kalkes aus dem Wasser des Doubs.

Der Lac de Chaillexon prä­sen­tiert sich am Ende des Sees wie eine Kra­ter­land­schaft; die Teil­neh­menden über­winden die 13 Meter Höhen­un­ter­schied zum Nor­malsteg über impro­vi­sierte Wege.

Hans und Lise­lotte Gasser sind zum 60. Mal am IBT dabei.

Raymond Michel beschliesst den Gala­abend im Grand Kursaal (Bild Textteil) in Besançon die Bin­nen­schiffer mit einer IBT-Torte.

Am Sonntag ver­ab­schieden sich die Gast­geber mit einer Rund­fahrt durch Besançon. Dabei fährt das Schiff Le Battant einen Rundkurs, der auch einen 400 m langen Schiffs­tunnel befährt. Im Hin­ter­grund erkennt man das Tun­nelende mit einer Schleuse; Farb­lichter erzeugen eine besondere Atmosphäre.

Bild 6 M. Bisegger, Text und übrige Bilder H. Amstad

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Bemer­kungen

*) 1989 hat die Chantier Naval Franco Suisse das erste elek­trische Pas­sa­gier­schiff in Frank­reich gebaut. Dieses Schiff kann 60 Fahr­gäste an Bord nehmen und funk­tio­niert mit 2 Tonnen Blei­bat­terien. Das grösste elek­trische Schiff wurde im Jahre 2000 für den Strass­burger Hafen gebaut mit 150 Plätzen, 23 m Länge, 5 m Breite und 12 t Bat­terien. Im Jahre 2014 hat die Werft einen Elek­tro­so­lar­ka­ta­maran für den Jonage Canal in der Region Lyon­naise gebaut.

**) Eine Auswahl von 20 der 80 in Villers-le-Lac erbauten Schiffe: 1983 Savière94 pax für den Lac de Bourget (Savoie) Elektro/​Diesel / 1985 Sabaudia 100 pax für den Lac de Bourget (Savoie) Elektro/​Diesel / 1989 Perle du Verdon 60 pax für den Lac d’Esparron (Alpes-de-Haute-Pro­cenvce) Elektro / 1990 Canyon 60 pax für den Lac de St. Croix (Var) Elektro / 1991 Colibri 75 pax für den Gen­fersee (Haute Savoie) Elektro/​Diesel / 1993 Suzel 150 pax für die Ill in Strass­bourg (Bas-Rhin) Elektro/​Diesel / 1997 Vénus 75 pax für den Lac de Chaillexon (Doubs) Solar­strom / 1997 Marcel Carné 250 pax für die Seine in Paris, Elektro/​Diesel / 2000 Gustave Doré 150 pax für die Ill in Strass­bourg (Bas-Rhin) Elektro / 2001Ville d’Avignon 50 pax für die Rhône in Avignon (Vau­cluse) Diesel-elek­trisch / 2001 Marius 75 pax für den Canal de Colmar (Haut-Rhin) Elektro/​Diesel / 2008L’art du Temps 75 pax für die Anguison bei Cor­bigny (Nièvre) Splar­an­trieb / 2009 Sau­conna siehe unten *** / 2010 Savoyard II 150 pax für den Lac de Bourget (Savoie) Elektro/​Diesel / 2010 L’Orient 120 pax für den Lac de Forêt d’Orient (Aube) Diesel-elek­trisch / 2011 L’Olt 100 pax für den Lot (Fluss im Dep. Aveyron) Diesel-elek­trisch / 2012 Navilys 150 pax in Lyon (Rhône) Elektro/​Diesel / 2014 La Navette du Canal 75 pax für den Canal de Jonage (Rhône) Elektro/​Solar / 2016 La Petit Saint Point 28 pax für den Lac de St. Point bei Pon­tarlier (dep. Doubs) Elektro/​Solar / 2017 Navilys II 150 pax in Lyon (Rhône) Elektro/​Diesel.

Tech­nische Daten

Le Battant, 1985, Chantier Naval Franco Suisse, L 17 m, B 4,25 m – 100 pax – 2 x 150 PS Diesel Volvo AQAD31DP, 15km/​h, Einsatz auf dem Doubs in Besancon

Sau­conna, 1983 Chantier Naval Franco Suisse, L 21 m, B 25 m, 110 pax (70 mit Mahlzeit), 150 PS Diesel IVECO + 2 x 15 kW 48 V mit 3 t Bat­terien und 15 m² Solar­zellen, Einsatz auf dem Doubs in Villers le Lac

Weiter im Text und Bild

62. IBT (Link), 61. IBT 2016 Link, 60. IBT 2015Link, 59. IBT 2014 Link, 58. IBT 2013 Link, 57. IBT 2012 Link.

Die Tunnel mit Kursschiff­fahrt: Link

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