Der Siegeszug der Motorschiffe auf dem Bodensee
Motorschiffe auf dem Bodensee sind etwas Besonderes. Kaum ein See bietet so viele verschiedene Typen aus unterschiedlichsten Epochen von Fahrgastschiffen wie das Schwäbische Meer. Die Klassiker sind in Österreich die „Austria“ und vielleicht eines Jahres auch wieder die „Österreich“, in Deutschland die „Baden“, „Schwaben“ und „Karlsruhe“ und in der Schweiz die „Thurgau“ und „Zürich“. Daneben verkehren Moderne vom Typ „Überlingen“, drei Katamarane, neun Autofähren (wovon eine davon die historische „Konstanz“ aus dem Jahr 1928 ist). Sehr schöne Schiffe sind für mich auch die „Konstanz“ der BSB oder die „St. Gallen“ der SBS. Die „Sonnenkönigin“ ist nochmals eine andere Liga wie auch der Schaufelraddampfer Hohentwiel. Auffallend ist die Dominanz von insgesamt 10 Dreideckschiffen, wie sie auf andern Gewässern ganz selten vorkommen**. Auch die wegen den Brücken niedrig gebauten Fluss-Schiffe der URh haben ihren Reiz und sind als Anderthalbdecker eine weitere Ergänzung auf dem See und dem Rhein bis Schaffhausen. Auf dem Bodensee ist mir nie langweilig; selbst im Winter fahren nebst kulinarischen Rundfahrten täglich die Katamarane und die Fährverbindungen Romanshorn – Friedrichshafen und Konstanz – Meersburg.
Reiner Jäckle und Karl F. Fritz präsentieren ihr neustes Werk auf der Fähre Kreuzlingen, im Hintergrund fährt das Schwesterschiff Meersburg ein. Bilder 1 bis 5 St. Hellstern, Text und übrige Bilder H. Amstad
Über all diese zahlreichen Motorschiffe ist nun ein spannendes Buch* erschienen: „Der Siegeszug der Motorschiffe auf dem Bodensee“. Es ist sozusagen die Fortsetzung von „Das Goldene Zeitalter der Schaufelraddampfer auf dem Bodensee“ vom gleichen Autorenteam Reiner Jäckle und Karl F. Fritz. Gleich schon im ersten Kapitel ist nachzulesen, dass zwei der ältesten Motorschiffe des Bodensees heute noch in Fahrt sind. Zum einen ist dies die 1916 erbaute „Gustav Prym“, die heute ab Bodman unterwegs ist. Zum andern das Konstanzerli (1925), das heute im Besitz der URh steht.
Auf der Fähre Kreuzlingen feierte das Buch in Anwesenheit von Stefan Ballier, Geschäftsbereichsleiter des Fährebetriebes der Stadtwerke Konstanz, die Vernissage. Baillier wusste zu berichten, dass die Bodensee-Schiffer vom Schiffsprofessor sprechen, wenn sie den Bodenseekarle meinen. Darauf angesprochen meinte dann Karl F. Fritz, dass er diesen Titel Herrn Bögle, dem früheren Bodensee-Chef, nicht streitig machen möchte… Karl F. Fritz und der zweite Autor des Buches, Reiner Jäckle, ergänzen sich bestens. Jäckle: „Ich lernte Karl 2010 auf der ‚Seestern’ kennen, als wir beide den gleichen Arbeitsweg nach Überlingen hatten. Auf der viertelstündigen Überfahrt hab ich so viel erzählt bekommen, dass mich die Schifffahrt immer mehr zu faszinieren begann.“ Während das wandelnde Lexikon Fritz von Geschichten, Daten und Zusammenhängen nur so strotzt bringt der Journalist und Redaktor der «SeeWoche Überlingen» sein journalistisches Know-How und als Fotograf sein gestalterisches Flair in die Projekte ein. Nach so vielen bereits erschienen Bodensee-Schiffsbüchern sollte man meinen, die Bilderfundgrube sei mal ausgeschöpft. Nicht so bei diesem Buch: die historischen Bilder sind meist unveröffentlicht und die Aktuellen von hoher Qualität. Einzig das Buchformat schränkt die Wiedergabequalität der 90 Bilder ein. Jäckle: „Mir gefällt der aktuelle Bezug,“ das Buch sei mehr als nur ein Schiffsbuch. 27 spannende Geschichten werden auf 120 Seiten erzählt.
Die Bilder dieses Blogs stammen nicht aus dem Buch; sie erzählen eine eigene Geschichte. Das Buch und unsere Bilder haben gemeinsam, dass sie spezielle Anekdoten erzählen über den Einsatz der Bodensee-Motorschiffe. So war am 18. August 2007 die Autofähre Romanshorn auf dem Schweizer Kurs 7031 von Rorschach über Kreuzlingen zur Insel Mainau unterwegs.
MS Schaffhausen fuhr am 30. April 2005 die deutschen Kurse 409 – 412 zwischen Konstanz und Überlingen (Bild bei Mainau im Hintergrund das Überlinger Ufer).
Das österreichische Schiff Stadt Bregenz fuhr am 20. Mai 2007 den Schweizer Kurs 7031 (Bild der Hafen von Kreuzlingen).
Am 4. April 2013 übernahm die „Baden“ den Autofährekurs zwischen Romanshorn und Friedrichshafen.
Ein seltenes Bild entstand am 23. September 2012, als die „Überlingen“ den Kurs 137 nach Bregenz ausführte (links im Bild, dahinter MS Konstanz, MS Graf Zeppelin und MS Alpenstadt Bludenz).
MS Reichenau fuhr am 28. Januar 2006 die Katamarankurse für die „Konstanze“.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Hinweise
*) Buchbeschreibung und Bestellung (Link)
**) Auf allen übrigen alpenländischen Seen ist die Anzahl von Dreideckschiffe zusammen kleiner als auf dem Bodensee: auf dem Starnberger See MS Starnberg und MS Seeshaupt, auf dem Genfersee MS Lausanne, auf dem Zürichsee MS Linth, auf dem Thunersee MS Berner Oberland, MS Stadt Thun und MS Bubenberg, auf dem Brienzersee MS Brienz und ab 2017 auf dem Vierwaldstättersee.
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