Die Geschichte der Pas­sa­gier-Schiff­fahrt der Boots­ver­mie­tung Zim­mer­mann Vitz­nau (Teil 2)

Im ers­ten Teil der Fami­lien-Saga Zim­mer­mann erfuh­ren wir vom jüngste Sohn Tony, wie es zum Schiffs­be­trieb kam und wel­che Hochs und Tiefs er und der Schiffs­be­trieb dabei erleb­ten. Im zwei­ten Teil liegt Fokus ver­stärkt auf der Flotte, nach­dem Tony Zim­mer­mann Jahr für Jahr stär­ker im Fami­lien-Schiffs­be­trieb ein­ge­bun­den wurde. Wie es 1954 zum ers­ten „rich­ti­gen“ Pas­sa­gier­schiff kam, zum 40-Per­so­nen­schiff Alba­tros (I), haben wir im Teil 1 bereits erfah­ren. Das Holz­boot kaufte Walti Zim­mer­mann bei Luigi Gnec­chi in Lugano, das dann 1958 bis 1982 in Vitz­nau gute Dienste tat und nach der Inbe­trieb­nahme der „Aurora“ vor allem als Reser­ve­schiff im Ein­satz stand, bis es dann nach einem Sturm­scha­den sank. Dazu mehr später.

Die „Aurora“-Story

Zum Jubi­läum „30 Jahre Boots­ver­mie­tung Zim­mer­mann Vitz­nau“ ver­fasste der Chro­nist „g.b.“ (voll­stän­di­ger Name unbe­kannt) 1961 fol­gende Zei­len: „Die Ansprü­che der stets wach­sen­den Gäs­te­schar, wel­che auf rei­che­ren Kom­fort (Klima- und Hei­zungs­an­lage, Toi­lette, etc.) und grös­sere Betriebs­si­cher­heit auch bei schlech­tem Wet­ter ziel­ten, ver­an­lass­ten zur Inbe­trieb­nahme eines neuen Fahr­zeu­ges.“ So kam die „Aurora“ auf den Plan, die im Auf­trag der Zim­mer­manns vom Boots­bauer Beat Bucher aus Vitz­nau geplant wurde. Die tech­ni­sche Lei­tung hatte Toni Zim­mer­mann inne, wäh­rend die Werft Has­ler aus dem Rotz­loch die Schale baute und die Car­ros­se­rie­werke Aar­burg (CWA) für die Auf­bau­ten zustän­dig waren. Das Schiff war das erste Stahl­schiff, das bei Has­ler her­ge­stellt wurde. Die Steue­rung funk­tio­nierte erst­mals nicht über Ket­ten, son­dern hydrau­lisch, „wie bei einem Bag­ger,“ ergänzt Tony1. Ein Lang­holz­last­wa­gen brachte das Schiff vom Rotz­loch nach Aar­burg. Bei der CWA stellte die „Aurora“ ein Uni­kum dar: die lange Zeit welt­füh­rende Pro­duk­ti­ons­stätte für Seil­bahn­ka­bi­nen und zum Teil auch für Auto­busse war die­ses Schiff das ein­zige Expe­ri­ment zu Was­ser. Tony Zim­mer­mann: „Die Über­gänge vom Glas zu den Trä­gern waren nicht dicht und es reg­nete hin­ein.“ Zim­mer­mann ersetzte in der Folge sämt­li­che Dichtungen.

Die Jung­fern­fahrt vom 27. Mai 1961 sorgte für eine gute Presse. Die Tauf­pa­tin war CWA-Direk­to­ren­frau Frech, der Schiffs­götti ein Onkel von Tony, Dr. Josef Zim­mer­mann. Die bei­den lies­sen es nicht neh­men, die Aus­ga­ben fürs Fest zu über­neh­men. Doch die Freude war von kur­zer Dauer: genau einen Monat spä­ter beschlag­nahmte die Luzer­ner Poli­zei das Schiff man­gels Kon­zes­sion. Zim­mer­man: „Wir haben die Kon­zes­sion zum Betrieb der ‚Aurora‘ am 15. März zwar ein­ge­reicht, es wurde aber abge­lehnt, was uns aber nicht gross impo­nierte.“ Der dama­lige Vor­ste­her des zustän­di­gen Depar­te­men­tes des Kan­tons Luzern sass auch im Ver­wal­tungs­rat der Dampf­schiff­fahrts­ge­sell­schaft Vier­wald­stät­te­see DGV. Diese machte in Bern beim Bun­des­amt für Ver­kehr gel­tend, es bestehe kein wei­te­rer Bedarf für sol­che Fahr­ten resp. das bestehende Ange­bot decke die Bedürf­nisse ab. Inof­fi­zi­ell woll­ten die DGV aber die läs­tige Kon­kur­renz vom Hals haben, wie Tony vermutet.

Der Ent­scheid, die „Aurora“ in der DGV-Werft „an Ket­ten zu legen“, kam dann schluss­end­lich auch der DGV teuer zu ste­hen. Denn sie musste in Kon­se­quenz ihrer Argu­men­ta­tion nach­wei­sen, die Fahr­ten der Zim­mer­mann-Brü­der sel­ber aus­füh­ren zu kön­nen. So macht dann MS Mythen zu jenen Kon­di­tio­nen, die der Boots­be­trieb Zim­mer­mann mit der eng­li­schen Rei­se­agen­tur Over­land-Glo­bal aus­ge­han­delt hat, unter ande­rem drei Mal wöchent­lich Pend­ler­fahr­ten zwi­schen Ger­sau und Alpnach­stad. Andere regel­mäs­sige Fahr­ten wie jene von Luzern zur Lüt­zelau konnte der Boots­be­trieb Zim­mer­mann wei­ter­hin mit der „Alba­tros“ aus­füh­ren, die eine Kon­zes­sion hatte. „Der Ent­scheid des Luzer­ner Amts­stadt­hal­ters liess auf sich war­ten. Es war ein super Som­mer und die Aus­fälle war­fen unsere Finanz­pläne arg über den Hau­fen, abge­se­hen vom Image­scha­den, den die­ses Desas­ter bei unse­ren inter­na­tio­na­len Part­nern aus­ge­löst hatte,“ stellt heute Zim­mer­mann selbst­kri­tisch fest.

Für wei­tere Schlag­zei­len gesorgt

Das zustän­dige Bun­des­amt in Bern sah bald ein­mal, dass der Bedarfs­nach­weis im Sinne des Vitz­nauer Boots­be­trie­bes zu inter­pre­tie­ren sei und so erhielt die „Aurora“ gegen den Wil­len der DGV fürs kom­mende Jahr 1962 die Fahr­be­wil­li­gung, gewerbs­mäs­sige Fahr­ten durch­zu­füh­ren. Pas­send zu den „wil­den“ Zim­mer­mann-Brü­dern sorgte die „Aurora“ auch spä­ter immer wie­der für Auf­re­gung. So schau­ten zwei Schiffs­füh­rer im ers­ten Aurora-Betriebs­jahr im Anschluss einer Gäs­te­fahrt in Brun­nen zu tief ins Glas. Auf der Heim­fahrt nach Vitz­nau machte der eine im Salon den Schlaf des Gerech­ten und dem andern pas­sierte das glei­che Schick­sal, aber am Steuer der fah­ren­den „Aurora“. Glück im Unglück hat­ten die bei­den, indem die „Aurora“ in vol­ler Fahrt in Becken­ried in einen Boots­ha­fen in der Rüte­nen und dort genau zwi­schen zwei ver­täu­ten Boo­ten knallte. Wäh­rend der Mann am Steuer erwachte und „geis­tes­ge­gen­wär­tig“ den Retour­gang ein­legte und irgend­wie nach Vitz­nau fuhr, reichte der Knall für den ande­ren Schiffs­füh­rer nicht aus, geweckt zu wer­den. In Vitz­nau ange­kom­men war ihr ein­zi­ges Ziel, ihren Suff zuhause auszuschlafen.

Ich kann mir vor­stel­len, wie es Tony Zim­mer­mann am andern Mor­gen erging, als die­ser zum Kur­park lief und die „Aurora“ hava­riert vor­fand: „Unsanft (aber beherrscht) weckte ich beide Her­ren und beor­derte sie, mit dem Schiff sofort in die Has­ler-Werft zu fah­ren, bevor die Presse oder ‚gwund­rige‘ Leute auf den Vor­fall auf­merk­sam wur­den.“ Der Scha­den hätte den Bau einer neuen Bug­par­tie erfor­dert. „Noch­mals ein Aus­fall einer Sai­son lag natür­lich nicht drin. So ent­schie­den wir uns, einen ‚Fake­bug‘ über die ‚ein­ge­tätschte‘ Nase zu bauen und erst im kom­men­den Win­ter diese zu erset­zen. Nach vier Tagen fuh­ren wir wie­der umher.“ Um das Ganze unter dem Deckel zu behal­ten konnte Zim­mer­mann die bei­den auch nicht auf die Strasse stel­len, von einer Anzeige gar nicht erst zu reden…

In Vitz­nau kann der West­wind ganz schön wüten. So ent­schie­den sich die „Zim­mer­män­ner“, die „Aurora“ im kom­men­den Win­ter in Buochs zu sta­tio­nie­ren. Im Eis­win­ter 1963 gefro­ren auch Teile der Buochs­er­bucht zu. Das Eis ras­pelte auf der Höhe der Was­ser­li­nie sämt­li­che Farbe der „Aurora“ bis zum blan­ken Eisen weg. Aus­ser­dem blieb unbe­merkt rest­li­ches Kühl­was­ser in den bei­den Moto­ren, das dann gefror und beide Aggre­gate beim Auf­tauen im Früh­ling ver­spreng­ten. Tony: „Die Moto­ren waren nicht mehr zu ret­ten und muss­ten ersetzt wer­den, ein teu­res Unterfangen.“

Nach dem Unter­gang eine neue „Alba­tros“ als Flaggschiff

Das für den Boots­be­trieb Zim­mer­mann legen­däre Holz­boot Alba­tros ver­brachte den Win­ter jeweils in einer Schiffs­hütte in der Unter­matt, schräg via-à-vis von Vitz­nau an der gegen­über­lie­gen­den Halb­in­sel untere Nase gele­gen. Bei einer aus­ser­ge­wöhn­lich star­ken Biese reis­sen im Novem­ber 1980 die Wel­len die Lei­nen los. Das Schiff schlägt in der Hütte regel­mäs­sig auf einen Stein auf und beschä­digt die Schale stark. Was­ser dringt in den Rumpf und das Schiff sinkt. Nach dem Heben wird es nach Rotz­loch geschleppt, wo das Ver­dikt auf „Abbruch“ lau­tet. Der Boots­ver­mie­tung fehlt nun ein Schiff. Da kom­men nun grad zwei Schiffe auf den Plan: die „Libelle“ (I) und der noch zu pla­nende Neu­bau „Alba­tros“ (II).

Kurz­fris­tig erwirbt der Boots­be­trieb Zim­mer­mann von Arnold von Euw in Brun­nen die „Libelle“, mit­tel­fris­tig plant Tony ein Neu­bau, der grös­ser und kom­for­ta­bler sein soll als alle andern bis­he­ri­gen Zim­mer­mann-Schiffe, die „Alba­tros“ II. Um den künf­ti­gen Stand­platz der neuen „Alba­tros“ in Vitz­nau nicht zu gefähr­den, lässt der Vitz­nauer Boots­be­trieb die „Libelle“ in Brun­nen imma­tri­ku­liert und eröff­net dazu im Kan­ton Schwyz eine Zweig­nie­der­las­sung. Zim­mer­mann: „Das Schiff gehörte zur Schiffs­hütte oder umge­kehrt: um den Stand­platz in Brun­nen nicht zu ver­lie­ren, lies­sen wir die ‘Libelle’ gleich dort.». 1988 ver­kau­fen die Gebrü­der Zim­mer­mann das klas­si­sche, von Pedrazzini erbaute Holz­scha­len­schiff mit sei­nen Car-Pan­orama-Fens­tern an Joe Fass­bind (Brun­nen), der es dann sei­ner­seits 1990 an Urs Sie­grist nach Yver­don auf den Neu­en­bur­ger­see ver­kaufte2. Fass­bind kaufte dann von Charles Bucher AG die „Charles“, die er dann in „Libelle“ II umtaufte und damit bis 1994 fuhr. Dann kom­men die Zim­mer­män­ner wie­der ins Spiel, doch dazu später.

Unter­des­sen geht die Pla­nung der neuen „Alba­tros“ II zügig voran. „Ich sah immer ein Fähn­lein auf dem Berg, zu dem hin­auf ich zu gehen habe“, erzählt Tony Zim­mer­mann sym­bol­haft seine Umtrie­big­keit und sein Lebens­motto, immer wie­der Neues anzu­pa­cken. Das Erleb­nis des „Eigen­baus“ der „Aurora“ vor Augen drängt Tony Zim­mer­mann „das nächste Fähn­lein“ anzu­pa­cken, dies mit einer zwei­ten „Eigen­kon­struk­tion“ eines Schif­fes. „Wir hat­ten beim Bau der ‚Aurora‘ viel gelernt“, was ihm dann bei der Pla­nung und beim Bau der neuen „Alba­tros“ zugu­te­kam. Nach Plä­nen von Heinz Glasel ent­steht in der Has­ler Werft Rotz­loch ein neues Flagg­schiff für die Boots­ver­mie­tung Zim­mer­mann. Bei der Was­se­rung am 4. August 1982 war Tony allein auf dem Schiff; die erfolg­rei­chen Pro­be­fahr­ten erfüll­ten ihn mit Glücks­ge­füh­len. Die Taufe und Jung­fern­fahrt am 5. Novem­ber 1982 war zwar ver­reg­net, was sei­ner Freude kei­nen Abbruch tat. „Das neue Schiff war bes­ser und schnel­ler, wir schaff­ten die Stre­cke von Luzern nach Vitz­nau in 35 Minu­ten, mit der ‚Aurora‘ hat­ten wir noch 50.“ Das Gelin­gen erfüllte ihn mit Stolz: „Seit lan­ger Zeit war ich end­lich inner­lich zufrie­den und satt – ein sel­te­nes und selt­sa­mes Gefühl war das in mei­nem Leben.“

Wirt­schaft­li­che Über­le­gun­gen führ­ten 1994 zu einem Schiff-Tausch: Der 80-Plät­zer Alba­tros erfor­derte eine Zwei­mann-Besat­zung, was den Gebrü­dern Zim­mer­mann nicht auf allen Fahr­ten wirt­schaft­lich erschien. Zum andern war Joe Fass­bind mit sei­ner „Libelle“ II (vor­mals MS Charles der Bucher-Excur­si­ons Lucerne) in Brun­nen zu oft am Limit mit den hier zuge­las­se­nen 55 Fahr­gäs­ten, ein grös­se­res Schiff wäre ihm lie­ber. So war der Schiff­tausch die per­fekte Lösung und die „Alba­tros“ fährt seit­her in Brun­nen3.

Das Ende des Boots­be­trie­bes Zimmermann

Pius, jener Bru­der, der nach Ame­rika aus­wan­derte, kam Ende der Ach­zi­ger-Jahre von den Staa­ten zurück – seine Träume und Ziele konnte er dort wirt­schaft­lich nicht umset­zen und schei­terte. Pius kam des­halb wie­der „an Bord“ des Schiffs­be­trie­bes von Tony, sie waren fortan zu zweit im Manage­ment. „Es dau­erte aber nicht lange, und schon strit­ten wir uns wie­der.“ Tony hatte viel zu tun mit sei­nem Rei­se­büro, das sich auf den Inco­ming-Tou­ris­mus spe­zia­li­sierte; er ver­nach­läs­sigte den Schiffs­be­trieb etwas. Pro­bleme in der Per­so­nal­füh­rung und eine für Tony schwie­rige Rolle sei­nes Bru­ders lief auf eine Art „Meu­te­rei“ hin­aus, wie sich heute Tony aus­drückt. Statt sich erpres­sen zu las­sen ver­kaufte er dann 1995 den gan­zen Schiffs­be­trieb kur­zer­hand an ver­schie­dene Adres­sa­ten. Die „Esay“ behält er für sei­nen pri­va­ten Gebrauch.

Die „Aurora“ ver­kaufte er an den „Sin­gen­den Wirt“, wie Tho­mas Ber­ger als Bus- und Hotel­un­ter­neh­mer aus Ain­ring (Berch­tes­ga­den) in der Bra­che genannt wurde. Tony Zim­mer­mann kannte ihn von den Tou­ris­mus­ge­schäf­ten her. Die­ser besass nebst 50 Setra-Bus­sen unter ande­rem in Disen­tis ein Hotel und beab­sich­tigte nun, mit den Rei­se­bus­sen von der Sur­selva jeweils noch einen nau­ti­schen Abste­cher auf den Vier­wald­stätter­see zu machen. Seine Rech­nung ging aber nicht auf und so ver­äus­serte Tho­mas Ber­ger das Schiff nach zwei Jah­ren an Rino Kro­nen­berg, der das Schiff ab Vitz­nau wei­ter betrieb4.

Zusam­men mit der Aurora» kommt auch die «Libelle» II 1996 an Tho­mas Ber­ger, 1998 dann an Boldi Küt­tel, der das Schiff auf «Vitzen­o­via» umtauft. Am legen­dä­ren 26. Dezem­ber 1999, am Tag des Jahr­hun­dert-Stur­mes Lothar, ver­sucht der Eig­ner und sein Schiffs­füh­rer­kol­lege, die «Vitzen­o­via» vor dem Zer­schel­len des Schif­fes am Vitz­nauer Steg zu ret­ten und fah­ren hin­aus auf den «kochen­den» See. Tony Zim­mer­mann erin­nert sich: «Ich sass mit zwei Kol­le­gen im Restau­rant Schiff und sah das Unheil kom­men. Nach meh­re­ren Wel­len, die das Schiff über­deck­ten, ver­schwand es in den Flu­ten. Wir ent­schie­den uns, mit der ‘Easy’ die bei­den Schiffs­füh­rer zu ret­ten und bega­ben uns sel­ber in Lebens­ge­fahr.» Es war nicht mehr nötig: die bei­den konn­ten trotz Dezem­ber-Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren das Ufer schwim­mend errei­chen. Tony’s Fahr­kön­nen hat min­des­tens das Ret­ter­team wie­der heil ans Ufer gebracht. So liegt die ehe­ma­lige «Charles» und «Libelle» II seit­her so tief vor Vitz­nau auf dem Vie­w­ald­stät­ter­see-Grund, dass es weder gebor­gen wer­den kann noch künf­tig zu einem Aus­flugs-Hot­spot für Tau­cher wird.

Damit sind ins­ge­samt drei der neun Zim­mer­mann-Schiffe unter­ge­gan­gen – aller­dings nicht alle unter sei­ner Lei­tung: die „Alba­tros“ I, die „Libelle“ I (als „Pes­ta­lozzi) und die „Libelle“ II (als „Vitzen­o­via“). „Hart im Neh­men“, und das seit Kinds­bei­nen an, wie wir im Teil 1 der Fir­men­chro­nik erfah­ren haben, ist sich Tony Zim­mer­mann eini­ges gewöhnt, bis heute. Mit Corona und einer aus­ge­wach­se­nen Lun­gen­ent­zün­dung schrammte er über die Fest­tage auf der Inten­siv­sta­tion des Luzer­ner Kan­tons­spi­tal knapp dem Tod vor­bei. „Ich will noch nicht gehen“, sagte er mir nach sei­ner Rück­kehr. Ver­mehrt will der heute 82-jäh­rige Macher Momente der Ruhe und Gelas­sen­heit zulas­sen: «Manch­mal will ich nur noch da sein, leben, mit eini­gen ein wenig her­um­strei­ten. Das brau­che ich ein­fach.» Mit dem See und den Schif­fen bleibt er aber für immer ver­bun­den: «Schiffe inspi­rie­ren mich, auf dem Was­ser kamen mir die tolls­ten Ideen und das ist bis heute geblieben.»

Die im Rotz­loch erbaute Stahl­schale, die erste für die Werft Has­ler, wird mit einem Lang­holz­trans­por­ter nach Aar­burg zu den CWA gebracht.

Das fer­tige Pro­dukt namens Aurora prä­sen­tiert sich stolz (mit Kamin) vor Vitznau.

Die Boots­ver­mie­tung Zim­mer­mann hatte ab 1980 einen aus­ser­kan­to­na­len Fir­men­ab­le­ger: Die „Libelle“ I mit Schwy­zer Immatrikulationsnummer.

Über die Topen beflaggt: MS Alba­tros ist der zweite „Eigen­bau“ der Boots­ver­mie­tung Zimmermann.

Die „Libelle“ II mit der ele­gan­ten, hol­län­di­schen Stahl­schale hier noch unter der Flagge von Joe Fass­bind fah­rend kommt 1994 zum Boots­be­trieb Zimmermann.

Die „Easy“ konnte bis 11 Fahr­gäste auf­neh­men oder auch für Was­ser­ki­fah­ren ein­ge­setzt werden.

Der „Anker-Tony“ kann auf ein inten­si­ves Leben zurückblicken.

Bil­der im Text­teil: 1) Ers­ter Här­te­test für die „Aurora“ auf dem Weg zur den Car­ros­se­rie­wer­ken Aar­burg. 2) Sta­pel­lauf der „Alba­tros“ am 4. August 1982. 3) Tony Zim­mer­mann war am 27.11.2014 bei Kurt Aeschbacher’s Talk­show auf SRF, dem Haupt­ka­nal des Schwei­zer Fern­se­hens, zu Gast.

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Hin­weise

1) Toni Zim­mer­mann hat die Bau­schritte gut doku­men­tiert: Die Pla­nung erfolgte vom 20. Novem­ber 1960 bis Ende Januar 1961, der Scha­len­bau im Rotz­loch starte am 23. Januar, der Trans­port auf der Strasse nach Aar­burg pas­siere am 26. März 1961. Am 15. Mai 1961 kam das Schiff vom Kan­ton Aar­gau wie­der zurück nach Nid­wal­den, wo am 17. des Won­ne­mo­na­tes um 13.25 der Stap­pel­lauf im Rotz­loch geschah. Die fei­er­li­che Taufe war dann bei Hudel­wet­ter 10 Tage spä­ter in Vitznau.

2) Die alte Libelle“ I erhielt in der West­schweiz den Namen „Pes­ta­lozzi“. In einem star­ken Bisen-Sturm sinkt die „Pes­ta­lozzi“ am 7.12.1991 in Grand­son, der Eig­ner und Kapi­tän Urs Sie­grist kann sich mit gros­sem Glück nach einer Stunde Lebens­kampf ret­ten. Nach der Hebung wird die Holz­schale des Schif­fes noch für Ramm­ar­bei­ten der Firma Teun­ven­ant SA Hydrau­lik Bôle/​NE verwendet.

3) Joe Fass­bind (1939 – 2020) war als gelern­ter Elek­tri­ker ein Schiff­ler mit Lei­den­schaft. Er und seine Frau Bri­gitte über­nah­men 1976/77 die Boots­ver­mie­tung in Brun­nen. Er hatte auch eine Motor­boots­schule und eine kleine Motor­boots­werft. Joe Fass­bind been­dete seine 15-jäh­rige Schiffs-Fir­men­ge­schichte 2003 und ver­kaufte die „Alba­tros“ II an den ehe­ma­li­gen Zim­mer­mann-Schiffs­füh­rer Rino Kro­nen­berg. 2008 wird neuer Inha­ber der «Alba­tros» Paul Reich­muth aus Schwyz, Rino Kro­nen­berg bleibt Schiffs­füh­rer bis zu sei­nem Tod 2016. Dann Ver­kauf an den Chi­ne­sen Luke Zhou, Firma mit Sitz in Brun­nen. Schiff fährt heute noch (2021).

4) Nach erfolg­lo­sem Geschäfts­gang wurde die „Aurora“ im Jahr 2000 an Enrico Hal­ti­ner, Boots­be­trieb in Buochs (Geschäfts­sitz in Emmet­ten) ver­kauft, neuer Name des Schif­fes Aqua­ma­rine. 2004 kann Mick Baum­gart­ner das Schiff aus der Insol­venz-Masse erwer­ben und kommt so zu sei­nem eige­nen Pas­sa­gier­schiff, nach­dem er zuvor als Lei­ter und Schiffs­füh­rer des Lager­schif­fes Yel­low (Zuger­see) nau­ti­sche Erfah­run­gen machen konnte. Er tauft es wie­der zurück in „Aurora“. Wegen der Ver­lan­dung sei­nes Buoch­ser Hei­mat­ha­fens dis­lo­ziert das Schiff 2017 in den Küss­nach­ter­see hin­ter der Rach­ma­nin­off-Villa – der Platz Röhrli wird durch den Ver­kauf des MS Her­ten­stein frei. Die «Aurora» wird zuvor 2016 von der Shiptec neu moto­ri­siert: das 60-Per­so­nen­schiff wird das erste Fahr­gast­schiff mit Hybrid­an­trieb in der Schweiz. 18,0 m lang, 3,5 m breit und 230 t schwer fährt es seit­her mit 2 x 30 kW Die­sel- und 2 x 30 kW Elek­tro­an­trieb mit 11 km/​h über den See und ver­braucht bei vol­ler Fahrt 5 l Brenn­stoff pro Stunde.

Nach­trag vom April 2022: Tony Zim­mer­mann ist am 9. März 2022 (* 25. Okto­ber 1938) ver­stor­ben. «Der Kapi­tän hat sei­nen Hafen ver­las­sen und ist zu sei­ner letz­ten aben­teu­er­li­chen Reise auf­ge­bro­chen», aus der Todesanzeige.

Quel­len

Anker-Tony – Vom Vier­wald­stätter­see hin­aus in die Welt“, Helmi Sigg, Ver­lag Agen­tur Sigg Ober­rie­den 2014

30 Jahre Boots­ver­mie­tung Zim­mer­mann: Vitz­nau“ 1961 g.b.

Tages­zei­tun­gen und Bil­der aus der Samm­lung Tony Zimmermann

Gesprä­che mit Tony Zim­mer­mann am 21.9.2020, 13.11.2020 und 23.1.2021 sowie mit Bri­gitte Fass­bind (Akti­vi­tä­ten des Schiffs­be­trie­bes Joe Fass­bind) am 20.2.2921, mit Urs Sie­grist (Libelle I, Pes­ta­lozzi) am 23.3.2021, Paul Reich­muth (Alba­tros) am 1. April 2021 und Kon­stanze Kauf­mann (MS Tell) am 25. April 2021.

Unter­la­gen Samm­lung H. Amstad

Wei­ter im Text

Die Geschichte der Pas­sa­gier-Schiff­fahrt der Boots­ver­mie­tung Zim­mer­mann Vitz­nau – Teil 1 (Link)

Impres­sum

Text H. Amstad, Bild 5 Samm­lung B. Fass­bid, übrige Bil­der Samm­lung T. Zimmermann

Aktua­li­sie­rung April 2022

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