Ein Dreiländer-Städtetrip per Schiff: Antwerpen, Amsterdam, Düsseldorf (A‑Rosa Aqua Teil 1).
Mit dem Jet kurz in eine Metropole zu fliegen ist zur Zeit «in». Ich bevorzuge die Reisealternative mit dem Schiff. Die «A‑Rosa Aqua» legt im regennassen Köln ab und nimmt Kurs Belgien. Das Wetter spielt die ganze Woche gar nicht mit. Ein stationäres Tiefdruckgebiet über Dänemark sorgt für Sturm und auf dem Niederrhein für Wellen bis zu einem Meter sowie für Temperaturen, die den zweistelligen Bereich nie erreichen. Der Name unseres Schiffes macht dem Wetter alle Ehre: A‑Rosa Aqua. Unser erster Halt ist die Stadt Antwerpen, die mehr Einwohner zählt als die belgische Hauptstadt Bruxelles selber. Wir fahren eine Stunde durch die ausufernden Industriehäfen, nach Rotterdam die zweitgrösste Anlage Europas. Diese Anfahrt finde ich spannend, weit weg vom Klischee der Natur pur, wie sie sonst auf Flusskreuzfahrten geboten wird. In Antwerpen bietet man den weltweit grössten Diamantenmarkt, mit 20 000 Personen die grösste, ultra-orthodoxe jüdische Gemeinde in Europa, die Erben von Rubens und Brueghel, eine moderne Architektur, die spannend mit der historischen Substanz umgeht und, wenn man Einheimischen Glauben schenkt, den schönsten Bahnhof der Welt. Ob dem so ist kann ich schlecht beurteilen, aber einen Besuch ist er auf alle Fälle wert! Antwerpen wird zunehmend angefahren auf Grund dieser Attraktivität, aber auch wegen der günstigen Lage der Anlegeplätze in Gehdistanz zum Zentrum.
Dies im Gegensatz zu unserem zweiten Aufenthaltsort Amsterdam, wo sich unser Liegeplatz sechs Kilometer ausserhalb der City befindet. Interessant ist hier gleich hinter dem Hauptbahnhof die Begegnung riesiger Hochseekreuzfahrtschiffe mit den plötzlich klein wirkenden Flusskreuzfahrern und den Miniaturen von unzähligen Grachtenbooten Amsterdams, nur wenige Meter voneinander zu bestaunen. Nach Belgien und Holland fährt unsere „A‑Rosa Aqua“ am 5. Reisetag zurück nach Deutschland. Düsseldorf hat seit der Eröffnung der unterirdischen Rheinuferstrasse enorm an Attraktivität gewonnen. So macht nicht nur ein Besuch an der längsten Theke der Welt Spass, sondern auch einen Bummel in den Medienhafen, wo sich in der Disziplin „moderner Baustil“ die Architekten im Wettkampf messen.
Auf der Fahrt dorthin erklärt Kapitän René Klöfers in einer Inforunde im Salon der «A‑Rosa Aqua», wie die Begegnungen der Schiffe auf dem Rhein geregelt sind. Unterhalb von Duisburg ist der Rhein breit. Bei Begegnungen gilt „Backbord an Backbord“, ansonsten ist die Routenwahl frei. Nachher stromaufwärts gilt „Fahren nach beruflichen Kenntnissen». Das bedeutet, dass je nach Verkehrsaufkommen, Schiffstyp, mit oder ohne Ladung und tal- oder bergfahrend situativ entschieden wird, auf welcher Seite man kreuzt. Dabei bestimmt der Bergfahrer den Kurs und zeigt im Falle einer Steuerbordbegegnung dies mit der blauen Tafel an. Zwischen St. Goar und Lorch gilt die Regel «Rechtsverkehr» – das heisst, man bleibt in Fahrtrichtung immer auf der rechten Flusshälfte. Rene Klöfers ist einer von drei Schiffsführern an Bord. Warum drei? Der Kapitän: «Grob gesagt, wer 24 Stunden am Stück fahren will muss drei Steuerleute auf dem Schiff haben. Mit zwei Schiffsführern ist ein Maximum von 18 Stunden und mit einem ein Maximum von 14 Stunden erlaubt. Im Detail spielen dann die Anzahl Matrosen und die Längen der Pausen auch noch eine Rolle.»
Es ist mir dieses Mal wettermässig vergönnt, nur ein einziges Mal einen Liegestuhl auf dem sog. Sonnendeck zu benutzen. Umso mehr geniesse ich den täglichen Saunagang mit Blick auf Wasser und Ufer sowie den 34 Grad warmen Whirlpool, der sich an herrlichster Lage auf dem 3. Deck am Bug befindet. Es bleibt etwas Zeit, mich im Salon mit den vier Schiffstypen der A‑Rosa-Flotte auseinanderzusetzen. Unsere «A‑Rosa Aqua» gehört zum Schiffstyp Rhein, zusammen mit den Schwestern Brava und Viva. Die technischen Angaben und die Unterscheidungsmerkmale sowie Näheres über die Reederei von A‑Rosa stelle ich im 2. Teil meiner Eindrücke dar.
Ein ausgewachsener Sturm kann auch auf dem Rhein für Stimmung sorgen.
Die „A‑Rosa Aqua“ legt in Antwerpen in Zentrumsnähe an.
Einfahrt in den Kattendijndok-Hafen, im Vordergrund der geheizte Whirlpool am Bug der „A‑Rosa Aqua“, im Hintergrund ein symptomatisches Bild der Stadt, wo über das traditionelle Haus ein Neubau entsteht.
Ein Wirrwarr von verschiedenen Schiffstypen in Amsterdam, links die grossen Pötten der Meerschiffe, in der Mitte ein Grachtenboot auf der Hafenrundfahrt und im Hintergrund Flusskreuzfahrer, die aus Platzmangel bis zu sechs Einheiten nebeneinander „parkiert“ sind.
Kapitän Rene Klöfers erklärt mit einer Powerpoint-Präsentation Nautisches zur Route, Schiff und Fluss.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Hinweise
Statistik:
In den 6 Tagen war die „A‑Rosa Aqua“ 61 Fahrstunden unterwegs, legte 866 km zurück und passierte 7 Schleusen.
Quellen
Text und Bilder H. Amstad.
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