Erlebnisreiche Bodensee-Kreuzfahrt mit MS Stein am Rhein
„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, meinte Goethe in einem Gedicht. So ist es mir auf einer Kreuzfahrt auf dem Bodensee ergangen. In drei Tagen fuhr unser „Kreuzer“ Stein am Rhein von Schaffhausen bis Bregenz und retour. Sie haben richtig gelesen, es ist ein Kursschiff der URh. Darum fehlten die Kabinen und so haben wir in guten Mittelklasse-Hotels übernachtet. Die Idee zu diesem Angebot hatte der URh-Betriebsleiter Lukas Reimann, selber interessiert an Kultur und Kenner der nationalen Schifffahrtszene. Er stiess im Rahmen des 150-Jahrjubiläums der Dampf- und Motorschifffahrt auf Untersee und Rhein in der Geschäftsleitung auf offene Ohren und konnte den Dreitagesevent organisieren. Dadurch bestens vertraut in den Abläufen war er an Bord ein ausgesprochen kompetenter Reiseleiter. Auf dieser Premiumfahrt war auch Improvisation und Flexibilität gefragt, was ihm mit Ruhe und Besonnenheit gelang. Müsste ich ein «Haar in der Suppe» suchen, dann höchstens bei der Startzeit am Morgen. Ich würde eine halbe Stunde vorverlegen, um am Abend früher im Hotel zu sein.
Der Bodensee bietet touristisch und kulturell ausserordentlich viel. Auf dem 150 km langen Schiffsweg gibt es eine kleine aber feine Auswahl an Führungen und Ausflügen – eben wie auf einem richtigen Kreuzfahrtschiff. Der erste Reisetag steht unter dem Motto „Untersee und Rhein mit Kultur und Natur“ mit einer Stadtführung in Stein am Rhen und einer toll kommentierten Doppeldeckerbus-Fahrt auf der Gemüseinsel Reichenau. Am zweiten Reisetag heisst es „Deutsche Riviera und österreichischer Charme“ mit einer Stadtführung in Konstanz und durch die Pfahlbauten-Siedlung in Unteruhldingen sowie Aufenthalte zum Bummeln in Friedrichshafen. Der Slogan am dritten Tag lautet „Hoch hinaus am Schweizer Ufer“ und führt ab Rorschach mit der Zahnradbahn nach Heiden und zum Besuch des Biedermeier-Dorfes par excellence. Wer noch nicht genug hat kann am Schluss ab Kreuzlingen, dem offiziellen Ende des Angebotes, auf der „Stein am Rhein“ bis Schaffhausen an Bord bleiben – ein weiterer Höhepunkt der dreitätigen Minikeuzfahrt.
Die Fahrgäste Fritz und Lotti Gnädinger aus Bäch/SZ bringen es auf den Punkt: „Das Highlight dieser Reise war für uns die Idee, mit einem Kursschiff eine Süsswasserkreuzfahrt rund um den Bodensee zu machen und mit interessanten Stadtführungen und Hotelübernachtungen zu kombinieren. Unser Kompliment geht auch an die überaus freundliche, zuvorkommende und fröhliche Besatzung und die kompetente Reiseleitung! Wir sind gespannt auf Weiteres und sind gerne wieder dabei.“ Die Reise misst sich am Qualitätsverständnis der URh. So sind die Restaurants gekonnt ausgewählt; das Mittagessen im Seehof im Unteruhldingen ist für diese Gruppengrösse von bester Qualität, ebenso jenes im Biedermeiersaal der Linde in Heiden. Nichts wird dem Zufall überlassen, der hohe Qualitätsstandard wird durchgezogen. Niemand der Gäste schleppt Koffer, der rote Teppich führt die 50-köpfige Reisegruppe nach jedem Landgang wieder aufs Schiff, für gehbehinderte Gäste wird kurzerhand ein Taxi organisiert.
Die Mannschaft unter Kapitän Max Maurer, dem Maschinisten Daniele Tresoldi und dem Matrosen Marco Lampart steht vom Kundenverständnis her einem echten Kreuzfahrtschiff in nichts nach. Das Steuerhaus steht immer offen und auf Wunsch ist auch ein Besuch bei der technikgeschichtlich wertvollen Sulzer-Maschine vom Typ 6 TW 24 möglich. MS Stein am Rhein heisst intern deshalb auch «TW». Das 300-Personenschiff ist für solche Fahrten geeignet, obwohl es im Gegensatz zu den grösseren URh-Schiffen kein begehbares Vordeck hat. Es hat genügend Bereiche, um sich aufzuhalten: ein gemütlicher Salon im Vorschiff, ein grosser Aufenthaltsraum und ein Aussenbereich achtern auf dem Hauptdeck, ein beschattetes, freies Oberdeck und auf demselbigen achtern ein Loungebereich mit Sitz- und Liegekissen. Für alle 50 Fahrgäste gibt es nie Stress um die Lieblingsplätze. Die Fahrt war ausgebucht.*
Kapitän Max Maurer am Abend des dritten Tages: „Es war eine schöne Fahrt mit einer aufgestellten Gesellschaft. Nautischer Höhepunkt war natürlich das Befahren des Obersees mit den Häfen Friedrichshafen, Bregenz, Rorschach und Romanshorn, wo mir jeweils der Hafenmeister die Plätze zuwies.“ Es mag sich niemand erinnern, dass der «TW» je einmal in Bregenz war. Auch der Hafenmeister von Rorschach Urs Grob, der einen 41-jährigen beruflichen Überblick hat, meint, dass die «Stein am Rhein» in ihrer bald 60-jährigen Geschichte das erste Mal in Rorschach anlegte.
Postkartenidylle Diessenhofen, wo vor der Unterquerung der Holzbrücke das Steuerhaus der „Stein am Rhein“ abmontiert werden muss.
Die Stimmung unter den 50 Fahrgästen war wie das Wetter ausgezeichnet.
Am ersten Tag gab es das Mittagessen aus der bordeigene Kombüse der Gastrounternehmung fix&fein der Bäckerei Müller (mit Vater André und Sohn Simon).
Siesta auf dem Oberdeck im Hafen von Friedrichshafen mit der „Euregia“ im Hintergrund.
MS Stein am Rhein
MS Austria trifft auf MS Stein am Rhein in Bregenz.
(Text und Bilder H. Amstad)
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Hinweise
*) Eine Zweitauflage der beschriebenen Kreuzfahrt wird vom 15. bis 17. September 2015 stattfinden
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