Erst­malige Pas­sa­gier­fahrt mit dem Elbe-Rad­dampfer Dresden von Lau­enburg nach Meissen

Der alter­native Titel dieser Rei­se­im­pres­sionen könnte lauten: „Mit der ‚Dresden‘ von Hamburg nach Dresden – ein ein­ma­liges Erlebnis“. Doch diese Schlag­zeile bedürfte meh­rerer Prä­zi­sie­rungen. Von Hamburg aus genossen nämlich die 118 Fahr­gäste1 zuerst den Rad­dampfer Kaiser Wilhelm bis Lau­enburg (Strom­ki­lo­meter 570 2). Denn der PD Dresden (ich ver­wende im Bericht den Säch­si­schen Begriff „Per­so­nen­dampfer“ anstelle der hie­sigen Gepflo­gen­heiten von DS) hat die Elbe­zu­lassung nur bis zum Elbe­sei­ten­kanal, etwa zwei Strom­ki­lo­meter unterhalb von Lau­enburg3. Die zweite Kor­rektur dieser Schlag­zeile betrifft das Ziel Dresden. Ein sta­tio­närer Tief­druck-Komplex mit der gefürch­teten B5-Wet­terlage über Ost­europa bescherte in Tsche­chien starken Regen (und uns auch noch kalte Tem­pe­ra­turen), so dass wir grosses Glück hatten, wegen dem Hoch­wasser über­haupt noch bis nach Meissen fahren zu können. Ab dem 17. April steckte die „Dresden“ dann für 10 Tage in Meissen fest4. Die damals aktuelle Hoch­was­ser­marke der Stufe 1 von 4.40 m (gemessen in Dresden5) musste zuerst unter die Marke 3.40 fallen, damit an eine Wei­ter­fahrt in den Hei­mat­hafen zu denken war.

Die dritte Prä­zi­sierung der Titel­al­ter­native betrifft das Wort „ein­malig“. Nun ja, ein­malig war unsere Fahrt zwi­schen dem 10. und 17. April 2023 alleweil. Doch im his­to­ri­schen Kontext stimmt der Begriff nicht. Denn die „Dresden“ fuhr auf Ein­ladung der Han­se­stadt Hamburg anlässlich der 900-Jahr-Feier 1989, ein halbes Jahr vor der Wende, auch schon nach Hamburg, aller­dings ohne Pas­sa­giere. Dazu später mehr.

Wür­de­voller Empfang in Lauenburg

Der Rad­dampfer Kaiser Wilhelm mit dem stolzen Jahrgang 1900 fährt am Oster­montag elb­auf­wärts bis nach Ble­ckede und Hitz­acker der „Dresden“ ent­gegen, um den wür­digen Empfang des SDS-Dampfers in Lau­enburg gebührend zu unter­streichen. In der Tat ist die süd­lichste Stadt des Landes Schleswig-Hol­stein ganz aus dem Häuschen. Die Musik spielt auf und die Schif­fer­brü­der­schaft6 sowie zahl­reche Schau­lustige bereiten der «Dresden» einen «grossen Bahnhof». Wann legten das letzte Mal in der Schiff­bau­stadt (Hitzler-Werft) zwei Rad­dampfer an der Reede? Der Leiter des Elb­schiff­fahrts­ar­chivs Lau­enburg, Werner Hinsch, weiss es: «1960, als die beiden letzten Lau­en­burger Dampfer Hugo Basedow und Stadt Lau­enburg noch fahr­plan­mässig ver­kehrten. Das erste Schiff wurde 1960 ver­kauft, das zweite ein Jahr später, eben­falls nach Holland.»

Die tal­fah­renden Gäste, die am Hohen Don­nerstag (Grün­don­nerstag, 6. April 2023) von Dresden aus gestartet sind, geniessen die «letzte Meile» der Damp­fer­strecke nach Hamburg über die Süder- und Nor­derelbe mit der «Kaiser Wilhelm» bis zur ehe­ma­ligen inner­deut­schen Zoll­station Hamburg Enten­werder. Nach sechs Tagen heisst es hier für diese Gäs­teg­ruppe «Tschüss» zu sagen. Eine Stunde später ist der Dampfer bereit für die zweite, sprich unsere Rei­se­gruppe, die nun sieben Tage lang per Dampfer Elbe auf­wärts schippert.

Nach einem Wen­de­ma­növer kom­man­diert Kapitän Markus Reich den fah­renden Muse­ums­dampfer den umge­kehrten Hafen­rund­fahrtsweg und peilt zur Freude der anwe­senden Schiffsfans als Erstes den Han­sa­hafen an, wo auf der Rück­seite des Deut­schen Hafen­mu­seums unter anderem auch die «Schaarhörn» liegt. Dieser ele­gante Schrau­ben­dampfer fährt seit zwei Jahren nicht mehr und wartet hier mit einem defekten Kessel auf das weitere Schicksal. Dann geht es an der Elb­phil­har­monie vorbei, den Lan­dungs­brücken, dem Fisch­markt. Soeben läuft die «Aida» aus und gleich­zeitig kommt am nahen Horizont eine massive Gewit­ter­front auf uns zu. Auf Wellen, Gischt und Windböen reagiert der Kapitän gelassen und die «Kaiser» elas­tisch. Auf der Süd­erelbe war ich zuvor noch nie: hier finden noch viele klas­sische Hafen­ak­ti­vi­täten statt. Der peit­schende Regen ver­mas­selte dieses nau­tische Erlebnis etwas.

Eine Pio­nier­fahrt

Der Rei­setag von Lau­enburg bis Wit­ten­berge stellt mit 10,5 Stunden Fahr­dauer nonstop für mich fast einen Tages­rekord auf einem (gleichen) Rad­dampfer dar7. Gleich von Beginn an fühlen wir uns in sicheren Händen von SDS-Profis: «Dresden»-Kapitän Andreas Weber und der «Leipzig»-Kapitän Lutz Peschel sowie die übrige Crew sind aus­ser­or­dentlich kun­den­freundlich und meistern sicher die nau­ti­schen Her­aus­for­de­rungen dieser Fahrt. Solche hat es in der Tat gegeben: bei der Tal­fahrt hat das Schiff bei der Brücke Dessau 5 cm Spielraum nach oben, in Tan­ger­münde passt die Aus­ladung nicht zum Ponton – auf der Berg­fahrt fahren sie dann rück­wärts in den Hafen und es passt – und schliesslich gilt es, dem gröbsten Schwemmgut (in Form von ganzen Baum­stämmen) am letzten Rei­setag aus­zu­weichen, um Schäden am Schau­felrad zu ver­meiden. Rück­bli­ckend stellt Andreas Weber zufrieden stellt: «Für die Mann­schaft waren es durchaus anstren­gende und her­aus­for­dernde, aber auch span­nende sowie unver­gess­liche 11 Tage. Wir erlebten sehr emo­tionale und schöne Momente.»

Natürlich war es auch in der Ver­gan­genheit denkbar gewesen, mit Schau­fel­rad­dampfer und Pas­sa­gieren von Dresden nach Hamburg zu fahren, doch sprachen bislang immer zahl­reiche Gründe dagegen: Eignet sich ein Tages­aus­flugs­schiff für eine solche Mehr­ta­ges­reise? Wie wird die kom­plexe Logistik betreffend Unter­künfte, Kof­fer­trans­porte, Ver­sorgung, Nach­schub von Nahrung und Betriebs­stoffe gelöst? Kapitän Weber: «Da brauchte es jemanden mit viel Mut, um das anzu­gehen, und eine Lei­tungs­ebene mit der Bereit­schaft für Neues.»

Michael Hillman: «Wieder auf Kurs»

Dieser «Jemand» heisst Michael Hillmann, der von seiner Art her für solche «Aben­teuer» die not­wendige Expertise mit­bringt: Orga­ni­sation und Management sind dem gelernten Wirt­schafts­in­ge­nieur und lang­jäh­rigen Spit­zen­funk­tionär im Fussball-Lan­des­verband Bran­denburg ebenso bekannt wie Empathie zu Mit­men­schen und Liebe zu Dampf­schiffen. Heute arbeitet er als selb­stän­diger Unter­nehmer, Redner und Publizist im Per­sonal- und Busi­ness­coa­ching. Zu seiner heu­tigen Tätigkeit reflek­tiert er: «Lotse sein, wenn es durch unbe­kannte (Lebens-) Gewässer geht, den Weg aus­leuchten, wenn es dunkel geworden ist, ‘Wieder auf Kurs’ zu gelangen, dies beschreibt meine Mission, die nicht besser zu mir, dem Damp­ferfan, passen könnte.» Dies strahlt auch auf unserer Reise aus; es ist ihm wichtig, dass sich die Gäste wohl fühlen und gut begleitet werden. «Das Konzept hat sich bewährt, die Gäste sind zufrieden und so bin ich es dann auch,» resü­miert Hillmann die Bilanz. Nach dem Erfolg dieser Reise, kann sich Michael Hillmann vor­stellen, den Beruf zu wechseln? «Nein, ich werde wei­terhin vor allem Coach und Berater bleiben und jeweils ein Mal im Jahr eine besondere Damp­fer­fahrt orga­ni­sieren. Im 2024 geht’s mit dem PD Meissen in Koope­ration mit der SDS auf eine Drei­tages-Fahrt von Dresden zum tsche­chi­schen Lito­merice und zurück. 2025 wollen wir wieder eine Hamburg-Fahrt veranstalten»

An den meisten Tagen unserer Wochen­fahrt war es oft nass, windig und für diese Jah­reszeit kalt – eine Ange­le­genheit für Hardcore-Damp­fer­freunde. So zog es unsere 10-er-Schweizer Gruppe immer wieder in unsere wohlig geheizte «Stube» in Form der gemüt­lichen Heck-Kajüte mit über­ra­schend schönen Aus­blicken aufs Wasser und Ufer zurück. Fach­kundige Rei­se­infor­ma­tionen aus dem Munde von Anne Lieb­scher, ver­ant­wortlich für die Mode­ration und Rei­se­leitung sowie die linke Hand des Orga­ni­sators Michael Hillmann, gaben uns Orientierung.

Trotz all­ge­gen­wer­tiger Nässe war die Stimmung an Bord aus­ge­zeichnet. Das rührige Team um Hillmann hatte für solche Fälle einige Über­ra­schungen parat: Ein Schach­meister sorgte für lehr­reiche Unter­haltung, ein ganzes Bord­or­chester mit fünf Mann ani­mierte Fahr­gäste im gesetz­teren Alter das Tanzbein zu schwingen, his­to­rische Filme über Elbe und Schiff­fahrt sorgten für grosses Interesse, nau­tische Fra­ge­stunden mit den alt­ehr­wür­digen Elb­schiffern Herbert Winkler und Günter Lein­weber zogen die Zuhörer/​innen in den Bann.

Für eine Über­ra­schung sorgte Lutz Peschel (Titu­lar­ka­pitän PD Leipzig mit dem (aus seiner Pri­vat­sammlung stam­menden) Film «Mit dem Sei­ten­rad­dampfer ‘Dresden’ von Elb­florenz nach Hamburg». Der stündige DDR-Film aus dem Jahr 1989 ist zwar aus heu­tiger Sicht aus der Zeit gefallen und pro­pa­gan­dis­tisch. Es braucht stre­cken­weise medi­tative Geduld beim Betrachten, es ist aber ein ein­ma­liges Dokument und doku­men­tiert sequenz­weise das Innen­leben des damals noch mit Kohle gefeu­erten Dampfers Dresden. Der Film «befeuert» (auch) die unter Fach­kreisen heiss dis­ku­tierte Frage, ob nun 1989 die «Dresden» aus eigener Kraft ab der Stau­stufe Gee­s­hacht auf der Tideelbe bis Hamburg gefahren ist oder ob der Dampfer bug­siert oder geschleppt wurde. Im Film selbst sind zwei­felsfrei weder Schlepper noch Bug­sierer zu sehen, während der Rad­dampfer in der Nähe der Lan­dungs­brücken in Hamburg ein­fährt8.

Technik und Natur im Einklang

In der Maschine geniesst auch Enrico Kiessling (Titu­lar­ma­schinist der «Dresden») in Begleitung mit dem Krippen-Maschi­nisten Frank Hempel die geruhsame Fahrt9. Die Maschine läuft «wie ein Örgeli», geräuschlos und ohne Klopfen, auf unserer Berg­fahrt im Schnitt 8.5 Stunden nonstop und wegen dem Hoch­wasser oft unter Volllast. Nicht einmal ein Schmierhalt ist der schrä­g­lie­genden Zwei­zy­linder-Dampf­ma­schine gegönnt. Das Schiff mit dem Jahrgang 1926 hat zwei Schmier­systeme: eine Zen­tral­schmierung (Sumpf­schmierung) für die Ven­til­steuerung der Bauart Lenz und für die beweg­lichen Teile um den Zylinder herum. Und eine Tropf­schmierung in den Gläschen für die Kur­bel­welle – eine geniale Kom­bi­nation, die es ermög­licht, auf eine Ein­hausung der Pleu­el­stangen trotz Sumpf­schmierung zu ver­zichten und dank der Sumpf­schmierung auf die Schmier­halte zu verzichten.

Die Meteo­ro­logen haben es vor­aus­gesagt, doch meine Hoffnung war, dass sie sich irren. Zu Beginn der Reise waren vier Tief­druck­ge­biete vom Mit­telmeer bis Island ver­teilt und sorgten dazwi­schen immerhin an zwei Tagen für je zwei Stunden Sonne. Diese Zyklonen fanden sich dann zusammen und bil­deten einen umfang­reichen Tief­druck­komplex über Ost­europa, ganz in der Nähe unseres Fahr­ge­bietes. Der Was­ser­pegel war bereits in Lau­enburg 1,1 m über dem Nor­mal­stand (4.30) und blieb lange hoch, aber stabil. Die Pegel­pro­gnose der Tschechen aber zeigte steil nach oben. Andreas Weber: «Man sagt dieser Wet­ter­kon­stel­lation eine 5B-Version; sie ist ver­gleichbar mit jener im 2002 und 2013 mit über 9 m Pegel­stand.» Die letzt­malige Alarm­stufe 1 wurde 2006 aus­ge­rufen; dazwi­schen hatten die Elb­schiffer während Jahren viel zu wenig Wasser.

Einer hatte spe­ziell Spass am Wetter, Enrico Kiessling: «Das ist Maschi­nis­ten­wetter, auch stürmen kann’s, das macht Freude.» Bereits der Start der Reise am 6. April stand auf Messers Schneide. Michael Hillmann: «Es bestand die Sorge, dass der Dampfer gar nicht aus Dresden weg­kommt. Bei einem zu hohen Pegel hätte er nicht unter die Mari­en­brücke gepasst.» Eine Hand­breite Reserve hatte die «Dresden» dann aber doch.

Eine Rei­se­teil­neh­merin unserer Schweizer Gruppe wollte es wissen: aus­ge­rüstet mit Win­chester-Hut, vielen Schichten Kleidern und einer was­ser­un­durch­läs­sigen Aus­sen­schicht war Michaela Bucheli oft draussen am Bug der «Dresden» anzu­treffen; Platz­pro­bleme auf den dort spärlich vor­handen Aus­sen­bänken hatte sie nicht. Sie zeigt sich begeistert von der Natur: «Langsam von Hamburg bis Dresden auf der Elbe, eine geruhsame Fahrt erlebter Natur­wunder in weitem, flachem Land. Als Schwei­zerin ist man sich gar nicht gewohnt, Kilo­meter weit zu fahren und hun­derte Meter land­ein­wärts keine Häuser zu sehen. Ich bin die meiste Zeit mit dem Feld­stecher vorne gestanden, Hirsche, Spuren von Bibern, See­adler, Schwarz­storch, Fluss­läufer, ver­schiedene Enten usw. durfte ich beob­achten. Ich hoffe, dass der Natur­schutzbund, die betrof­fenen Bun­des­länder und andere Insti­tu­tionen es fer­tig­bringen, so viel Land wie möglich unter Natur­schutz zu stellen, am besten wie der grüne Gürtel der ehe­ma­ligen inner­deut­schen Grenze.»

An Bord waren auch zwei Fahr­gäste mit dem stolzen Jahrgang 1934, einer davon war der bekannte Schiff­fahrts­kenner und Autor Sébastien Jacobi von unserer Schiffs-Agentur-Gruppe. Auch ihm fiel die unbe­rührte Natur auf: «Erstaunlich für Schweizer Augen wirken die unend­lichen Weiden und Auen, kilo­me­terlang ohne Häuser und prak­tisch ohne Gegen­verkehr auf dem Fluss. Die Ort­schaften sind geschichtsvoll mit präch­tiger Archi­tektur. Das Leben auf dem Schiff war beschaulich und warm­herzig mit guter Gas­tro­nomie. Eine tolle Sache, ich bin begeistert.»

Ein majes­tä­ti­scher Dampfer vor impo­santer Kulisse: in Meissen endete die Berg­fahrt, da der hohe Was­ser­strand der Elbe ein Unter­queren der fol­genden Brücken verunmöglichte.

Ein sel­tenes Ereignis: Die zwei Rad­dampfer Kaiser Wilhelm (links) und Dresden unter­queren die 1951 erbaute, 515 m lange Eisenbahn- und Stras­sen­brücke bei Lau­enburg (10. April 2023).

Eine leb­hafte Szene in Lau­enburg: Wind und Hoch­wasser umrahmen den warmen Empfang der Bevöl­kerung für die beiden Dampf­schiffe (rechts im Bild die Hitzler-Werft).

Ana­chro­nismus im Hafen von Hamburg: Am Schlusstag der Tal­fahrer (im Bild) und am Starttag der Berg­fahrer schuf die «Kaiser Wilhelm» mit je einer sechs­stün­digen Fahrt die Ver­bindung zwi­schen der Han­se­stadt und Lauenburg.

Dresden-Kapitän Andreas Weber, Kapitän Lutz Peschel (am Steuer) und Rei­se­lei­terin Anna Lieb­scher geniessen die auf unserer Fahrt sel­tenen Momente der (Morgen-) Sonne.

Selbst­er­klärend: cha­rak­te­ris­ti­sches Stim­mungsbild der ein­drück­lichen Fahrt, hier in Magdeburg

Die Kaiser- und Han­se­stadt Tan­ger­münde war einer von ins­gesamt sechs Über­nach­tungsorte, im Bild in Kom­bi­nation der (rund) 1000-jäh­rigen Burg und einem (fast) 100-jäh­rigen Schiff.

Gedie­gener Gala­abend in Mag­deburg: Frank Hampel, Anna Lieb­scher, Andreas Weber, Michael Hillmann, Stefan Bloch (Co-CEO der SDS) und Lutz Peschel (vlnr) im Festsaal des Dorint-Hotels Herrenkrug.

Platsch­volle Elbe ergab die Alarm­stufe 1 und den Abruch unserer Reise am letzten Reustag (Bild unterhalb von Meissen).

Bilder im Textteil: Die Schif­fer­brü­der­schaft Lau­enburg entern mit Freude und Würde die «Dresden» nach ihrer Ankunft in Lau­enburg. Unsere Schweizer Gruppe mit Michael Hillmann (stehend) im Kajü­ten­salon achtern. Unge­wohnte Ufer­szenen: Bäume stehen im Wasser. Zur Illus­tration der im Bericht erwähnten Orte ist der Fluss­verlauf und die Zuflüsse der Elbe dar­ge­stellt9.

Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.

Am Schluss des Blogs ist Ihr Kom­mentar willkommen.

Hin­weise

1) Auf der Tal­fahrt waren 151 Gäste an Bord.

2) Ich ver­wende im Bericht die bis­herige Elb­ki­lo­me­trierung, weil Deutschland die neue noch nicht umge­setzt hat und deshalb die Kilo­me­ter­tafeln am Ufer die Alte mar­kiert. Dabei beginnt der Kilo­meter 0 an der Lan­des­grenze Tschechei/​Deutschland. Bei der neuen Kilo­me­trierung beginnt der Kilo­meter 0 an der Elbe­mündung in Cux­haven; die Tschechen haben auf ihrem Staats­gebiet die Reform bereits umgesetzt.

3) Theo­re­tisch liesse sich PD Dresden so umbauen, dass auch er bis Hamburg fahren könnte. Auch wenn eines Tages das Schiff jährlich (so die Absichts­er­klärung der SDS-Füh­rungs­spitze) Hamburg anpeilen würde, lohnt sich ein solcher Umbau nicht, zumal das Schiff nach bau­lichen Ver­än­de­rungen behördlich neu abge­nommen werden müsste. Was in einem solchen Fall unter „Besitz­stand­wahrung“ laufen könnte und was allen­falls den aktu­ellen Vor­schriften zu unter­ziehen wäre, ist für alle eine unan­ge­nehme Frage. So wird auch in Zukunft die Fahrt in Lau­enburg enden, zumal sich dort ein aus­ge­zeich­netes Schif­fer­umfeld bietet (mit aller­dings wenig Hotelbetten).

4) DS Dresden blieb bis zum 27. April 2023 in Meissen, doch der Pegel hätte schon am 24. April 2023 die Rück­fahrt nach Dresden zuge­lassen. Die Zeit in Meissen wurde zur Repa­ratur einer Kes­sel­leitung genutzt.

5) Die Hoch­wasser-Warn­stufen lauten: • Stufe 1: Mel­de­beginn, volles Flussbett, kleine Aus­ufe­rungen, keine Gefahr für Anlieger • Stufe 2: Kon­troll­dienst ein­richten, Über­flutung von land- und forst­wirt­schaft­lichen Flächen • Stufe 3: Stän­diger Wach­dienst auf Deichen, Über­flutung ein­zelner Grund­stücke, Sperrung von Ver­kehrs­ver­bin­dungen • Stufe 4: Hoch­was­ser­abwehr, Über­flutung grös­serer bebauter Flächen, Gefahr für die All­ge­meinheit, aktive Abwehr­mass­nahmen von Deichverteidigung

6) Die Tra­dition der Schif­fer­brü­der­schaft Lau­enburg reicht bis ins Jahr 1635 zurück. Was heute als fröh­liches Spek­takel gefeiert wird, hat in den Ursprüngen einen trau­rigen Anfang. Gegründet wurde die Schif­fer­brü­der­schaft zu Zeiten des 30-jäh­rigen Krieges. Töd­liche Krank­heiten wie die Pest griffen um sich, Not, Hunger und Armut herrschten. Ver­starb dann ein geliebtes Fami­li­en­mit­glied war es vielen nicht möglich, die Kosten der Bestattung zu tragen. Es schlossen sich die ansäs­sigen Schiffer und Schiffs­be­diens­teten zusammen und grün­deten die Schif­fer­brü­der­schaft. Gemeinsam zahlten alle in eine Kasse. Ver­starb dann ein Fami­li­en­mit­glied konnten so die Kosten der Bestattung über­nommen werden. So wird es noch bis heute gehandhabt.

7) Noch länger als die hier beschriebene «Dresden»-Fahrt konnte ich auf DS Schön­brunn 1988 dank dem dama­ligen Maschi­nisten Florian Pausch auf einer Leer­fahrt von Budapest nach Wien einen Rad­dampfer-Rekord ver­buchen und geniessen. Auf dieser 300 km langen Donau­fahrt machten wir nur an der unga­ri­schen Grenze in Komorn Halt, als der Zoll uns morgens um 4.30 Uhr im Salon sehen wollte, um sicher zu sein, dass nur die Mann­schaft (mit zwei kurz­zeitig ange­heu­erten Matrosen…) an Bord waren. Diese Fahrt dauerte rund 21 Stunden (mit einem Halt).

8) Günter Lein­weber, ein geflüch­teter DDR-Schiffer, hat den PD Dresden 1989 in Hamburg bereits am ersten Tag nach seiner Ankunft besucht. Er ist der über­zeugten Ansicht, dass zwei Schlepper die «Dresden» in den Hafen Hamburg brachten. Auch andere münd­liche Quellen erzählen ähn­liche Ver­sionen. Dem­ge­genüber demen­tieren andere, die auch dabei waren, diese Thesen. Im zitierten Film sieht man längere Film­se­quenzen, wo der Dampfer frisch-fröhlich mit voller Fahrt mit der Ham­burger Skyline im Hin­ter­grund in die Han­se­stadt ein­fährt; dabei sind weit und breit keine Schlepper oder Bug­sierer in Sicht. Filme zu retu­schieren waren damals sehr auf­wändig, sodass mir eine mög­liche «Ver­fäl­schungs­these» unwahr­scheinlich vorkommt.

9) Die Crew an Bord von PD Dresden: Andreas Weber (Titu­lar­ka­pitän PD Dresden), Lutz Peschel* (2. Kapitän, sonst Titu­lar­ka­pitän des PD Leipzig), Enrico Kiessling (Titu­lar­ma­schinist DS Dresden), Frank Hempel (2. Maschinist, sonst Titu­lar­ma­schinist PD Krippen), Philipp Hammer (Bootsmann und Steu­ermann), Erik Köchy (Bootsmann), Daniel Jan­kowsky (Küchenchef), Eli­sabeth Streng (Gastro-Ver­ant­wort­liche)

*) Lutz Peschel ist nicht nur «Ablöser», sondern auch Inhaber des Elbe-Schiffer-Patentes für den Abschnitt Mag­deburg – Hamburg, was Andreas Weber noch nicht ein­gelöst hat. «Ich habe das Patent aus reinem Interesse in der Freizeit gemacht,» erzählt Peschel.

Quellen

10) Die Kar­ten­aus­schnitte stammen aus: Link

Weiter im Text

Die Reise in Zahlen von PD Dresden:

Gruppe 1: elb­ab­wärts 515 km, 32 Brücken, 4856 l Treibstoff-Verbrauch

Gruppe 2: elb­auf­wärts 490 km (bis Meissen), 26 Brücken, 8810 l Treib­stoff-Ver­brauch PD Dresden

Auf beiden Fahrten: 30 000 l Trink­wasser-Ver­brauch, 128 Klorollen

Orte und Fahr­dauer dazwi­schen strom­auf­wärts: Lau­enburg Strom­ki­lo­meter 569 –> Wit­ten­berge 469 (100 km, 10.5 h, Gegen­strom bei hohem Was­ser­stand) –> Tan­ger­münde 386 (83 km, 7.5 h) –> Mag­deburg 324 (62 km, 7 h) –> Wit­tenberg 213 (111 km, 10.5 h) –> Thorgau 155 (58 km, 7 h) –> Meissen 82 (73 km, 9.5 h)

Impressum

Text H. Amstad

Bild 1 Chr. Bucheli, übrige Bilder H. Amstad

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