Erst­ma­lige Pas­sa­gier­fahrt mit dem Elbe-Rad­damp­fer Dres­den von Lau­en­burg nach Meissen

Der alter­na­tive Titel die­ser Rei­se­im­pres­sio­nen könnte lau­ten: „Mit der ‚Dres­den‘ von Ham­burg nach Dres­den – ein ein­ma­li­ges Erleb­nis“. Doch diese Schlag­zeile bedürfte meh­re­rer Prä­zi­sie­run­gen. Von Ham­burg aus genos­sen näm­lich die 118 Fahr­gäste1 zuerst den Rad­damp­fer Kai­ser Wil­helm bis Lau­en­burg (Strom­ki­lo­me­ter 570 2). Denn der PD Dres­den (ich ver­wende im Bericht den Säch­si­schen Begriff „Per­so­nen­damp­fer“ anstelle der hie­si­gen Gepflo­gen­hei­ten von DS) hat die Elbe­zu­las­sung nur bis zum Elbe­sei­ten­ka­nal, etwa zwei Strom­ki­lo­me­ter unter­halb von Lau­en­burg3. Die zweite Kor­rek­tur die­ser Schlag­zeile betrifft das Ziel Dres­den. Ein sta­tio­nä­rer Tief­druck-Kom­plex mit der gefürch­te­ten B5-Wet­ter­lage über Ost­eu­ropa bescherte in Tsche­chien star­ken Regen (und uns auch noch kalte Tem­pe­ra­tu­ren), so dass wir gros­ses Glück hat­ten, wegen dem Hoch­was­ser über­haupt noch bis nach Meis­sen fah­ren zu kön­nen. Ab dem 17. April steckte die „Dres­den“ dann für 10 Tage in Meis­sen fest4. Die damals aktu­elle Hoch­was­ser­marke der Stufe 1 von 4.40 m (gemes­sen in Dres­den5) musste zuerst unter die Marke 3.40 fal­len, damit an eine Wei­ter­fahrt in den Hei­mat­ha­fen zu den­ken war.

Die dritte Prä­zi­sie­rung der Titel­al­ter­na­tive betrifft das Wort „ein­ma­lig“. Nun ja, ein­ma­lig war unsere Fahrt zwi­schen dem 10. und 17. April 2023 alle­weil. Doch im his­to­ri­schen Kon­text stimmt der Begriff nicht. Denn die „Dres­den“ fuhr auf Ein­la­dung der Han­se­stadt Ham­burg anläss­lich der 900-Jahr-Feier 1989, ein hal­bes Jahr vor der Wende, auch schon nach Ham­burg, aller­dings ohne Pas­sa­giere. Dazu spä­ter mehr.

Wür­de­vol­ler Emp­fang in Lauenburg

Der Rad­damp­fer Kai­ser Wil­helm mit dem stol­zen Jahr­gang 1900 fährt am Oster­mon­tag elb­auf­wärts bis nach Ble­ckede und Hitz­acker der „Dres­den“ ent­ge­gen, um den wür­di­gen Emp­fang des SDS-Damp­fers in Lau­en­burg gebüh­rend zu unter­strei­chen. In der Tat ist die süd­lichste Stadt des Lan­des Schles­wig-Hol­stein ganz aus dem Häus­chen. Die Musik spielt auf und die Schif­fer­brü­der­schaft6 sowie zahl­re­che Schau­lus­tige berei­ten der «Dres­den» einen «gros­sen Bahn­hof». Wann leg­ten das letzte Mal in der Schiff­bau­stadt (Hitz­ler-Werft) zwei Rad­damp­fer an der Reede? Der Lei­ter des Elb­schiff­fahrts­ar­chivs Lau­en­burg, Wer­ner Hinsch, weiss es: «1960, als die bei­den letz­ten Lau­en­bur­ger Damp­fer Hugo Base­dow und Stadt Lau­en­burg noch fahr­plan­mäs­sig ver­kehr­ten. Das erste Schiff wurde 1960 ver­kauft, das zweite ein Jahr spä­ter, eben­falls nach Holland.»

Die tal­fah­ren­den Gäste, die am Hohen Don­ners­tag (Grün­don­ners­tag, 6. April 2023) von Dres­den aus gestar­tet sind, genies­sen die «letzte Meile» der Damp­fer­stre­cke nach Ham­burg über die Süder- und Nor­der­elbe mit der «Kai­ser Wil­helm» bis zur ehe­ma­li­gen inner­deut­schen Zoll­sta­tion Ham­burg Enten­wer­der. Nach sechs Tagen heisst es hier für diese Gäs­teg­ruppe «Tschüss» zu sagen. Eine Stunde spä­ter ist der Damp­fer bereit für die zweite, sprich unsere Rei­se­gruppe, die nun sie­ben Tage lang per Damp­fer Elbe auf­wärts schippert.

Nach einem Wen­de­ma­nö­ver kom­man­diert Kapi­tän Mar­kus Reich den fah­ren­den Muse­ums­damp­fer den umge­kehr­ten Hafen­rund­fahrts­weg und peilt zur Freude der anwe­sen­den Schiffs­fans als Ers­tes den Han­sa­ha­fen an, wo auf der Rück­seite des Deut­schen Hafen­mu­se­ums unter ande­rem auch die «Schaar­hörn» liegt. Die­ser ele­gante Schrau­ben­damp­fer fährt seit zwei Jah­ren nicht mehr und war­tet hier mit einem defek­ten Kes­sel auf das wei­tere Schick­sal. Dann geht es an der Elb­phil­har­mo­nie vor­bei, den Lan­dungs­brü­cken, dem Fisch­markt. Soeben läuft die «Aida» aus und gleich­zei­tig kommt am nahen Hori­zont eine mas­sive Gewit­ter­front auf uns zu. Auf Wel­len, Gischt und Wind­böen reagiert der Kapi­tän gelas­sen und die «Kai­ser» elas­tisch. Auf der Süd­er­elbe war ich zuvor noch nie: hier fin­den noch viele klas­si­sche Hafen­ak­ti­vi­tä­ten statt. Der peit­schende Regen ver­mas­selte die­ses nau­ti­sche Erleb­nis etwas.

Eine Pio­nier­fahrt

Der Rei­se­tag von Lau­en­burg bis Wit­ten­berge stellt mit 10,5 Stun­den Fahr­dauer non­stop für mich fast einen Tages­re­kord auf einem (glei­chen) Rad­damp­fer dar7. Gleich von Beginn an füh­len wir uns in siche­ren Hän­den von SDS-Pro­fis: «Dresden»-Kapitän Andreas Weber und der «Leipzig»-Kapitän Lutz Peschel sowie die übrige Crew sind aus­ser­or­dent­lich kun­den­freund­lich und meis­tern sicher die nau­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen die­ser Fahrt. Sol­che hat es in der Tat gege­ben: bei der Tal­fahrt hat das Schiff bei der Brü­cke Des­sau 5 cm Spiel­raum nach oben, in Tan­ger­münde passt die Aus­la­dung nicht zum Pon­ton – auf der Berg­fahrt fah­ren sie dann rück­wärts in den Hafen und es passt – und schliess­lich gilt es, dem gröbs­ten Schwemm­gut (in Form von gan­zen Baum­stäm­men) am letz­ten Rei­se­tag aus­zu­wei­chen, um Schä­den am Schau­fel­rad zu ver­mei­den. Rück­bli­ckend stellt Andreas Weber zufrie­den stellt: «Für die Mann­schaft waren es durch­aus anstren­gende und her­aus­for­dernde, aber auch span­nende sowie unver­gess­li­che 11 Tage. Wir erleb­ten sehr emo­tio­nale und schöne Momente.»

Natür­lich war es auch in der Ver­gan­gen­heit denk­bar gewe­sen, mit Schau­fel­rad­damp­fer und Pas­sa­gie­ren von Dres­den nach Ham­burg zu fah­ren, doch spra­chen bis­lang immer zahl­rei­che Gründe dage­gen: Eig­net sich ein Tages­aus­flugs­schiff für eine sol­che Mehr­ta­ges­reise? Wie wird die kom­plexe Logis­tik betref­fend Unter­künfte, Kof­fer­trans­porte, Ver­sor­gung, Nach­schub von Nah­rung und Betriebs­stoffe gelöst? Kapi­tän Weber: «Da brauchte es jeman­den mit viel Mut, um das anzu­ge­hen, und eine Lei­tungs­ebene mit der Bereit­schaft für Neues.»

Michael Hill­man: «Wie­der auf Kurs»

Die­ser «Jemand» heisst Michael Hill­mann, der von sei­ner Art her für sol­che «Aben­teuer» die not­wen­dige Exper­tise mit­bringt: Orga­ni­sa­tion und Manage­ment sind dem gelern­ten Wirt­schafts­in­ge­nieur und lang­jäh­ri­gen Spit­zen­funk­tio­när im Fuss­ball-Lan­des­ver­band Bran­den­burg ebenso bekannt wie Empa­thie zu Mit­men­schen und Liebe zu Dampf­schif­fen. Heute arbei­tet er als selb­stän­di­ger Unter­neh­mer, Red­ner und Publi­zist im Per­so­nal- und Busi­ness­coa­ching. Zu sei­ner heu­ti­gen Tätig­keit reflek­tiert er: «Lotse sein, wenn es durch unbe­kannte (Lebens-) Gewäs­ser geht, den Weg aus­leuch­ten, wenn es dun­kel gewor­den ist, ‘Wie­der auf Kurs’ zu gelan­gen, dies beschreibt meine Mis­sion, die nicht bes­ser zu mir, dem Damp­fer­fan, pas­sen könnte.» Dies strahlt auch auf unse­rer Reise aus; es ist ihm wich­tig, dass sich die Gäste wohl füh­len und gut beglei­tet wer­den. «Das Kon­zept hat sich bewährt, die Gäste sind zufrie­den und so bin ich es dann auch,» resü­miert Hill­mann die Bilanz. Nach dem Erfolg die­ser Reise, kann sich Michael Hill­mann vor­stel­len, den Beruf zu wech­seln? «Nein, ich werde wei­ter­hin vor allem Coach und Bera­ter blei­ben und jeweils ein Mal im Jahr eine beson­dere Damp­fer­fahrt orga­ni­sie­ren. Im 2024 geht’s mit dem PD Meis­sen in Koope­ra­tion mit der SDS auf eine Drei­ta­ges-Fahrt von Dres­den zum tsche­chi­schen Lito­me­rice und zurück. 2025 wol­len wir wie­der eine Ham­burg-Fahrt veranstalten»

An den meis­ten Tagen unse­rer Wochen­fahrt war es oft nass, win­dig und für diese Jah­res­zeit kalt – eine Ange­le­gen­heit für Hard­core-Damp­fer­freunde. So zog es unsere 10-er-Schwei­zer Gruppe immer wie­der in unsere woh­lig geheizte «Stube» in Form der gemüt­li­chen Heck-Kajüte mit über­ra­schend schö­nen Aus­bli­cken aufs Was­ser und Ufer zurück. Fach­kun­dige Rei­se­infor­ma­tio­nen aus dem Munde von Anne Lieb­scher, ver­ant­wort­lich für die Mode­ra­tion und Rei­se­lei­tung sowie die linke Hand des Orga­ni­sa­tors Michael Hill­mann, gaben uns Orientierung.

Trotz all­ge­gen­wer­ti­ger Nässe war die Stim­mung an Bord aus­ge­zeich­net. Das rüh­rige Team um Hill­mann hatte für sol­che Fälle einige Über­ra­schun­gen parat: Ein Schach­meis­ter sorgte für lehr­rei­che Unter­hal­tung, ein gan­zes Bord­or­ches­ter mit fünf Mann ani­mierte Fahr­gäste im gesetz­te­ren Alter das Tanz­bein zu schwin­gen, his­to­ri­sche Filme über Elbe und Schiff­fahrt sorg­ten für gros­ses Inter­esse, nau­ti­sche Fra­ge­stun­den mit den alt­ehr­wür­di­gen Elb­schif­fern Her­bert Wink­ler und Gün­ter Lein­we­ber zogen die Zuhörer/​innen in den Bann.

Für eine Über­ra­schung sorgte Lutz Peschel (Titu­lar­ka­pi­tän PD Leip­zig mit dem (aus sei­ner Pri­vat­samm­lung stam­men­den) Film «Mit dem Sei­ten­rad­damp­fer ‘Dres­den’ von Elb­flo­renz nach Ham­burg». Der stün­dige DDR-Film aus dem Jahr 1989 ist zwar aus heu­ti­ger Sicht aus der Zeit gefal­len und pro­pa­gan­dis­tisch. Es braucht stre­cken­weise medi­ta­tive Geduld beim Betrach­ten, es ist aber ein ein­ma­li­ges Doku­ment und doku­men­tiert sequenz­weise das Innen­le­ben des damals noch mit Kohle gefeu­er­ten Damp­fers Dres­den. Der Film «befeu­ert» (auch) die unter Fach­krei­sen heiss dis­ku­tierte Frage, ob nun 1989 die «Dres­den» aus eige­ner Kraft ab der Stau­stufe Gee­s­hacht auf der Tideelbe bis Ham­burg gefah­ren ist oder ob der Damp­fer bug­siert oder geschleppt wurde. Im Film selbst sind zwei­fels­frei weder Schlep­per noch Bug­sie­rer zu sehen, wäh­rend der Rad­damp­fer in der Nähe der Lan­dungs­brü­cken in Ham­burg ein­fährt8.

Tech­nik und Natur im Einklang

In der Maschine geniesst auch Enrico Kiessling (Titu­lar­ma­schi­nist der «Dres­den») in Beglei­tung mit dem Krip­pen-Maschi­nis­ten Frank Hem­pel die geruh­same Fahrt9. Die Maschine läuft «wie ein Örgeli», geräusch­los und ohne Klop­fen, auf unse­rer Berg­fahrt im Schnitt 8.5 Stun­den non­stop und wegen dem Hoch­was­ser oft unter Voll­last. Nicht ein­mal ein Schmier­halt ist der schrä­g­lie­gen­den Zwei­zy­lin­der-Dampf­ma­schine gegönnt. Das Schiff mit dem Jahr­gang 1926 hat zwei Schmier­sys­teme: eine Zen­tral­schmie­rung (Sumpf­schmie­rung) für die Ven­til­steue­rung der Bau­art Lenz und für die beweg­li­chen Teile um den Zylin­der herum. Und eine Tropf­schmie­rung in den Gläs­chen für die Kur­bel­welle – eine geniale Kom­bi­na­tion, die es ermög­licht, auf eine Ein­hau­sung der Pleu­el­stan­gen trotz Sumpf­schmie­rung zu ver­zich­ten und dank der Sumpf­schmie­rung auf die Schmier­halte zu verzichten.

Die Meteo­ro­lo­gen haben es vor­aus­ge­sagt, doch meine Hoff­nung war, dass sie sich irren. Zu Beginn der Reise waren vier Tief­druck­ge­biete vom Mit­tel­meer bis Island ver­teilt und sorg­ten dazwi­schen immer­hin an zwei Tagen für je zwei Stun­den Sonne. Diese Zyklo­nen fan­den sich dann zusam­men und bil­de­ten einen umfang­rei­chen Tief­druck­kom­plex über Ost­eu­ropa, ganz in der Nähe unse­res Fahr­ge­bie­tes. Der Was­ser­pe­gel war bereits in Lau­en­burg 1,1 m über dem Nor­mal­stand (4.30) und blieb lange hoch, aber sta­bil. Die Pegel­pro­gnose der Tsche­chen aber zeigte steil nach oben. Andreas Weber: «Man sagt die­ser Wet­ter­kon­stel­la­tion eine 5B-Ver­sion; sie ist ver­gleich­bar mit jener im 2002 und 2013 mit über 9 m Pegel­stand.» Die letzt­ma­lige Alarm­stufe 1 wurde 2006 aus­ge­ru­fen; dazwi­schen hat­ten die Elb­schif­fer wäh­rend Jah­ren viel zu wenig Wasser.

Einer hatte spe­zi­ell Spass am Wet­ter, Enrico Kiessling: «Das ist Maschi­nis­ten­wet­ter, auch stür­men kann’s, das macht Freude.» Bereits der Start der Reise am 6. April stand auf Mes­sers Schneide. Michael Hill­mann: «Es bestand die Sorge, dass der Damp­fer gar nicht aus Dres­den weg­kommt. Bei einem zu hohen Pegel hätte er nicht unter die Mari­en­brü­cke gepasst.» Eine Hand­breite Reserve hatte die «Dres­den» dann aber doch.

Eine Rei­se­teil­neh­me­rin unse­rer Schwei­zer Gruppe wollte es wis­sen: aus­ge­rüs­tet mit Win­ches­ter-Hut, vie­len Schich­ten Klei­dern und einer was­ser­un­durch­läs­si­gen Aus­sen­schicht war Michaela Bucheli oft draus­sen am Bug der «Dres­den» anzu­tref­fen; Platz­pro­bleme auf den dort spär­lich vor­han­den Aus­sen­bän­ken hatte sie nicht. Sie zeigt sich begeis­tert von der Natur: «Lang­sam von Ham­burg bis Dres­den auf der Elbe, eine geruh­same Fahrt erleb­ter Natur­wun­der in wei­tem, fla­chem Land. Als Schwei­ze­rin ist man sich gar nicht gewohnt, Kilo­me­ter weit zu fah­ren und hun­derte Meter land­ein­wärts keine Häu­ser zu sehen. Ich bin die meiste Zeit mit dem Feld­ste­cher vorne gestan­den, Hir­sche, Spu­ren von Bibern, See­ad­ler, Schwarz­storch, Fluss­läu­fer, ver­schie­dene Enten usw. durfte ich beob­ach­ten. Ich hoffe, dass der Natur­schutz­bund, die betrof­fe­nen Bun­des­län­der und andere Insti­tu­tio­nen es fer­tig­brin­gen, so viel Land wie mög­lich unter Natur­schutz zu stel­len, am bes­ten wie der grüne Gür­tel der ehe­ma­li­gen inner­deut­schen Grenze.»

An Bord waren auch zwei Fahr­gäste mit dem stol­zen Jahr­gang 1934, einer davon war der bekannte Schiff­fahrts­ken­ner und Autor Sébas­tien Jacobi von unse­rer Schiffs-Agen­tur-Gruppe. Auch ihm fiel die unbe­rührte Natur auf: «Erstaun­lich für Schwei­zer Augen wir­ken die unend­li­chen Wei­den und Auen, kilo­me­ter­lang ohne Häu­ser und prak­tisch ohne Gegen­ver­kehr auf dem Fluss. Die Ort­schaf­ten sind geschichts­voll mit präch­ti­ger Archi­tek­tur. Das Leben auf dem Schiff war beschau­lich und warm­her­zig mit guter Gas­tro­no­mie. Eine tolle Sache, ich bin begeistert.»

Ein majes­tä­ti­scher Damp­fer vor impo­san­ter Kulisse: in Meis­sen endete die Berg­fahrt, da der hohe Was­ser­strand der Elbe ein Unter­que­ren der fol­gen­den Brü­cken verunmöglichte.

Ein sel­te­nes Ereig­nis: Die zwei Rad­damp­fer Kai­ser Wil­helm (links) und Dres­den unter­que­ren die 1951 erbaute, 515 m lange Eisen­bahn- und Stras­sen­brü­cke bei Lau­en­burg (10. April 2023).

Eine leb­hafte Szene in Lau­en­burg: Wind und Hoch­was­ser umrah­men den war­men Emp­fang der Bevöl­ke­rung für die bei­den Dampf­schiffe (rechts im Bild die Hitzler-Werft).

Ana­chro­nis­mus im Hafen von Ham­burg: Am Schluss­tag der Tal­fah­rer (im Bild) und am Start­tag der Berg­fah­rer schuf die «Kai­ser Wil­helm» mit je einer sechs­stün­di­gen Fahrt die Ver­bin­dung zwi­schen der Han­se­stadt und Lauenburg.

Dres­den-Kapi­tän Andreas Weber, Kapi­tän Lutz Peschel (am Steuer) und Rei­se­lei­te­rin Anna Lieb­scher genies­sen die auf unse­rer Fahrt sel­te­nen Momente der (Mor­gen-) Sonne.

Selbst­er­klä­rend: cha­rak­te­ris­ti­sches Stim­mungs­bild der ein­drück­li­chen Fahrt, hier in Magdeburg

Die Kai­ser- und Han­se­stadt Tan­ger­münde war einer von ins­ge­samt sechs Über­nach­tungs­orte, im Bild in Kom­bi­na­tion der (rund) 1000-jäh­ri­gen Burg und einem (fast) 100-jäh­ri­gen Schiff.

Gedie­ge­ner Gala­abend in Mag­de­burg: Frank Ham­pel, Anna Lieb­scher, Andreas Weber, Michael Hill­mann, Ste­fan Bloch (Co-CEO der SDS) und Lutz Peschel (vlnr) im Fest­saal des Dorint-Hotels Herrenkrug.

Platsch­volle Elbe ergab die Alarm­stufe 1 und den Abruch unse­rer Reise am letz­ten Rei­se­tag (Bild unter­halb von Meissen).

Bil­der im Text­teil: Die Schif­fer­brü­der­schaft Lau­en­burg entern mit Freude und Würde die «Dres­den» nach ihrer Ankunft in Lau­en­burg. Unsere Schwei­zer Gruppe mit Michael Hill­mann (ste­hend) im Kajü­ten­sa­lon ach­tern. Unge­wohnte Ufer­sze­nen: Bäume ste­hen im Was­ser. Zur Illus­tra­tion der im Bericht erwähn­ten Orte ist der Fluss­ver­lauf und die Zuflüsse der Elbe dar­ge­stellt9.

Durch Klick aufs Bild erscheint die­ses im Grossformat.

Am Schluss des Blogs ist Ihr Kom­men­tar willkommen.

Hin­weise

1) Auf der Tal­fahrt waren 151 Gäste an Bord.

2) Ich ver­wende im Bericht die bis­he­rige Elb­ki­lo­me­trie­rung, weil Deutsch­land die neue noch nicht umge­setzt hat und des­halb die Kilo­me­ter­ta­feln am Ufer die Alte mar­kiert. Dabei beginnt der Kilo­me­ter 0 an der Lan­des­grenze Tschechei/​Deutschland. Bei der neuen Kilo­me­trie­rung beginnt der Kilo­me­ter 0 an der Elbe­mün­dung in Cux­ha­ven; die Tsche­chen haben auf ihrem Staats­ge­biet die Reform bereits umgesetzt.

3) Theo­re­tisch liesse sich PD Dres­den so umbauen, dass auch er bis Ham­burg fah­ren könnte. Auch wenn eines Tages das Schiff jähr­lich (so die Absichts­er­klä­rung der SDS-Füh­rungs­spitze) Ham­burg anpei­len würde, lohnt sich ein sol­cher Umbau nicht, zumal das Schiff nach bau­li­chen Ver­än­de­run­gen behörd­lich neu abge­nom­men wer­den müsste. Was in einem sol­chen Fall unter „Besitz­stand­wah­rung“ lau­fen könnte und was allen­falls den aktu­el­len Vor­schrif­ten zu unter­zie­hen wäre, ist für alle eine unan­ge­nehme Frage. So wird auch in Zukunft die Fahrt in Lau­en­burg enden, zumal sich dort ein aus­ge­zeich­ne­tes Schif­fer­um­feld bie­tet (mit aller­dings wenig Hotelbetten).

4) DS Dres­den blieb bis zum 27. April 2023 in Meis­sen, doch der Pegel hätte schon am 24. April 2023 die Rück­fahrt nach Dres­den zuge­las­sen. Die Zeit in Meis­sen wurde zur Repa­ra­tur einer Kes­sel­lei­tung genutzt.

5) Die Hoch­was­ser-Warn­stu­fen lau­ten: • Stufe 1: Mel­de­be­ginn, vol­les Fluss­bett, kleine Aus­ufe­run­gen, keine Gefahr für Anlie­ger • Stufe 2: Kon­troll­dienst ein­rich­ten, Über­flu­tung von land- und forst­wirt­schaft­li­chen Flä­chen • Stufe 3: Stän­di­ger Wach­dienst auf Dei­chen, Über­flu­tung ein­zel­ner Grund­stü­cke, Sper­rung von Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen • Stufe 4: Hoch­was­ser­ab­wehr, Über­flu­tung grös­se­rer bebau­ter Flä­chen, Gefahr für die All­ge­mein­heit, aktive Abwehr­mass­nah­men von Deichverteidigung

6) Die Tra­di­tion der Schif­fer­brü­der­schaft Lau­en­burg reicht bis ins Jahr 1635 zurück. Was heute als fröh­li­ches Spek­ta­kel gefei­ert wird, hat in den Ursprün­gen einen trau­ri­gen Anfang. Gegrün­det wurde die Schif­fer­brü­der­schaft zu Zei­ten des 30-jäh­ri­gen Krie­ges. Töd­li­che Krank­hei­ten wie die Pest grif­fen um sich, Not, Hun­ger und Armut herrsch­ten. Ver­starb dann ein gelieb­tes Fami­li­en­mit­glied war es vie­len nicht mög­lich, die Kos­ten der Bestat­tung zu tra­gen. Es schlos­sen sich die ansäs­si­gen Schif­fer und Schiffs­be­diens­te­ten zusam­men und grün­de­ten die Schif­fer­brü­der­schaft. Gemein­sam zahl­ten alle in eine Kasse. Ver­starb dann ein Fami­li­en­mit­glied konn­ten so die Kos­ten der Bestat­tung über­nom­men wer­den. So wird es noch bis heute gehandhabt.

7) Noch län­ger als die hier beschrie­bene «Dresden»-Fahrt konnte ich auf DS Schön­brunn 1988 dank dem dama­li­gen Maschi­nis­ten Flo­rian Pausch auf einer Leer­fahrt von Buda­pest nach Wien einen Rad­damp­fer-Rekord ver­bu­chen und genies­sen. Auf die­ser 300 km lan­gen Donau­fahrt mach­ten wir nur an der unga­ri­schen Grenze in Komorn Halt, als der Zoll uns mor­gens um 4.30 Uhr im Salon sehen wollte, um sicher zu sein, dass nur die Mann­schaft (mit zwei kurz­zei­tig ange­heu­er­ten Matro­sen…) an Bord waren. Diese Fahrt dau­erte rund 21 Stun­den (mit einem Halt).

8) Gün­ter Lein­we­ber, ein geflüch­te­ter DDR-Schif­fer, hat den PD Dres­den 1989 in Ham­burg bereits am ers­ten Tag nach sei­ner Ankunft besucht. Er ist der über­zeug­ten Ansicht, dass zwei Schlep­per die «Dres­den» in den Hafen Ham­burg brach­ten. Auch andere münd­li­che Quel­len erzäh­len ähn­li­che Ver­sio­nen. Dem­ge­gen­über demen­tie­ren andere, die auch dabei waren, diese The­sen. Im zitier­ten Film sieht man län­gere Film­se­quen­zen, wo der Damp­fer frisch-fröh­lich mit vol­ler Fahrt mit der Ham­bur­ger Sky­line im Hin­ter­grund in die Han­se­stadt ein­fährt; dabei sind weit und breit keine Schlep­per oder Bug­sie­rer in Sicht. Filme zu retu­schie­ren waren damals sehr auf­wän­dig, sodass mir eine mög­li­che «Ver­fäl­schungs­these» unwahr­schein­lich vorkommt.

9) Die Crew an Bord von PD Dres­den: Andreas Weber (Titu­lar­ka­pi­tän PD Dres­den), Lutz Peschel* (2. Kapi­tän, sonst Titu­lar­ka­pi­tän des PD Leip­zig), Enrico Kiessling (Titu­lar­ma­schi­nist DS Dres­den), Frank Hem­pel (2. Maschi­nist, sonst Titu­lar­ma­schi­nist PD Krip­pen), Phil­ipp Ham­mer (Boots­mann und Steu­er­mann), Erik Köchy (Boots­mann), Daniel Jan­kow­sky (Küchen­chef), Eli­sa­beth Streng (Gas­tro-Ver­ant­wort­li­che)

*) Lutz Peschel ist nicht nur «Ablö­ser», son­dern auch Inha­ber des Elbe-Schif­fer-Paten­tes für den Abschnitt Mag­de­burg – Ham­burg, was Andreas Weber noch nicht ein­ge­löst hat. «Ich habe das Patent aus rei­nem Inter­esse in der Frei­zeit gemacht,» erzählt Peschel.

Quel­len

10) Die Kar­ten­aus­schnitte stam­men aus: Link

Wei­ter im Text

Die Reise in Zah­len von PD Dresden:

Gruppe 1: elb­ab­wärts 515 km, 32 Brü­cken, 4856 l Treibstoff-Verbrauch

Gruppe 2: elb­auf­wärts 490 km (bis Meis­sen), 26 Brü­cken, 8810 l Treib­stoff-Ver­brauch PD Dresden

Auf bei­den Fahr­ten: 30 000 l Trink­was­ser-Ver­brauch, 128 Klorollen

Orte und Fahr­dauer dazwi­schen strom­auf­wärts: Lau­en­burg Strom­ki­lo­me­ter 569 –> Wit­ten­berge 469 (100 km, 10.5 h, Gegen­strom bei hohem Was­ser­stand) –> Tan­ger­münde 386 (83 km, 7.5 h) –> Mag­de­burg 324 (62 km, 7 h) –> Wit­ten­berg 213 (111 km, 10.5 h) –> Thor­gau 155 (58 km, 7 h) –> Meis­sen 82 (73 km, 9.5 h)

Impres­sum

Text H. Amstad

Bild 1 Chr. Bucheli, übrige Bil­der H. Amstad

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