Gründung der HSB: Ein neuer Bodensee-Schiff­fahrts­be­trieb mit Schweizer Beteiligung

Ein Happy-End eines langen Pro­zesses ist in Sicht­weite: Seit dem 1. Juni 2021 finden sich die beiden his­to­ri­schen Schiffe Oes­ter­reich und Hoh­entwiel unter ein und der­selben Betreiber-Flagge, der HSB, der His­to­ri­schen Schiff­fahrt Bodensee GmbH. Auf dem Weg zur Bildung dieser Ree­derei galt es drei wichtige Hürden zu nehmen.

Schauen wir zuerst die Eigen­tü­mer­ver­hält­nisse der beiden Schiffe an:

  • Die «Hoh­entwiel» gehört einem inter­na­tio­nalen Verein (IBSM) mit Sitz in Öster­reich. Seine 2 100 Mit­glieder kommen aus allen drei Anrai­ner­staaten. Die gut 1 500 Mit­glieder aus der Schweiz und die rund 500 Mit­glieder aus Deutschland bilden je eine eigen­ständige Sektion des IBSM. Die rund 100 Mit­glieder aus Öster­reich werden durch den IBSM selbst betreut.
  • Die «Oes­ter­reich» wurde zwar von einem öster­rei­chi­schen Verein gekauft und zu restau­rieren begonnen, zur finan­zi­ellen Absi­cherung wurde aber eine GmbH (mit Sitz in Hard/​Österreich) gegründet. Bei dieser GmbH ist der För­der­verein einer der Haupt­ge­sell­schafter, zu dem sich weitere, finan­ziell potente und über­wiegend Vor­arl­berger Pri­vat­per­sonen als Anteils­eigner dazu gesellt haben.

Im Jahre 2017 wurde die Idee umge­setzt, bei der Mit­tel­be­schaffung zur Reno­vation der «Oes­ter­reich» auch EU-Gelder zu bean­tragen. Dazu lan­cierten die Retter der «Oes­ter­reich» ein Interreg-Projekt. Der Knack­punkt – der erste von dreien, von denen noch die Rede sein wird – war, dass die EU-För­der­gelder in Mil­lio­nenhöhe nur unter bestimmten Vor­aus­set­zungen flossen. So musste das Projekt inter­na­tional ver­ankert sein, was sich mit dem Inter­na­tio­nalen Bodensee Schiff­fahrts­museum IBSM, also der Eigen­tü­merin der «Hoh­entwiel», geradezu auf­drängte. Betrieben wurde die «Hoh­entwiel» aber nicht vom Inhaber IBSM, sondern von der HSG, der Hoh­entwiel-Schiff­fahrts-Gesell­schaft, die zu 75,2 % der Markt­ge­meinde Hard und zu 24,8 % dem Verein IBSM gehörte.

Diesem an sich nach­voll­zieh­baren Vor­gehen standen aber zuerst einmal die Befürch­tungen des IBSM-Vor­standes ent­gegen, dass die «Hoh­entwiel» künftig die «Oes­ter­reich» quer-sub­ven­tio­nieren müsste. Das vom Verein Muse­ums­schiff Oes­ter­reich favo­ri­sierte Vor­gehen war Josef Büchelmeier (Prä­sident des Vereins IBSM, Ex-Ober­bür­ger­meister von Fried­richs­hafen, SPD) und wei­teren Per­sonen im inter­na­tio­nalen Vor­stand ein Dorn im Auge. Sie sahen die 30-jährige Erfolgs­ge­schichte der Hoh­entwiel dadurch gefährdet.1

Der öster­rei­chische Rech­nungshof rügt Hard als Mehr­heits­in­haber der Hohentwiel-Reederei

Knack­punkt 2: Die Gemeinde Hard war Haupt­ge­sell­schaf­terin (Haupt­ak­tio­närin) der HSG, also de facto Inha­berin der Hoh­entwiel-Ree­derei2. Eine Prüfung der Geschäfts­jahre 2012 bis 2016 durch den öster­rei­chi­schen Rech­nungshof im Herbst 2017 führte im Frühjahr 2018 zu kri­ti­schen Anmer­kungen in Bezug auf die ver­trag­lichen Vor­gänge innerhalb der Betriebs­ge­sell­schaft HSG gegenüber dem Haupt­ge­sell­schafter als öffent­liche Institution.

Im Rahmen des Interreg-Pro­jekts und mit Blick auf eine mög­liche Koope­ration mit der «Oes­ter­reich» erfolgte eine betriebs­wirt­schaft­liche Analyse, auch mit dem Ziel, die vom Bericht kri­ti­sierten und zur Ver­bes­serung emp­foh­lenen Mängel in Orga­ni­sation und Auf­sicht zu ver­bessern. Der damalige Bür­ger­meister von Hard, Harald Köhl­meier (ÖVP) beur­teilte die Kritik nicht so dra­ma­tisch, im Gegensatz zum Prä­si­denten des IBSM Josef Büchelmeier. Durch den vor­zei­tigen Rück­tritt des Bür­ger­meisters im Dezember 2019 und die unklare poli­tische Situation bis zur Stichwahl im Spät­herbst 2020 brachte dann den ganzen Berei­ni­gungs-Prozess ins Stocken. Erst die Harder-Neu­wahlen im Spät­herbst 2020 brachte hier mit dem neuen Harder Bür­ger­meister Martin Stau­dinger (SPÖ) eine Wende. Stau­dinger zu mir: „Ich wollte das Problem nun wirklich lösen. Das was da vor sich ging, war nicht schön anzusehen.»

Der Geschäfts­führer und der Vor­stand des IBSM führten ein Eigenleben

Knack­punkt 3: Hoh­entwiel-Kapitän und HSG-Geschäfts­führer Adolf Konstatsky sah früh­zeitig die wirt­schaft­lichen Vor­teile und Syn­ergie-Effekte bei einer Koope­ration mit der «Oes­ter­reich». Er enga­gierte sich öffentlich für diese Lösung wie auch privat durch Betei­ligung an der «MS Oes­ter­reich GmbH»3. Dies geschah lange Zeit ohne Wissen (und for­meller Zustimmung) seitens des Auf­sichts­rates der HSG und dem IBSM. Ent­spre­chend den anfangs 2019 im Rahmen des Interreg-Pro­jekts ver­ein­barten Dienst­leis­tungs­ver­trägen zwi­schen MSOe und HSG, ver­marktete die HSG, noch unter Führung von Adi Kon­statzky, ab April 2019 beide Schiffe gemeinsam unter der Marke «His­to­rische Schiff­fahrt Bodensee». Die Art und Weise der Umsetzung ent­sprach jedoch nicht den Erwar­tungen seitens der beiden Schiffs­eigner, was zu Span­nungen führte.

Der IBSM-Auf­sichtsrat unter Josef Büchel­maier beauf­tragte einen Head­hunter mit der Suche nach einem kauf­män­ni­schen, han­dels­recht­lichen Geschäftsführer/​In für die HSG und die Schiffs­gas­tro­nomie MSG. Adi Kon­statzky sollte wei­terhin für den nau­ti­schen Bereich zuständig bleiben. Zusammen mit den Ver­ant­wort­lichen der MSOe GmbH konnten Auf­sichtsrat und Gesell­schafter eine Kan­di­datin eva­lu­ieren, welche jedoch ihre Bewerbung nach der Wahl wieder zurückzog. Die ursprüng­liche Absicht, auch den Gas­tro­nomen beider Schiffe, den Hau­benkoch Heino Huber, zu ersetzen, wurde nicht mehr wei­ter­ver­folgt4. Nach der Absage der aus­ge­wählten Kan­di­datin, dem poli­ti­schen Wechsel in der Gemeinde Hard und den Erschwer­nissen durch die Covid-Pan­demie kamen die Bemü­hungen um einen Füh­rungs­wechsel in der HSG ins Stocken. Die Dif­fe­renzen zwi­schen Adi Kon­stantzky und dem Auf­sichtsrat unter Josef Büchelmeier blieben jedoch wei­terhin bestehen und mün­deten zu einer (zunächst erfolg­losen) Kün­digung Kon­stantzky als Geschäftsführer.

Zwei Schweizer bringen den Stein ins Rollen

Nachdem das «Feuer bereits in ver­schie­denen Dächern“ war, brachte Kurt Reich, inzwi­schen Prä­sident der Schweizer Sektion und Vize­prä­sident im IBSM, Ende 2020 den Namen Benno Gmür ins Spiel. Kurt Reich kommt vom Fach her: er war vor der Fusion mit der SBS Betriebs­leiter der Ror­schacher Schiffs­be­triebe und leitet heute das Schiff­fahrtsamt des Kantons St. Gallen. Er kannte Benno Gmür als Sanierer der SBS und der URh. Es kam zu ersten Gesprächen zwi­schen Gmür, Büchelmeier und Reich. Als anfangs Februar 2021 Adi Kon­statzky als Geschäfts­führer kün­digte, gab auch der Harder Bür­ger­meister Stau­dinger, damals noch Haupt­ge­sell­schafter der HSG GmbH, grünes Licht und war sofort ein­ver­standen, Benno Gmür als Sanierer und Geschäfts­führer der HSG einzusetzen.

Benno Gmür, bekannt als eher unz­im­per­licher Schnell­denker und Prag­ma­tiker brauchte nicht lange, um die Pro­bleme beim Namen zu nennen. Auf­sichtsrat und IBSM-Vor­stand taten sich in der Folge schwer damit, als Gmür fest­stellte, dass das bestehende Kon­strukt mit IBSM, HSG, MSOe GmbH und Schiffs­gas­tro­nomie (MSG GmbH) viel zu kom­pli­ziert, inef­fi­zient und daher ohne Per­spek­tiven war. Unter diesen her­aus­for­dernden Umständen musste Benno Gmür kreativ werden. Gmür in einem Gespräch: «Das ist mein Beruf».

Nach vier Wochen prä­sen­tierte er den Ver­ant­wort­lichen im IBSM, der MSOe und der Gemeinde Hard seinen Lösungs­vor­schlag: die Ver­schmelzung der drei GmbH’s zu einer Betriebs­ge­sell­schaft. Der Lösungs­vor­schlag umfasste fol­gende Pfeiler:

  • Zuerst musste der HSG zur Abwendung der dro­henden Insolvenz per 31.12.2020 mit einer Finanz­einlage von knapp 200 000 Euro unter die Arme gegriffen werden. Das Jahr 2019, das 1. Jahr der Koope­ration mit der MSOe, sowie das Pan­de­miejahr 2020 hatten ihre Spuren hin­ter­lassen. Die Schweizer Sektion unter Kurt Reich schoss das erfor­der­liche Geld ein, um die Insolvenz der HSG abzuwenden.
  • Die beiden Schiffe sollen pari­tä­tisch zu je 35 % in der neuen Betriebs­ge­sell­schaft HSB-GmbH ver­treten sein; alle bis­he­rigen Ver­träge und Unter­firmen werden aufgelöst.
  • Der Gemeinde Hard wird mit­tel­fristig der Hei­mat­hafen zuge­si­chert und gleich­zeitig redu­ziert sich ihre Betei­ligung (den For­de­rungen des Rech­nungs­hofes folgend) auf eine Min­der­heits­be­tei­ligung von 10 %.
  • Die SBS (Schwei­ze­rische Bodensee-Schiff­fahrt AG) steigt mit 20 % in die neu geschaffene GmbH ein. Damit ist ein Partner mit lang­jäh­riger Erfahrung im Business mit an Bord. Die SBS kann als Ent­schei­dungs­träger wirken, sollte es zwi­schen den Eignern der beiden his­to­ri­schen Schiffe zu Dif­fe­renzen kommen und mit ihren 20 % (zusammen mit dem ent­spre­chenden Partner mit 35 %) eine Mehrheit erwirken.

Im Vor­stand des IBSM taten sich einige der Vor­stands­mit­glieder schwer mit dieser Lösung. Die alten Bedenken um den Verlust des Stel­len­werts der «Hoh­entwiel» kamen wieder hoch. Auch der ehe­malige Retter und 1. Kapitän der «Hoh­entwiel», Reinhard Kloser, schaltet sich ein und spie Feuer und Galle gegen den 2020 noch amtie­renden Kapitän Konstatsky („und so einen habe ich ein­ge­stellt»). Die Wogen gehen wieder hoch. Nach zähen Ver­hand­lungen und wie­der­holten Abstim­mungen und Beschlüssen setzten sich die über­zeugten Befür­worter der Ver­schmel­zungs­lösung mit einer Mehrheit durch. Wie kon­trovers und hart die Dis­kus­sionen im Vor­stand des IBSM offenbar geführt wurden, zeigt die Tat­sache, dass einige lang­jährige Vor­stands­mit­glieder nach dem Ver­schmel­zungs­ent­scheid zurück­ge­treten sind.

Weitere Stör­ma­növer

Am 6. April 2021 wurde die «Hoh­entwiel» nach mehr­wö­chigem Werft­auf­enthalt vom Part­ner­schiff Oes­ter­reich in Romanshorn abgeholt und zurück nach Hard geschleppt. An der Pres­se­kon­ferenz in Romanshorn betonte Josef Büchelmeier die gute Part­ner­schaft und Ein­tracht zwi­schen beiden Schiffen und ihren Ver­ant­wort­lichen. Am Nach­mittag des­selben Tages führte Büchelmeier in Begleitung wei­terer Vor­stands­mit­glieder ein Gespräch mit Ver­tretern der Bodensee-Schiffs­be­triebe mit Sitz in Kon­stanz (BSB) über die Mög­lich­keiten einer pacht­weisen Über­nahme der «Hoh­entwiel» durch die BSB. Die BSB waren sich aber bewusst, dass sie dafür keinen erfah­renen Kapitän hätten. Sie haben dann bei Adi Kon­statzky ange­fragt, ob er für sie das Kom­mando auf dem Rad­dampfer über­nehmen könne. Dadurch flog das «Spiel» auf und das Unter­fangen kam letzt­endlich nicht zustande.

Damit nicht genug: Anfangs Mai, wenige Tage vor den ent­schei­denden Beschlüssen im IBSM-Vor­stand und in der Gemeinde Hard, führten Ver­treter aus dem Vor­stand, angeblich aus eigener Initiative, aber wohl im Wissen von Josef Büchelmeier, Gespräche mit der Vor­arlberg-Lines um die Rah­men­be­din­gungen einer even­tu­ellen Ver­pachtung der «Hoh­entwiel» samt Besatzung (ohne diese vor­gängig zu infor­mieren) nach Bregenz aus­zu­loten. Man wollte offenbar «jede Kröte schlucken», wenn es nur nicht zur Zusam­men­arbeit mit der «Oes­ter­reich» kommt. Auch dieses Bemühen schei­terte und es kam in der Folge zu Aus­tritten aus dem Vor­stand beim IBSM.

In der Markt­ge­meinde Hard war man über diese «Manöver» völlig über­rascht, hatte man die «Hoh­entwiel» doch all die Jahre nach Kräften unter­stützt, und nun sollte sie nach Bregenz abwandern? Der Gemein­derat stimmte in sel­tener Ein­tracht (32 von 33 Stimmen) für den neuen Vertrag, so dass dieser schliesslich am 1 Juni 2021 von allen Betei­ligten unter­schrieben wurde (siehe Bilderfolge).

Reform­bedarf auf dem Bodensee

Bei der finalen Umsetzung von Benno Gmürs Plan wurde nochmals mit «harten Ban­dagen» gekämpft. Ent­spre­chend war an Bord der «Oes­ter­reich» die Stimmung am Tag der Ver­trags­un­ter­zeichnung zur Gründung der HBS etwas ambi­valent: Zum einen Zufrie­denheit über den Erfolg, nun gemeinsam in die Zukunft zu schreiten. Vor allem im Gespräch mit den Mit­ar­bei­tenden spürte ich eine Erleich­terung, nun auf siche­reren Gewässern fahren zu dürfen. Zum andern scheinen vor allem beim Verein IBSM noch Haus­auf­gaben anzustehen.

Zur neuen Betei­ligung an der HSB geht die SBS nur kleine Risiken ein, Syn­ergien werden sich in der Praxis erst noch zeigen müssen. Kon­kurrenz gibt es keine, da die zwei Gesell­schaften preislich in ver­schie­denen «Ligen spielen», wie es SBS-VR-Prä­sident Hermann Hess bei der Ver­trags­un­ter­zeichnung aus­drückte, «und sich gegen­seitig befruchten werden». Letztlich ver­folgt die SBS ein stra­te­gi­sches Ziel, um den wirt­schaft­lichen Ein­fluss im „Bodensee-Schiff­fahrts-Kuchen“ zu stärken. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: die Zusam­men­arbeit zwi­schen den drei grossen Bodensee-Schiffs­be­trieben steht auf einem Tief­punkt. Zu gross sind zurzeit die Kul­tur­un­ter­schiede der drei Betriebe, stark wegen noch «offene Rech­nungen», die zurück gehen auf die Zeit, als die SBB ihre Schiffe am liebsten den Kon­stanzern ver­kauft hätten. Aus­serdem wird die Rolle, wie man tou­ris­tische Dienst­leis­tungen erbringt, in den drei Ländern ganz unter­schiedlich wahrgenommen.

Die Kon­se­quenzen dieser uner­freu­lichen Situation müssen aber nicht die Vor­stände der drei Gesell­schaften tragen, sondern die Anwohner und die Urlauber rund um den herr­lichen Bodensee. So fehlt eine gemeinsame Tages­karte, ein attrak­tiver Fahrplan, bei dem alle drei Partner (VL, BSB und SBS) nur gewinnen könnten, wenn sie etwas koope­rieren würden. Dies ver­sucht nun (im Kleinen) die HSB und SBS; weitere Anstren­gungen der Zusam­men­arbeit wären für uns Fahr­gäste – aber auch aus wirt­schaft­lichen Inter­essen – hoch willkommen.

Gehen nun auch struk­turell gemeinsame Wege: Art-Deco Schiff Oes­ter­reich als erstes Salon-Motor­schiff und das Jugendstil-Schiff Hoh­entwiel, letzter Rad­dampfer auf dem Bodensee.

Ein Bild mit Sym­bol­cha­rakter: Markus Flatz, Sprecher der Gesell­schafter des MS Oes­ter­reich (links vom Tisch) sitzt via-à-vis von Kurt Reich, Dele­gierter des IBSM (Eigen­tü­merin DS Hoh­entwiel) und besprechen vor der Ver­trags­un­ter­zeichnung letzte Details. Für die juris­tisch-kor­rekte Abwicklung der Unter­nehmung «His­to­rische Schiff­fahrt Bodensee GmbH» sorgte der Rechts­anwalt Tobias Gisinger (Bild­mitte).

Eine Unter­schrift mit grosser Wirkung: Hiermit ver­zichtet die Gemeinde Hard auf ihren 75,2 %-Anteil der bis­he­rigen HSG (Hoh­entwiel Schiff­fahrts­ge­sell­schaft GmbH) und ist neu nur noch (gemein­de­rechts-konform) mit 10 %-Anteil bei der HSB als Stand­ort­ge­meinde dabei. Vlnr: Martin Stau­dinger, Michael Simma, dahinter Tobias Gisinger

Auch Kurt Reich, Prä­sident der Schweizer Sektion und Ver­treter des IBSM in der HSB, zeigt sich im Anschluss der Ver­trags­un­ter­zeichnung erleichtert, dass die gemeinsame Ree­derei der beiden Schiffe unter Dach und Fach ist.

Zwei glück­liche „Gewinner“ der struk­tu­rellen „Revo­lution“ zur Betriebs-Fusion His­to­rische Schiff­fahrt Bodensee: Jürgen Zim­mermann, Initiator zur Rettung von MS Oes­ter­reich übergibt ein Aquarell von Gerhard Mangold an Herrmann Hess, VR-Prä­sident der SBS, die neu 20 % der Inha­ber­be­tei­ligung übernehmen.

Andrea Ruf, CEO der SBS, über­bringt der Vize-Bür­ger­meis­terin von Hard, Nadine Häusler-Amann, ein Präsent der SBS aus Anlass der Ver­trags­un­ter­zeichnung vom 1. Juni 2021: ein St. Galler Schämpis.

Die Beleg­schaft der beiden his­to­ri­schen Schiffe, hier ver­treten durch Mitra Zoran, Kapitän Robert Kössler und Marion Gafgo, ist erleichtert, dass die langen Dis­kus­sionen um die Inte­gration von MS Oes­ter­reich und kom­pli­zierte Abläufe ein Ende finden. Sie über­reichen Benno Gmür, dem Sanierer und Geschäfts­führer der HSB ad interim und Markus Flatz, Gesell­schafter-Sprecher des Muse­ums­schiffes Oes­ter­reich, eine HSB-Torte.

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Am Schluss des Blogs ist Ihr Kom­mentar willkommen.

Hin­weise

1) Dazu ist zu bemerken, dass die «Hoh­entwiel» die letzten 30 Jahre aus­schliesslich im Sommer fuhr. Die «Oes­ter­reich» war von Anfang an auch für einen Win­ter­be­trieb aus­ge­stattet. Beide Schiffe zusammen könnten in einer engen Koope­ration also nicht nur eine Som­mer­saison, sondern mit­ein­ander zwei Sommer- und eine Win­ter­saison pro Jahr «bespielen». Das Stamm­per­sonal könnte so für Nautik und Gas­tro­nomie ganz­jährig beschäftigt und fle­xibler auf beiden Schiffen ein­ge­setzt werden. Die Ein­kaufs­be­din­gungen sind für zwei Schiffe attrak­tiver als nur für eines, während die Ver­marktung beider Schiffe gemeinsam wesent­liche Ver­bes­se­rungen bei nahezu gleichen Overhead-Kosten bietet.

2) Der Schiff­fahrts­experte Martin Uhlig zur Rolle von Hard: «Die ursprüng­liche Kon­stel­lation rührt daher, dass die Gemeinde Hard der ‘Hoh­entwiel’ während der Reno­vierung (1985 bis 1990) kos­tenlos einen Lie­ge­platz mit umfang­reicher Arbeits­fläche zur Ver­fügung gestellt hat und dem Schiff seit der Wie­der­in­be­trieb­nahme einen Hei­mat­hafen bietet. Zur Wieder-Inbe­trieb­nahme der ‘Hoh­entwiel» im Jahre 1990 benö­tigte das Dampf­schiff aber eine Kon­zession für den Gele­gen­heits­verkehr auf dem Bodensee. Die damals ört­lichen Kon­zes­si­ons­in­haber waren die Öster­rei­chi­schen, die deut­schen und die Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bahnen (ÖBB, DB und SBB) und die sprachen sich dagegen aus, durch die ‘Hoh­entwiel’ eine weitere Kon­kurrenz zu bekommen. In Öster­reich hatten aber lediglich der Bund, die Länder und die Gemeinden einen unbe­dingten Anspruch auf eine solche Kon­zession, und auch nur für eigene Betriebe. Bund und Land konnten sich nicht gegen die Staatsbahn stellen, also blieb nur die Mög­lichkeit mit einer Gemeinde.

Auch hier sprang die Markt­ge­meinde Hard in die Presche: So war es damals unab­dingbar, dass die Gemeinde für ihre eigene Schiff­fahrts­ge­sell­schaft die Kon­zession bean­tragte. Also musste die HSG gegründet und die Markt­ge­meinde Hard dabei die bestim­mende Mehrheit erhalten. Ohne die massive Unter­stützung des dama­ligen Bür­ger­meisters Gerhard Köhl­meier (ÖVP, Vater des nach­ma­ligen Bür­ger­meisters Harald Köhl­meier) hätte die ‘Hoh­entwiel’ damals also nicht wieder in Betrieb gehen können. Aus den Umsätzen und Gewinnen der HSG wurden an die Gemeinde Hard aber lediglich orts­üb­liche Gebühren und Steuern, nicht jedoch Gewinn­an­teile bezahlt. Die Gewinne flossen voll­um­fänglich in die Rück­lagen des IBSM. Die Gemeinde Hard war also primär am Erhalt des his­to­ri­schen Rad­dampfers inter­es­siert, nicht jedoch an direkter Gewinn-Maxi­mierung zugunsten der Gemeindekasse.»

3) Eine solche Betei­ligung erhoffte sich der Verein MSOe auch vom IBSM, stiess aber beim dor­tigen Ver­eins­vor­stand auf Ablehnung, siehe Knack­punkt 1.

4) Die HSG hat zusammen mit Heino Huber die Hoh­entwiel-Gastro GmbH gegründet, die sich aber auf­grund sub­op­ti­maler Infra­struktur an Land nur leidlich ent­wi­ckeln konnte. Deshalb errichtete die MS Oes­ter­reich GmbH für rund 3/4 Million Euro eine Land­küche beim Lie­ge­platz in Hard, von wo aus beide Schiffe bedient wurden.

Abkür­zungs-Ver­zeichnis

HSG His­to­rische Schiff­fahrt Bodensee GmbH (Ree­derei)

IBSM Inter­na­tio­nales Bodensee Schiff­fahrts-Museum (Inha­berin DS Hohentwiel)

MSG Schiffs­gas­tro­nomie GmbH (Inhaber zu je 50 % IBSM und MSOe)

MSOe MS Oes­ter­reich GmbH (Inha­berin MS Oesterreich)

ÖVP Öster­rei­chische Volkspartei

SPÖ Sozi­al­de­mo­kra­tische Partei Österreich

Weiter im Text

Tur­bu­lente Zeiten für die «Hoh­entwiel»: neuer Geschäfts­führer, neue Fir­men­struktur, neuer Unter­was­ser­an­strich (Link)

Impressum

Bild 1 M. Haefner, Bilder 2 und 3 M. Schedl

Text und übrige Bilder H. Amstad

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