Ich bin sowohl ein Schiff wie auch ein Bus.

Amphi­bien sind Tiere, die sowohl im Was­ser wie auf Land leben. Amphi­bi­en­fahr­zeug kön­nen sowohl auf der Strasse wie auf dem Was­ser fah­ren. Seit 2006 gibt es euro­päi­sche Auto­busse, die auch schwim­men und sich als „Schiffe“ im Was­ser fort­be­we­gen kön­nen. Der Pro­to­typ war ein Gemein­schafts­werk von Iris­bus (seit 2013 bei Iveco) und Iveco, ent­wor­fen von George Smith und auf Malta getes­tet. Nach drei Jah­ren gab es dann 2009 eine erste tou­ris­ti­sche Nut­zung in Buda­pest, die bis heute ange­bo­ten wird.

Mich fas­zi­niert die­ses Gefährt, ich schaue ihm in Rot­ter­dam inter­es­siert zu, wie die Wel­len der vor­bei­fah­ren­den Güter­schiffe an die Wind­schutz­scheibe klat­schen oder wenn sich bei einer Rich­tungs­än­de­rung der Bus auf die Seite neigt wie ein rich­ti­ges Schiff. Die­ser Amphi­bi­en­bus nennt sich hier Splash. Der eng­li­sche Aus­druck Splash heisst so viel wie Sprit­zer oder Sprit­zen und kommt vom „Höhe­punkt“ einer sol­chen Reise – das Ein­tau­chen von der Stras­sen­rampe ins Was­ser erle­ben die Fahr­gäste als Kick. In Rot­ter­dam gehört der Splash seit 2010 zum Stadt­bild. Er taucht vor dem Luxus­li­ner Rot­ter­dam auf, beim Euro­mast (einem Fern­seh­turm, des­sen Besuch ich sehr emp­feh­len kann), auf der Eras­mus­brü­cke (dem Wahr­zei­chen Rot­ter­dams) oder vom Spido-Schiff aus, einem Hafen­rund­fahr­ten-Schiff. Der Abfahrts­punkt des Splashs ist beim Euro­mas­ten. Am bes­ten kommt man mit dem Was­sertaxi dort­hin; eine der 50 An- und Abfahrts­punkte Rot­ter­dams lie­gen in unmitt­e­ba­rer Nähe. Und den Rück­weg in die Stadt emp­fiehlt sich mit einem Spa­zier­gang durch den schö­nen Park von Scheep­vaartskwar­tier bis zur Erasmusbrücke.

Das Ange­bot ist sehr beliebt; am Sams­tag und Sonn­tag waren die fünf Fahr­ten alle aus­ge­bucht und am Mon­tag und Diens­tag, wo ich noch Zeit gehabt hätte, macht die Mann­schaft Pause. Die Fahrt hole ich beim nächs­ten Rot­ter­dam-Besuch nacj. Denn diese Stadt fas­zi­niert mich immer wie­der von Neuem: die Archi­tek­tur und das Was­ser sowie eine fuss­gän­ger- und velo­freund­li­che Infra­struk­tur macht Rot­ter­dam für mich ein­zig­ar­tig – eine Stadt mit so vie­len Ein­woh­nern wie Zürich aber mit einer Über­sicht­lich­keit von Luzern.

Der Rot­ter­da­mer Amphi­bus basiert auf einem Volvo-Chas­sis und wird von der nie­der­län­di­schen Was­ser­trans­port­fahr­zeuge Dutch Amphi­bious Trans­port Vehic­les BV (DATV) in Nij­me­gen am Rhein her­ge­stellt. Ein 462-PS-Volvo-Motor kann die Räder für die Strasse oder die zwei Was­ser­strahl­an­triebe in Gang brin­gen, die dann für ein Vor­wärts­kom­men im Was­ser sor­gen. Der Ankauf kos­tete 900 000 Euro. Der erste Kunde der DATV war übri­gens der öffent­li­che Ver­kehr: die schot­ti­sche Bus- und Fäh­rege­sell­schaft Stage­coach in Glas­gow wollte damit den Clyde über­win­den, ohne dass die Pas­sa­giere das Fahr­zeug wech­seln müss­ten. Der Ver­such wurde dann abge­bro­chen und eine klei­nere Fähre eines ande­ren Betrei­bers ein­ge­setzt. Wenige Wochen spä­ter kam 2010 der Splash-Bus in Rot­ter­dam zum Ein­satz, der bis heute sei­ner Beliebt­heit erfreut. Aus­ser in Rot­ter­dam ste­hen Splash-Busse auch in Ams­ter­dam, Buda­pest, Lon­don sowie in Bos­ton und Toronto im Ein­satz. Es ist geplant, diese Vehi­kel euro­pa­weit zu ver­brei­ten, seit weni­gen Tagen steht so ein Vehi­kel auch in Ham­burg zur Ver­fü­gung. In der Schweiz wird es nicht so schnell einen Amphi­bus geben. In der Bin­nen­schiff­fahrts­ver­ord­nung steht im Arti­kel 96 im Absatz 2: „Schiffe, die … für Wohn­zwe­cke bestimmt sind … und amphi­bi­sche Fahr­zeuge sind nicht zugelassen.“

Die­ser Sprit­zer gibt dem Bus den Namen: Splash, hier beim Ein­tau­chen in der Nähe des Maashavens.

Die Form des Fahr­zeu­ges ist auch im Was­ser unverkennbar.

Fahr­gäste von der Spido-Flotte kom­men aus dem Stau­nen nicht her­aus – die komi­sche Kreu­zung gibt zu Dis­kus­sio­nen Anlass.

Ger Bak­ker wird vom Bus­chauf­feur zum Kapi­tän. Der Ein­stieg erfolgt über eine Gang­way und befin­det sich rund einen Meter über der Strasse.

Antriebs­an­lage am Heck des Bus­ses fürs Wasser.

Ich bin auch ein Schiff“ vor dem Hotel­schiff SS Rotterdam.

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Hin­weise

Video: Rot­ter­dam (Link), Ver­such Glas­gow (Link)

Quel­len

Text und Bil­der H. Amstad.

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