Kunstmaler Michaël Lucerne – seine Liebe zu Frauen und Vierwaldstättersee-Raddampfern
Was hat ein Dampfschiff mit der Silhouette einer nackten Frau zu tun? fragt eine Journalistin an der Kunstausstellung in der Kornschütte in Luzern im April 2023 den Künstler Michaël Lucerne. Er ist einer Antwort nicht verlegen: «Dampfschiffe sind weiblich.» Sogar auf Schweizerdeutsch sind vier der fünf Vierwaldstättersee-Raddampfer als Damen angesprochen: Uri, Unterwalden, Gallia und Stadt Luzern. Nennt die Schriftsprache auch die «Schiller» weiblich, so ist dieses Schiff aber in der Mundart männlich. Etwas weniger profan präzisiert Lucerne in einem Interview: «Genau wie die Frauen haben auch die nostalgischen Dampfer erotische Formen.»

Mario Gavazzi verfolgt das Wirken und Leben des Luzerner Künstlers seit rund 20 Jahren und ergänzt: «Nach Schulbesuch und einer Ausbildung in Neuchâtel (Ecole privée catholique) sowie einer kaufmännischen Ausbildung zog Michaël das künstlerische Schaffen einem geregelten kaufmännischen Beruf vor und setzt seit 1983 bis heute seine Talente mit Erfolg um. Massgebend für sein künstlerisches Schaffen war der Austausch mit Kunstschaffenden in der Malerei (z.B. Aktmalerei bei Peter Dietschy 1995 – 1997)1 im In- und teilweise fernen Ausland. Dies hat auch seine, über verschiedene Gebiete der Welt verteilte Ausstellungstätigkeit beeinflusst.»
Michaël Lucerne arbeitet und lebt seit Beginn des Jahres 2020 in seinem mit Umschwung erworbenen Château de la Houillère in Chamagney in der Nähe der ostfranzösischen Gemeinde Ronchamp, nahe der weltberühmten Kirche, welche durch den Architekten Le Corbusier entworfen worden ist. Zusammen mit seiner (Zitat ML) «Schlossdame» Astride, die er aus der Schulzeit in Ruswil kennt, fühlt er sich hier wohl und findet eine animierende Umgebung für sein schöpferisches Schaffen. Michaël Lucerne nennt Champagney wie auch Luzern seine Heimat, zu kurz komme dabei keine von beiden, denn: «Mein Herz hat Platz für zwei Heimaten». Der Begriff Heimat verbindet er eh weniger mit einer Örtlichkeit: «Freunde sind für mich Heimat.» Was Luzern betrifft, pflegt er sein Wirken mit einer kleinen, aber wohltuend wirkenden Galerie an der Falkengasse in der Luzerner Altstadt. Oder man trifft ihn am ehesten im Hotel Falken sowie im Restaurant Dupont bei seinem Freund, Kunstsammler und Geschäftspartner Hans P. Wanner.
Wie Lucerne gesehen wird
Der Galerist Armin Bättig von der Galerie Fine Arts an der Haldenstrasse beschreibt den Künstler so: „Seine Bilder sind geprägt von dem typischen und spontanen Strich seines Pinsels. Seine Werke haben die Transparenz des Wassers, die Leichtigkeit der Luft und die Kraft des Windes. Michaël Lucerne’s Kunst ist nicht zufällig. Er plant seine Farbkompositionen. Er spielt mit seinen Formen und gibt seinen Werkzyklen thematischen Inhalt.“2 Mario Gavazzi, ein Freund von Michaël und von Dampfschiffen: „Er und seine Dampfer sind ständig in Bewegung. Sie ruhen nie. Sie bewegen unsere Herzen, unsere Seelen, unsere Sinne.“3 Und die „Kunstbetrachterin“ Sonja Hablützel: „Charakteristisch für den Künstler ist sein grosszügiger, expressiver Pinselduktus. Mit seinem dynamischen Strich reduziert er die Gegenstände auf das Wesentliche und setzt sie ausdrucksstark in seinem ureigenen, neoexpressionistischen Stil in Szene.“4 Mit an der Finissage der Kornschütte-Ausstellung dabei war auch der Zuger Landschreiber Tobias Moser: „Mein privater Besuch im Schlossatelier von Künstler Michaël Lucerne in Frankreich hinterliess starke Eindrücke. Seit Jahren malt der Dampferfan die erhabenen Stars der Vierwaldstättersee-Flotte in verschiedenen Farben. Jedes Bild gibt einem das Gefühl, grad selbst an Bord zu sein.»
Ihn auf Dampfschiffe und Akt zu reduzieren, wäre weit gefehlt: Im Zentrum seiner Arbeiten steht zwar die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper. Lucerne beschäftige sich aber neben der Malerei auch mit Grafik, Fotografie und Bildhauerei und schuf zahlreiche Wandinstallationen und Skulpturen, viele davon im öffentlichen Raum. Zwei der auffälligsten Rosinen seien erwähnt: 2018 wurde Lucerne als erster Schweizer Gastkünstler im Artcampus der Porzellan-Manufaktur Meissen eingeladen, wo er Meissen-Vasen mit Motiven aus seiner Werkgruppe «White» zierte. Ein weiteres, für mich besonders gelungenes Motiv thront als Monumentalplastik über der Talstation der Pilatusbahn in Alpnachstad. Das 14 m breite, 7 m hohe und mehrere Tonnen schwere Kunstwerk zeigt den Pilatus-Dragon. Es wurde zum 111. Betriebsjahr der Bahn am 11.11.2000 um 11.11 Uhr enthüllt und ist seither ein beliebtes Fotosujet und Aushängeschild der Bahn zugleich.
„Frauen und Dampfschiffe haben erotische Formen“, Michaël Lucerne, Öl auf Leinwand 120 x 150 cm, CHF 8 500.
Diverse Schaffensepochen prägen den Kunstmaler Lucerne; seit über 20 Jahren sind es auch die Vierwaldstättersee-Raddampfer, die in ihrem grosszügigen Format besonders viel Dynamik ausstrahlen.
Ein sehr genaues Auge bringt das Charakteristische eines (jeden) Dampfers in seiner nahezu perfekten Proportion, Perspektive und zugleich Reduktion auf die Leinwand. Besonders schön hier am Beispiel einer fröhlich-interpretierten „Unterwalden“, wo auch seine erweiterte Farbentwicklung abzulesen ist.
„Klassentreffen“ in der Kornschütte Luzern mit der Lebensgefährtin «Schlossdame» Astride, Marianne Koch, Michaël Lucerne (alias Koch), dem Luzerner Souvenirkönig Robert Casagrande und seiner Frau Dani Casagrande (von links)
Die Räume der Kornschütte Luzern eignen sich für die grossflächigen Bilder des Künstlers.
Die vier Jahreszeiten im Ballett der fünf Raddampfer Gallia, Stadt Luzern, Uri, Schiller und Unterwalden; ein in sich gekehrter Lucerne verdeckt das Sommerbild.
„dampfschiffe im luzernerbecken 2009“, Öl auf Leinwand 120 x 160 cm aus der Sammlung Patrick Schätzle im Buch „Dampfschiffe Vierwaldstättersee by Michaël Lucerne“ zeigt seine Balance zwischen Abstraktion und Konkretem, bei dem der geübte Betrachter das spezifische Schiffe gut erkennt.
Der Künstler vor 25 Jahren: anfänglich arbeitete er mit den Farben Rot, Blau und Schwarz. Heute bedient er sich der ganzen Farbpalette für seine Dampferbilder.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Quellen
1) Aus Wikipedia (Link)
2) aus „Dampfschiffe Vierwaldstättersee by Michaël Lucerne“ Stans 2009
3) Aus „Hier gibt der weibliche Akt dem Dampfschiff die Ehre“, Luzerner Zeitung 15. April 2023
4) Aus „Volldampf“, Mitteilungsblatt der Dampferfreunde Vierwaldstättersee 12/2019
Weiter im Text
Buchtipp: „Dampfschiffe Vierwaldstättersee by Michaël Lucerne“ 2009 (Link)
Impressum
Text und Bilder H. Amstad, Bild 8 aus dem Buch Dampfschiffe Vierwaldstättersee by Michaël Lucerne
Bewertung abgeben 🙂
Archivierung

Zum Archivieren oder Ausdrucken dieses Medienberichtes aktivieren Sie das Icon. Bevor Sie das PDF sichern, drucken oder ablegen empfehlen wir, zur optimalen Darstellung, die Ausrichtung Querformat in der Grösse 80 %. Geeignete Browser sind Firefox, Mozilla, Google Chrome. (Bei anderen Browsern könnten die Bilder zerschnitten werden.)
Hinterlassen Sie einen Kommentar