Mit 150 fit und mun­ter: DS Gisela begeis­tert Ein­hei­mi­sche wie Damp­fer­fans aus dem In- und Ausland

Lange war unklar, ob die 150-Jahr-Fei­er­lich­kei­ten zu Ehren Öster­reichs ältes­tem Dampf­schiff statt­fin­den dür­fen. Erst zwei Wochen vor dem geplan­ten Wochen­ende vom 11. bis 13. Juni gab die Bun­des­re­gie­rung in Wien das grüne Licht für not­wen­dige Corona-Locke­run­gen. Ver­mut­lich war dies der Grund, warum sich ins­ge­samt bloss vier aus­län­di­sche Dampf­schiff-Begeis­terte in Gmun­den ein­fan­den – es waren alles Schwei­zer1. Und denen wurde die Ein­reise nicht ein­fach gemacht. Dies nicht wegen der 3‑G-Regel (getes­tet, gene­sen oder geimpft), son­dern wegen der ein­mo­na­ti­gen Schlies­sung des Eisen­bahn­tun­nels vom Arl­berg, die mehr­stün­dige Bahn­ersatz-Bus­fahr­ten zwi­schen Sar­gans und Ötz­tal nach sich zogen. Auch Flüge nach Linz gibt es nicht mehr, eine in der Ver­gan­gen­heit schnellste und bil­ligste (aber nicht unbe­dingt kli­ma­freund­lichste) Vari­ante, das Salz­kam­mer­gut von Zürich aus zu errei­chen.2

Doch die Stra­pa­zen haben sich in jeder Hin­sicht gelohnt. Der Ver­ein Freunde der Stadt Gmun­den, der Tou­ris­mus­ver­band Traun­see-Alm­tal und die Traun­see­schiff­fahrt von Karl­heinz Eder haben ein ein­drück­li­ches und tol­les Fest orga­ni­siert. Der Flot­ten­chef zeigte sich in der Rück­blende eben­falls zufrie­den: „Es war ein wür­di­ges Fest und genau nach dem Geschmack der Gmund­ner. Es hat all jenen Per­so­nen Ehre geschenkt, die ab dem Jahr 1980 viel Enga­ge­ment und Herz­blut zeig­ten, dass das Schiff heute über­haupt noch fährt.“ Karl-Heinz Eder spricht dabei eine kri­ti­sche Phase im „Leben“ der „Gisela“ an, als es darum ging, nach dem Ent­zie­hen der Betriebs­be­wil­li­gung vom 17. Novem­ber 1980 Wege und Mit­tel zu fin­den, das Schiff vor dem Ver­schrot­ten zu retten.

Das Vor­stands­mit­glied der Freunde der Stadt Gmun­den Mar­tin Eisl erzählt: „Der Ver­ein Gesell­schaft der Freunde der Stadt Gmun­den, der sich seit Beginn für die Erhal­tung des Schif­fes ein­ge­setzt hatte, erstellte gemein­sam mit Sach­ver­stän­di­gen ein Sanie­rungs­kon­zept und erwarb das Schiff von der Traun­see­schiff­fahrt am 3. Juni 1982.» Bereits am 21. August 1981 wurde das Schiff unter Denk­mal­schutz gestellt und somit konn­ten sei­tens der öffent­li­chen Stel­len (Bund, Land Ober­ös­ter­reich, Gemein­den, Bun­des­denk­mal­amt) För­der­gel­der flies­sen. Spen­den kamen auch von Fir­men und Privatpersonen.

Mar­tin Eisl wei­ter: «Bei der Sanie­rung der ‘Gisela’ wurde erst­ma­lig ein völ­li­ges neues Kon­zept umge­setzt: anstatt die Sanie­rung einer ein­zi­gen Firma durch­füh­ren zu las­sen, ver­gab man die ein­zel­nen Repa­ra­tur­ar­bei­ten an ver­schie­dene Fir­men, Lehr­werk­stät­ten und Schu­len, womit Kos­ten ein­ge­spart wer­den konn­ten. Für eine sol­che Umset­zung benö­tigte es jedoch einen Pro­jekt­lei­ter und Koor­di­na­tor. Pro­jekt­lei­tung und Koor­di­na­tion über­nahm wäh­rend sechs Jah­ren Wal­ter Gaus­ter. Das Schiff wurde ohne beheizte Werft­halle und unter freiem Him­mel saniert.3»

Der Pro­zess bis zur Wie­der­in­be­trieb­nahme der «Gisela» am 5. Juli 1986 war wie anderswo bei sol­chen «ver­rück­ten» Pro­jek­ten mit­un­ter müh­se­lig, hatte aber zum vorn­her­ein das grosse Glück, dass der Eig­ner und Geschäfts­füh­rer der Traun­see­schiff­fahrt, Karl Eder, die­ses Vor­ha­ben unter­stützte. Eisl zu einem wei­te­ren Mei­len­stein: „Im Jahr 1993 erhielt das Schiff wie­der einen neuen Kes­sel4, dies­mal mit Ölfeue­rung. Dazu erhielt die ‘Gisela’ eine elek­tro­hy­drau­li­sche Ruder­steue­rung. Diese Mass­nah­men führ­ten dazu, dass Hei­zer und Steu­er­mann ein­ge­spart und die nau­ti­sche Besat­zung von 5 auf 3 Per­so­nen gesenkt wer­den konnte5

Fest­akt mit 100 Ehrengästen

Bereits am Frei­tag, 11. Juni 2021, zeigte sich die „Gisela“ zwei Mal auf der Schlös­ser­rund­fahrt. Als Spe­zi­al­ein­lage des Tages zeigte der Obmann des Ver­eins Freunde der Stadt Gmun­den, Mar­tin Apf­ler, der gleich­zei­tige als Kino­be­trei­ber amtet, im Stadt­thea­ter Gmun­den einen fil­mi­schen Rück­blick über DS Gisela. Im ers­ten Teil der 90-minü­ti­gen Vor­füh­rung wur­den vor­nehm­lich Pro­duk­tio­nen aus dem ORF-Archiv gezeigt, wobei der Schwer­punkt auf die ver­meint­lich letz­ten Fahr­ten vor 1980 und dann auf die Wie­der­in­be­trieb­nahme sechs Jahre spä­ter lag6. Im zwei­ten Teil wurde eine jener Fol­gen aus der Serie „Schloss­ho­tel Orth“ gezeigt, bei der sich wäh­rend den letz­ten 10 Minu­ten auf der „Gisela“ ein dra­ma­ti­sches Ende des Fil­mes zuspitzt und den Rad­damp­fer in vol­ler Aktion zeigt.

Am Sams­tag, 12. Juni, stand der mor­gend­li­che Fest­akt im Zen­trum des zwei­ten Fest­ta­ges. Sin­ni­ger­weise mode­rierte der Eng­län­der Andreas (Andrew) Mur­ray, Geschäfts­füh­rer des Tou­ris­mus­ver­ban­des Traun­see-Alm­tal, durch das zwei­stün­dige Pro­gramm. Schliess­lich waren es Eng­län­der, die die Dampf­schiffe in Gmun­den zum Fah­ren brach­ten. Zwi­schen 1839 und 1918 waren es zahl­rei­che, zum Teil ver­wandte Geschäfts­leute und Schiffs­bau­kon­struk­teure mit klin­gen­den Namen wie John Andrews und Joseph John Rus­ton, die von Wien über das Salz­kam­mer­gut bis Prag und zur Elbe das Sagen hat­ten.4 Unter den Ehren­gäs­ten sass auch der bri­ti­sche Bot­schaf­ter in Öster­reich, Robert Leigh Tur­ner. Am klei­nen Staats­akt musste sich aller­dings der Eng­län­der Jim Rus­ton (80), der Urgross­neffe des Erbau­ers der «Gisela», aus den ein­gangs erwähn­ten Grün­den entschuldigen.

Zahl­rei­che Fest­red­ner waren des Lobes voll, dass in den Ach­zi­ger­jah­ren visio­näre Leute die «Gisela» geret­tet und restau­riert haben5. Bür­ger­meis­ter Ste­fan Krapf nannte den Rad­damp­fer «die Perle und das schwim­mende Wahr­zei­chen von Gmun­den. Wenn die ‘Gisela’ pfeift, kom­men in jedem Gmund­ner Kind­heits­er­in­ne­run­gen hoch». Wirt­schafts­lan­des­rat Mar­kus Ach­leit­ner: «Das Dampf­schiff ‹Gisela› ist nicht nur nach der ältes­ten Toch­ter von Kai­ser Franz Joseph und Kai­se­rin Eli­sa­beth benannt, son­dern auch heute noch die Köni­gin des Traun­sees.» Das Kai­ser­li­che Flair der Ver­an­stal­tung wurde durch eine Abord­nung des Tra­di­ti­ons­korps des Infan­te­rie­re­gi­ment 42 und durch die Anwe­sen­heit von Johann Sal­va­tor Habs­burg-Loth­rin­gen in die wun­der­bare Kulisse am Traun­see über­tra­gen, wo seit Lan­gem auch die Sonne «lachte» und das impo­sante Alpen­pan­orama zum Strah­len brachte.

Reich­hal­ti­ges Rahmenprogramm

Anläss­lich des run­den Geburts­ta­ges ist im Kam­mer­hof-Museum Gmun­den noch bis zum bis 24. Okto­ber 2021 eine Son­der­aus­stel­lung über die Geschichte der Schiff­fahrt am Traun­see zu sehen. Ins­be­son­dere Lieb­ha­ber von Modell­schif­fen kom­men auf ihre Rech­nung, wer­den doch meh­rere Bau­pha­sen der «Gisela» in die­ser Art prä­sen­tiert. Eine Ahnen­ga­le­rie der Väter und Urvä­ter der Traun­see-Schiff­fahrt oder alte Fahr­pläne sagen eini­ges aus über ver­gan­gene Zei­ten. Draus­sen auf dem Muse­ums­platz oder unter der Schil­ler­linde, die sich zwi­schen der Schiffs-Anle­ge­stelle 1 und 2 befin­det, haben am Sams­tag diverse For­ma­tio­nen für ein viel­fäl­ti­ges Musik-Pro­gramm gesorgt.

Die Phil­ate­lie erfreut sich in Oster­reich nach wie vor gros­ser Beliebt­heit. Wäh­rend der Brief­mar­ken- und Münz­sam­mel­ver­ein Gmun­den an einem Stand pos­ta­li­sche Trou­vail­len der Schiffs­post anbot, sorgte die eben­falls anwe­sende öster­rei­chi­sche Post für Ärger. Ihre extra für diese Feier her­aus­ge­ge­bene Son­der­brief­marke „150 Jahre Gisela“ mit einer Fran­ka­tur von 85 Cents konnte man nur erwer­ben, wenn man gleich­zei­tig Dienst­leis­tun­gen oder Pro­dukte im Wert von 25 Euro von ihnen ein­kaufte. Der Gip­fel des Unver­ständ­nis­ses war dann die Ant­wort der anwe­sen­den Beam­tin, die auf meine ungläu­bige Nach­frage meinte: „Wenn Sie für 50 Euro bei uns ein­kau­fen, dür­fen Sie zwei Gisela-Mar­ken erwerben.“

Die ÖGEG, bekannt auch als Betrei­be­rin des Donau­dampf­schif­fes Schön­brunn, fuhr am Sonn­tag mit einem Dampf­zug nach Gmun­den und brachte ein paar Hun­dert Dampf­f­ans an den Traun­see und auf die „Gisela“. Die Stras­sen­bahn Gmun­den setzte wäh­rend die­sem Wochen­ende auch den Jugenstil­wa­gen GM 5 (Bau­jahr 1911) ein. Die Tram­li­nie war jahr­zehn­te­lang mit ihrer 2,3 km Stre­cken­länge und fünf Trieb­wa­gen der kleinste elek­tri­sche Stras­sen­bahn­be­trieb der Welt, der ganz­jäh­rig öffent­li­chen Ver­kehr anbie­tet – mit immer­hin über 300 000 Fahr­gäs­ten im Jahr. Seit 2018 ist dank dem Bau der neuen Traun­brü­cke die Linie bis Vorch­dorf ver­län­gert wor­den (neu 17,9 km). Moderne Voss­loh-Stad­ler-Fahr­zeuge ver­bin­den den Bahn­hof Gmun­den mit dem Zen­trum im 10-Minu­ten-Takt. Das Tram zählt mit einer Stre­cken­nei­gung von exakt 100 ‰ zu den steils­ten Adhä­si­ons­bah­nen der Welt7 und ist nebst der «Gisela» der Stolz der 15 000-Seelen-Stadt.

Gmun­den hat nun beste Vor­aus­set­zung, sich tou­ris­tisch zu ent­wi­ckeln und an alte, erfolg­rei­che Zei­ten anzu­knüp­fen. Es feh­len nur noch Hotels, ent­spre­chende Pro­jekte erfah­ren immer wie­der Rück­schläge, obwohl sie im Jahr 2024 drin­gend gebraucht wer­den. Dann ist das Salz­kam­mer­gut euro­päi­sche Kul­tur­haupt­stadt und DS Gisela hof­fent­lich eine wich­tige Attraktion.

Zurück zum Fest-Wochen­ende: Am Sonn­tag hatte Karl­heinz Eder das his­to­ri­sche Motor­schiff Rudolf Ippisch als Foto­be­gleit­schiff auf jeder „Gisela“-Rundfahrt mit­fah­ren las­sen. Für viele Gäste war das der Höhe­punkt der Fes­ti­vi­tä­ten. Der Kapi­tän von MS Rudolf Ippisch, Wolf­gang Ebner, sorgte mit sei­ner dyna­mi­schen und foto­freund­li­chen Rou­ten­wahl für Applaus der anwe­sen­den Fahr­gäste auf dem Sup­ple­ment­schiff. Mit 55 Jah­ren Berufs­er­fah­rung, begon­nen als Matrose im letz­ten Betriebs­jahr noch auf DS Eli­sa­beth, wusste er, was Schiffs­fans lieben.

Auf­ge­räumte Stim­mung in Gmun­den am Traun­see: meteo­ro­lo­gisch das erste schöne Wochen­ende seit Lan­gem, corona-gelo­ckert und geburts­tag-fei­ernd: DS Gisela fährt seit 150 Jah­ren auf dem See im Salzkammergut.

Fei­ert auch einen „Run­den“: der 60-jäh­rige Chef und Inha­ber der Traun­see Schiff­fahrt Karl­heinz („Charly“) Eder am Maschi­nen­te­le­gra­fen des Jubiläum-Schiffes.

Ein tol­les Schiff, die „Gisela“, foto­gra­fiert vom Sup­ple­men­ter Rudolf Ippisch am 13. Juni 2021 vor impo­san­ter Natur­ku­lisse des Traunstein-Gebirges

Jürg Gries­ho­fer ist der zweite Kapi­tän, der den Rad­damp­fer füh­ren kann, hier am Tag des Fest­ak­tes, 12. Juni 2021, im Einsatz.

DS Gisela steu­ert Alt­müns­ter an. Fest­teil­neh­mer Robert Hor­la­cher: „Eines der weni­gen Dampf­schiffe, das auch von hin­ten attrak­tiv aussieht.“

Ein Bild Mitte der Acht­zi­ger­jahre, wo die „Gisela“ dank auch den Her­ren Franz Wol­lin­ger (Schiff­bau­in­ge­nieur, 1927 – 2019, mitte) und Wal­ter Schiffbänker (Kapi­tän, 1921 – 1995, rechts) total saniert wurde.

Nebst der öster­rei­chi­schen Post gab auch der Brief­mar­ken- und Münz­sam­mel­ver­ein Gmun­den drei Son­der­mar­ken mit ent­spre­chen­den Erst­tag­cou­verts und Son­der­stem­pel heraus.

Bil­der im Text­teil: 1) Ein Dampf­schiff der ers­ten Gene­ra­tion, zu bewun­dern auf dem Traunsee.

2) Win­ter­stim­mung 1982, die «Gisela» an Land, war­tend auf die grosse Renovation

3) His­to­ri­scher Film­aus­schnitt aus dem ORF-Archiv, gezeigt im Gmund­ner Kino am 11. Juni. Zum Bild sagt Eder 37 Jahre nach die­ser Film­auf­nahme: „Mei­nen Beruf habe ich nicht ganz frei­wil­lig erwählt“. Er war gerade mal 23, als sein Vater starb und er die Traun­see­schiff­fahrt über­neh­men musste, kaum sein Stu­dium als Öko­nom abgeschlossen.

4) Fest- und Staats­akt vor einem der ältes­ten Rad­damp­fer der Welt am Sams­tag, 12. Juni 2021

5) Noch wäh­rend dem gan­zen Som­mer wid­met sich eine Son­der­aus­stel­lung zur Geschichte der Traun­see-Schiff­fahrt im Kam­mer­hof-Museum Gmunden.

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Hin­weise

1) Einer davon war Daniel Eichen­ber­ger, der sich im Vor­feld der Reise mit der Gisela-Maschine im Detail aus­ein­an­der­ge­setzt hat: „Diese Maschine ist vom glei­chen Her­stel­ler wie jene der ‚Stadt Weh­len‘ auf der Elbe in Dres­den. Das Schiff wurde 1879 gebaut, die Maschine stammt jedoch aus dem Jahre 1857. Die Ähn­lich­keit erkennt man bereits an der Archi­tek­tur der Maschi­nen­stuh­lung mit den geschwun­ge­nen Ober­framen. Beide wer­den von Zwil­lings- (Ein­fach­ex­pan­sion) zu Ver­bund­ma­schi­nen (Zwei­fach­ex­pan­sion) umge­baut. Das heisst, dass somit nicht mehr beide Zylin­der mit Frisch­dampf von 2 bar, son­dern nur noch der nun viel klei­nere Hoch­druck­zy­lin­der mit Frisch­dampf von 8 – 10 bar gespie­sen wur­den. In Dres­den ver­ein­fachte, resp. moder­ni­sierte man beim Bau auch die bis­her übli­che Penn’sche Steue­rung. Bei der ‘Stadt Weh­len’ wur­den bei jedem Zylin­der der Mit­neh­mer-Excen­ter durch jeweils zwei feste Excen­ter, wir­kend auf die dann neue äus­sere Steue­rung durch Ste­phen­son ersetzt. Diese wirkt auf einen Penn’schen Mecha­nis­mus zur direk­ten Bewe­gung des Flach­schie­bers. Die Umsteue­rung der Ste­phen­son-/Penn Steue­rung wurde auf Hand­rad-Betrieb umgebaut.

Bei der ‚Gisela‘ beliess man es beim Mit­neh­mer-Excen­ter; somit ist dies die ein­zige (!) Ver­bund­ma­schine welt­weit, die noch mit die­sem archai­schen Mecha­nis­mus arbei­tet. Zudem hat man mei­nes Erach­tens kei­nen neuen Hoch­druck­zy­lin­der ein­ge­baut, son­dern ledig­lich in einen der bei­den Zylin­der einen Innen­zy­lin­der hin­ein­ge­stellt und einen neuen Kol­ben fabri­ziert. Die ‚Gisela‘ wurde also ther­mo­dy­na­misch wie die ande­ren vom Nie­der­druck­zwil­ling zum recht moder­nen Hoch­druck­ver­bund, jedoch mit einer archai­schen äus­se­ren Steue­rung. Mit Übung lässt sich aber diese Maschine äus­serst schnell umsteuern.“

2) Mar­tin Eisl aus Gmun­den gab mir einen inter­es­san­ten Tipp zum beque­men Anrei­sen nach Gmun­den, wenn dann der Arl­berg wie­der geöff­net ist. Bei die­ser Ver­bin­dung braucht man nur 1 x umzu­stei­gen, dafür braucht man aber 11 Stun­den. Zürich EC 163 ab 08.40 Uhr Rich­tung Graz mit Pan­orama- und Spei­se­wa­gen bis Stai­n­ach-Irding (an 16.20), dann mit REX 3431 Stai­n­ach-Irding ab 17.40, Gmun­den an 19.30. Vier Stun­den schnel­ler, dafür mit 2 x umstei­gen etwas umständ­li­cher, geht’s eben­sio ele­gant über Salz­burg. Zürich ab 06.40 Uhr RJX 161, dann ab Salz­burg mit dem RJ 645 nach Att­nang-Puch­heim, anschlies­send mit der R 3418 nach Gmun­den (an 13.28 Uhr).

3) Ähn­li­che Damp­fer­sa­nie­run­gen, wel­che kurze Zeit spä­ter unter ähn­lich wid­ri­gen Umstän­den durch­ge­führt wur­den, waren die Sanie­rung des Rad­damp­fers Hoh­ent­wiel (1913) am Boden­see und Blüm­li­salp (1906) am Thu­ner­see, mit dem Unter­schied, dass die «Gisela» bis zur Sanie­rung im Lini­en­dienst verkehrte.

4) Ein­satz der Kes­sel11 / Erzeu­ger­firma –> Kes­sel 1: 1872 – 1907 / Pra­ger Maschi­nen­bau AG, Prag (CZ) –> Kes­sel 2: 1907 – 1939 / Schiffs­werft Dres­den Uebi­gau (DE) –> Kes­sel 3: 1939 – 1974 / Pau­ker­werke, Wien (AT) –> Kes­sel 4: 1974 – 1993 / Reiss­ner und Wolf, Wels (AT) –> Kes­sel 5: 1993 – heute / Hugg­ler, Lau­ter­ach (AT)

5) Im Wei­te­ren wurde das Schiff nach fast 9 Jah­ren zwecks Scha­len­kon­trolle wie­der an Land genom­men. Fast 20 Jahre spä­ter im April 2013 wurde das Schiff wie­der an Land genom­men und das Unter­was­ser­schiff saniert. Gleich­zei­tig wurde der Kamin ersetzt und die asym­me­tri­sche Kamin­haube aus Anfang der 60er Jahre entfernt.

6) Im Film­bei­trag wurde auch der lang­jäh­rige Kapi­tän der „Gisela“ Wal­ter Schiff­bän­ker (1921−1995) inter­viewt, der bis zum Jahre 1992 trotz Pen­sio­nie­rung als Kapi­tän sei­nen Dienst auf dem Rad­damp­fer leis­tete und den Geschäfts­füh­rer der Traun­see­schiff­fahrt Karl­heinz Eder als Kapi­tän auf der „Gisela“ aus­bil­dete. Wei­ter sind im Bei­trag zu sehen Franz Wol­lin­ger (1927−2019), der die Gene­ral­sa­nie­rung der Dampf­ma­schine lei­tete, der Hei­zer Josef „Sepp“ Höll­werth (1933−2007) und der eben­falls bereits ver­stor­bene Maschi­nist Willi Zauner.

7) Bene­dikt von Heben­streit6: «Jahr­tau­sende lang wer­den Per­so­nen und Güter über den See mit Ruder­boo­ten und Segel­schif­fen beför­dert. Nun ersetzt in der ers­ten Hälfte des 19. Jahr­hun­derts die Dampf­ma­schine die Kraft des Men­schen und die Kraft des Win­des. Am Traun­see ist es eine zunächst geschei­terte Exis­tenz, die dies bewirkt. Der eng­li­sche Geschäfts­mann John Andrews ist 1829 mass­geb­lich an der Grün­dung der ers­ten Donau-Dampf­schiff­fahrts-Gesell­schaft (DDSG) betei­ligt. Wegen des Vor­wurfs, unge­recht­fer­tigt Gewinne aus dem Unter­neh­men ent­nom­men zu haben, muss er dort seine Funk­tion als Geschäfts­füh­rer und Aktio­när 1836 zurück­le­gen. Er kommt – plötz­lich arbeits­los – in Beglei­tung des Schiffs­kon­struk­teurs Joseph John Rus­ton, den er ursprüng­lich für den Bau der DDSG-Dampf­schiffe ver­pflich­tet hat, ins Salz­kam­mer­gut. Dort erwirbt er das Pri­vi­leg für den kon­kur­renz­lo­sen Schiffs­ver­kehr auf den fünf grös­se­ren Salz­kam­mer­gut­seen. Nach dem Ver­kauf eini­ger Län­de­reien, die er mit sei­nen DDSG-Gewin­nen erwor­ben hat, gibt er die­ses Pri­vi­leg jedoch zurück und erwirbt ein neues, das sich spe­zi­ell auf den Traun­see beschränkt.»

8) Karl-Heinz Eder: «Dabei geht ver­ges­sen, dass damals Wenige davon über­zeugt waren, dass das Pro­jekt gelin­gen sollte. Ich erin­nere mich an einen Wirt am See, der fel­sen­fest über­zeugt war, dass sich die­ser Auf­wand nie und nim­mer lohne. Nach­dem er dann das Ergeb­nis gese­hen hatte, frage er mich vor­wurfs­voll, warum zum Teu­fel denn vor­her die ‘Eli­sa­beth’ ver­schrot­tet wurde…»

9) Zum Ver­gleich: Schmal­spur Ber­ni­na­bahn 70 ‰, steilste Adhä­si­ons­bahn der Schweiz Nor­mal­spur Uet­li­berg­bahn 79 ‰.

Quel­len

10) Schiff­pe­dia der Schiffs-Agen­tur (Link)

11) Mar­tin Eisl, Gmunden

Wei­ter im Text

Schen­ner Sever­ein (2019): „Der Traun­see im Wan­del der Zeit“ (Link)

Eichen­ber­ger Daniel (2013): “DS Gisela-Paddling through the past” in: Paddle Wheels, S. 28 – 33

Impres­sum

Bil­der 6 und im Text­teil 3 Samm­lung R. Neumayr/​Archiv M. Eisl, Bild im Text­teil 4 M. Uhlig

Text und übrige Bil­der H. Amstad

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