Mit dem Schiff auf drei „Flüssen“ durch das Weingebiet von Bordeaux
Nautische Berichte oder entsprechende Literatur über die französische Binnenschifffahrt sind rar, um nicht gar zu sagen, nicht-existent. So werden Schifffahrten auf den Flüssen und Seen von Frankreich zu echten Entdeckungsreisen, mindestens was die Nautik betrifft. Obwohl es ausser im Disneyland bei Paris (DS Mark Twain) meines Wissens1 keine Dampfschiffe mehr auf französischen Binnengewässern gibt, ist die Passagierschifffahrt in Frankreich vielfältig und überall dort verbreitet, wo sich Touristen aufhalten. Bekannt sind die Seen von Savoyen, in der Nähe von Genf mit dem Lac du Bourget und Lac d’Annecy. Auch auf den Flüssen bieten mal mehr (wie auf der Seine in Paris) und mal weniger (wie z.B. in Lyon auf der Rhône) Fahrgastschiffe Rundfahrten an. Seit es die Reederei CroisiEurope (1976 gegründet, bis 1997 unter dem Firmennamen Alsace Croisières) gibt, werden nun alle dafür geeigneten französischen Flüsse mit Hotelschiffen bewirtschaftet: Nebst dem Rhein (der bekanntlich zwischen Basel und Strasbourg ein Stück als Grenzfluss dient) sind dies die Flüsse Rhône, Saône, Garonne, Dordogne, Gironde, Seine und Loire mit insgesamt 24 Schiffen.
Die Klickraten verraten es: Berichte über Frankreichs Schifffahrt fallen bescheiden aus. Nichtsdestotrotz interessieren mich auch jene Gewässer, die wenig im öffentlichen Fokus stehen. Dieses Mal geht es nach Bordeaux auf die „Flüsse“ Garonne, Dordogne und Gironde. Wie im Titel bereits ersichtlich, ist das Wort „Flüsse“ in Anführungszeichen gesetzt. Denn auf Französisch benutzt die lokale Bevölkerung für diese drei fliessenden Gewässer verschiedene Bezeichnungen: In Bordeaux ist die Garonne ein Strom (fleuve), in Libourne die Dordogne ein Fluss (rivière) und gleich unterhalb der beiden Städte, ebenso wie die Gironde, ein Meer (mer).
«De Bach gaht opsi» war bei uns zu Hause ein Synonym für etwas «Unmögliches, Gelogenes, der reinen Fantasie entspringend», analog der Basler Version «Verzell doch das em Fährimaa». Im Fahrgebiet «Bordeaulais» der heute sechs fahrenden Flusskreuzfahrer «gaht de Bach» tatsächlich «opsi» – nämlich (theoretisch)2 alle sechs Stunden, gefolgt von der nächsten Phase, in der dann «der Bach nidsi» Richtung Meer fiesst, so wie es nach Schweizer Verständnis sein müsste. Die Gezeiten aber machen einen «Strich durch die Rechnung». Diese sind an der atlantischen Westküste die stärksten in Europa, sodass sowohl am Schiff-Wendepunkt auf der Dordogne in Libourne (siehe Karte; 110 km vom Meer entfernt) wie auch am Wendepunkt auf der Garonne in Cadillac (130 km vom Meer entfernt) die Gezeiten nicht nur wesentlich spürbar sind, sondern auch einen Einfluss auf die Schifffahrt und unser Programm haben. Bei Ebbe senkte sich der Wasserspiegel in Libourne am 1. Juni auf den Pegel von 22 cm, sodass um 15.00 Uhr die beiden Schiffe S.S. Bon Voyage und unsere Cyrano de Bergerac in die Flussmitte fahren und dort zwei Stunden warten mussten, bis die Flut wieder einsetzte.
Seit erst 12 Jahren gibt es hier Hotelschiffe
Im Gegensatz zur Loire, wo CroisiEurope eine Monopolstellung hat, ist hier die Konkurrenz heute vielfältig. Das war zu Beginn 2011 anders: da waren die Franzosen mit ihrem ehemaligen Rhone-Schiff Rhône Princesse (auf der Gironde hiess es dann „Princesse d’Aquitaine“) noch die einzigen und verzeichneten gleich im ersten Betriebsjahr mit 9 468 Fahrtgästen den erhofften Erfolg. Obwohl die Fahrdistanzen zwischen den „Häfen“ jeweils unter 100 km betragen und damit „Vielfahrer“ abgehalten werden, war offenbar das Weingebiet ein Anziehungspunkt.
Die Eignerfamilie Schmitter aus Strasbourg bestellte gleich ein zweites Schiff: MS Cyrano de Bergerac kam dann 2013 als Neubau in Betrieb. Es war ein baugleiches Schwesterschiff der „Gérard Schmitter“ (2012, Einsatz Rhein) und der „La Belle de Cadix“ (2005÷10 In Sevilla/Spanien). Der Erfolg zog die Konkurrenz an, vor allem die Amerikaner entdeckten mit ihren Schiffen Viking Foresti (2013), River Royal (heute S.S. Bon Voyage, 2014 von Uniword), River Chanson (2015 von Grand Circle, bis Ende 2019), Amadolce (2016 von AMA Waterways), Bordeaux (2016 von Aquitaine) und Scenic Diamond (ebenfalls 2016 von Scenic Tours) das Weinland Bordeaux. Das war dann für die CroisiEurope zu viel des Guten: ihre Passagierzahlen gingen von 13 511 (im Jahr 2015) zurück und die „Princesse d’Aquitaine“ wurde wieder nach Lyon zurückbeordert. Die Frequenz betrug dann 2019 noch 7 451 Personen.3
Auf dem Schweizer Markt bieten die beiden Branchenleader aus Weinfelden (Thurgau) für Frankreich fast ausschliesslich Fahrten auf der Rhône und Seine an. Alle übrigen Frankreich-Destinationen findet man in der Lausanner Agence von CroisiEurope, so auch die „Cyrano de Bergerac“, mit der ich anfangs Juni in Bordeaux unterwegs war4. Während meines Aufenthaltes standen, mit einer Ausnahme, die anderen Einheiten ebenfalls im Einsatz: Nur die „Bordeaux“ war noch im Winterhafen. Recherchen ergaben, dass das Schiff zuletzt als Bike-Schiff eingesetzt war, aber in diesem Jahr von keinem Reisebüro gechartert wurde.
Attraktive Stadt auch ausserhalb von Wein-Interessen
Bordeaux ist seit 20 Jahren wie „wach-geküsst“, wie unsere Reiseführerin es umschreibt. Vorher gab es eine gewisse Lethargie, weil die Stadt sich wegen dem Reichtum (Stichwort Wein und Handelsstadt) über Jahrhunderte nicht um eine Weiterentwicklung bemühen wollte. Initiative Leute entwarfen dann ein neues Stadtkonzept, um gegenüber anderen aufstrebenden Städten Frankreichs konkurrenzfähig zu bleiben. Heutige Besucher kennen die Stadt nicht mehr, obschon die Altstadt mit ihren prunkvollen klassizistischen Häusern nach wie vor in alter Pracht den Kern der Stadt bildet5.
Gegen 60 für das Stadtbild überdimensionierte Kreuzfahrtschiffe erreichen jährlich Bordeaux. Für sie muss jeweils die Pont Jacques Charbon-Delmas um die Höhe der Ozeanliner angehoben werden, wodurch die vierspurige Strasse für jeweils zwei Stunden gesperrt wird. Hochgerechnet aufs Jahr ergibt dies 120 Brückenanhebungen mit insgesamt 240 Stunden Strassensperrung. Auf jeder Seite der Brücke geben an den Einfallstrassen grosse Anzeigetafeln Tage voraus bekannt, wann eine Sperrung erfolgt, sodass die Verkehrsteilnehmer ihr Verhalten frühzeitig planen können.
In der Stadt gibt es zurzeit nebst der öV-Schifffahrt (2013 gegründet mit den drei Schiffen L’Hirondelle, La Gondole, L’Avocette) noch vier lokale Privat-Anbieter von Rundfahrten: Die Reederei „Yacht de Bordeaux“ ist mit Nostalgieschiffen unterwegs: MS Luna (1953), MS Pibal (1989) und MS Maddalena (1951). Der lokale Marktführer Bordeaux River Cruise (gegründet 2018) heisst seit diesem Jahr „Les Bateaux Bordelais“ und ist mit der jüngsten Flotte anzutreffen: das einzige Zweideck-Salonschiff Sicambre, gebaut in der Türkei), MS Sardane und MS Sirius (2022 aus der Werft Chantier naval Franco-Suisse aus Villers-le-Lac am Lac des Brenets)). Das bislang eingesetzte Kleinmotorschiff Silnet soll verkauft werden. Die dritte Schifffahrtsgesellschaft heisst Croisières Burdigala und hat drei Fahrgastschiffe in Betrieb: MS Aquitania, Burdigala und Burdigala II. MS Marco Polo mit Jahrgang 1960, das originellste und schönste Schiff in Bordeaux, wird schliesslich durch die gleichnamige Reederei betrieben.
Der blonde Fluss
Ich wundere mich, dass die Garonne in jeder Jahres- und Tageszeit braun ist. Eine befragte Bordolais, so nennen sich die Einwohnerinnen und Einwohner von Bordeaux, gibt mir wirsch zur Antwort: „Le fleuve n’est pas brun, il est blond!“ Bis vor Jahren glaubte man, diese Farbe komme von den Sedimenten, die seit Menschengedenken infolge der Gezeiten flussauf- und abwärts bewegt werden. Bei Ebbe sieht man die Ablagerungen an den Ufern deutlich. Neuere Untersuchungen belegen, dass der feine Sand bloss eine untergeordnete Rolle spielt. Vielmehr ist es ein physikalischer Prozess, der chemisch ausgelöst wird: Positiv geladene Ionen des Meerwassers vermischen sich mit negativ geladenen Ionen des Flusswassers, was zu einer chemischen Reaktion in Form einer Ausflockung (auch Flockung oder Flokkulation genannt) kommt. Dabei werden feinste sog. suspendierte (und damit unsichtbare) Feststoffartikel im Wasser zu grösseren Flocken vereint, die dann als Partikelchen das Wasser sichtbar braun färben.
Wie immer, wenn CroisiEurope ihre Flussfahrten mit Meer-Passagen koppelt, kann das genaue Wochenprogramm nicht im Voraus festgelegt werden. Der Katalog umschreibt deshalb keine Zeiten, sondern Ziele, die im Verlaufe der Woche erreicht werden. Das Ausflugsprogramm, das im Falle von Bordeaux überdurchschnittlich teuer angeboten wird, musste auf unserer Fahrt drei Mal geändert werden. Der Kapitän muss nicht nur den Zeitpunkt des Tidenhubes im Auge behalten, sondern auch noch die Grösse der Amplitude: Ebbe ist nicht gleich Ebbe, Flut nicht gleich Flut. Je nach Konstellation der Gestirne kann der Tiefst‑, resp. Höchststand einen und mehr Meter von der Gezeitenbewegung eines anderen Tages im Jahr abweichen.
Kurzbeschrieb der Flussreise
Von Bordeaux aus tuckert die „Cyrano de Bergerac“ früh am Morgen 25 km gegen Westen nach Bec d‘Ambès. Dort vereint sich die Garonne mit der Dordogne, danach erhält der Fluss den neuen Namen Gironde. Das dortige Gemisch aus Salz- und Süsswasser (Brackwasser genannt) erstreckt sich dann 75 km bis zur Meeresmündung bei Royan am Atlantik. Wir machen „Rechtsumkehrt“ und münden in die Dordogne in den 484 km langen Fluss, der nun bis nach Libourne 40 km schiffbar ist. Hier muss, wie bereits erwähnt, das Schiff für einige Stunden in die Flussmitte manövriert werden, da die heutige Ebbe am Landungssteg zu wenig Wasser für das Schwimmen des Schiffes übriglässt. Diese Zeit benutze ich für sportliche Aktivitäten6, die ansonsten an Bord zu kurz kommen.
Noch am gleichen Tag fährt die „Cyrano de Bergerac“ wieder flussabwärts nach Cussac in die an dieser Stelle 10 km breite Gironde. Tags darauf erreichen wir die atlantische Küstenstadt Royan, wo eine maritime Stimmung spürbar ist. Der hunderte von Metern breite Sandstrand ist ebenso ein Markenzeichen von Royan wie die 1955 im Stil des Brutalismus erbaute (und heute auf eine Renovation wartende) imposante Kirche Notre Dame. Der aus rohem Stahlbeton erbaute Sakralraum ist ein Produkt der Revival-Bewegung in den Nachkriegsjahren und hatte die Gotik als Vorbild. Zu Beginn der einzigen Nachtfahrt dieser Reise entzückt ein fabelhafter Sonnenuntergang die Gäste an Bord, während im Osten Gewitterblitze dunkle Wolken erhellen. Am andern Morgen erwachen wir in Cadillac. Das nächtliche Gewitter hüllte Schiff und Flusslandschaft in Nebel, der sich aber mit aufgehender Sonne rasch auflöst.
Auf der Rückfahrt nach Bordeaux nehme ich mein Mittagessen auf dem Sonnendeck ein und geniesse die vorbeiziehende Landschaft und die an dieser Stelle zahlreichen Brückendurchfahrten. Wer, wie ich, während der Fahrt nicht stundenlang in einem Speisesaal sitzen möchte, kann auf Wunsch gerne das Essen auf dem Sonnendeck einnehmen. Ein Käseplättchen mit feinem Wein oder ein üppiges Sandwich sind dann eh eine willkommene Abwechslung zu den mit der Zeit etwas monotonen 5‑Gängern. Nautisch anspruchsvoll ist wenige Hundert Meter vor der Anlegestelle in Bordeaux die Passage der 1822 erbauten Pont de Pierre. Die 17 Bögen der ältesten Brücke der Stadt lassen wegen den Gezeiten für die Passage unseres Schiffes nur ein sehr kleines Zeitfenster offen: Bei Ebbe hats zu wenig Wasser im Flussbett, bei Flut mag das Schiff nicht „unten durch“. Ein wiederkehrendes Thema auf dieser Reise…
Unsere „Cyrano de Bergerac“ vor der klassizistischen Stadtkulisse von Bordeaux (18. Jahrhundert)
Obwohl die grössten Luxusliner der Weltmeere nicht bis nach Bordeaux fahren können, erscheinen selbst die „kleineren“ unter ihnen wuchtig im Stadtbild; in der Mitte ersichtlich die Anlegestelle der Ausflugschiffe der Reederei Les Bateaux Bordelais, im Hintergrund MS Cyrano de Bergerac.
Didier, der umtriebige und allzeit diensttuende Hotelmanager an Bord: „L’heure bleue, c’est ce moment magnifique où le jour laisse place à la nuit.» Er spricht auch perfekt deutsch: «Die blaue Stunde ist der grossartige Moment, in dem der Tag der Nacht Platz macht.» Hier in Lussac am linken Ufer der Gironde.
Die Küchenbrigade stellt sich vor und verspricht nicht zu viel: rundum Lob gab es am Schluss von den Fahrgästen.
Idylle im Weingebiet Cadillac; der morgendliche Nebel verzieht sich und macht der Sonne Platz.
Original-Ölbilder fein abgestimmt zum Farbkonzept des Schiffes und gescheite und genügend Treppenaufgänge und ‑abgänge fallen an Bord der „Cyrano de Bergerac“ auf.
Die hochwertige Beleuchtung im Eingangsbereich des Schiffes erinnert als Ganzes etwas an Weihnachten.
Die Fröhlichkeit der Crewmitglieder überträgt sich auf uns Passagiere. Ich habe selten ein solch harmonisches Team erlebt.
Die berühmten Carrelets an der Gironde; die auf Stelzen gebauten Fischerhäuschen werden über Generationen vererbt.
Bilder im Textteil:
Ausschnitt aus dem Gezeitenkalender für Libourne: Man erkennt deutlich, dass wegen dem fliessenden Wasser die Gezeiten zunehmend vier und abnehmend acht Stunden dauern.
Selten sehen die Fluss-Kreuzfahrtschiffe so schnittig aus: französische Eleganz der CroisiEurope.
Vom Publikum geschätzt und von der Umwelt verdankt: Nachtstromanschluss für die Elektroversorgung
Impressionen aus den Innenräumen der „Cyrano de Bergerac“: der Speisesaal ist hell und freundlich; der vordere Salon ist etwas überstellt, bietet aber mit vielen Tischplätzen gute Alternativen zu den sonst üblichen Polstergarnituren; im Heck bietet eine Bar einen weiteren Aufenthaltsraum.
Unten: die Übersichtskarte der im Text erwähnten Örtlichkeiten.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Hinweise
1) Die im Dampfschiffregister von Max Kuhn aufgeführte «Pasteur» (1914 Schiffswerft Linz) wurde lt. Zeitungsberichten 2013 in Strasbourg ausrangiert (Link).
2) Die Zeit von Flut und Ebbe dauert zusammen in der Regel um die 12 Stunden und 25 Minuten. Nicht so bei Flüssen: Die Gezeiten bleiben zwar gleich, aber die Zeitspannen sind wegen der Strömung wesentlicher verschieden. Von der Ebbe bis zur Flut, dem Höchststand des Wasserspiegels, vergehen dann bloss vier Stunden (statt sechs), weil die Wasserzufuhr von oben plus die Mondanziehungskraft viel stärker (und damit schneller) wirkt als umgekehrt. Beim Vorgang von Flut zu Ebbe wirkt nun ein Teil des aufgestauten Wassers «vom oberen Flussteil» verzögernd auf den Vorgang. Dieser Prozess dauert deshalb acht Stunden (siehe 1. Abbildung im Textteil).
4) Technische Daten: MS Cyrano de Bergerac, 2013 Werft Meuse et Sambre in Namur, 174 Passagiere und 35 Besatzung, 110.00 m L, 11,40 m B, 1,3 – 1,6 m T, 1985 t m, 3 x 440 kW P
Kommentar zum Schiff: Das Schiff gefällt dank durchdachter Raumaufteilung. So ist z.B. das Restaurant nicht in der Schale, sondern auf dem Mitteldeck angeordnet, was sich auf die bei den Franzosen üblichen langen Ess-Sessions positiv auswirkt. Diverse Treppenaufgänge und ‑abgänge erlauben einen ökonomischen Fahrgastfluss. An heissen Tagen, wie wir sie erleben durften, fehlt ein Schwimmbassin, was aber, im Kontext mit dem Atlantikwetter, beim Bau des Schiffes wohl kaum erste Priorität hatte. Ein Fitness- und Saunaraum fehlen ebenso wie einige Velos an Bord. Die Kabinen sind gemessen an heutigen Standards eher klein. Auffallend positiv kommt beim Publikum an, dass an sämtlichen Übernachtungsorten das Schiff an Landstrom angeschlossen wird, sodass auch die Generatoren nachts schweigen. Mit wenigen Ausnahmen gibt es praktisch nur Tagesfahrten, was Schweizer Gäste besonders freut. Auffallend waren auch die schlanken und speditiven Anlegemanöver, mitsamt einem unkomplizierten Landgang-Handling; das wäre direkt vorbildlich für andere Reedereien. Die Schiffsform wirkt sehr elegant und der Landschaft angepasst; einzig das «Fehlen» des Steuerhauses (es ist im Oberdeck integriert) ist optisch etwas gewöhnungsbedürftig.
5) 2003 werden vier völlig neugebaute Tramlinien eröffnet, vor wenigen Wochen kam noch die Verzweigung der Linie C zum Flughafen dazu. 2006 entsteht ein neuer, grosszügiger Quai mit dem bekannten Wasserspiegel „Miroir d’eau“. Diese 3450 m2 grosse Wasserfläche gilt als der weltgrösste Brunnen und verwandelt sich dank feinen Düsen stündlich in ein schwebendes Nebelmeer7. Im Zusammenhang der Quai Gestaltung baute die Stadt für Ozeanliner, Fluss-Hotelschiffe wie auch für die BAT3 (ganzjährig im Einsatz stehender öV auf Wasser mit fünf Stationen), Tagesauflugs- und Rundfahrten-Schiffe rund ein Dutzend Schiffs-Anlegestellen, die den fünf Meter grossen Tidenhub problemlos auffangen. 2007 erhält die Stadt nach entsprechenden Bemühungen das UNSECO Weltkulturerbe-Label. 2013 eröffnet Bordeaux die ultramoderne Brücke Jacques Charbon-Delmas. Das 333 m lange Wahrzeichen der Stadt kann von 13 m auf 51 m angehoben werden, wenn Luxusliner in die bloss drei Kilometer entfernte Anlegestelle in die Stadt fahren. Das von den Stararchitekten Anouk Legendre und Nicolas Desmazières entworfene futuristische Weinmuseum katapultierte 2016 Bordeaux im internationalen Museumswettbewerb nach oben.
6) Tipps zum sportlichen Ausgleich: Die von den Anbietern organisierten Landausflüge von mehreren Stunden (meist per Bus) sind für mich kein Vergnügen, weshalb ich oft darauf verzichte. Ich nehme damit bewusst in Kauf, etwas zu verpassen. Der Gewinn ist jedoch, genug Zeit zu haben, auf eigene Faust die Orte zu erkunden oder an Bord in Ruhe die Reiseeindrücke in Wort und Bild zu verarbeiten. In den halb-bis ganztägigen Hafenaufenthalten der Flusskreuzfahrtschiffe bleibt denn auch genug Zeit, sich etwas Bewegung zu gönnen, was sonst an Bord zu kurz kommt.
Auf dieser Reise kann ich folgende Aktivitäten empfehlen: in Bordeaux ist es angenehm, an beiden Ufern der Garonne zwischen der Pont de Pierre und der Pont Jacques Chaban-Delmas zu joggen; die Strecke führt direkt dem Ufer entlang und ist in genügender Distanz zur Fahrstrasse. In Liboune empfiehlt es sich, ein Velo zu mieten, um die Weingegend per Rad zu erkunden oder zum Ruderzentrum Lac des Dagueys zu fahren. CroisiEurope stellt bedauerlicherweise keine Fahrräder an Bord zur Verfügung. Die Veloverleihstation in Libourne ist direkt bei der Schiff-Anlegestelle. In Cussac ist Wandern angesagt: sowohl das Fort Médoc (Restbstände einer Wehranlage bei der Anlegestelle) wie der drei Kilometer lange Weg zum Ort Cussac-Fort-Médoc führt zu einem Friedhof. Hier lohnt sich ein längerer Entdeckungsaufenthalt. Kurz danach erreicht man die „City“ mit einem Restaurant (zum Kaffeetrinken), einem Lebensmittel-Kiosk sowie einer Postfiliale. In Royan bietet sich ein 3 km langer und 500 m breiter (!) Strand zum Joggen an. Besonders bei Ebbe gibt das Meer einen kompakten Sandstrand frei, dessen besonders feiner Sand angenehm und wie ein natürlicher Tartan-Belag wirkt.
Quellen
3) Hader Arnulf, The River Cruise Fleet Handbook 2023 (Link)
Weiter im Text
7) Nähere Informationen über den „Miroir d’eau“ Link
Impressum
Text und Bilder H. Amstad
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