MS Aero: Nach 112 Jahren verlässt das erste SGV-Motorschiff den Vierwaldstättersee
Still und fast (un)heimlich fährt das erste Motorschiff im öffentlichen Kursverkehr auf dem Vierwaldstättersee auch nach seiner Ausrangierung im Jahr 1958 auf seinem ursprünglichen Gewässer. Nun hat es am 17. März 2022 nach 112 Jahren den Vierwaldstättersee verlassen und wird künftig auf dem Bodensee unterwegs sein. Grund genug, dem rüstigen Oldie und seiner lebhaften Geschichte nachzugehen.
Das Thema Vierwaldstättersee und seine alten Motorschiffe ist ein schwieriges Kapitel. Es ist durchaus nicht die Aufgabe der SGV, eine Nostalgie-Motorschifffahrt zu betreiben. Sie stehen bereits – dies auch unter öffentlichem Druck – in der Verpflichtung, die fünf Raddampfer mit Unterstützung der Dampferfreunde zu erhalten, was unter Strich sicher auch betriebswirtschaftlich Erfolg hat. Vielmehr müsste ein Verständnis für historische Motorschiffe bei den kantonalen Denkmalpflegen und den Behörden rund um den See vorhanden sein, wie dies im Kanton Zürich und Zug sowie am Genfersee zu beobachten ist.1
Auch andere Schiffe nebst den Raddampfern sind schützenswerte Objekte. Selbst Private, die wichtige Schlüssel-Verkehrsmittel retten und erhalten wollten, wie im Fall von MS Mythen, werden behördlicherseits daran gehindert, sich erfolgreich zu engagieren. Eine Ausnahme bildet Samih Saviris und Franzsepp Arnold, die die „Reuss“ gerettet haben – dank einem Standplatz im Firmenareal der im Sand- und Kiesabbau tätigen Familienunternehmung Arnold & Co. AG in Flüelen. Alois Fischer und Nicole Schwarz sind Eigner des noch anderen Motorschiff-Oldies, das auf dem Vierwaldstättersee verblieben ist. Es handelt sich um das erste Motorschiff auf dem Vierwaldstättersee überhaupt, um die 1910 erbaute „Aero“. Die Eigner sind schlussendlich an den äusseren Umständen gescheitert, das Schiff weiterhin auf dem Vierwaldstättersee zu behalten. „Ich konnte über Jahre hinweg keinen geeigneten Standplatz für das über 13 Meter lange Schiff ausfindig machen,“ sagt Fischer.
Am 17. März fährt er ein letztes Mal seine nautische „Perle“ vom windgeplagten Liegepatz in Sisikon über den Urnersee zum Marinahafen Fallenbach bei Brunnen, wo sie ausgewassert wird. Fischer schaut etwas wehmütig zurück: „Es ist ein wunderschönes Schiff.“ Ein Tag später erreicht es auf einem Strassentransport in Romanshorn den Bodensee, wo Alois Fischer das Vergnügen hat, sich auf der Überführungsfahrt vom Schiff endgültig zu verabschieden. Seine Lebenspartnerin Nicole Schwarz macht dies am Vortag: „Es ist ein eigenartiges Gefühl. Besonders bedaure ich, dass das Schiff nicht auf dem Vierwaldstättersee bleiben kann.“ Die Stimmung auf der letzten Fahrt ist etwas trotzig, führt übers Rütli, nahe dem Schillerstein und Treibhaus vorbei, ohne dass jemand am Ufer weiss, dass dieser Anblick nun der Vergangenheit angehört. Ich wende ein: „Vielleicht kehrt das Schiff eines Tages wieder zurück? Man weiss nie…“
Der Zeppelin braucht Pendler-Schiffe
Blenden wir zurück zur vorletzten Jahrtausendwende. Der Tourismus erlebt (auch) in Luzern vor Ausbruch des Weltkrieges einen seiner Höhepunkte. Für die „High Society“ unter den Touristen nimmt die Pariser Compagnie Générale Transaérienne das 1909 erbaute Luftschiff ein Jahr später unter dem Namen «Ville de Lucerne» in der Leuchtenstadt in Betrieb. Die Luzerner bauen im Gegenzug zwei Kilometer südlich der Stadtmitte, im sumpfigen Tribschenmoos am Fusse des Wartegghügels, eine fast 100 m grosse Halle für den Zeppelin2. Für den Betrieb werden bei der Hitzler-Werft in Lauenburg zwei Zubringerschiffe3 bestellt, die die edlen Gäste vom Bahnhof Luzern zur Tribschen-Abflugstelle fahren. Die beiden Schiffe Aero und Astra kommen auf Bahnwagen von der Hitzlerwerft in Lauenburg an der Elbe als Baunummer 238 und 239 am 30. Juli 1910 in Luzern an und werden eine Woche später dem Bestimmungszweck übergeben. Dies, nachdem die Luzerner Verkehrsbetriebe weder das 1899 in Betrieb genommene Tram bis zur Luftschiffstation verlängern noch einen Autobusbetrieb aufnehmen wollen. Mit den beiden Schiffen Astra und Aero kommt der Vierwaldstättersee zum ersten Motorschiff seiner Passagierschifffahrt.
Die Schifffahrt soll im Preis der Zeppelin-Rundfahrt von 100 Franken für den Stadtrundflug, resp. 200 Franken, wenn es zur Rigi oder zum Pilatus ging, inbegriffen gewesen sein. Dieses Luftschiff ist das erste in der Schweiz und legt in den Jahren 1910 und 1911 bei insgesamt 273 Aufstiegen 7 990 km zurück und beförderte 2 590 Passagiere4. Obwohl der Luzerner Zeppelin weltweit für Beachtung sorgt, kommt das Geschäftsmodell nicht zum Fliegen und bleibt defizitär. Nach einer Pannenserie stellt man den Betrieb ein und für die zwei Zubringerschiffe sucht die DGV 1913 neue Verwendungszwecke. Während die «Astra» vollständig umgebaut und um rund zwei Meter verlängert wird bleibt die «Aero» in ihrer ursprünglichen Form.
Lokalkurse zum Kaiser Karl und zum ersten gemischtgeschlechtlichen Freibad der Schweiz
Schiffsexperte Jürg Meister recherchierte: «1915 erbringt das Schiff nur 35 km und ein Jahr darauf 28 km im Werftdienst.»5 Für die restliche Dauer des Krieges gibt es keine Einsätze mehr. MS Astra kommt 1920 zur BLS auf den Thunersee und erhält den Namen Gunten. Dort wird es 1998 ausser Dienst gestellt und verkehrt seither privat auf französischen Kanälen. Für MS Aero beginnen gleichzeitig interessante Lokaleinsätze, dies im Spannungsfeld behördlicher Auflagen und Geschäftsinteressen der DGV. Meister: „Das Bundesbehörden drängen auf einen Umbau analog der ‘Mars’; die DGV möchte darauf verzichten, weil das Boot meistens nur im Luzerner Seebecken und nur ausnahmsweise anderswo verkehren soll.» Der vorgekommene Einsatz der «Aero» in Flüelen bei Föhn hat zur Klage eines Dritten bei der Aufsichtsbehörde geführt, «was Öl ins Feuer der Argumente gegossen hat», so Jürg Meister. Letztlich hat man sich darauf geeinigt, die Betriebsbewilligung zu belassen mit dem gegenseitig akzeptierten Zusatz: «MS Aero darf bei stürmischem Wetter für Kursfahrten nur in geschützten Seeteilen verwendet werden».
Anfangs Zwanzigerjahren kommt der Tourismus wieder auf und die Rigi-Südlehne mit den Gemeinden Hertenstein, Weggis und Vitznau sind beliebter denn je. «In Hertenstein lebt Kaiser Karl von Österreich derzeit im Exil und zieht das Interesse der Öffentlichkeit auf sich. Das in Weggis eröffnete erste Freibad der Schweiz ohne Geschlechtertrennung ist trotz moralischer Bedenken kirchlicher Kreise eine Attraktion und Anziehungspunkt vieler Schaulustiger. Auf Begehren der Gemeinden Weggis und Vitznau wird nun MS Areo für Lokalkurse eingesetzt, zumal ein in den ersten Nachkriegsjahren stark ausgedünnte Schiffsfahrplan den Bedürfnissen nicht nachkommt.» Die Gemeinden übernehmen ein allfälliges Defizit des Betriebes und so verkehrt das Schiff zwischen Hertenstein und Vitznau mit Bedienung des Strandbades Weggis und der Lützelau. 1920 nutzen 10 615 Fahrgäste die neue Verbindung. Auch die Verbindung zur Obermatt (heute noch ein nur mit dem Schiff erreichbares Restaurant) und nach Kehrsiten soll die «Aero» ausgeführt haben.
An schönen Sommersonntagen besteht für die nächsten Jahrzehnte die Hauptaufgabe von MS Aero in der Verstärkung der Lokalkurse zur Hermitage. Meister: «Diese finden dann in jenen Jahren, in denen schon eine kurze Schifffahrt ein Sonntagsvergnügen darstellt, einen solchen Zuspruch, dass bis zu drei kleine Motorschiffe dafür eingesetzt werden müssen.» MS Aero, Neptun und Rütli finden sich auf der Fahrordnung. Nach dem zweiten Weltkrieg sind eher längere Schifffahrten wieder beliebt und so wird die «Aero» überzählig.
Ein bunter Reigen neuer Eigentümer
1958 verschwindet die «Aero» am 23. August mit einer Fahrleistung von 144 403 km von der Flottenliste der DGV6. Am 10. März 1959 verkauft die DGV das Schiff an den Dallenwiler Fritz Niederberger, firmiert als «Autogararage und Baggerbetrieb Stans», im Volksmund unter dem Begriff «Lumpensammler» bekannt. Er braucht das Schiff für diverse Wasserbauarbeiten und Zeitungsberichten zufolge steht es dann jahrelang auf seinem Werkhof in Dallenwil, später in der Werkhalle hinter seinem Hotel Rex in Stansstad7.
1975 kauft der ehemalige SGV-Matrose und spätere Redaktor beim «Nidwaldner Tagblatt», Jules Lustenberger aus Stansstad, die «Aero» von Fritz Niederberger ab. Als erstes konserviert er die Schale fachmännisch und lässt dann unter seinem aktiven handwerklichen Mitwirken daraus ein Wohnboot bauen. Der heutige Eigentümer der «Aero», Alois Fischer, recherchierte: «Die heutigen Aufbauten gehen im Ursprung auf die Idee und Realisation von Jules Lustenberger zurück, der in seiner Freizeit mit viel Herzblut das MS Aero wieder auferstehen liess.» Er lässt sich dabei von Walter Hasler von der gleichnamigen Werft in Rotzloch beraten. Die wesentlichste bauliche Veränderung ist der Einbau einer Bugkabine anstelle der offenen mit einem Sonnensegel überspannten Bugpartie. Diese Kabine beinhaltet das Steuerhaus, eine kleine Küche, ein WC sowie Stauraum. Eine eigens kreierte Gallionsfigur vom Meeresgott Neptun des Stanser Bildhauers Robert Odermatt schmückt fortan den Bug des Schiffes. Am 19. September 1978 erlebt dann die «Aero» ihre zweite Jungfernfahrt.
Ein Wohnsitzwechsel der Familie Lustenberger lässt den Plan reifen, das Schiff zu verkaufen. 1985 übernimmt Ruedi Studhalter, der Luzerner Olympiapromotor und Liegenschaftshändler, das Steuer der «Aero». Er will das Schiff wieder in ein Passagierschiff im Stile der Zwanzigerjahre zurückbauen. Dabei sollte das Schiff dem damaligen Zeitgeist folgend einen luxuriösen Innenausbau erhalten. Das MS Aero verfügte zu diesem Zeitpunkt immer noch den originalen Benzinmotor8, welcher mittels einer Handkurbel gestartet werden muss. Für diese Arbeiten kommt das Schiff in die Schiffswerft von Rolf Würth in Weggis/Hertenstein, wo man mit den Arbeiten sofort beginnt. Die Schiffsschale wird sandgestrahlt und einen Teil der Aufbauten bereits abgerissen. Als dann die erste Anzahlung bei der Werft nicht eintrifft stellt man die Arbeiten ein und es muss ein neuer Käufer gefunden werden.
Die umtriebige Koryphäe in der Luzerner Schifferszene, Ruedi Studhalter, lässt nicht locker. Er findet im Kontext seiner Treuhändermandate einen Kaufinteressenten. Es fliesst Geld und die Arbeiten an der «Aero» gehen nach fünf Jahren Stillstand weiter. Doch der Stern über dem Projekt kehrt sich noch nicht zum Guten: auch diesem Geschäftsmann geht das Geld aus und er geht (in diesem Fall) mitsamt der «Aero» in den Konkurs. Studhalter findet einen nächsten Käufer: Nach 15 Jahren Dornröschenschlaf löst der in Luzern niedergelassenen Holländer Cornelis Kraaijeveld im Jahr 2000 beim Konkursamt Luzern die «Aero» aus und gibt es der Bootswerft Bucher + Schmid AG zwecks «stilgerechtem» Wiederaufbau. Für ein stilvolles Outfit wird der Architekt Silvio Karlen aus Chur beigezogen.
Bei dieser Totalrennovation verändert sich die «Aero» nur noch minimal: neue Fenster mit abgerundeten, oberen Abschlüssen, bequeme Holzbänke für das offene Heck und einen funktionaleren Einstieg. Innen jedoch gelingt mit aufwändigen Holzarbeiten ein gemütlicher und geräumiger Salon, der zum Verweilen einlädt (vergl. Bild oben). Der aus dem Jahr 1910 stammende 4‑Zylinder-Benziner wird nun durch einen Dieselmotor8 ersetzt und im Steuerhaus erinnert nur noch das Original-Steuerrad an das Jahr 1910, alles andere ist den aktuellen Bedürfnissen der Nautik angepasst. Neu unterstützt ein Bugstrahlruder die Manövrierbarkeit für enge Privathäfen. Das MS Aero erlebt dann seinen dritten Frühling und nach 4 000 Arbeitsstunden am 19. September 2001 eine weitere Jungfernfahrt.
Vom Vierwaldstätter- zum Bodensee
Nach weiteren 15 Jahren gelangt Cornelis Kraaijeveld 2015 wiederum an Rudolf Studhalter und wünscht sich etwas «Bequemeres» als so ein historisches Vehikel. Studhalter nimmt ihm im Tausch mit einer Windy-Motoryacht die «Aero» zurück und verkauft das Schiff am 28. Dezember 2016 an Alois Fischer und seiner Partnerin Nicole Schwarz. Die in Brunnen wohnhaften Eigner immatrikulieren das Schiff im urnerischen Sisikon, zwischenzeitlich für wenige Jahre in Stansstad/NW.
Alois Fischer: «In Sisikon herrscht einfach immer Wind, auch bei schönstem Wetter.» Das freut zwar die Surfer und Segler aufs Schönste, aber für ein Motorschiff der Grösse der «Aero» ist dieser Heimathafen «anstrengend» und nicht ohne Risiko. So kommt es nicht selten vor, dass selbst die grossen SGV-Schiffe bei Föhn Sisikon meiden und trotz Fahrplanpflicht einen grossen Bogen darum herum machen. Nun schlägt die «Aero» ein neues Kapitel auf, ohne das gewohnte Vierwaldstättersee-Wasser, dafür mit besten Aussichten, weitere Jahrzehnte als Pionierschiff der Schweizer Schifffahrtsgeschichte erhalten zu bleiben.12
Das schmucke Schiff hat schon viel erlebt in seiner 112-jährigen Geschichte, zuletzt im Kanton Uri immatrikuliert.
Für den letzten Vierwaldstättersee-Eigner der „Aero“ ist wichtig, dass dieses nautische Kulturgut erhalten bleibt, Alois Fischer war stolz auf sein Schiff.
Querschnitt der ursprünglichen „Aero“ beim Spant 4, Plan der Hitzlerwerft Lauenburg
So sah das Schiff vor der Ausrangierung um 1958 aus.
Juli 1977: Umbauplatz bei der Sust in Stansstad, wo ein Salonschiff entsteht.
Jules Lustenberger (auf dem Dach sein Sohn Thomas) geniesst die „Aero“ als fahrendes Feriendomizil.
Nach der Auswasserung am 17. März bei der Marina Fallenbach geht es einen Tag später als Strassentransport zur SBS-Werft in Romanshorn.
Erste Station der Bodensee-Überführung war Friedrichshafen zur Verzollung des Schiffes; für die Weiterfahrt zum vorläufigen «Zwischenhafen» in Kressbronn erhielt die «Aero» dann das «Probefahrt-Kennzeichen FN 62200».
Bilder im Textteil: Genereralplan der „Aero“
MS Aero im Ursprungszustand
Sommervergnügen an Bord der «Aero» mit Blick auf das Fischspezialitäten-Restaurant Schwybogen zwischen Treib und Rütenen (Beckenried)
Wohnliche Atmosphäre an Bord der „Aero“
Rückgabe der Fahrbewilligung an das eidg. Amt für Verkehr, man beachte das damalige Logo der DGV.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Hinweise
1) Grundsätzlich haben sehr wenige der insgesamt 13 ausrangierten SGV-Motorschiffe überlebt: die sieben Schiffe Neptun, Delphin, Brünig, Mythen, Waldstätter, Rigi und Pilatus wurden abgebrochen; die drei Boote Astra, Mars und Brisen sollen ausserhalb des Vierwaldstätteesees noch verkehren und nur die beiden Oldies Reuss und Aero blieben auf dem Heimatgewässer. Dies im krassen Gegensatz zur Basler Rhein-Flotte der BPG: sie steht am andern Ende des Rankings, in dem sämtliche 11 ausgemusterten Schiffe heute noch fahren. So überlebten u.a. die stattlichen Motorschiffe Rheinfelden, Rhy-Blitz, Strasbourg, Stadt Basel und Lällekönig mehr oder weniger unbeschadet ihr Basler Ende und erfreuen sich grosser Beliebtheit in halb Europa.
2) Heute steht dort die Kantonsschule.
3) Es gibt in der Literatur Hinweise, wonach die zwei Schiffe von der Genossenschaft Aero bei der Hitzler-Werft bestellt worden sind (Quelle St. Butti in „Hitzler-Werften“). Demgegenüber tritt die DGV als Konzessionärin auf, wie die mir vorliegenden Dokumente zeigen. Die genauen Umstände sind auch aus dem Standartwerk „Die Geschichte der Schiffahrt auf dem Vierwaldstättersee“ (1999, 2. erweiterte Auflage) nicht ersichtlich. Einer der Autoren, Josef Gwerder, meint dazu: „Offenbar hatte die Genossenschaft Aero mit der DGV ein Abkommen, den Betrieb zu führen.“
7) Für Niederberger, einem Pionier in Sachen Recycling als Geschäftsmodell, ist die «Aero» das erste von drei ausrangierten Schiffen, die er der DGV in der Folge abkaufte. 1964 erwirbt er den Raddampfer Helvetia und baut ein Transport- und Rammschiff namens Flipper daraus. 1971 übernimmt er den letzten kohlebefeuerten Raddampfer des Vierwaldstättersees, die «Pliatus» in seine Obhut.
8) Jürg Meister: „Offensichtlich hat der Originalbenzinmotor von 1910 auch dank der stets niedrigen Fahrleistungen des Schiffes bis zu diesem Zeitpunkt durchgehalten.»
9) Yanmr 4JH3‑E Diesel mit Radice-Propeller 4 Blatt B7, 20 RH 17 11
12) Der neue Eigner heisst Steffen Hubert Schwencke, Weil a. Rhein. Er äussert sich über die Zukunft des Schiffes gegenüber der Schiffs-Agentur wie folgt: «Das Schiff soll und muss so bleiben wie es ist. Ich möchte es erhalten und privat nutzen, Ausfahrten machen und es geniessen. Den Heimathafen kann ich noch nicht sagen, hoffe aber auf einen Platz in Österreich, da ich meinen Wohnsitz Richtung Bregenz verlegen möchte. Ich habe das Boot auf einem Internetportal entdeckt und mich sofort verliebt.»
Quellen
4) Wikipedia 2022 (Link)
5) aus: „Die Geschichte der Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee» Thun-Gwatt, 2022 (dieses Buch erscheint im Verlaufe des Jahres.)
6) Gwerder, Meister, Liechti: „Die Geschichte der Schiffahrt auf dem Vierwaldstättersee“ (2. Erw. Auflage 1999)
10) Dokumentation von Alois Fischer, Brunnen 2020
11) Angaben Werft Bucher + Schmid Luzern 2008
Impressum
Text H. Amstad
Bild 3 und Bild im Textteil 1 BAR, Bestand Motorschiff Aero; Repro: B. Zumstein
Bild 4 und Bild im Textteil 2 Repro Cl. Jeanmair, Archiv J. Meister
Bild 6 Sammlung A. Fischer, Bilder 7 und 8 A. Fischer, Dokument 5 im Textteil Sammlung H. Amstad
Bilder 1, 2, 5 und im Textteil 3 und 4 H. Amstad
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Danke Heinz für die aufwändige und sorgfältige Recherche. Beim Lesen wird die Geschichte des MS Aero wieder lebendig. Sehr interessant sind die vielen zusammengetragenen Details aus der Vergangenheit des Schiffes.
Nachdem ich gestern (18. März 2022) das MS Aero aus dem Hafen von Friedrichshafen ins «Schwäbische Meer» entschwinden sah, finde ich, dass es «verdammt» gut auf den Bodensee passt 🙂 .
Vielen Dank für die vielen Infos. Zur Denkmalpflege ist zu sagen, dass dieser häufig die Hände gebunden sind. Die Denkmalpflegen kümmern sich in erster Linie um Baudenkmäler, weil in den rechtlichen Grundlagen nichts anderes vorgesehen ist. Es gibt Denkmalgesetze, die sehen nicht einmal Objekte aus dem 20. Jahrhundert vor. Zudem verlangt die Denkmalpflege einen grossen Teil Originalsubstanz, welche bei Schiffen nach zahlreichen Umbauten häufig fehlt. Bei Schiffen ist es besser, auf private Initiative zu setzen; wenn ein gutes Projekt vorhanden ist, kann man die Lotteriefonds angehen. Meines Erachtens ist es kein Weltuntergang, wenn das Schiff den See oder das Land wechselt. Vielleicht kommt es ja mal wieder zurück. Peinlich war einfach, dass die SGV resp. die Shiptec nicht fährig war, ihre ureigene «Mythen» zu retten resp. einem neuen Projekt oder einem Museum zuzuführen, während im Ausland gebaute Motorschiffe (MS Rütli, MS Reuss) auf dem Vierwaldstättersee erhalten werden konnten.