Reisebericht: Abschiedsfahrten mit drei Motorschiffen der BLS-Flotte Brienzer- und Thunersee
Der Ausgangspunkt unserer Schifffahrten mit vier Berner Oberländer Schiffen geht anderthalb Jahre zurück: Im Februar 2020 beschliesst der Verwaltungsrat der BLS die Umsetzung der zuvor erarbeiteten, neuen Flottenstrategie „Navigo“. Das in der Personalzeitschrift „Départ“ (Nr. 1/2020) publizierte Ziel vom Projektleiter Adrian Stucki sticht ins Herz eines jeden Schiffsfreundes: „Schiffe ausrangieren, so schnell wie möglich“. Die BLS meint dies ernst. Bereits 2020 verschwindet die „Stadt Bern“ unter dem Schneidebrenner. Ende 2021 werden die “Iseltwald“, „Niederhorn“ und „Oberhofen“ von der BLS-Flottenliste gestrichen. Alle vier Schiffe werden vorläufig durch keine neuen ersetzt, eine Radikalkur steht den beiden Oberländer Seen bevor. Im Jahr 2028 soll die „Interlaken“ auf dem Brienzersee einem Neubau Platz machen. Bis dann soll ein neues Schiff je auf beiden Seen in den Betrieb kommen. Die beiden Schiffe sollen wenig Tiefgang haben, um das leidige Thema der winterlichen Seeabsenkung zu „umschiffen“. Der Kanton Bern hat vorsorglich im Finanzplan schon mal 20 Millionen Franken für die beiden neuen Schiffe vorgesehen.
Départ fasst zusammen: „Sechs Schiffe ausrangieren, zwei Ganzjahresschiffe beschaffen, das Angebot im Winter ausdehnen und die Sommersaison auf dem Brienzersee verlängern.“ Das Argument von der Winterschifffahrt verstehe ich; wirtschaftlich betrachtet bringen Schiffe, die den ganzen Winter herumstehen, keinen Umsatz und sind „totes“ Kapital. Weitere Ziele von Navigo sollen umgesetzt werden: Den Leistungsbezug vom BLS-Konzern soll um die Hälfte reduziert und der BLS-Gesamtarbeitsvertrag für die 120 Schifffahrts-Mitarbeitenden aufgelöst werden. Die Schifffahrt wird ab dem 1. Januar 2022 in eine eigenständige Aktiengesellschaft überführt analog der BLS Cargo. Als Tochterfirma wird sie zur BLS-Gruppe gehören. Ein neuer Firmenarbeitsvertrag ist für die Schifffahrtsangesellten bereits unterschrieben.
Die BLS überlässt also eine dezimierte Flotte der neuen Firma, um die Bilanzen zu entlasten. Das angedachte Konzept, die Sonderfahrten (z.B. Fonduefahrten, Konzerte etc.) und Charterfahrten (Schiffsvermietungen) zu reduzieren zugunsten der Kursschifffahrt, hinterlässt bei mir einen ambivalenten Eindruck. Das Bekenntnis zur Kursschifffahrt – vielleicht auch wieder mit einem echten stündlichen Angebot – ist höchst erfreulich, doch nach Meinung von Ökonomen ist das Chartergeschäft das einzig Lukrative in der Schifffahrt. Nur, dazu bräuchte es Schiffe, die jetzt aber verschwinden.
Adieu MS Iseltwald
Für die Abschiedsfahrten der drei BLS-Schiffe haben sich erstmalig die beiden Reiseorganisatoren der Dampferzeitung und der Schiffs-Agentur zusammengetan, galt es doch, den Aufwand von drei für uns exklusiv gecharterten Schiffe zu stemmen. Für mich war der morgige Programmteil bereits der Höhepunkte dieser Abschiedsfahrten vom 25. September 2021: Der Brienzersee bot Nautik vom Feinsten. Dazu waren auch Zufälle notwendig wie der höchst seltene Einsatz von MS Interlaken im Kursdienst, dem wir dann in Iseltwald mit einer emotionalen Kreuzung begegnen konnten. Dazu gehörte auch Prachtswetter, das dann erst am Nachmittag eingetrübt wurde.
Martin Schild, Dampfschiffkapitän mit Herzblut, stöberte die 27 Bananenschachteln des in Interlaken-Ost sich befindlichen „BLS-Schiffsarchivs“ durch und fand einige Trouvaillen zum MS Iseltwald, auf dem sich nun rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Abschiedsfahrt eingefunden haben. Im Hecksalon 2. Klasse hingen als Teil einer Ausstellung Pläne verschiedenster Studien, unter anderem auch vom Mitbieter der Bodanwerft, oder die Bestellung des Schiffes, die dazumal noch auf einer A4-Seite Platz fand… Auch die Crew der „Iseltwald“ mit Theres Hofmann (Schiffsführerin) und Carina Mostosi sorgten mit kundenfreundlichem (Fahr-) Service für eine gute Stimmung an Bord, dazu natürlich der offerierte Apéro. Das Zuprosten war weniger fröhlich als auch schon, denn der eine und andere Fahrgast nahm nur ungern Abschied von diesem etwas über 50-jährigen Schiff.
Markus Engemann, einer der grossen Kenner der Oberländer Seenflotten, erzählte auf der rund zweistündigen Fahrt (mit Fotohalt im Iseltwald) einiges Wissenswertes über das Schiff, das in der Randspalte ausschnittsweise zum Nachlesen zur Verfügung steht.1
Mit Ghackets und Salatteller auf MS Stadt Thun
Besonders auf unserem heutigen Schifffahrtstag wäre doch eine direkte Schiffsverbindung zwischen dem Brienzer- und Thunersee das Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen. Wie haben das die Berner zustande gebracht, beim Bau der Eisenbahnlinie mit tiefen Brücken die Aare zwei Mal zu überqueren? Hintergrund dieses heute schwerverständlichen Entscheides war ein scharf geführter Konkurrenzkampf zwischen der Bahn und dem Schiff. Die Schweizerische Bauzeitung Nr. 34 vom 16. September 1899 beschreibt das Bestreben des Dampfschiffpioniers J.J. Knechtenhofer, der seinen Freund R. Lanicca, dem bekannten Schweizer Ingenieur, der die Juragewässer-Korrektion entworfen hatte, mit dem Plan eines druchgehenden Schifffahrtskanals auszuarbeiten. Bei der Höhenmatte war eine Schleuse mit Schiffstation geplant, um den sechs Meter Höhenunterschied der beiden Seen auszugleichen.
Dieses Projekt wurde „als ein zu weitgehendes, viel zu grossartiges abgelehnt“. Unterdessen wuchs der Fremdenverkehr immer stärker an; fast 30 Jahre lange „vermittelten Omnibusse und Privatfuhrwerke jeder Art die Beförderung von Personen und Gepäck zwischen (der Schiffstation, Anm. HA) Neuhaus am Thunersee und Interlaken, dem Bödeli und dem Brienzersee“. Um 1860 arbeitete der Bezirksingenieur Zürcher ein neues Projekt aus, dessen Kosten rund eine Millionen Franken war. „In 30 Minuten Fahrzeit, die Durchschleusung inbegriffen, sollte ohne Umsteigen oder Umladen der Brienzesee erreicht werden.“ Diese Idee trat nun in Wettbewerb mit einer durchgehenden Schienenverbindung zwischen Luzern und Thun über den Brünig. Die Wogen dafür und dagegen gingen hoch. 1872 erhält die Bödelibahn schliesslich eine Konzession: die 8 km lange neue Kurzstrecke verband dabei Därligen am Thunersee mit dem Bödeli am Brienzesee. Um die Diskussion betreffend einem direkten Schifffahrtskanal endgültig zu beenden, führte die Bahngesellschaft ihre Schienen bewusst zweimal über die Aare und verbaute so mit tiefen Brücken jeden Traum einer direkten Schiffsverbindung.
Die Schweizer Bauzeitung zeigt sich wenig erfreut: „Dass dieses neue Beförderungsmittel … infolge des Umsteigens und Umladens des Gepäcks keine wesentlichen Erleichterungen … bringen konnte, war vorauszusehen“. So mussten auch wir 150 Jahre später in Interlaken Ost die „Iseltwald“ verlassen und den Zug (Richtung Hamburg) besteigen, um drei Minute später in Interlaken West ihn wieder zu verlassen und mit MS Stadt Thun unser nächstes Ziel Spiez zu erreichen. Die Transferfahrt – nun auf dem Thunersee – nutzten die meisten, sich mit Ghackets oder einem Salatteller zu verköstigen.
Für MS Oberhofen ist eine Lösung in Griffnähe
Ab Spiez stehen gar zwei Charterschiffe zu unserer Verfügung. Mit je einer Stunde Foto- und Formationsfahrt konnten so alle, die wollten, im Wechsel Abschied nehmen von MS Niederhorn und MS Oberhofen. Wobei im Falle der «Oberhofen» die Chancen intakt sind, dass sie im kommenden Jahr als Charterschiff wieder fährt, definitiv aber nicht mehr unter der BLS-Flagge.
Am Vorabend anlässlich der Buchvernissage von Meister/Liechti’s neustem Werk «Die Geschichte der Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee»2 konnte ich aus sicherer Quelle vernehmen, dass sich hinter den Kulissen einiges tut, um das 2014 durch Kurt Matter bereits schon einmal gerettete Schiff3 in einen «sicheren Hafen» zu bringen. Sobald die Standplatzfrage gelöst sei, werde analog dem Geschäftsmodell der Zugersee-«Schwan» eine neue Gesellschaft gegründet, die dann das «Oberhöfnerli» betreiben soll. Mehr durfte mir der Informant noch nicht verraten.
Auf unserer Fahrt (mit angenehm herbstlich-warmen Temperaturen) war die Winterverkleidung mit den Plastik-Wänden immer noch am Schiff, was die Fotografen auf der parallel fahrenden «Niederhorn» ebenso irritierte wie die Fahrgäste auf dem Schiff selber. Die beide Kapitäne Romeo Zurbriggen und Beat Hodel (auf MS Niederhorn) wussten dann alle nautischen (Herzens-) Wünsche zu befriedigen und sorgten mit abwechslungsreichen Fahrpositionen für viel Freude.
Adieu MS Niederhorn
Es gibt Schiffe, von denen ich mich gut «trennen» kann. Ein Ersatz kann zum Beispiel den Fahrkomfort verbessern oder bietet neue Möglichkeiten in einem sich ständig ändernden Markt. Man kann nicht alles erhalten, retten und behalten. Doch bei der «Niederhorn» ist das anders: sie gefällt mir in vielerlei Hinsicht. Eine wohl portionionale, klassische Silhouette, helle Räume mit damals (1959!) grossen Fenstern und einer filigranen Raumaufteilung, ruhiger Lauf und einladende Innengestaltung sind Eigenschaften, wo ich mich stets wohl fühlte an Bord. Auch auf unserer heutigen Abschiedsfahrt geniesse ich das Schiff ausgiebig und nehme dabei für einige Minuten in allen Fahrgasträumen Platz. Die Grösse des Schiffes wird ein Hindernis sein, einen Käufer zu finden. Ansonsten droht im 2022 auch hier der Schneidebrenner.
Auf unserer Fahrt weiss Markus Engemann auch über MS Niederhorn einiges zu berichten4: «Das Schiff wurde immer gut unterhalten und war im Kurs- und vor allem im Extrafahrten-Dienst sehr beliebt. Im Sommer 1985 führte es über 100 Extrafahrten aus. Doch in letzter Zeit ging der Einsatz des Schiffes trotz seiner schön gestalteten und gut lichtdurchfluteten und behaglichen Innenräume zurück. Das Schiff legte bis Ende 2020 total 794 155 km zurück.» Und Reiseteilnehmer Ernst Mischler aus Einigen ergänzt: «Im Jahre 2020 habe ich das Schiff am 30. März auf einer Probefahrt gesehen, sonst nie. In der offiziellen Statistik werden zwei Betriebstage ausgewiesen, Kursfahrten gab’s keine. Im Jahre 2021 hatte ich das Schiff bis heute noch nie fahrend gesehen, ausser am 14. September und nun wegen uns (am 25.9.) kommt es doch noch zum Einsatz.»
«Spiezerli» zum Abschluss
Ursprünglich war vorgesehen, anstelle des «Oberhöfnerli» das «Spiezerli» auf unserem BLS-Tag zu chartern und mit diesem die «Niederhorn» zu begleiten. Doch es hat nicht sollen sein. Nach erfolgreichen Probefahrten im Winter 2021 mussten einige technische Nachrüstungen an DS Spiez erfolgen5. Als dann sämtliche Prüfungsstellen zufrieden waren standen noch die endgültigen Abnahmefahrten des BAV auf dem Programm, um den Schiffsausweis zu erhalten. Im Sommer beklagte die BLS Personalengengpässe und zusätzlich fielen zwei Maschinisten gesundheitlich bedingt aus. Die notwendigen Ausbildungsfahrten konnten nicht durchgeführt werden und somit steht das Schiff auch nach sieben Jahren Verspätung immer noch still.
So endete unser erlebnisreicher Tag in Thun Dürrenast auf der BLS-Werft, wo mit Heckflagge geschmückt, die wieder in Dampf entstandene «Spiez» stehend uns ihre Tore öffnete. Der neue technische Leiter der BLS-Flotte Martin Bischoff und sein Vorvorgänger Ruedi Storchenegger gaben Auskunft zum Schiff. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten in aller Ruhe die Maschine, die übrigen Schalenräume und das Steuerhaus besichtigen. Für die Meisten war dies die erste Begegnung des Schraubendampfers nach der Revaporisierung, doch sicher nicht die letzte.
Nahezu 60 Schiffsfans nehmen Abschied von der „Iseltwald“, hier herzlich begrüsst vom Kursschiff Interlaken, dem es in ein paar Jahren auch „an den Kragen“ gehen soll.
MS Iseltwald steuert mit unserer Reisegruppe der Dampferzeitung und Schiffs-Agentur der namensgebenden Ortschaft zu. Im Heckbereich des Schiffes hat die BLS in den letzten Jahren für ihre Barbequefahrten eine Grill-Station gebaut (mit Zelt).
Frauenpower im Steuerhaus der „Iseltwald“: Schiffsführerin Theres Hofmann und Kassiererin Carina Mostosi (l).
Mittelmeerfeeling an diesem 25. September 2021 in Spiez: MS Niederhorn steht bereit für die Abschieds-Charterfahrt.
Othmar Egli, einer der vier Organisatoren des heutigen Events, und der Kassier Fritz Stähli (l) im Fachgespräch über MS Niederhorn (im Hintergrund): „Wahrscheinlich bleibt nur die Verschrottung“.
Eine elegante Erscheinung mit Jahrgang 1959: MS Niederhorn vor dem namensgebenden Berg
Hafeneinfahrt in Thun Dürrenast der «Oberhofen», die ebenfalls Ende Jahr aus der BLS-Flottenliste verschwindet.
DS Spiez ist zwar beflaggt, kann aber erst am 8. April 2022 öffentlich ablegen. Auf unserer Exkursion öffnete sie aber ihre Tore zur Besichtigung.
Bilder im Textteil: Eine kleine Ausstellung, gestaltet von Martin Schild, zeigte Schlüsseldokumente über MS Iseltwald aus dem BLS-Archiv.
Der Walliser Romeo Zurbriggen gewährt auf der „Oberhofen“ Einblick ins Steuerhaus.
Den Aufgang zum Oberdeck der «Niederhorn» flankieren zwei durch den bekannten Thuner Künstler Knud Jacobsen direkt aufs Stahlblech gemalte Bilder mit Szenen aus dem frühen Berner Oberländer Tourismus.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Hinweise
1) Markus Engemann über das Schiff Iseltwald: „Die ‚Iseltwald‘ hat einige Spezialitäten aufzuweisen. So sind die Aufbauten des Hauptdecks etwas in die Schale versenkt. Haben Sie den kleinen Tritt beim Einstieg bemerkt? Wegen Einhaltung von Bauvorschriften mussten zwei Schweberuder auf beiden Seiten der Schiffsmitte hinter dem Propeller eingebaut werden. Daher war das Schiff schwierig zu steuern. Weil das Schiff anfänglich unruhig war, wurden bereits im Winter 1969/70 in der Mitte am Rumpf Schlingerkiele angebaut. Unter Ausnützung der zwischenzeitlich geänderten Bauvorschriften wurde das Schiff 1992/93 hinten um 3,5 m verlängert und ein neues Steuerruder in Achse des Propellers montiert. Von den Aufbauten wurde die hinterste Fensterachse nach hinten versetzt und zwischen die zwei bestehenden eine neue Fensterachse eingesetzt. Das Schiff wird nun mit dem Einbau einer Isolation und eines Radars wintertauglich gemacht.»
«Gut in Erinnerung bleiben die Einsätze als Bahnersatz nach diversen Unwettern im Sommer oder Lawinenniedergängen im Winter und Frühling. In den letzten Jahren wurde die ‘Iseltwald’ vor allem für Barbecue-Fahrten eingesetzt. Bis Ende 2020 legte sie 460 181 km zurück. Geniessen wir die Fahrt und denken wir daran, dass die ‘Iseltwald’ für eine Komfortverbesserung für die Fahrgäste der Brienzerseeflotte gesorgt hat und auch bei niedrigem Wasserstand ideal einsetzbar war.»
2) Link zum neuen Buch „Die Geschichte der Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee
4) Markus Engemann über das Schiff Niederhorn: «Weil das Bodan-Schiff für die Kurse in der Vor- und Nachsaison und sonst für Nebenkurse und Extrafahrten konzipiert wurde, weist es keine umlaufenden Aussengalerien auf. Das Schiff ist in der Linienführung eleganter als die bisherigen Schiffe aus der Bodan-Werft und auch beim Innenausbau ging man mit diagonal verlegten Deckenlatten und darin integrierter Beleuchtung neue Wege. Zu Klagen Anlass gab die Auspuffanlage, weil die Auspuffrohre wie bei den Bodenseeschiffen am Spiegelheck das Schiff verliessen. Bei den langen Rückwärtsfahrten in den beiden Kanälen waren die Passagiere in Rauch und Abgasen eingehüllt und auch die Hotels von Gunten, Spiez und Merligen mussten vermehrt die Klagen ihrer Gäste wegen Abgasbelästigung an den Schiffsbetrieb weiterleiten. Ich habe den Geruch noch heute in der Nase, wenn jeweils die ‘Niederhorn’ in Thun an der Ländte 7 (mit dem Heck nahe an der Quaimauer) lag. 1961 leitete man die Abgasrohre dann vertikal durch Haupt- und Oberdeck.»
«Dazu stellte die BLS den bei MS Interlaken entbehrlich gewordenen Gaffelmast auf, um die isolierten Abgasrohre seitlich daran zu befestigen. Aber auch diese Lösung hielt nicht lange, denn sie behinderte die Sicht des Fahrpersonals bei Rückwärtsfahrten. 1963 leitete man die Abgasrohre durch den Kamin ab, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie man dabei das Platzproblem für all die Rohre gelöst hat. Die ganze Abgasfrage entstand deshalb, weil man einen Abgaskanal mitten durch den Oberdeck-Salon wie bei der ‘Interlaken’ vermeiden wollte. Deshalb erreicht man bei MS Niederhorn den Oberdeck-Salon durch eine vom Einstiegdeck nach hinten verlaufende, zweiläufige Treppe. Das Schiff zeichnet sich aus durch eine sehr gute Seitenstabilität und weist eine gute Wendigkeit auf. Die originale Pfeife klingt etwas rauchig, für mich wie bei MS Italia (1962 Luganersee) und konnte laut sein. 1979 wird die offene Laube im Hauptdeckl hinten rundum geschlossen, heizbar gemacht und mit Teppich belegt. Die Latten-Bänke werden durch Einzelstühle mit orange-farbige Plasticschalen ersetzt, war mir gar nicht gefiel.»
Impressum
Bilder 1 und 2 M. Fröhlich, Text und übrige Bilder H. Amstad
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Eine wunderbare Berichterstattung mit sehr vielfältigen Details und herrlichen Bildern. Gratulation zum gelungenen Anlass und dem Reisebericht! Mit den drei erwähnten Schiffen verbinden mich schöne Erinnerungen. Als 13-jähriger habe ich mir Sackgeld angespart und in den Herbstferien im Oktober eine Wochenkarte für den Thuner- und Brienzersee geleistet. Es waren nur noch drei Schiffe in Betrieb – die MS «Blümlisalp» (heute MS «Stadt Thun»), die MS «Bubenberg» sowie auf dem Brienzersee die MS «Iseltwald». Auf dem Brienzersee war der Fahrplan auf die Morgen-/Mittag- und Abendverbindungen von/bis Iseltwald beschränkt. Als einziger Passagier im Bug der «Iseltwald» genoss ich auf der Mittagsfahrt das Schiff und den See mit allen Sinnen. Als 20-jähriger wurde ich 1978 auf MS «Niederhorn» zum Saison-Kassiermatrose ausgebildet. In Erinnerung bleibt ein besonderer Sonntags-Dienst auf MS «Niederhorn»: Dienstantritt mit dem Zug Thun-Interlaken West, wo das Schiff nachtsüber vertäut war. Nach dem ersten Kurs 9.04 Interlaken West-Thun leisteten wir um 11.11 Entlastungsfahrten vor MS «Beatus» nach Beatenbucht und am Nachmittag Thun-Interlaken West und zurück vor MS «Stadt Bern». Die Rückfahrt war ein Direktkurs mit Halt nur in Beatenbucht, Merligen und Spiez, um Thun um 17.00 zu erreichen, wo wir wiederum den letzten Kurs nach Interlaken zu leisten hatten. Nach 13 Stunden Arbeit erreichten die Kollegen und ich wieder mit dem Zug den Dienstort Thun. Auf MS «Oberhofen» habe ich im gleichen Jahr 16 Tage Dienst geleistet – die Tagesroute war am Vormittag Interlaken-Därligen-Leissigen-Beatenbucht-Spiez-Einigen und zurück nach Interlaken und am Nachmittag über Neuhaus und Beatushöhlen zur Beatenbucht – parallel zu MS «Jungfrau» (1954−1997 auf dem Thunersee, heute auf dem Brienzersee), die die Strecke über Därligen und Leissigen nach Beatenbucht-Thun bediente.
Ich gratuliere Dir für den ausgezeichnete Berichterstattung von den Abschiedsfahrten MS Iseltwald, MS Niederhorn. Leider hat eine fragwürdige Flottenpolitik diese noch sehr gut erhaltenen und nach wie vor betriebsbereiten Schiffe liquidiert. Aber mit dem Finanzausgleich des Bundes kann man ja jederzeit neue Schiffe kaufen. Hoffen wir, dass das Landi-Schiff Oberhofen überlebt.
Danke für den interessanten Bericht. Zu lesen ist, dass MS Niederhorn in den letzten zwei Jahren kaum zum Einsatz gelangte. Das ist sicher richtig. Aber ich möchte hierzu noch ergänzen, dass das ja auch coronabedingt war und dass das Schiff 2019 im Juli und August noch täglich den Nachmittagskurs via Einigen ausführte. Und auch in den Jahren zuvor stand es mindestens an jenen Tagen im Einsatz, an denen eine grössere Einheit ausfiel. Sie schreiben, die BLS bekenne sich zur Kursschifffahrt. Aber so unwichtig für den Kursverkehr schien mir die «Niederhorn» bisher gar nicht. Ich kann mir den Thunerseefahrplan ohne das Schiff gar noch nicht so recht vorstellen.
Herzlichen Dank für den sehr interessanten und gut formulierten Bericht! Ich konnte leider nicht an diesen beiden Abschiedsfahrten teilnehmen, dank dem Bericht darf ich nun dennoch etwas mitgeniessen. Betreffend MS Niederhorn: Dieses verkörpert einen Bodan Werft-Schiffstyp, welcher nun leider am Verschwinden ist: MS Säntis, MS Glärnisch auf dem Zürich See, MS Säntis und MS Lindau (ex Grünten) auf dem Bodensee, MS Niederhorn auf Thunersee, MS Interlaken auf dem Brienzersee. Bis in einigen Jahren wird leider nur noch das zur Erlebnisyacht aufwändig verun-gestaltete MS Säntis auf dem Bodensee übrig bleiben. Hier wäre es interessant, zu diesen schönen Schiffen ein Buch mit vielen Bildern als Erinnerung zu machen, allenfalls liesse sich ja Florian Inäbnit dazu überreden, er macht das ja immer bestens…