Reisebericht: Mit historischen Schiffen Tschechien entdeckt (Teil 1)
25 erwartungsvolle Gäste stehen am Terrassenufer in Dresden und sind gespannt auf neun etwas abenteuerliche Tage. Der Titel der Reise lautet „Tschechien – das Land der Pastellfarben vom Schiff aus erleben“. Übersetzt heisst das: Wir reisen von Dresden nach Wien und durchqueren dazwischen ganz Tschechien mit über einem Dutzend historischen Schiffen auf typischen Wasserwegen. Es sind dies die Elbe (Labe auf tschechisch), die Moldau (Vltava) und einige Stauseen (Prehrady) auch ausserhalb von Elbe und Moldau. Dazu benützen wir insgesamt fünf Kursschiffe und chartern exklusiv für unsere Reisegruppe weitere zehn Schiffe, unter anderem die nautischen Highlights DS Labe/Elbe, DS Vltava und MS Munot. „Diese Reise ist etwas verrückt, aber auch einzigartig“, meint der schreibende Reisebegleiter bei der Begrüssung, „es wird sie nur einmal geben, nämlich jetzt.“
Das anfänglich garstige Wetter hat den Vorteil, dass wir den sächsischen Personendampfer Meissen fast für uns allein haben, obwohl dies an diesem Tag, am 23. Juni 2023, gemäss Fahrplan bei „Niedrigwasser Pegel 79 – 60“, die einzige Schiffsverbindung in Richtung Sächsische Schweiz ist. Ein Anschlussbruch in Pillnitz gibt uns Gelegenheit, unsere Startfahrt bis zum Ort Stadt Wehlen weiterzuführen, also genug Zeit für einen SDS-Begrüssungsapéro an Bord und ein Mittagessen im hinteren Salon auf Hauptdeck. Der improvisierte, zweieinhalb-stündige Aufenthalt in der Stadt Wehlen ermöglicht neue Erlebnisse: Eine am Vortag organisierte Führung in der Radfahrerkirche zum Beispiel und vor allem eine längere Wanderung durch den Wehlener Grund, die wegen überraschenden Felshindernissen den Teilnehmenden noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die Dampferfortsetzung mit DS Kurort Rathen bringt uns nach Bad Schandau, wo uns kurz vor 19.00 Uhr ein Charterbus entlang der Elbe über Hrensko und Děčín zum ersten Hotelaufenthalt hoch über Usti bringt. Nun kommt auch der Zeitpunkt, dass sich unser Reiseleiter František Vichta vorstellen und erste Hintergrundinformationen sowohl mündlich wie schriftlich zum Start der Reise geben kann.
Weltrarität und technisches Denkmal
Am andern Morgen stellt Teilnehmerin Nadja Jöhr mit Blick aufs Programm fest: „Heute ist ein richtiger Schulreisetag: mit dem hoteleigenen Luftseilbähnli zu Tal fahren, mit dem Zug unterwegs sein, Vorträge anhören und Filme anschauen, eine Car-Fahrt erleben und mit einem Sesselilift in die Höhe schweben, eine lange Schifffahrt geniessen und zum Schluss eine zweistündige, wie sich dann am Abend herausstellt, wunderschöne Höhenwanderung zurück in Hotel unternehmen.“ Hat so viel überhaupt Platz in einem einzigen Tag? „Hat“, würde da František Vichta kurz und bündig sagen. Zugegeben, nicht jeder Tag war dann so intensiv, doch für den zweiten Reisetag war das als Paukenschlag ganz passend. An dieser Stelle seien zwei Programmpunkte von diesem Tag besonders zu hervorgehoben.
Das Schifffahrtsmuseum in Děčín überrascht. Hier ist die Fachkompetenz unseres Reiseleiters und Hauptorganisators dieser Reise, František Vichta, gefragt. Er übersetzt auch in den folgenden Tagen Erklärungen von einheimischen Führern und Fachpersonen ins Deutsche, er ergänzt dank seinem umfassenden Wissen und kommentiert Zusammenhänge. Vichta: „Zu diesem Museum habe ich eine spezielle Beziehung: Als Jugendlicher war ich jeden Monat auf einer Versammlung des Vereins der Schifffahrtsfreunde (Spolek přátek plavby), die jeweils hier im Tetschener Museum stattfanden. Da es damals in Prag keinen ähnlichen Freundeskreis der Schifffahrtsgeschichte gab, waren viele legendäre Schiffs-Historiker als Mitglieder in diesem Club1“. Eindrückliche Filme aus historischen Dampferzeiten sowie die umfassende Ausstellung über die Schifffahrt auf der Elbe ziehen uns in den Bann. „Da spürt man viel Herzblut“, meint Reiseteilnehmer Beat Bolzern treffend.
Ein zweifellos erster Höhepunkt der ganzen Reise war dann eine „letzte Schweizerin“: Die 1952im Patent Von Roll erbaute Quersitz-Sesselbahn vom Typ VR101 gilt weltweit als die letzte ihrer Art. Das Besondere daran sind nicht nur die Kindheitserinnerungen an zahlreiche solche Anlagen in der Schweiz, sondern auch der Umstand, dass die Bahn im Originalzustand erhalten blieb2. Die rein mechanische Anlage erfordert für das Bedienen sowohl an der Talstation in Krupka wie auf der Bergstation des Mückenberges (Kněžiště) zwei Personen. Es klottert und rumpelt in der Talstation und der Start ist wie auf einer Chilbibahn. Herrlich dann die über 15-minütige Fahrt, wo es auf und ab durch Wälder geht, wo die Baumwipfel stets über uns vorbei schweben. Manchmal hat man gar das Gefühl, den Roten Fingerhut (Digitalis purpurea)3 mit den Füssen berühren zu können. Ein Besuch dieser Anlage ist ausserordentlich empfehlenswert, wobei zu beachten ist, dass der Betrieb nach Fahrplan fährt. Dies wurde uns fast zum Verhängnis; eine leichte Verspätung des Busses führte zu einer kleinen Zitterpartie, sonst hätten wir 50 Minuten auf die nächste Fahrt warten müssen.
Ein Revival für den Raddampfer Labe
Sonntag, 25. Juni: darauf haben sich alle gefreut. Nach Jahren des Stillstandes wird der Traum wahr. Der ehemalige tschechische Raddampfer Labe hat eine wahre Odyssee4, vergleichbar mit jener der „Hohentwiel“ (Bodensee) oder der „Unterwalden“ (Vierwaldstättersee) hinter sich und nimmt uns heute für eine dreistündige Charterfahrt an Bord. Auch der neue Inhaber und Betreiber Martin Komrska von der Děčíner Reederei Labská plavební společnost s.r.o. (Elbe-Schifffahrtsgesellschaft GmbH) kommt kurz an Bord und schaut zum Rechten. Die ursprünglich geplante Route von Děčín nach Hřensko auf der Elbe zum Tor des Nationalparks der Böhmischen Schweiz musste wegen Niedrigwasser auf den Oberlauf der Staustufe verschoben werden. Die «Labe/Elbe», wie der Dampfer neu heisst, fährt nun auf dem Střekover Stausee zum romantischen Kiessee von Píšťany und zurück.
Bevor es am Abend Richtung Prag geht, steht wie gestern ein weiterer «Berg» auf dem Programm. Bei unserer ersten Planung fuhr noch eine Luftseilbahn hinauf auf den Jeschken (1012 m), doch leider stürzte 2021, am letzten Betriebstag vor der planmässigen Revision, nach einem Riss des Zugseils eine Gondel ab, wobei der Seilbahnführer ums Leben kam. Die zweite Gondel mit 14 Fahrgästen wurde von der Tragseilbremse abgebremst. Stattdessen fahren wir nun mit dem Bus an einen nahe gelegen Parkplatz, von wo ein Fussweg zum Hyperboloid, einem Bau des kommunistischen Modernismus führt. Die Wärme und erste Müdigkeitserscheinungen lenken uns etwas von der wunderbaren Aussicht ab. Der Berg Ještěd (deutsch: Jeschken, 1012 m ü. M.) bietet nämlich eine Rundsicht, die einen Drittel der Fläche Tschechiens abdeckt!5. Das futuristische Gebäude, das vor genau 50 Jahren eröffnet und ein Symbol für das Isergebirge und die Stadt Liberec geworden ist, bildet den zweiten Schwerpunkt unseres dritten Reisetages. In der Fachwelt wurde die Hyperboloid-Konstruktion zum wichtigsten Bauwerk des 20. Jahrhunderts in Tschechien erklärt.6
Die Goldene Stadt Prag mit einer vielfältigen Schifffahrt
Für die nächsten vier Nächte ist Prag Ausgangspunkt weiterer nautischer Entdeckungsreisen. Die Doppelzimmer sind im Boat-Hotel Matylda untergebracht, die Einzelzimmer im Botel Admirál7. Beide Locations bilden als schwimmende Unterkunft ein urchiges Schiffserlebnis und überzeugen nicht zuletzt wegen ihrer für uns verkehrstechnisch günstigen Lage und mit den jeweiligen Aussendecks zum Verweilen und Erholen von unserem ansonsten voll befrachteten Reiseprogramm.
Am vierten Reisetag erleben wir Prag von seiner unbekannten und sehr reizvollen Seite: Ein Nostalgietram mit Baujahr 1928 (Ringhoffer Typ DSM) überquert mit und für uns drei Mal die Moldau, um nach einer Stunde Fahrt beim Baumgarten in der Nähe des Zoos zu stoppen. Gestärkt durch einen netten Brunch in der ehemaligen Tram-Remise machen wir uns danach auf einen Spaziergang durch das königliche Gehege Prags in Richtung Zoo, botanischen Garten und Schloss Troja. Das nachmittägliche Kursschiff Odra bringt uns zurück ins Stadtzentrum. Kapitän Filip Houdek9 heisst uns an Bord herzlich willkommen und ermöglicht uns interessante Einblicke ins Steuerhaus und in den Motorenraum, der kürzlich mit einem modernen John Deere-Motor ausgerüstet wurde. Somit besteht die gute Chance, dass auch dieses Schiff eines Tages zu einem Denkmal für einen Schiffstyp wird, der in kommunistischen Zeiten auf der Werft Gdaňska Stocznia Rzeczna in Polen erbaut (Schiffstyp: SPJD – Statek Pasaźersky Jeziorowy Duźy) und heute praktisch von der nautischen Bildfläche verschwunden ist. Auch Prag hat nur noch einen einzigen Zeugen dieses legendären Schiffstyps im Einsatz, nachdem das Schwesterschiff Visla 2017 verkauft wurde und seither als Restaurant abgestellt ist. Die Fahrt vom Zoo zur Palacky-Brücke, die im Sommer öffentlich drei Mal angeboten wird, ist sehr attraktiv, führt sie doch durch die ganze Stadt mitsamt zwei Schleusungen in Stvanice und Smíchov.
Über den zweiten Teil der Tschechienreise wird ein weiterer, in Kürze folgender, (B)Logbuch-Eintrag berichten.
„Auf gutes Gelingen“ stossen die 25 Teilnehmer/innen beim Start der neuntätigen Tschechienreise an. Der gemütliche Salon der „Meissen“ der Sächsischen Dampfschiffahrt bildet dazu den guten Rahmen auf der Fahrt von Dresden in Richtung tschechische Grenze.
Mystische (bis abenteuerliche) Impressionen aus dem Wehlener Grund. Ein durch das Niedrigwasser der Elbe verursachter Anschlussbruch der zwei Raddampfer ermöglichen einen Erkundigungslandgang in der Stadt Wehlen.
Das mit viel Herzblut und Fachwissen gestaltete Děčíner Schifffahrtsmuseum zeigt die breite Facette der Tschechischen Binnenschifffahrt.
Die „letzte Schweizerin“, eine von Roll-Quersitz-Sesselbahn: In 15 Minuten geht es über 29 Masten und über 2,3 km Länge zum Mückentürmchen auf dem 807 m ü. M. hoch gelegenen Mückenberg.
Die „Orion“ legt bald in Litomerice an. Auf der Fahrt nach Děčín geniessen wir ein Abendessen vom grosszügigen Buffet.
Der ehemalige Prager Dampfer Elbe ist nun seit diesem Jahr regelmässig auf der Elbe bei Děčín im Einsatz und unternimmt an einzelnen Tagen auch öffentliche Fahrten.
Genuss pur: Auf der Charterfahrt zum Kiessee Píšťany konnten wir den Dampfer ausgiebig erkunden und darauf auch ein böhmisches Knödel-Mittagessen einnehmen.
Fachsimpeln im Maschinenraum der „Labe/Elbe“: Örtliche Mechaniker haben die Maschine soweit auf „Vordermann“ gebracht, dass sie wieder einen ruhigen Lauf hat.
Die „Odra“ an der Prager Station Zoo, kurz bevor sie durch das gesamte Stadtzentrum von Prag durch zwei Schleusen zur Palacky-Brücke fährt.
Bilder im Textteil: Blick auf die böhmische Elbe, hier Labe genannt, im Abendlicht.
Reeder Martin Komrska von der Děčíner Reederei Labská plavební společnost s.r.o. und Reiseleiter František Vichta auf dem Vordeck der wieder in Tschechien beheimateten «Labe», die nun «Labe/Elbe» heisst.
Boat-Hotel Matylda und Botel Admiral beherbergen die Reisegruppe der Schiffs-Agentur.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Hinweise
1) František Vichta blickt gerne auf diese Zeit zurück: „Ich erinnere mich an die Herren Miroslav Hubert, Bauer und Laube und natürlich auch an Michael Bor. Die Anreise zum monatlichen Treffen des Clubs erfolgte für die ‘Prager’ immer gemeinsam; wir nahmen jeweils am ersten Dienstag im Monat den Eilzug um 13 Uhr vom Masaryksbahnhof in Prag – also nie den EuroCity, denn die alten Herren hielten den damals bestehenden EC-Zuschlag für ziemlich unwürdig. Die Zugfahrten waren toll; ich als Junger sass still da und hörte zu. Sie sprachen über das, was gerade neu war in der Geschichte der Schifffahrt, aber auch über das Leben und die Geschichte im Allgemeinen, und ich hörte viele Geschichten aus ihrem reichen Leben. Und natürlich kommentierten sie meine Versuche, meine ersten Artikel über Schifffahrtsgeschichte zu schreiben, in direkter und offener Form. Es gab immer einen Fischsalat aus dem Bistro des Museums, den ich nie mochte, und dann ging es zu einem Vortrag, wo ich auch Legenden der sächsischen Schifffahrtsgeschichte traf wie Johannes Hirsch aus Dresden oder Theodor Grötschel aus Breitenhagen.»
2) Drei Schweizer Seilbahnfreunde (Jakob Schuler sowie Peter und Köbi Gumen) kümmern sich seit 16 Jahren um diese inzwischen zum Unikat gewordene Seilbahn. Durch neue technische Vorschriften und Modernisierungen gilt das Seilbahnmodell der Firma Von Roll mittlerweile als ausgestorben. Deswegen kämpfen die drei Freunde für den Erhalt der weltweit letzten Anlage dieser Art. Jedes Jahr leisten sie zusammen mit befreundeten Tschechen eine Woche Frondienst zu Gunsten der historischen Sesselbahn und unterstützen das Betriebspersonal.
Die Länge der Seilbahn beträgt 2 348 m und hat 29 Stützen. Sie gehört zu den längsten einteiligen Sesselbahnen in Mitteleuropa. Die Talstation in Krupka befindet sich auf einer Höhe von 326 m, die Bergstation in Kněžiště auf einer Höhe von 808 m. Mit der Seilbahn können in eine Richtung 225 Personen pro Stunde befördert werden. Die Sitze verlassen die Station in einem Abstand von 30 Sekunden. Die Abfahrtszeiten sind stündlich ab 08.30 bis 18.30; dazwischen ruht der Betrieb.
3) Reiseteilnehmer Beat Rösli fährt nicht nur gerne Schiff, sondern kennt sich in der Botanik fachmännisch gut aus: „Die spezielle Pflanze, der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) wird wegen der Länge der Blüten vor allem von Hummeln bestäubt. Sie steht bei uns unter Schutz und enthält Giftstoffe, die in kleinen Dosen als Heilmittel bedeutend sind für Herzbeschwerden. Bei uns ist sie eine grosse Rarität – so viele schöne Exemplare wie während der Sesselliftfahrt habe ich bei uns noch nie angetroffen.»
4) Die „Labe“ ist einer der jüngsten Raddampfer Europas. Während auf dem übrigen Kontinent die Entwicklung 10 Jahre zuvor in Richtung Schrauben- und Dieselantrieb geht (MS Thurgau und Zürich z.B. auf dem Bodensee), setzen die Prager noch auf ihre bewährten Dampferproduktion der Firma PRAGA. Der zweite Weltkrieg führte zu einer neunjährigen Verzögerung des 1941 begonnen Neubaus. Die „Labe“ wurde am 14. Juli 1949 eingeweiht und kam gleich anschliessend in den täglichen Sommereinsatz nach Slapy und führte diesen Dienst Jahrzehnte lang zuverlässig durch. Kurz nachdem der Raddampfer mit Gästen der Dampferzeitung von Prag bis nach Hrenzko fuhr, entstand im Jahr 1986 ein Kesselschaden. Dies bedeutete leider das Aus des von vielen Dampferfreunden aus der ganzen Welt besuchten Raddampfers,
Nach vielen Jahren des Stillstandes sank die „Labe“ infolge durchgerosteter Schalenbleche im Jahr 1997. Die Rettung kam aus Deutschland, der Raddampfer wurde gehoben, in einem desolaten Zustand zur Werft Laubegast (Dresden) gebracht und dort wieder fahrbar gemacht. 2001 kam das Schiff unter dem Namen „Wappen von Minden“ auf die Weser und fuhr dort bei der Mindener Fahrgastschifffahrt. Nachdem die Rentabilität nicht zu erreichen war, wurde das Schiff 2015 nach Bremen verkauft und dort als „Weserstolz“ in Betrieb genommen.
Umbauarbeiten für den auch für Seewasserstrassen gewünschten Einsatz wollte der Eigentümer der Weserdampfschifffahrt GmbH6 aus Kostengründen nicht umsetzen, sodass der Dampfer 2020 stillgelegt und zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Der Děčíner Reederei Labská plavební společnost s.r.o. (Elbe-Schifffahrtsgesellschaft GmbH) hat das Schiff erworben. Am 2. Mai 2022 kam der Dampfer nach monatelanger Verzögerung aus eigener Kraft zurück ins Heimatland. Zufälligerweise waren viele Schweizer Dampferfreunde wegen der 1. Mai-Parade der Dresdner Dampfschiffe noch vor Ort, als das „verlorene Dampfschiff“ durch Dresden fuhr und freudig von allen Dampfer-Kollegen mit langen Dampfpfiffen begrüsst wurde. Die Renovationsarbeiten auf der Werft in Děčín-Křešice dauerten dann rund ein halbes Jahr. Am 15. April 2023 begann die Saison mit sechs Rundfahrten auf der Elbe in Děčín. Wie es um die Zukunft des Raddampfers aussieht, will niemand so recht sagen. Fachkräfte an Bord scheinen ebenso zu fehlen wie das langsam verloren gehende Fachwissen, Reparaturen durchzuführen und fehlende Ersatzteile selbst herzustellen.
5) František Vichta liebt Aussichtsberge, so auch in der Schweiz z.B. den Niederbauen. Hier auf dem Jeschken erklärt er: „Wir sehen von hier aus auch die höchsten Gebirge Tschechiens, die Krkonoše (deutsch: Riesengebirge). Der höchste Berg Tschechiens, der 1602 m ü.M. liegende hohe Sněžka (Schneekoppe) befand sich an diesem Tag leider in einer kleinen Wolke, wir sahen jedoch die Vysoké kolo (Hohe Rad, 1509 m ü.M.) und den Jínonoš in Polen (Szrenica oder Reifträger, 1362 m ü.M.). Links vom Riesengebirge erstrecken sich die Isergebirge mit mächtigen Felsformationen auf vielen Gipfeln. Weiter links sind die Lausitzer Gebirge und dann das so genannte Böhmische Paradies zu sehen, ein Land der tausenden Sandsteinfelsen, liebevollen Gründen und uralten Geschichten.»
6) Damals erhielten der Architekt Karel Hubáček und der Bauingenieur Zdeněk Patrman für ihr Projekt den renommierten Perret-Preis von der internationalen „Union Internationale des Architectes“. Allerdings durfte der Architekt nicht zur Eröffnungsfeier im Jahr 1973 kommen, da er während des Prager Frühlings das „Manifest der 2000 Worte“ mitunterzeichnet hatte. «Der Fernsehturm und das Berghotel Ještěd sind in ihrer Kombination aus technischem Fortschritt und gesellschaftlichem Zweck – von Fernsehen und Tourismus – ein einzigartiger Gebäudekomplex, für das man weltweit schwer einen Vergleich findet. Als Berghotel setzt der Bau die Tradition ähnlicher Einrichtungen fort, die seit dem späten 19. Jahrhundert als Reaktion auf die sich entwickelnde Wanderbewegung und die wachsende Beliebtheit des Wintersports gebaut wurden. Der Sender vertritt einen jüngeren Bautyp von Fernsehtürmen», berichtet ein Architekturjournal. 1998 wurde der Ještěd zum nationalen technischen Denkmal und 2005 zum nationalen Kulturdenkmal erklärt.
7) Die Reederei Hal över Schreiber hatte das Schiff in Vollcharter und betrieb das Schiff; in guten Jahren jeden Sonntag auch für öffentliche Fahrten von Mitte Mai bis Mitte September.
8) Auch Hotelschiffe haben ihre Geschichten: Das Botel Admiral, wo unsere Einzelkabinen untergebracht waren, wurde 1971 als das letzte von vier schwimmenden Hotels erbaut und am linken Moldauufer zwischen der Palacky- und der Zeleznici-Brücke verankert. Der Schiffskörper wurde als dreistöckiges Objekt aus Stahl gebaut und an die Infrastruktur der Stadt Prag (Elektro- und Wasseranschlüsse, Kanalisation und Gasleitung für die Heizung) angeschlossen. Nach rund 20 Jahren wurde das Botel 1993 privatisiert. Gleichzeitig wurde die «Admiral» renoviert und sein Interieur im heutigen, rustikal-nautischen Stil erneuert. Wie die anderen drei schwimmenden Hotels (Botel Marina, Botel Vodnik und Botel Albatros) gehört das Botel Admiral heute zum Stadtbild Prags und bietet auf seinem Oberdeck mit Restaurant und Bar eine Aussicht auf die Prager Burg, das Emaus-Kloster und das Nationaltheater sowie auf die zahlreichen, vertäuten Schiffe am gegenüberliegenden Ufer der Moldau. Das Botel ist im ***-Sternesegment anzusiedeln, hat 34 (eher kleine) Zimmer mit Dpppelbetten und 12 Vierbett-Kajüten. Für den Schifffahrtsfan hat das Botel eine gute Lage, befindet sich doch die PPS schräg vis-à-vis über der Brücke.
Noch etwas näher an der eigentlichen Altstadt (aber gleich weit entfernt von der PPS wie die «Admiral») liegt das Boat-Hotel Matylda (mit 6 Zimmern), das eigentlich aus zwei Schiffen besteht, zusammen mit der «Klotylda» (18 Zimmer). Die Schiffe wurden am 15. Januar 2007 eröffnet und liegen in Nové Město, in einem rechten Seitenarm des Moldauufers in der Nähe der Kořensko-Schleuse zwischen der Jiráské-Brücke und dem Beginn von Slovanské ostrov.
9) Filip Houdek (32) ist die Nachwuchshoffnung in der Fachgruppe der Prager Moldau-Schifffahrt. Nach dem Tod der Legende Michael Bor von 2022 hat Houdek die Betreuung von Bors Sammlung übernommen und wird diese im Sinne von Michael weiterführen und pflegen.
Impressum
Text H. Amstad, Bild 1 im Textteil A. Röösli, übrige Bilder H. Amstad
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