Rei­se­be­richt: Vom Boden­see zu den land­schaft­lich reiz­vol­len Tiro­ler Stauseen

Der Som­mer 21 geht meteo­ro­lo­gisch und wirt­schaft­lich (covid­be­dingt) als schwie­rige Reise- und Feri­en­sai­son in die Anna­len ein. Uns blieb zumin­dest die Hoff­nung, dass das bis­her „gepach­tete“ Glück mit Prachtswet­ter auf all den letzt­jäh­ri­gen Drei­ta­ges-Schiffs­rei­sen uns auf der dies­jäh­ri­gen Drei­ta­ges-Reise zu den Tiro­ler Seen beglei­ten würde. Es hat nicht sol­len sein… So rich­tig „ein­ge­las­sen“ hat sich der Regen zwar erst am drit­ten Rei­se­tag. Unglü­cki­cher­weise kamen für einige Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer noch gesund­heit­li­che (Magen-) Pro­bleme dazu. Trotz­dem gab es viele Momente mit Rei­se­glück. Dass das Sprich­wort „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzäh­len“ seine Berech­ti­gung hat, beweist der fol­gende Bericht.

Der Schwer­punkt des ers­ten Rei­se­ta­ges lag im öster­rei­chi­schen Teil des Rhein­ta­les und war dem Thema „130 Jahre Rhein­re­gu­lie­rung“ gewid­met. Mas­sive Über­schwem­mun­gen von 1888 und 1890 sowie der Druck auf Gewin­nung von Kul­tur­land führ­ten 1892 zum ers­ten von drei Staats­ver­trä­gen zwi­schen Öster­reich und der Schweiz, die zum Ziel hat­ten, den Alpen­rhein zwi­schen Mei­nin­gen (süd­lich von Feld­kirch) und dem Boden­see zu „zäh­men“ und, wie zu die­ser Zeit üblich, zu begra­di­gen. Damals war in die­sem Bereich der Rhein zwi­schen drei und vier, bei Hoch­was­ser um die zwölf Kilo­me­ter breit. Bereits um 1900 wurde das erste grosse Werk der Rhein­re­gu­lie­rung sei­ner Bestim­mung über­ge­ben: Beim sog. Fussa­cher Durch­stich wurde der Rhein zwi­schen St. Mar­grethen und Rhein­eck um sie­ben Kilo­me­ter ost­wärts Rich­tung Bre­genz ver­scho­ben und der Fluss­lauf um eben­falls sie­ben Kilo­me­ter ver­kürzt.1

Für die­ses und spä­tere Pro­jekte wurde eine Dienst­bahn erstellt, die Arbei­ter, Steine vom Kadel­berg, Kies und wei­te­res Mate­rial trans­por­tierte. 1895 stand sie noch unter Dampf.1950 wurde sie elek­tri­fi­ziert und 2008 für tou­ris­ti­sche Zwe­cke dem Ver­ein Rhein-Schauen über­ge­ben2. Wir bestie­gen in Wid­nau diese Bahn mit Spur­weite 750 mm und fuh­ren mit einem Extra­zug zum Werk­hof Lust­enau. Vom Damm her genos­sen wir die Aus­sicht auf den Rhein, in die Gär­ten der Ein­fa­mi­li­en­häu­ser und auf zahl­rei­che Sport­plätze. In Lust­enau ange­kom­men beglei­tete uns ein Guide durch die neu gestal­tete Aus­stel­lung Rhein-Schauen, die uns die Kom­ple­xi­tät der Rhein­re­gu­lie­rung vor Augen führte. Dabei erfuh­ren wir auch, dass im Zusam­men­hang mit dem nun gestar­te­ten nächs­ten Rhein­re­gu­lie­rungs­pro­jekt Rhesi (Rhein, Erho­lung, Sicher­heit) die aktu­elle Anlage der Rhein­dämme mass­geb­lich anders gestal­tet wird. Da diese Rhein­dämme aber das Tras­see der Dienst­bahn tra­gen, könnte der Fort­be­stand der Muse­ums­bahn gefähr­det sein.

Alter Rhein mit MS ex-Höri und MS Rhynegg

Der um 1900 abge­trennte Teil des Rheins zwi­schen St. Mar­grethen und dem Boden­see, der soge­nannte Alte Rhein, war unser nächs­tes Ziel. Nach weni­gen Kilo­me­tern erreich­ten wir Gaissau, wo das ehe­ma­lige Reichs­bahn­schiff Höri (ab 1964 als MS Über­lin­gen unter­wegs) als Restau­rant abge­stellt ist, und Gäste wie uns bedient. Seit 25 Jah­ren heis­sen die Eigen­tü­mer Hu, die ent­spre­chend ihrer Natio­na­li­tät seit­her ein chi­ne­si­sches Restau­rant füh­ren, wel­ches weit­herum bekannt ist für seine Küche3. Dies mag ein Grund sein, dass die Küche bei unse­rer Mit­tags­ein­kehr zeit­lich etwas in Rück­stand gera­ten war – an die­sem gewöhn­li­chen Werk­tag war jeder Platz besetzt.

Das nun stark umge­baute Halb­sa­lon­schiff mit ehe­ma­li­gem Dop­pel­schrau­ben­an­trieb hat eine inter­es­sante Geschichte hin­ter sich: 1927 bei der Bodan­werft erbaut, ersetzte es zusam­men mit dem Schwes­tern­schiff Mainau die Rad­damp­fer Stadt Über­lin­gen (I) und Mainau (II). 1944 sank das Schiff im Krieg, nach­dem es von Tief­flie­gern beschos­sen und mehr­mals getrof­fen wor­den war. 1950 kam es umge­baut bis zur Aus­ran­gie­rung 1969 wie­der in Betrieb. Der Segel­club Marina Lin­dau über­nahm das Schiff als Club­lo­kal. 1978 gelangte es als schwim­mende Gast­stätte an den heu­ti­gen Ort. 1982 zer­störte ein Brand einen Gross­teil der Innen­ein­rich­tung. Wie­der auf­ge­baut begann für die ehe­ma­lige «Höri» ihr nächs­tes «Leben». Seit dem letz­ten Inha­ber­wech­sel 1996 heisst es nun «Hu Bin» (chi­ne­sisch «Schiff von Hu»).

Dank einem sport­li­chen Zwi­schen­spurt erreich­ten alle noch das Kurs­schiff ab Rhein­eck Rich­tung Ror­schach. Zum Glück nahm die «Rhyn­egg» einige Ver­spä­tungs­mi­nu­ten in Kauf, um auf uns zu war­ten. Erste Regen­trop­fen ver­dräng­ten die mor­gend­li­chen Son­nen­strah­len. Rhein­eck ist mit rund 400 m ü. M. die höchst­ge­le­gene Schiff­sta­tion am Rhein. Eine Info­ta­fel erklärt: Von hier aus tren­nen uns 160 km von der Rhein­quelle und 1145 km von der Mün­dung ins Meer. Die Fahr­zeit hin­aus zum Boden­see zur Sta­tion Alten­rhein dau­ert 30 Minu­ten und führt durch eine idyl­li­sche, natür­li­che Fluss­land­schaft. Wenn der Boden­see­pie­gel unter 395.50 m ü. M. fällt, muss die Schiff­fahrt auf die­sem Teil ein­ge­stellt wer­den. Das kommt beson­ders im Früh­jahr öfters vor, bevor dann die Schnee­schmelze in den Bünd­ner Alpen genü­gend Was­ser in den Boden­see bringt. Unser Schiff brachte uns über den Boden­see nach Ror­schach, wo uns der Bus­fah­rer bereits erwartete.

Der Zweite Reisetag

Trotz Corona machte das Rei­sen nach Vor­arl­berg und ins Tirol keine Mühe und wir konn­ten das Pro­gramm zur Freude unse­rer gut­ge­laun­ten Rei­se­gruppe ohne jeg­li­che Ein­schrän­kun­gen durch­füh­ren. Aber die Vor­be­rei­tun­gen waren um ein x‑faches auf­wän­di­ger als in nor­ma­len Zei­ten. So sagte uns 14 Tage vor Rei­se­be­ginn bereits das zweite gebuchte Hotel ab, weil sie „behörd­li­che Mass­nah­men“ umset­zen muss­ten und uns wie­der „aus­lu­den“. Das in „letz­ter Minute“ gefun­dene Hotel Haus­erwirt in Müns­ter (auf der Anfahrts­strasse von Jen­bach in Rich­tung Achen­see4) war dann aber ein Glücks­fall. Der Fami­li­en­be­trieb Wag­ner hiess uns herz­lich will­kom­men und wies dar­auf hin, dass unser Wochen­ende das ein­zige „Loch“ in ihrer Buchungs­agenda sei. Statt nau­ti­sche Gegen­stände und Schiffe um uns herum waren es für die­ses Mal Pferde, die uns beim Nacht­es­sen durch grosse Fens­ter­schei­ben zuschau­ten und wir ihnen.

Der zweite Rei­se­tag galt ganz der Achen­see-Region. Die Rei­se­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer hat­ten heute die Gele­gen­heit das Pro­gramm nach ihren per­sön­li­chen Vor­lie­ben und Mög­lich­kei­ten zu gestal­ten. Ein­zig die Nost­al­gie­bus­fahrt mit einem alt­ehr­wür­di­gen Ori­gi­nal-Post­auto der PTT auf die Gra­mai­alm und die abend­li­che grosse See­rund­fahrt waren fix gesetzt. Zur Aus­wahl stan­den eine Fahrt mit der Kar­wen­del-Gon­del­bahn, für Tritt­si­chere eine Wan­de­rung auf einem spek­ta­ku­lä­ren Höhen­ufer­weg dem Achen­see ent­lang zur Gaisalm, eine Werft­füh­rung oder der Besuch des Tiro­ler Stein­öl­mu­se­ums5.

Hubert Wöll, Inha­ber eines Sport­ge­schäf­tes und einer Trans­port­firma in Per­tisau, ist beken­nen­der Lieb­ha­ber von alten PTT-Post­au­tos. Des­halb erwarb er wohl den Berna-Bus mit Jahr­gang 1959, als die­ser auf der Diem­tig­tal-Linie im Ber­ner Ober­land aus­ran­giert wurde. Mit den bis­her 1,8 Mil­lio­nen Fahr­ki­lo­me­tern hätte er 45-mal um die Welt fah­ren kön­nen. Wöll unter­hält im Som­mer mit die­sem Bus einen Fahr­plan­be­trieb zwi­schen Per­tisau (Schiff­sta­tion) und der Gra­mai­alm. Dort befin­det sich eine nette Frei­zeit­an­lage unter ande­rem mit einem Restau­rant, wo wir unser Mit­tag­essen ein­nah­men. Diese Fahrt löste echte Nost­al­gie­ge­fühle aus und erin­nerte mich an die Post­au­to­ver­bin­dung von Stans nach Becken­ried (See­lis­berg), wo in den Sech­zi­ger­jah­ren genau sol­che Vehi­kel das länd­li­che Stras­sen­bild präg­ten. Der heu­tige Inha­ber schaut minu­tiös dar­auf, dass nichts ver­än­dert wird: Selbst die bei jedem Sitz ange­brach­ten Aschen­be­cher ziert das PTT-Logo und defekte Netz­lis für die Hut­ab­lage wer­den jeweils nach­ge­strickt. Auch vom Chauf­feur wird nach alter Väters Sitte ein fein­füh­li­ges Bedie­nen des Veterans abver­langt: Vor einer Stei­gung kurz vor dem Ziel musste er in den ers­ten Gang schal­ten, wobei er den rich­ti­gen Kupp­lungs­punkt mit Gespür tref­fen musste, damit das Getriebe nicht „chro­sed“…

Eine span­nende Werftführung

Im Rah­men des Aus­wahl­pro­gram­mes begrüsste Roland Hölb­ling, seit 2020 Betriebs­lei­ter der Achen­see­schiff­fahrt, Inter­es­sierte für eine Werft­füh­rung. Die Werft besteht aus einem Gebäude mit modern und zweck­mäs­sig ein­ge­rich­te­ten Werk­stät­ten und meh­re­ren Slip-Anla­gen, wo er zusam­men mit sei­nem Team die Schiffe jeden Win­ter aus dem Was­ser nimmt. Der Grund? Hölb­ling: „Da der Achen­see (auch) ein Stau­see6 ist, sen­ken die Tiro­ler Was­ser­werke zwecks Strom­pro­duk­tion den See­spie­gel im Win­ter um bis zu fünf Metern ab.“ Seit 1887 fah­ren auf die­sem land­schaft­lich reiz­vol­len See Kurs­schiffe. Zwei Jahre spä­ter schloss die Dampf-Zahn­rad­bahn von Jen­bach aus den See ans Inn­tal an. Seit 1924 gehört die Schiff­fahrt der Tiro­ler Was­ser­kraft AG (TIWAG).

Die Flotte auf dem Achen­see besteht aus drei statt­li­chen Zwei­deck­schif­fen aus dem Hause Öswag bei Linz. Die «Tirol» aus dem Jahr 1995 ein Fas­sungs­ver­mö­gen von 600 Peso­nen. Die «Stadt Inns­bruck», das Schwes­tern­schiff von MS Zug vom gleich­na­mi­gen Schwei­zer See (Bau­jahr 2007) ist für 470 Per­so­nen zuge­las­sen. Das dritte Schiff, die «Achen­see», dient in ers­ter Linie als Event­schiff und fasst 500 Leute (Bau­jahr 2016). Es ist auch das Reser­ve­schiff, falls eines der andern bei­den im Kurs­ver­kehr aus­fällt, wie dies letz­tes Jahr fast wäh­rend Wochen wegen eines Getriebe-Scha­dens bei MS Tirol der Fall war. Noch vor einem Jahr sich­tete ich auf dem Achen­see das inter­es­sante hol­län­di­sche Grach­ten­boot Tirol, ein Schwes­ter­schiff der «Ange­lika» auf dem Sihl­see (bei Ein­sie­deln) – heute ist es weg. Hölb­ling: «Das Schiff wurde im Früh­ling 2021 an den Schiffs­be­trieb Ratz an den Wolf­gang­see ver­kauft.» Roland Bam­mer und Monika Ratz betrei­ben die ehe­ma­lige «Tirol» nun als MS Falkenstein.

Als Abschluss ds Tages besteigt die gesamte Rei­se­gruppe die „Stadt Inns­bruck“ und staunt, wie­viel Volk bei die­sem Hudel­wet­ter auf dem See unter­wegs ist. Den Apéro neh­men wir im vor­de­ren Haupt­deck-Salon ein und genies­sen die Gesel­lig­keit und die vor­bei­fah­rende, nasse Fel­sen- und Wald­land­schaft des Achen­sees. Als krö­nen­den Abschluss öff­net uns Kapi­tän Ernst Fankhau­ser auf der anschlies­sen­den Son­der­fahrt Tür und Tor, vom Steu­er­haus bis zur Küche, für eine Besich­ti­gung7.

Die drei Schiffe Inns­bruck, Tirol und Achen­see neh­men im Som­mer­halb­jahr nahezu 250 000 Fahr­gäste an Bord. Für mich ist es erstaun­lich, dass eine alpine Gegend mit dem Aus­gang­punkt Per­tisau mit 750 Ein­woh­nern jähr­lich der­art viele Leute auf die Schiffe bringt! Neun Schiffs­kurse in den nörd­li­chen See­teil nach Scho­las­tika und sie­ben Ange­bote in den süd­li­chen See­teil nach See­spitz, wo bis vor Kur­zem ein attrak­ti­ver Dampf­zahn­rad­bahn-Anschluss ins Inn­tal nach Jen­bach4 eine Attrak­tion war, erge­ben in Per­tisau 16 Schiffs­ab­fahr­ten, sozu­sa­gen alle halbe Stunde ein Schiff. Selbst heute, an einem wirk­lich unwirt­li­chen Tag bei maxi­mal 12 Grad Cel­sius und wie­der­holt hef­ti­gen Schau­ern, ist prak­tisch jeder Innen­platz der zwei gros­sen Dop­pel­deck­schiffe Tirol und Stadt Inns­bruck besetzt. Dabei ver­bin­det die Flotte höchst beschei­dene Anle­ge­stel­len: Auf der Gaisalm, wo eben­falls jedes Schiff hält, steht ein ein­zi­ges Gebäude (ein Restau­rant aller­dings), so auch in See­spitz (die End­sta­tion der im Früh­ling 2022 wie­der fah­ren­den Achen­see­bahn) und in Buchau gar keines.

Aller­dings liegt das Atoll, eine grös­sere, moderne Frei­zeit­an­lage mit Schwimm­bad und Well­ness, einem Spiel­platz mit dem ehe­ma­li­gen MS St. Bene­dikt (seit 2018 neu genutzt) und vie­lem mehr, bloss 15 Geh­mi­nu­ten von der Schiff­sta­tion Buchau ent­fernt. Wel­che “mys­ti­sche“ PR-Firma wirkt da „Wun­der“ oder macht so raf­fi­nierte Wer­bung, dass andere Seen etwas dar­aus ler­nen könn­ten? Betriebs­lei­ter Roland Hölb­ling: „Das hat eine his­to­ri­sche Kom­po­nente. Der Gegend gelang es, das seit Jahr­zehn­ten gute Image durch inno­va­tive Ange­bote und vor allem einer breit auf­ge­stell­ten und attrak­ti­ven Hotel­le­rie zu pfle­gen. Beson­ders in die Infra­struk­tur der Hotels wurde neu­lich viel inves­tiert, was sich nun auszahlt.“

Der dritte Rei­se­tag: Unbe­kann­ter Hei­ter­wan­ger- und Plansee

Auf der Rück­reise in die Schweiz, per Bus von der Murer-Rei­sen Baar, mach­ten wir noch zwei nau­ti­sche Abste­cher. Der erste führte uns zum und auf den Hei­ter­wan­ger- und Plan­see. Auch diese zwei Seen sind, wie der Achen­see, Stau­ge­wäs­ser und mit hoch­al­pi­nem Cha­rak­ter. Ein 1908 her­aus­ge­gra­be­ner ein Kilo­me­ter lan­ger Kanal ver­bin­det die bei­den Seen. Nur auf der Nord­seite des Plan­sees befin­det sich eine Strasse. Die Süd­seite und die Ufer des Hei­ter­wan­ger­sees sind ledig­lich über Wan­der­wege erreich­bar. Bei bei­den Seen han­delt es sich um eine noch weit­ge­hend unbe­rührte Natur. Mit Aus­nahme der drei Hotels an den drei Schiffs­sta­tio­nen sind die See­ufer unver­baut. Das Unbe­rührte zwi­schen den Ber­gen schafft hier eine ganz beson­dere Atmo­sphäre und lockte trotz Regen viele von uns aufs Ober­deck des MS Margrethe.

Heute ver­keh­ren auf dem See zwei Schiffe: nebst der «Mar­gre­the» noch MS Wil­helm. Sie sind bereits die Num­mer 9 und 10 auf der his­to­ri­schen Flot­ten­liste und tra­gen die Namen der Eltern der Inha­ber­fa­mi­lie Bunte, denen auch das Hotel Fischer am See gehört. Zwi­schen 10.10 Uhr und 16.20 fah­ren beide Schiffe drei Mal in je rund zwei Stun­den die bei­den Seen ab. Mit kriegs­be­ding­ten Unter­brü­chen ver­keh­ren auf den bei­den Seen seit 1906 Kursschiffe.

Der zweite nau­ti­sche Zwi­schen­halt auf unse­rer Heim­reise steht dann in Fried­richs­ha­fen auf dem Pro­gramm. Unser Bus fährt «just in time» etwas nach 16 Uhr in der Zep­pe­lin­stadt auf die Fähre Romans­horn. Die 40-minü­tige Über­fahrt nut­zen wir für ein heis­ses Getränk und um die erleb­nis­rei­che Reise Revue pas­sie­ren zu las­sen und Adieu zu sagen, denn in Romans­horn ver­las­sen uns die ers­ten Gäste Rich­tung Bahnhof.

Der wol­ken­ver­han­gene Achen­see von der Gon­del der Kar­wen­del Berg­bahn aus mit Blick auf Pertisau

Das Wet­ter tat der guten Laune auf der Son­der­fahrt eines Berna-Buses (1959) kei­nen Abbruch. Rei­se­lei­ter Andreas von Deschwan­den begrüsst unse­ren Fah­rer (und Inha­ber des Buses) Hubert Wöll.

Grup­pen­bild vor der Fels­wand des Sonn­jochs bei der Gra­mai Alm

Roland Hölb­ling ist Betriebs­lei­ter der Achen­see-Schiff­fahrt und führte uns durch die Werft.

Zwi­schen dem Hin­ter­grund­bild, auf dem Werft­ar­bei­ter vor der neu zu bau­en­den „Stella Maris“ (spä­ter in „Stadt Inns­bruck“ unbe­nannt) posie­ren und einer Teil­gruppe unse­rer Schiffs-Agen­tur-Reise lie­gen 111 Jahre…

Kapi­tän Ernst Fankhau­ser zeigt uns auf der Son­der­fahrt von der Gaisalm nach See­spitz das impo­sante Natur­schutz­ge­biet des Natur­par­kes Kara­wen­del, mit 727 km2 das grösste sei­ner Art im Tirol.

Ein auf die­ser Reise sel­te­nes Ereig­nis foto­gra­fisch fest­ge­hal­ten: ein blaues Wol­ken­loch am alpi­nen Hei­ter­wan­ger­see wäh­rend unsere Rei­se­gruppe die „Mar­gre­the“ (Werft Molen­aaar Hol­land) besteigt.

Land­schaft­li­cher Höhe­punkt der Reise: die Kanal­fahrt vom Hei­ter­wan­ger- zum Plan­see auf rund 1000 m ü. M.

Bil­der im Text­teil: Gemüt­li­che Runde beim Apéro im Vor­der­sa­lon des Achen­see-Schif­fes Stadt Inns­bruck, dem Schwes­ter­schiff vom MS Zug des Zugersees.

Auch in die­sem Jahr koope­rier­ten die bei­den Unter­neh­men Murer-Rei­sen und die Schiffs-Agen­tur erfolgreich.

Ein Geheim­tipp: Schiff­fahr­ten auf dem Plansee.

MS Wil­helm (Werft Linz) kreuzt uns auf dem Plansee.

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Hin­weise

1) Die Rhein­re­gu­lie­rungs­ar­bei­ten dau­ern bis heute an. Ein zwei­tes Gross­pro­jekt brachte 1923, nach 14 Jah­ren Bau­zeit, den Die­bold­sauer Durch­stich. Danach musste kor­ri­giert wer­den: Das neue Fluss­bett war zu breit gera­ten, was zu mas­si­ven Abla­ge­run­gen im Fluss­bett und dadurch zur Anhe­bung der Fluss­sohle mit neuen Über­schwem­mun­gen führ­ten. Also wurde um 1960 das Fluss­bett ein­ge­engt, damit die stär­kere Strö­mung das Geschiebe zum Boden­see hin­aus trans­por­tiert. Um die Ver­lan­dung der Har­der- und Fussa­cher-Bucht zu mini­mie­ren, sind seit 1985 wei­tere Arbei­ten im Gang, die bis heute andau­ern. Kürz­lich ist ein wei­te­res Gross­pro­jekt unter dem Namen Rhesi (Rhein, Erho­lung, Sicher­heit) gestar­tet wor­den, wo die Vor­teile der Rena­tu­rie­rung für ein öko­lo­gi­sches Gleich­ge­wicht genutzt wer­den sollen.

2) Für den Muse­ums­be­trieb umfasst der Fahr­zeug­park heute fünf Die­sel­lo­ko­mo­ti­ven, drei Elek­tro-Die­sel-Loko­mo­ti­ven und zwei Dampf­lo­ko­mo­ti­ven: die 1920 bei Maf­fei gebau­ten «Liesl» und «Wid­nau» (ehe­mals «St. Gal­len», Bau­jahr 1910, von der Loko­mo­tiv­fa­brik Arnold Jung). Von der Tro­gen­erbahn wur­den die Per­so­nen­wa­gen 11 bis 13 über­nom­men. Die 1954/55 gebau­ten Fahr­zeuge stam­men ursprüng­lich von den «Trans­ports publics de la région lau­san­noise» (TL). Sie sind 13,54 m lang und wei­sen 32 Plätze auf.

3) Das öster­rei­chi­sche Spe­zia­li­tä­ten­re­stau­rant ist von der Schweiz aus ein­fach zu errei­chen: Bem SBB-Bahn­hof Rhein­eck die Per­ron-Unter­füh­rung neh­men und auch die Auto­bahn unter­que­ren; nach der Unter­füh­rung nicht nach links zum Kurs­schiff gehen, son­dern nach rechts Rich­tung Gaissau (fluss­auf­wärts); nach 300 m links die Rhein­brü­cke über­que­ren. Unmit­tel­bar danach befin­det sich wie­derum links das Restau­rant­schiff Hu Bin am öster­rei­chi­schen Ufer, etwas ver­steckt hin­ter den Ufer­bü­schen. Rück­weg mit dem SBS-Schiff ab Rhein­eck im Som­mer um 13.10 Uhr oder 15.50 Uhr; Geh­di­stanz zum SBS-Schiff ca. 15 Minu­ten (glei­cher Weg zurück).

4) Allzu gerne hät­ten wir auch eine Fahrt mit der welt­be­rühm­ten Dampf­bahn, die vom Bahn­hof Jen­bach zur Schiff­sta­tion See­spitz am Achen­see führt, in unsere Reise ein­ge­plant. Doch poli­ti­sche Pro­zesse ver­hin­der­ten eine zeit­lich spe­di­tive Sanie­rung des Tras­sees, das in die Jahre gekom­men und in den letz­ten Jah­ren man­gel­haft unter­hal­ten wor­den war. Der Betriebs­lei­ter der Achen­see-Schiff­fahrt Roland Hölb­ling bedau­ert, dass nun die Bahn bereits das dritte Jahr still­steht: „Die­ses Desas­ter kos­tete uns pro Jahr kon­ser­va­tiv geschätzt 20 000 Pas­sa­giere“, ärgert er sich. Doch besteht die Hoff­nung, dass sie im kom­men­den Som­mer 2022 wie­der fährt. Der Betriebs­lei­ter: „Mit Sai­son­start am 30. April 2022 begeg­nen sich wie­der die Züge mit den Schif­fen und das mit einem abge­stimm­ten Fahr­plan wie zur Grün­der­zeit der Unter­neh­men. Wir freuen uns schon auf die erste Zusam­men­kunft in Seespitz.“

5) Eine Reise nach Per­tisau ohne Besuch des Stein­öl­mu­se­ums ist wie ein Besuch eines Asia­ten in Luzern ohne Abste­cher zu Buch­erer oder zum Löwen­denk­mal. Die kleine, aber feine Aus­stel­lung über die Geschichte des gesund­heits­för­dern­den Stein­öls endet mit einem infor­ma­ti­ven Film und dem obli­ga­ten Ver­kaufs­la­den, den man aber auch ohne Pro­bleme unge­ach­tet ver­las­sen kann. Wer aber hier Schön­heits- und Well­ness­pro­dukte kauft und daheim ver­schenkt, ist sich der berei­te­ten Freude auf sicher.

Im Jahr 1902 stiess Mar­tin Albrecht am See­berg, nahe an der Gaisalm am Achen­see, auf Ölschie­fer. Mühe­voll wurde das Mate­rial von Hand abge­baut, zer­klei­nert und aus­ge­brannt (durch Hitze flüs­sig gemacht). Das Pro­dukt war Steinöl, das dem Erdöl gleicht, aber zu the­ra­peu­ti­schen und kos­me­ti­schen Zwe­cken ver­wen­det wird. Trotz mehr­fa­chen Rück­schlä­gen gibt es die Stein­öl­pro­duk­tion noch heute, dies in der vier­ten Gene­ra­tion Albrecht.

6) Wo ist beim Achen­see „unten“ und wo „oben“? „Gar nicht so ein­fach zu beant­wor­ten“, ant­wor­tet uns auf der Son­der­fahrt mit MS Stadt Inns­bruck der Kapi­tän Ernst Fankhau­ser, „sowohl als auch…“. Vor der Stau­ung 1927 ent­wäs­serte sich der Achen­see aus­schliess­lich in Scho­las­tika über die See­a­che, also im Nor­den des Sees nord­wärts; das Was­ser fliesse durch die Ache, die dann in die Isar münde und spä­ter bei Deg­gen­dorf in die Donau, erklärt er. „Die Achen­see­kraft­werke, denen auch unsere Schiffe gehö­ren, füh­ren nun seit 1927 im Süden des Sees, zwi­schen See­spitz und Per­tisau das Was­ser haupt­säch­lich durch einen Druck­stol­len mit 375 m Fall­höhe süd­wärts in den Inn.“ Also hat der Achen­see zwei Ausflüsse.

7) Damit fehlt dem See eine klei­nere Ein­heit für Dienst- und Son­der­fahr­ten für klei­nere Grup­pen. Könnte das die Chance für die «St. Joseph» sein, die seit 2015 win­ter­si­cher ein­ge­packt auf dem Werft­areal her­um­steht? Roland Hölb­ling: «Es bleibt Gott sei Dank erhal­ten und für die nächste Zeit gut geschützt im Werft­ge­lände abge­stellt.» Bleibt zu hof­fen, dass die TIWAG mit Unter­stüt­zung des Lan­des Tirol dar­aus ein Bijoux macht. Immer­hin ist die «St. Josef» mit Jahr­gang 1887 das aller­erste auf dem Achen­see und zugleich das älteste Pas­sa­gier­schiff Österreichs.

Quel­len

Auf­zeich­nun­gen wäh­rend der Reise durch Andreas von Deschwan­den und Recher­chen des Autors

Wei­ter im Text

Einen ein­drück­li­chen, sehens­wer­ten Film (18 Min.) zeigt die Arbei­ten aus der Zeit der zwei­ten Rhein­re­gu­lie­rung von 1930 inkl. Bil­dern über den Dampf­be­trieb des Rhein­b­ähnle Link

Schiffs­re­stau­rant Hu Bin Link

Impres­sum

Text und Bil­der H. Amstad

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