Rhein-Schauen mit zwei Mal Dampf am und auf dem Bodensee.

Auf der Hoh­ent­wiel-Home­page lese ich: „Wie zu Kai­sers Zei­ten machen wir uns auf die Reise. Mit dem uri­gen Rhein­b­ähnle, einem his­to­ri­schen Dampf­zug, der einst zum Bau der Rhein­re­gu­lie­rung ein­ge­setzt wurde, fah­ren Sie zur Anle­ge­stelle. Dort gehen Sie an Bord der ‚Hoh­ent­wiel’ und genies­sen bei einer Rund­fahrt über den Boden­see ein 3‑gängiges Lunch­menü.“ Das Pro­gramm star­tet in Lust­enau – wie kom­men wir dort­hin? Der Zug aus St. Mar­grethen kommt um 09.58 Uhr an, jener aus Bre­genz minu­ten­ge­nau zur glei­chen Zeit. Der Dampf­zug in Lust­enau Rhein­b­ähnle, fünf Minu­ten vom ÖBB-Bahn­hof ent­fernt, fährt aber pünkt­lich um 1000 Uhr. Kom­men da eigent­lich alle mit dem Auto, denke ich mir etwas ver­är­gert über diese nicht-öv-kon­forme Pro­gram­mie­rung. Meine Kol­le­gen nah­men dann halt den Zug eine Stunde frü­her (Luzern ab 06.10…) und ich ab Hard das Taxi, denn auch der Bus­fahr­plan hat just zu die­ser Zeit ein Taktloch.

Der Rest des Pro­gram­mes war aber vom Feins­ten: Nicht nur „wie zu Kai­sers Zei­ten“ sind wir unter­wegs, son­dern auch mit Kai­ser Wet­ter. Die Fahrt mit dem Dampf­zug hin­aus in den Boden­see ist vor allem im letz­ten Drit­tel der Stre­cke eine Augen­weide: auf bei­den Sei­ten der Schiene erscheint Was­ser und plötz­lich steht sie „steu­er­bord“ vor uns: die „Hoh­ent­wiel“ mit dem Jahr­gang 1913, bereit, uns auf einer Fahrt in der Bre­gen­zer­bucht mit einem fei­nen Lunch zu verwöhnen.

Der letzte Drit­tel des Stre­cken­ab­schnit­tes ist sehr schön: links der Rhein, rechts der Bodensee.

Zurück an Land und mit dem Rhein­b­ähnle nach Lust­enau erfah­ren wir in einer Füh­rung durchs Museum auch eini­ges über den Ver­ein sel­ber. Gestar­tet wurde diese heute tou­ris­ti­sche Perle 1992, wo in den Werk­hö­fen Wid­nau und Lust­enau anläss­lich des Jubi­lä­ums 100 Jahre Inter­na­tio­nale Rhein­re­gu­lie­rung (IRR) 1892 – 1992 die Aus­stel­lung „Rhein-Schauen“ gezeigt wurde. Der Erfolg reifte zur Idee, dar­aus eine Dau­er­aus­stel­lung zu machen. Denn die ehe­ma­lige Bau­bahn der Rhein­re­gu­lie­rung ermög­lichte aus­ser­ge­wöhn­li­che Aus­flüge in inter­es­sante Auf­schüt­tungs­land­schaf­ten am Boden­see. Das war dann im Jahre 1997 soweit, als der Ver­ein den Werk­hof und den ehe­ma­li­gen Stein­bruch sowie das Rein­b­ähnle von der IRR zur Ver­fü­gung gestellt bekam.

Unsere Füh­re­rin: „Im Jahr 2007 legte die IRR, nebst dem schon von den ehren­amt­li­chen Mit­glie­dern des Ver­eins durch­ge­führ­ten Fahr­be­trieb, auch den Unter­halt der gan­zen Infra­struk­tur in unsere Hände. In enger Zusam­men­ar­beit mit dem Muse­ums­team beför­dern und bewir­ten wir rund 15 000 Fahr­gäste pro Jahr. Nebst den Regel­fahr­ten von Frei­tag bis Sonn­tag füh­ren wir auch von Mai bis Okto­ber wäh­rend der gan­zen Woche Son­der­fahr­ten durch. Die Erhal­tung der Dienst­bahn der Inter­na­tio­na­len Rhein­re­gu­lie­rung in betriebs­fä­hi­gem Zustand, den Aus­bau des his­to­ri­schen Loko­mo­tiv- und Wag­gon­parks sowie der Betrieb und Unter­halt der Bahn sind neben dem Betrieb des Muse­ums wei­tere Kern­auf­ga­ben. Zum Fahr­zeug­park gehö­ren 2 Dampf­lo­ko­mo­ti­ven, 4 Die­sel-Elek­tri­sche Loko­mo­ti­ven, 5 Die­sel­lo­ko­mo­ti­ven, 12 Per­so­nen­wa­gen und diverse Güter­wa­gen. Zu unse­rem Stre­cken­netz gehö­ren rund 25 km Schie­nen­wege mit diver­sen Wei­chen, Stras­sen­über­gän­gen und Brü­cken. Diese müs­sen unter ande­rem frei­ge­schnit­ten, geschot­tert, gesi­chert, geschmiert und unter­hal­ten werden.“

Das Rhein­b­ähnle ver­kehrt auf dem Rhein­damm zwi­schen dem Museum Rhein-Schauen in Lust­enau und der Rhein­mün­dung am See sowie dem Stein­bruch Koblach/​Mäder, wobei seit 2011 die ehe­ma­lige Dienst­bahn­brü­cke in Kries­sern aus Hoch­was­ser­schutz­grün­den teil­de­mon­tiert wurde und nicht mehr zu befah­ren ist. Der Ver­ein sucht nun inten­siv Spon­so­ren, um diese Brü­cke neu bauen zu können.

Umstei­ge­platz von der Dampf­bahn aufs Dampf­schiff: gedie­ge­ner geht’s nicht mehr.

Wir ver­las­sen mit der „Hoh­ent­wiel“ die Sta­tion Rhein­damm und las­sen den 8‑teiligen Zug mit der neu reno­vier­ten Loko­mo­tive, die 1920 bei Maf­fei in Mün­chen gebaut und an die dama­lige IRR-Bau­lei­tung Bre­genz gelie­fert wurde. In der Pause fährt die Lok mit der Crew etwas zurück an ein schat­ti­ges Plätz­chen, wo sich sie sich dann ein küh­les Bad gönnt.

Unter­des­sen genies­sen die 60 Fahr­gäste ein Drei­gang-Menue mit Vor­speise, Entre­côte als Haupt­gang und eine Des­sert-Varia­tion, die hier über dem Kopf des Maschi­nis­ten lie­be­voll her­ge­rich­tet wird.

Die Leer­fahrt des Damp­fers zurück nach Hard und die Rück­fahrt unse­res Dampf­zu­ges nach Lust­enau erfolgt gleich­zei­tig, was beim Publi­kum sehr gut ankommt. Nach der Ankunft erklärt eine stün­dige Füh­rung die Bedeu­tung des „ewi­gen“ Wer­kes, den Rhein im Vor­arl­ber­ger, St. Gal­li­schen und dem Liech­ten­stei­ni­schen Rheintal.

Herz­stück der Aus­stel­lung ist ein impo­san­tes Boden­see-Relief, wo die gewal­ti­gen Men­gen an abge­la­ger­ten Kies und Sand aus den Bünd­ner-Ber­gen ein­drück­lich dar­ge­stellt wird; links im Bild Lin­dau, rechts der künst­lich ange­legte Rheindamm.

Die Aus­stel­lung „Rhein-Schauen“ zeigt in der Geschichts­halle die Not der Bevöl­ke­rung vor der Regu­lie­rung, wo im Schnitt die ganze Rhein­ebene alle zwei Jahre völ­lig über­schwemmt wurde. Sie berich­tet über die Fische­rei und auch über den Bau des Dam­mes, wo auch mal eine Dampf­lok baden ging (rechts auf der Bil­der­ta­fel). Aus­ser­dem wer­den in einer zwei­ten Halle die The­men Natur, Gegen­wart und Zukunft mit Blick auf den Hoch­was­ser­schutz behandelt.

Durch Klick aufs Bild erscheint die­ses im Grossformat.

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Hin­weise

Früh­zei­tige Buchung wird emp­foh­len; die Fahr­ten sind jeweils einen Monat vor­her aus­ge­bucht, EUR 89 (alles inklu­sive ohne Getränke).

Auch die Vor­arl­berg Lines bie­ten Fahr­ten zum Rheindamm/​Museum Rhein-Schauen in Lust­enau an, aller­dings mit zwei Mal Die­sel (MS ab Bre­genz, Die­sel­lok auf dem Rhein­damm), EUR 23,60 (ohne Essen).

Das Museum Rhein-Schauen bie­tet auch noch andere Attrak­tio­nen an: Link.

Quel­len

Text und Bil­der H. Amstad.

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