Schiff­fahrt auf dem Dnipro: der Krieg zer­stört Leben, Systeme und Hoff­nungen (Teil 1)

Seit 365 Tagen ist in Europa Krieg. Was da in der Ukraine abgeht, über­steigt meine Vor­stel­lungs­kraft, da fehlt mir jeg­liches Ver­ständnis und macht mich betroffen und sehr traurig. Ich bereiste die Ukraine mehrfach, fuhr den ganzen Dnipro (Dnjepr) her­unter und hinauf, dort wo im Osten heute zum Teil die Kriegs­front ver­läuft. Ich fla­nierte bei früh­lings­haftem Wetter und Vogel­ge­zwit­scher über den Majdan-Platz in Kiew, wo 2013 Pro­teste blutig nie­der­ge­schlagen wurden. Ich kam ins Gespräch mit offenen, poli­tisch sen­si­bi­li­sierten Bewohnern. Beim Hinauf- und Her­un­ter­steigen der Potemkin’schen Treppe von Odessa erin­nerte ich mich an den Film Pan­zer­kreuzer Potemkin. Ich war beein­druckt vom Donau-Delta, wo der nörd­liche Arm der Donau vor der Ein­mündung ins Schwarze Meer an ukrai­ni­sches Festland grenzt. Zum Jah­restag des rus­si­schen Ein­mar­sches in die Ukraine vom 24. Februar 2021 soll dieser (B)Logbuch-Eintrag ein beschei­dener Beitrag sein, einen spe­zi­ellen Blick auf die Ukraine zu werfen, auch im Sinne einer Doku­men­tation einer nun ver­gan­genen Epoche. Er ist meinen ukrai­ni­schen Schiffs­freunden gewidmet, ver­bunden mit soli­da­ri­schen und bewun­derns­werten Gedanken.

Es gibt drei nau­tische Themen im Zusam­menhang Ukraine und Schiff­fahrt. Die Ukraine ist nebst Russland flä­chen­mässig der grösste euro­päische Staat1 und grenzt im Süden ans Schwarze Meer, womit der erste Zugang zum Thema Schiff­fahrt defi­niert ist. Odessa ist die bedeu­tendste Hafen- und Kul­tur­stadt und liegt an der 2 800 km langen ukrai­ni­schen Küste. Die Stadt ist für ihre pracht­vollen Bauten aus dem 19. Jahr­hundert bekannt. Vor dem Krieg hatte der Schiffs­verkehr auf dem Schwarzen Meer die grösste Bedeutung für den Export der Pro­dukte der sog. «Korn­kammer Europas». Wegen den relativ kurzen Fahr­di­stanzen zu berühmten Häfen war das Schwarze Meer auch für Kreuz­fahrten sehr beliebt. Seit dem Kau­ka­sus­krieg in Georgien 2008 und der Krim­krise 2014 (in beiden Fällen griffen die Russen an) ist aber der Beliebt­heitsgrad für den inter­na­tio­nalen Tou­rismus gesunken, sodass es heute den ehe­ma­ligen Klas­siker «6 Schwarzmeer-Länder in 8 Tagen» gar nicht mehr gibt.

Zum Zweiten: Der nörd­lichste der drei Donau-Hauptarme, der soge­nannte Kilija-Arm, fliesst auf ukrai­ni­schem Boden ins Schwarze Meer. Fluss­kreuz­fahrt­schiffe halten gerne in Wylkowe (ukrai­nisch, deutsche Schreib­weise: Wilkowo) an. Es ist der letzte besie­delte Ort vor der Ein­mündung der Donau ins Schwarze Meer und Aus­gangs­punkt von Schiffs­touren mit klei­neren Pas­sa­gier­schiffen ins UNSESCO-Welt­kul­turerbe des Donau­delta-Bio­sphä­ren­re­ser­vates. Der dritte nau­tische Zugang ist der 2 200 km lange Fluss Dnipro2 (ver­deutscht Dnjepr), der auf 1 800 km schiffbar ist, über den ich nun berichte.

Der Fluss Dnipro prägt die Stadt Kiew

Wir starten die Schiff­fahrt auf dem Dnipro in der Haupt­stadt Kiew und erreichen das Schwarze Meer in Kherson (Cherson). Weiter geht es der Küste entlang, wo wir auf der Höhe der Schlan­gen­insel in einen Sei­tenarm des Kilija-Kanals der Donau ein­münden und am Ort Wylkowe wenden. Auf der Rück­reise besuchen wir Odessa und fahren dann während einer wei­teren Woche nord­wärts zurück nach Kiew. Par­al­lelen zum aktu­ellen Kriegs­ge­schehen drängen sich ebenso auf wie geschicht­liche Kom­mentare, die wir an Bord unseres Schiffes Printsesa Dnipra durch unsere enga­gierte Rei­se­lei­terin Gala Alek­sandrova erfahren durften.

Gemeinsam mit 190 Gästen aus Spanien, England, Deutschland, Amerika, Kanada, aus der Türkei und aus der Ukraine waren elf Schweizer an Bord. Unter Letz­teren ent­stand während der Fahrt ein herz­liches Ver­hältnis und ich bin bis heute mit einer Wal­liser Familie, die mit ihrer Adop­tiv­tochter aus dem Dombas unterwegs war, befreundet. Dass diese durchaus her­aus­for­dernde, aber höchst inter­es­sante Fluss­reise etwas Ein­ma­liges war für uns, wussten wir damals natürlich noch nicht. Aber mit Blick auf die heu­tigen, grau­en­haften Zustände in der Ukraine lässt sich eines sagen: «Lebe die Träume jetzt».

Kiew über­rascht. Ein­drück­liche Sakral­bauten (wie das sehens­werte Fel­sen­kloster) und gross­zügige Park­an­lagen sind gut zu Fuss zu erkunden. Gepflegte Fuss­gän­ger­ver­bin­dungen und ver­kehrs­freie Ein­kaufs­strassen stehen im Gegensatz zur sechs­spu­rigen Schnell­strasse, die link­sufrig direkt dem Dnipro-Fluss folgt. Drei Linien einer gut funk­tio­nie­renden Metro haben vor dem Krieg mit zwei Mil­lionen Fahr­gästen täglich die Hauptlast des öffent­lichen Ver­kehrs getragen. Bei der Station Arse­nalna zum Bei­spiel führen mich mehrere, am Stück 65 Meter lange Roll­treppen gefühlte unendlich lange, konkret 105 Meter in die Tiefe. Die Station gehört zu den tiefst gele­genen der Welt und ist heute Schutz­bunker für die noch rund eine Million in der Stadt ver­blie­benen Bewoh­ne­rinnen und Bewohner; zwei Mil­lionen haben die Haupt­stadt ver­lassen und sind in ganz Europa verteilt.

Noch bevor wir ablegen, fährt vom Norden her ein zweites Hotel­schiff im Per­so­nen­schiffs-Hafen Kiews ein, die «Viking Sineus». Der Blick täuscht nicht: Sie ist ein Schwes­ter­schiff unserer «Printsesa Dnipra» (ver­eng­lischt «Dnieper Princess»). Beide statt­lichen Vier­deck­schiffe gehören zur sog. Vla­dimir-Ilyich-Klasse3, welche auch als Projekt 301 oder BiFa 125 M (über­setzt: Bin­nen­fahr­gast­schiff 125 Meter) bekannt ist. Die ehe­malige VEB Elbe­werft in Boizenburg/​Rosslau baute zwi­schen 1974 und 1983 für Russland 22 dieses Schiffstyps. Auf den zweiten Blick lassen sich schnell Unter­schiede erkennen: Die ame­ri­ka­ni­schen Gäste befinden sich auf einem west­lichen Schiff der in Basel behei­ma­teten Ree­derei Viking. Alle Kabinen haben dort einen Pri­vat­balkon und das Inte­rieur ist «heu­tigem» Design nach­emp­funden. Mir hin­gegen ist es auf unserer «sozia­lis­ti­schen», kol­lektiv-ori­en­tierten Innen­ar­chi­tektur der «Printsesa» sehr wohl: Anstelle der Balkone hat unser Schiff auf jedem Deck durch­ge­hende Galerien und Mög­lich­keiten, sich überall im Schiff im Aus­sen­be­reich bewegen und auf­halten zu können.

Nach 24 Stunden «Ange­wöh­nungszeit» an Bord und erstem Ken­nen­lernen der ukrai­ni­schen Haupt­stadt legen wir am 3. August 2018 ab. Der Fluss Dnipro ist nach der Donau und der Wolga der dritt­längste Strom Europas. Erst durch den Bau von sechs Schleusen, die zwi­schen 1932 und 1978 fer­tig­ge­stellt wurden, wurde der Fluss schiffbar. Vorher war er stel­len­weise für die kom­mer­zielle Schiff­fahrt zu flach, denn er über­windet auf 2 200 km Länge bloss einen Höhen­un­ter­schied von 220 m, was einem durch­schnitt­lichen Gefälle von 0.1 ‰ ent­spricht (oder 10 cm Gefälle auf 1 km Länge). Nur noch wenige Kilo­meter fährt unsere „Printsesa Dnipro“ auf dem ursprüng­lichen Fluss, denn die Schleusen bilden sechs gigan­tische Stauseen. So ist zum Bei­spiel der Kre­ment­schuker Stausee mit seinen 2 252 km² Fläche vier Mal grösser als der Gen­fersee. Eine Fluss­fahrt auf dem Dnipro strahlt eher See- und Mee­res­feeling aus und gehört aus land­schaft­licher Sicht im inter­na­tio­nalen Ver­gleich nicht zu den Spit­zen­reitern. Die Fahrt bietet aber trotzdem über­durch­schnitt­liche Erleb­nisse und eine lebendige Aus­ein­an­der­setzung aktu­eller euro­päi­scher Geschichte, dies schon vor dem heu­tigen Krieg.

Der Aus­verkauf der stolzen Dnipro-Flotte

Die Ukraine wird erst 1991 ein unab­hän­giger Staat. Michail Gor­bat­schow kommt 1985 dank einer hauch­dünnen Mehrheit als oberster Kreml-Chef an die Macht. Ein geschei­terter Putsch­versuch 1991 stärkt seine Position als Kremlchef und er ermög­licht die Auto­nomie vieler öst­licher Sowjet­re­pu­bliken, womit das Ende der Sowjet­union ein­ge­läutet wird. Putin nennt dies später «den grössten Fehler der Geschichte». Die Ukrainer sprechen sich mit 93 % dafür aus, erst­malig in ihrer Geschichte unab­hängig zu werden. Doch weder das System noch die Men­schen wissen, wie eine Unab­hän­gigkeit funk­tio­niert. Ent­spre­chend schlittert das Land in mehrere Krisen.

Als nach der 2. Maidan-Revo­lution im Februar 2014 Pro­tes­tie­rende nach blu­tigen Aus­ein­an­der­set­zungen den kom­mu­nis­ti­schen Prä­si­denten Wiktor Janu­ko­wytsch ins Asyl zwingen, ist der Weg frei, sich in Richtung Westen, zur NATO und zur EU zu ori­en­tieren. Dort werden die Ukrainer nur halb­herzig, höchstens mit Lip­pen­be­kennt­nissen will­kommen geheissen, denn Moskau übt auf den Westen mas­siven Druck aus, die Ukraine nicht zu unter­stützen. Die Men­schen in der Ukraine fühlen sich betrogen und sind ent­täuscht, wie ich von vielen Bewohnern ver­nehmen muss. Gleich­zeitig annek­tiert Putin als Reaktion auf diese ukrai­nische West-Annä­herung ihre Halb­insel Krim und pos­tiert4 im Dombass, im Osten der Ukraine, pro­rus­sische Separatisten.

Es wie­der­holen sich weitere bittere Erfah­rungen eines uner­fah­renen Staates mit kom­mu­nis­ti­scher Ver­gan­genheit: Nur ganz wenige Chefs und Direk­toren kennen das (faire) Spiel der freien Markt­wirt­schaft und reissen sich die Filet­stücke der ukrai­ni­schen Industrie und Infra­struktur «unter den Nagel». Olig­archen können sich eta­blieren und die poli­tische Élite ver­sinkt in der Kor­ruption. Auf meiner mehr­wö­chigen Ukraine-Reise im Jahr 2018 wird darüber im Land offen geredet; ich bekomme den Ein­druck, das Volk sei reif für einen Sys­tem­wechsel. Das Land wird poli­tisch instabil, will sich wei­terhin öffnen und ist mit innen­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­rungen kon­fron­tiert5.

Dank dieser Zusam­men­hänge wird es für mich etwas ver­ständ­licher, wieso in meinem Besu­cherjahr von den 1991 noch fah­renden 17 Kreuz­fahrt­schiffen noch ganze zwei auf dem Dnipro fahren und der vor 1991 gut funk­tio­nie­rende Trag­flü­gelboot-Schnell­verkehr des Typs «Raketa», «Voshod», «Meteor» und «Kometa» zwi­schen Kiew sowie meh­reren Mil­lio­nen­städten und dem Schwarzen Meer ganz ver­schwunden ist. Mit zwei Aus­nahmen sind sämt­liche Trag­flü­gel­boote nach Russland und anderswo ver­scherbelt worden. Ein Trag­flü­gelboot dient als Restaurant, eines macht noch die Ver­bindung von Kiew nach Kaniw. Und von den eins­tigen ukrai­ni­schen Hotel­schiffen sind, wie erwähnt, auch nur noch zwei übrig­ge­blieben: die „Viking Sineus“ (die vor fünf Jahren von der Wolga kam) und die „Printsesa Dnipro“ der Ree­derei Chervena Ruta. Die andern sind allesamt zuerst von der pri­va­ti­sierten Akti­en­ge­sell­schaft „Ukrai­nische Donau-Ree­derei“ (UDASKO) an Meist­bie­tende ver­kauft und anschliessend aus Kiew abge­zogen worden.

Die Ree­derei Chervena Ruta mit Ver­bin­dungen zur Schweiz

Bis 2017 hat die Ree­derei Chervena Ruta6 noch drei Schiffe. Doch seit dem Krieg im Donbass und der schwer­wie­genden Krim­krise, als Putin 2014 das Feri­en­pa­radies Krim als rus­si­sches Hoheits­gebiet pro­kla­miert, sinkt die Lust auf Dnipro-Reisen auf «Null». Dies war schon 1986 nach dem Reak­tor­unfall von Tscher­nobyl unmit­telbar nördlich von Kiew der Fall. Hans Kaufmann vom Fluss­rei­se­ver­an­stalter Thurgau­Travel, befreundet mit dem ukrai­ni­schen Teil­haber der Ree­derei Chervena Ruta, holt 2014 mit Hilfe eines rumä­ni­schen Rei­se­büros die „Printsesa Dnipra“ nach Rumänien und bietet zuerst auf dem Schweizer Markt und ein Jahr darauf euro­paweit, erfolg­reich ein­wö­chige Schiffs­touren ab dem rumä­ni­schen Ort Fes­testi aus­schliesslich im Donau­delta an. Das rettete die Ree­derei Chervena Ruta vor dem Konkurs. Doch die andern zwei Schiffe der bisher erfolg­reichen Flotte rosten langsam vor sich hin und müssen 2017 nach Russland ver­kauft werden: Die ehe­malige „Dne­prstar“ fährt nun auf der Wolga als „Tschai­kowsky Rapsody“ und die ehe­malige „General Watutin“ als „Schwa­nensee“7. Fort­setzung folgt,

Das Vierdeck-Mons­ter­schiff Printsesa Dnipra (Bug­an­schrift auf ukrai­nisch, Sei­ten­an­schrift Dnieper Princess in eng­lisch) passt sich optisch im Pas­sa­gier­hafen von Kiew ein in die archi­tek­to­nische Umgebung, die geprägt ist von einem ex-kom­mu­nis­ti­schen Baustil.

Begrüs­sungs­apero mit Kapitän Vla­dimir Alek­s­a­schin und der Hotelmanagerin

Ein Team von rund 60 ost­deut­schen Inge­nieuren und Archi­tekten schufen vor 50 Jahren in Boi­zenburg Schiffe, die bis heute in ihrer Qua­lität über­zeugen; hier ein Detail des Oberdeck-Heck­salons mit Fens­ter­grössen, die für damalige Ver­hält­nisse unge­wöhnlich waren.

Auch das Inte­rieur lädt zum Ver­weilen ein.

Die 1949 fertig erbaute Krjukiw-Brücke ist die einzige Gele­genheit zur Fluss­querung in Kre­ment­schuk (auf der Karte Kremt­schuk bezeichnet, deutsch); die nächste Gele­genheit bietet die rund 100 km ent­fernte Stau­mauer des Kam­jansker Stausees. Die obere Etage ist für den Geh- und Stras­sen­verkehr, auf der unteren Etage fährt die Eisenbahn. Damit unser Schiff die Brücke unter­fahren kann, wird der Eisenbahn-Teil angehoben.

Auch die Som­mer­idylle in Zapo­rizhzhia, wo ein feiner Sand­strand zum Baden lädt, ist heute Kampfzone: im Ort steht das grösste Atom­kraftwerk Europas, das seit letztem Oktober von Russland besetzt ist.

In Kherson (Cherson) bringen uns Lokal­schiffe auf eine Fischer­insel im Dnipro-Delta; heute ver­läuft mitten im Fluss die Front­linie, nachdem in den ersten Tagen des rus­si­schen Über­falls spe­ziell das Umland der Stadt Schau­platz schwerer Gefechte war.

Am Wen­de­punkt der Reise ange­kommen: Idylle in Wylkowe, wo der Ort durch­zogen ist mit Kanälen (links im Bild angedeutet).

Bilder im Textteil: Die «Printsesa Dnipra» befährt in 14 Tagen nebst dem Dniepro auch das Schwarze Meer und hier die Donau, die sich nach einem starken Gewitter kurz­zeitig braun ver­fährt hat.

Der Dnipro prägt das Stadtbild von Kiew, hier mit dem Höh­len­kloster im Vordergrund.

Die sechs Stau­stufen des Dnipros bilden jeweils riesige Seen; der kleinste, jener von Sapo­rischschja ist mit 410 km2 doppelt so gross wie der Neu­en­bur­gersee. Mit sechs Reak­toren ist Sapo­rischschja das grösste Kern­kraftwerk Europas und wird seit Anfang März 2022 von rus­si­schen Truppen kontrolliert.

Über­sichts­karte des schiff­baren Dniepros-Teiles

Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.

Am Schluss des Blogs ist Ihr Kom­mentar willkommen.

Hin­weise

1) Den ersten Platz macht mit von 668 763 km² eigentlich Frank­reich aus. Das fran­zö­sische Festland aber schlägt hierbei mit einer Grösse von 547 026 km² zu Buche und ist somit kleiner als die Ukraine mit 603.700 km².

2) Ich ver­wende im Blog den ukrai­ni­schen Namen dieses Flusses: Dnipro. Der Fluss fliesst auch durch Russland, wo er Dnepr heisst und durch Weiss­russland, wo man ihn Dnjapro nennt. Ins Deutsche tran­skri­biert heisst er Dnjepr, ins Eng­lische Dnieper. Unser Schiff ist an der Seite in Eng­lisch Dnieper Princess und am Bug in Rus­sisch Printsesa Dnipra angeschrieben.

3) Namens­geber dieser Schiffs­klasse war der kom­mu­nis­tische Poli­tiker und mar­xis­tische Theo­re­tiker Lenin, der mit bür­ger­lichem Namen Wla­dimir Iljitsch Uljanow hiess. Er gilt als Begründer der Sowjet­union. Die Serie der 22 Schiffe ist nach ihm benannt, weil das erste aus­ge­lie­ferte Schiff 1974 seinen Namen trug. Die zwei heute noch ver­blie­benen Fluss­kreuz­fahrt­schiffe hiessen vor dem Zerfall der Sowjet­union Mikhail Lomo­nosov (1979 Bau-Nr. 338 aus der Serie 2, heute Viking Sineus) und Jewgeni Wut­sche­titsch (1976 Bau-Nr. 328 aus der Serie 1, heute Printsesa Dnipra).

4) Unser Rei­se­an­gebot führte noch zwei Jahre zuvor auf die Insel Krim nach Jalta, damals Symbol für medi­ter­ranes Leben und süssen Urlaub schlechthin. Heute sehen wir die grösste Schwarzmeer-Hab­insel nur vom Schiff aus. Die Crew ist auf dieses Thema nicht gut zu sprechen, an Bord ver­sucht man, das Thema Krim zu vermeiden.

5) Für die übrige Welt über­ra­schend, für die Ukrai­ne­rinnen und Ukrainer aber eine logische Kon­se­quenz: Der Aus­sen­seiter Wolo­dimir Selenski gewinnt die Par­la­mentswahl am 22. Juli 2019 und das bis­herige kor­rupte poli­tische Estab­lishment tritt in den Hintergrund.

6) Die heutige Ree­derei Chervona Ruta ist 1991 als erstes pri­vates Fluss­kreuz­fahrt-Unter­nehmen in der Ukraine als Nach­folge der vormals staat­lichen Ree­derei her­vor­ge­gangen und hiess zuerst «Orthodox Cruise Company». Sie gehört einem Drei­er­kon­sortium, bestehend aus einem Ukrainer, einem Israeli und einem Zyprioten. Diese sind auch Inhaber des Donau­schiffes Fidelio und des ehe­ma­ligen KD-Schiffes Rüdesheim, heute MS Rosa Vic­toria auf dem Dnipro in Kiew. 2018 kommt ein wei­teres Donau­schiff dazu: MS Dnjepr Star (ex-Dnipro).

7) Die frü­heren Namen der drei Chervona-Dni­pro­flotte hiessen: • Jewgeni Wut­sche­titsch ab 2003 Printsesa Dnipra (engl. Dnieper Princess, rus­sisch: Prin­cessa Dnipra) • Marshal Rybalko, ab 2003 Dnie­perstar (rus­sisch: Zirka Dnipra), ab 2018 Tschai­kowsky Rapsody auf der Wolga (Russland). • General Watutin, ab 2018 Schwa­nensee auf der Wolga (Russland).

Quellen

Bifa 301: die Vla­dimir-Ilyich-Klasse, welche auch die Baunr. 328 dazu gehört, heute «Printsesa Dnipra» Link

Bifa 302: die Dmitriy-Fur­manov-Klasse Link

Weiter im Text

Bericht aus dem Jahr 2015 über eine andere Fahrt mit der «Printsesa Dnipra»: Eine Woche Schiff­fahrts- und Natur­genuss am Donau-Delta (Link)

Bericht über das Schiff «Printsesa Dnipra» (2015): MS Printsesa Dnipra – ein Mons­ter­schiff mit viel Charme (Link)

Impressum

Text und Bilder H. Amstad, Karte im Textteil Sammlung H. Amstad

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