Schiffsangebote 2019: Neuer Nebensaison-Fahrplan auf dem Brienzersee und mehr Schiff zur Insel Mainau
Seit dem 8. Dezember 2018 gilt der neue Fahrplan 18/19. Vor allem in der Ostschweiz blieb kaum ein Stein auf dem andern: der gänzlich neue SBB-Fahrplan hat Auswirkungen auf die Bodensee-Schiffe. Und die mitten im Jahr geplante, 18-monatige Sperrung der Zugersee-Ostbahnverbindung der Gotthardroute stellt Herausforderungen für den gesamten innerschweizerischen Verkehrsverbund von Bus und andern Bahnen. Was ändert sich in Sachen Schiffs-Verbindungen? Beginnen wir mit der «Tour de Suisse» kursbuchmässig im Westen:
Auf dem Genfersee gibt es wenig Änderungen. Der erste Radschiffkurs ab Bouveret fährt im 2019 zwei Wochen früher als im 2018. Zwischen Nyon und Yvoire verschieben sich die Kurse in der Regel um fünf Minuten. Nach wie vor fährt bis Mitte Juni und ab September ausser an Wochenenden kein einziges Schiff zwischen Lausanne und Genf und in Anbetracht der grossen Belle-Epoque-Flotte ist noch weiter Geduld gefordert, auch auf dem Genfersee eines Tages wieder einen attraktiven Fahrplan zu bekommen. Dafür freue ich mich auf einen Sonderfahrplan während dem grandiosen Fête des Vignerons in Vevey zwischen dem 17. Juli und dem 11. August: Details sind noch nicht veröffentlicht.
Auf dem Neuenburger- und Murtensee gibt es einen leichten Ausbau im Frühling und Herbst: neu verkehren hier die Schiffe ab dem 6. April nach einem neuen Konzept: Mittwoch und Donnerstag werden Rundfahrten ab Murten und Neuchâtel angeboten, Freitag bis Sonntag bleibt das Angebot unverändert, dafür verkehren Montag und Dienstag keine Schiffe in der Vor- und Nachsaison. Im Sommerfahrplan werden die Kurse 41 42 in Neuchâtel gebrochen und DS Neuchâtel übernimmt jeweils samstags die Fahrt nach Biel und zurück. Dazu wird der gedruckte LNM-Fahrplan völlig neu gestaltet daherkommen. Die Bielersee-Schifffahrt BSG fährt auf der Aare erfreulicherweise neu auch ein Kurs am Montag im Sommer. Ein weiteres, neues Angebot verbindet an Sonntagen im Mai bis September Biel mit Neuchâtel.
Auf dem Thunersee gibt es grundsätzlich wenig Änderungen. Im Winter wird auf der Sonntagsbrunchfahrt Gunten ausgelassen, womit das Schiff 10 Minuten früher in Thun ist. Damit hat das Servicepersonal mehr Zeit für die Vorbereitung des Mittagskurses 13/14. Im Frühjahr und Herbst fährt der Kurs 119 (Thun ab 14.40 Uhr) wieder mit Bedienung von Hilterfingen und Oberhofen. Im Sommer bedient derKurs 7 (Thun ab 8.40 Uhr) neu Gwatt und Einigen statt Hilterfingen, Oberhofen und Gunten. Damit wird die bisherige Bedienungslücke der beiden Ländten geschlossen; diese werden somit von März bis anfangs November neu durchwegs bedient, wenn auch zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Leissigen kommt nach mehrjährigem Unterbruch wieder in den Fahrplan, dies durch die Blümlisalp-Kurspaare. Dafür werden die Beatushöhlen durch das Dampfschiff nicht mehr bedient. Die Feierabendfahrt der «Blümlisalp» (K 125/126) fährt im Mai nur noch am Freitag und Samstag, da die Frequenzen anfangs Saison gering sind.
Im Frühling und Herbst wird der Fahrplan für den Brienzerseevöllig umgestellt. Die letzte Retourfahrt von Interlaken (ab 16.07 Uhr) nach Brienz fällt weg und wird (ab dem 18. Mai) ersetzt durch zwei Kurzrundfahrten Interlaken – Iseltwald – Interlaken (ohne weitere Zwischenhalte). Dies bedeutet, dass die Giessbach-Gäste eine Stunde früher aufbrechen müssen als bisher, das letzte Schiff legt für sie neu um 16.41 Uhr ab. Für Gäste ab Interlaken Ost gibt es hingegen mit sechs Schiffsabfahrten pro Tag ein Angebot mehr. Alle übrigen Kurse sind neu situiert; am Morgen startet die BLS erst um 10.07 Uhr mit dem ersten Schiff. Der Dampfer Lötschberg verkehrt eine Stunde später als im 2018.
Der Abendkurs Interlaken Ost ab 16.07 Uhr entfällt auch im Sommerfahrplan und wird wie im Frühling und Herbst durch zwei Kurzrundfahrten ersetzt. Damit verbindet das letzte Schiff bereits mitten am Nachmittag die Uferorte bis Brienz. Bei den «Motorschiffkursen» gibt es eine grundsätzliche Änderung betreffend Bedienung von Niederried und Oberried: Ein Ort pro Richtung wird wie bisher bedient, aber auf der Retourfahrt jeweils neu der andere. Das ergibt für die Rundfahrtengäste ein «ganzheitlicheres» See-Erlebnis, für die Nieder- und Oberrieder aber ist somit eine Rundfahrt nicht mehr ohne Umsteigen möglich. Interessanterweise ist diese «Philosophie» genau das Gegenteil von dem, was der Zürichsee mit dem Fahrplan ab 2020 mit seinen Zwischenstationen plant. Erfreulich ist das neue Angebot im Dezember: auf dem Brienzersee fährt das Sonntags-Adventsschiff vom 1. bis 22. Dezember jeweils zwei Mal von Interlaken nach Brienz retour (ab 11.07 und 14.07 Uhr).
Auf dem Vierwaldstättersee haben zwei Gründe Auswirkungen auf den Sommerfahrplan: der revisionsbedingte Ausfall des Dampfers Stadt Luzern und der Wegfall des Kurses 19/22 «Best of Lake Lucerne“. Die erhöhte Nachfrage im Verkehr von Luzern nach Vitznau (Rigi) und Beckenried (Klewenalp, beide Berge im GA-Bereich) führen zu zwei neuen Kurspaaren, oft mit einem Raddampfer ausgeführt: Luzern ab 10.40 Uhr an Werktagen bis Vitznau, an Sonntagen bis Beckenried und um 13.40 Uhr (resp. 14.25 Uhr an Werktagen) bis Beckenried resp. Vitznau. Für den Vielfahrer ist von Interesse, dass entgegen dem Trend der übrigen Schweiz immer mehr Zentralschweizer Bergbahnen in den GA-Bereich eintreten, neu ab 2019 auch die Rotenfluebahn ab Rickenbach/Schwyz. Nebst den vier bereits erwähnten Bergbahnen sind mit GA gültig die Stoosbahn, Seelisbergbahn, Luftseilbahn nach Niederrickenbach und Wirzweli, Stockhütte und Zugerberg.
Zurück zur SGV: Die Pendler-Kurse 1 und 4 sowie 29 und 38 werden dem geänderten Busfahrplan in Weggis um bis zu 10 Minuten verschoben. Dies ist eine Folge der SBB-Liniensperrung Zug – Walchwil – Arth-Goldau, die fahrplantechnische Auswirkung auf die gesamte Zentralschweiz hat. Leider fallen dadurch bis 16.00 Uhr täglich auch sämtliche Anschlüsse in Flüelen weg: neu wartet man dann mind. eine halbe Stunde aufs Schiff oder auf die Bahn. Die S2 endet von Rotkreuz kommend unverständlicherweise in Brunnen; erst um 16.00, 17.00 und um 18.00 Uhr funktioniert der Service wie gehabt bis und ab Flüelen.
Bedauerlicherweise fällt auch die „Urschwiizer Abigrundfahrt“ (Kurs 102) ganz weg; diese schicke Abendverbindung benutzte ich oft, um nach einem abendlichen Beizenbesuch auf Seelisberg oder einem Spaziergang von Treib zum Rütli nachts nach Brunnen zu kommen.
Auf dem Luganersee gibt es Montag bis Freitag neu vier Pendler-Schiffskurse zwischen Morcote und Ponte Tresa. Dummerweise befinden sich die Fahrplanfelder der Schiffskurse Lugano – Porlezza sowie Lugano – Gandria und Lugano – Capolago nicht mehr im Kursbuch. Im Winter werden täglich zwei Kurse angeboten, die Morcote, Melide Swissminiature und Gandria ansteuern, allerdings mit einer Betriebspause vom 7. Januar bis zum 8. Februar 2019. Ebenfalls täglich verbindet ein öV-Schiff auf dem Lago Maggiore Magadino mit Locarno; der «alte» Service ist demnach nach einer turbulenten Zeit wieder im Dienste der Öffentlichkeit angeboten; entsprechend sind GA und Halbtaxabo gültig. Verbindungen nach Ascona, zu den Brissago-Inseln oder gar nach Italien sucht man im Kursbuch vergebens, werden aber ab 2019 in de GA-Bereich aufgenommen!
Auch die Basler Personenschifffahrt BPG findet es nicht mehr nötig, ihren Fahrplan frühzeitig zu veröffentlichen; die Schleusenfahrten sollen dem Vernehmen nach ab dem 20. April und nur noch am Dienstag, Donnerstag und Samstag stattfinden. Der auch anderswo stattfindende Trend, kein verbindliches Angebot mehr zu veröffentlichen, finde ich für Konsumenten nicht gut; es gibt gerade unter den Schiffspassagieren eine nicht zu unterschätzende Gruppe von Leuten, die (noch) nicht ständig online sind, um sich solche Informationen «downzuloaden». Der sogenannte Vorteil für die Schifffahrtsgesellschaften sei die Flexibilität, wird in diesen Fällen argumentiert. Bei der BPG ist dies sogar nachvollziehbar: sie strich während der letzten Saison mehrere Kurspaare, trotz neuem Schiff, das die Basler Steuerzahler finanziert haben. Das Thema Fahrplanpflicht wäre auch mal ein Essay wert; zusehends gehen auch andere Gesellschaften locker damit um.
Auf dem Zuger‑, Ägeri‑, Sarner‑, Hallwiler‑, Zürich‑, Greifen- und Walensee gibt es keine (oder minimale) Veränderungen. Dafür erfährt der Einsatz der Schweizer Flotte auf dem Bodensee(SBS) die bedeutendsten Wechsel im kommenden Jahr, während bei den Deutschen und Österreichern sich praktisch nichts ändert. Der Ausbau des Angebotes der SBS ist umso erstaunlicher, dass die Schweizer mit bloss den drei grossen Schiffen St. Gallen, Zürich und Thurgau auskommen müssen. Deshalb gibt es für bestimmte Wochentage auch eine Angebotsreduktion zwischen Romanshorn und Rorschach, weiter entfällt der Hagnauer-Kurs am Mittwoch. Ins Auge springt, dass nun die SBS vier Mal täglich zur Blumeninsel Mainau, zum Pfahlbauerdorf Unteruhldingen und zum Mittelalterstädtchen Meersburg fährt, neu am Morgen um 9.53 Uhr ab Kreuzlingen. Der Not gehorchend (zu wenig Schiffe) aber leider konsumentenunfreundlich: Im direkten Grenzverkehr zwischen den deutschen Orten Langenargen, Hagnau sowie Immenstaad und den Schweizer Ortschaften gibt es nun je nach Wochentag drei komplett verschiedene Fahrpläne: einer für Montag bis Mittwoch, einer für Donnerstag und Sonntag und einer für den Freitag… Toll ist die Verschiebung des letzten Abendkurses ab Lindau zur Schweiz zurück: dank der neuen Abfahrtszeit um 19.05 Uhr kann das Schweizer Schiff sämtliche Anschlüsse von Bregenz (an 18.52) und von Friedrichshafen (an 18.50) abnehmen.
Auch die Auto- und Personenfähre Romanshorn – Friedrichshafen hat einen neuen Fahrplan: ab der Schweiz fährt sie zur Stunde 22 (sportliche 6 Minuten Umsteigezeit von den Zügen aus Richtung St. Gallen) und ab Deutschland zur Stunde 27 (Romanshorn an 08, neun Minuten Umsteigezeit SBB Richtung Weinfelden/Zürich) – da liegen keine Verspätungen mehr drin …
DS Neuchâtel fährt im kommenden Sommer neu jeden Samstag nach Biel.
Ein Bielersee-Schiff verbindet neu jeden Sonntag Biel mit Neuenburg.
Der Brienzersee, hier im Bild mit MS Interlaken, bekommt einen neuen Fahrplan.
DS Stadt Luzern (links) geht für zwei Saisons in die Revision; MS Diamant übernimmt die Stadt-Kurse 13 – 26.
Auf dem Lago Maggiore soll im 2019 das GA für das Schweizer Becken eingeführt werden; für die bislang wenig verwöhnten Kunden ein Quantensprung.
MS Lällekönig, hier auf einer seiner letzten Fahrten am 22.9.2018, ist weg von Basel; die deutsche KD wird den multi-einsetzbaren Klassiker anderswo bald wieder in Betrieb nehmen. Wohin die BPG steuert ist laut Kursbuch unbekannt.
Auf dem Bodensee hat im 2019 der neue SBB-Fahrplan Auswirkungen auf den Schiffsverkehr; ausserdem wird die Schweiz mit den deutschen touristischen Hotspots Konstanz, Mainau, Unteruhldingen und Meersburg besser verbunden.
Bild 2 R. Lutz, Bild 4 M. Fröhlich, Text und übrige Bilder H. Amstad
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Quellen
Kursbuch 2019 sowie Beiträge von Ernst Mischler und Stefan Hellstern.
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