Schiffe verschwinden vom Zugersee: die Szene bleibt lebendig
Das ist der Lauf der Zeit: Manchmal muss Altes gehen, um Neuem Platz zu machen. Die Schifffahrt auf dem Zugersee ist in Bewegung: Im Oktober 2022 wurde der Gesellschaftsnauen Winkelried abgewrackt, anfangs 2023 die „Yellow“ (ex-Schwyz I) ausrangiert und im August 2023 MS Schwyz (II) verkauft. So bleiben zurzeit noch die beiden grossen Kursschiffe Zug und Rigi von der SGZ, die „Titan“ von Martin Weiss und MS Schwan, auch ein SGZ-Schiff, aber durch die Schiffs-Agentur betrieben. Wann diese „Restmenge“ ein neues „Gspänli“ bekommen wird, ist noch offen. Klar ist aber deklariert, dass in absehbarer Zeit ein neues Schiff die bestehende, nun reduzierte Zugersee-Flotte ergänzen könnte.
Die Ausserdienstellungen im Kontext der Zuger Schifffahrtsgeschichte
Die motorisierte Schifffahrt auf dem Zugersee kennt in ihrer bald 175-jährigen Geschichte drei Phasen: 1852 – 1896 waren drei Raddampfer im Einsatz, die täglich mit bis zu sieben Schiffs-Verbindungen Herrschaften aus aller Welt von Zug nach Arth und zurück brachten. Schon bevor die erste Zahnradbahn auf den Aussichtsberg gebaut wurde, war der Berg Rigi der europäische Hotspot im frühen Tourismus. Einzig in diesen 44 Jahren war die Schifffahrt rentabel. Die Eröffnung der rechtsufrigen Eisenbahnlinie beendet jäh die erfolgreichste Zeit der Dampfschifffahrt auf dem Zugersee.
Die zweite Phase von 1897 bis 1977 war geprägt durch eine 80-jährige Kontinuität. Der Schiffsverkehr mit den zwei Schiffen Rigi II und Schwan I war bescheiden und diente in erster Linie der lokalen Bevölkerung. Die beiden Schiffe erschlossen mit zehn Stationen das Naherholungsgebiet und die damals noch zahlreichen Restaurants rund um den Zugersee. Geändertes Konsumverhalten und neue Kundenbedürfnisse beendeten diese Epoche. Neue Schiffstypen mit Gastronomie an Bord waren nun gefragt.
Die dritte Phase wurde 1978 durch zwei SGZ-Neubauten eingeläutet (Zug I und Schwyz I) und war in der Folge geprägt durch eine im Verhältnis zu anderen Seen kurzlebige Flottenpolitik. Seit 1978 bis heute kamen sechs Motorschiffe der SGZ und zusätzlich nochmals sechs Einheiten anderer Gesellschaften (Winkelried, Titan I bis IV, Yellow) auf den See. Von diesen 12 Schiffen werden im nächsten Jahr noch vier auf dem See anzutreffen sein. Statistisch beträgt die Aufenthaltsdauer eines Schiffes in dieser Phase III genau 21 Jahre, wobei der durchschnittliche Aufenthalt eines Passagierschiffes bei der SGZ immerhin 24 Jahre dauert (Stand 2023). Damit ist die Schifffahrtsgesellschaft auf dem Zugersee zusammen mit der BPG in Basel Spitzenreiter einer lebendigen und flexiblen Flottenpolitik.
MS Schwyz (I): Vom Zuger- auf den Bielersee
Eine dieser Episoden wird statistisch zwei Mal gezählt, denn die «Schwyz» I (1978 bis 1997) fuhr zuerst für die SGZ, bis sie 1998 an die GGZ (Gemeinnützige Gesellschaft Zug) verkaufte wurde und hier bis Ende 2022 als Sozialprojekt-Schiff unter dem Namen «Yellow» vorab zahlreiche Schulklassen aus der ganzen Schweiz beglückte und im Winter an Bord Sozialleistungs-Empfängern eine warme Mahlzeit bot. Über dieses spannende Schiffsprojekt konnte ich bereits ausführlich berichten (siehe rechte Spalte «Weiter im Text»). Das Ende des in Zug beliebten gelben Schiffes (es hatte ein weit sympathischeres Image als die «Schwyz» I, die als lautes und billig wirkendes Passagierschiff nie wirklich ankam) ging einher mit der Pensionierung des zuständigen Geschäftsführers Carl Utiger, dem es 25 Jahre lang gelungen war, dank geschickten Finanzierungsmodellen den Betrieb kommerziell stets (knapp) über Wasser zu halten. Da nun die auf dem Schiff beschäftigten Arbeitslosen wegbrachen, blieben ein Teil der budgetierten Geldflüsse aus und man entschied sich, das gelbe Schiff nicht mehr zu betreiben. Der neuen Führungscrew fehlte es wohl auch an emotionalem Bezug zum Schiff.
Anfangs Jahr wendeten sich Markus Fueter (Leiter GGZ@Work) und Maria Hügin (Geschäftsführerin der GGZ) an die Medien und verkündeten das «Aus» der «Yellow»: «Das Schiff wird für einen Franken verkauft oder, wenn sich niemand findet, verschrottet.» Eine lokale Gruppe, vorwiegend bestehend aus ehemaligen Projektleitern, versuchte, für das Schiff in Zug eine ähnliche Lösung auf die Beine zu stellen, doch die GGZ entschied sich in Abwägung aller Faktoren für einen «Verkauf» an Oli Perrot, in der Szene besser bekannt unter dem Namen «Käptn Oli» von Twann. Wer nun glaubt, der bisherige Eigner und Betreiber von MS Bielersee1 käme so für einen «Stutz» zu einem Nachfolgeschiff seines Schiffes, irrt. «Der Vertrag sieht vor, dass ich sämtliche Unterhaltsarbeiten, die während dem Jahr 2024 anfallen, übernehme», präzisiert Perrot. Nimmt man die Transportkosten dazu und den nötigen Rückbau in ein Fahrgastschiff, so kommt locker eine Million zusammen. Käptn Oli: «Ein Neubau wäre mir bei der Lux-Werft auf das Mehrfache gekommen.» Dort fallen zwar auch noch Entwicklungskosten für ihn an, denn das neue, schnittige Schiff stand kurz vor der Vertragsunterzeichnung. «Durch die Fremdfinanzierung einer AG wäre ich aber beim Hauptdonator in eine Abhängigkeit geraten, die meine unternehmerische Freiheit eingeschränkt hätte. So entschied ich mich lieber für das MS Schwyz/Yellow mit Jahrgang 1978.»
Ende 2024 betriebsbereit
Ein neues Schiff war bei Oli Perrot seit 10 Jahren ein Thema; nun ist er glücklich am Ziel seines Planes angelangt, doch das Schiff selbst noch nicht. Bis es zu seiner dritten Jungfernfahrt ausläuft, gilt es noch einige Herausforderungen zu meistern. Oli: «Eine davon ist der Transport, bzw. die Höhe des Schiffes. Wenn man nur das Steuerhaus abnimmt, verbleiben immer noch 4.60 m Höhe. Das würde bedeuten, dass das Schiff mit einer Vorrichtung zwischen zwei Aufhängevorrichtungen gespannt werden müsste, damit es in nur 20 cm über dem Fahrbahnboden zu liegen käme. Der Transport wäre dann eine Herkulesaufgabe. So haben wir uns entschieden, das Schiff in der Horizontalen auf Fensterhöhe aufzutrennen und den oberen Teil inkl. Steuerhaus separat zu transportieren. So wird der Transport massiv einfacher.»
Diese Trennung der Kabine ist für die Metallbauer anspruchsvoll und das (wenig wertvolle Kelko-) Interieur muss geopfert werden. Hydraulik, Steuerhauselektrik und Auspuffanlage werden ebenfalls demontiert und auf dem Bielersee wieder zusammengesetzt. Perrot: «Eine zweite Herausforderung ist das Timing. Allerdings nehme ich mir da nun Zeit dafür. Im Dezember und Januar wird das Schiff innen in den Rohbauzustand gestellt. Im Februar 2024 soll das Schiff getrennt und abtransportiert werden. Ab März heisst es: Zusammenbau und Einsetzen der neuen Fenster und ab April Beginn mit dem neuen Innenausbau. Mit Glück wird das Schiff ab November 2024 für den Winterdienst einsatzbereit sein.» Bis dann steht sein «altes» Portier-Schiff (ex-Bürgenstock vom Vierwaldstättersee, ex-Schloss Rapperswil vom Zürichsee und Ex-Romandie vom Murtensee) weiterhin ab Twann im Einsatz.
Auch die «Schwyz» II verschwindet vom See
Ob es am Namen liegt? Im Gegensatz zu ihrem Namensvetter MS Schwyz auf dem Vierwaldstättersee (inzwischen 64-jäjhrig) verlassen die «Schwyzen» des Zugersees beim Erreichen des «Erwachsenenalters» die SGZ. Immerhin hielt es die jüngere «Schwyz» sieben Jahre länger bei der SGZ aus als ihre Vorgängerin, nämlich 26 Jahre. Auch für die «Schwyz» II kam bei der Zuger Bevölkerung, wie bei der ersten Ausgabe (siehe oben), keine Begeisterung auf. Für den Zugersee und für das Geschäftsmodell der SGZ war sie für Kursfahrten zu klein und für Charterfahrten kleiner Gruppen zu gross. Im Zuge des zweiten kantonalen Sparprogrammes (auch das gab es kürzlich in Zug…) wurde der Selbstfinanzierungsgrad für die SGZ (im Gegensatz zum Ägerisee) erhöht, sodass in der Folge die beliebten (aber unwirtschaftlichen) kleinen Sonntagsrundfahrten ersatzlos gestrichen wurden. Damit stand die «Schwyz» mehr oder weniger oft herum, dies bei bleibenden Fixkosten.
Bereits vor fünf Jahren liebäugelte Markus Scherrer, Betriebsleiter der Walensee Schifffahrt, mit der «Schwyz». Eine diesbezügliche Anfrage bei Benj Schacht, Betriebsleiter bei der SGZ, verlief erfolglos. «Nid luggla gwünnt», sagte sich Scherrer und versuchte es wiederholt mit entsprechenden Anfragen in Zug. «Konzept und Grösse dieses Schiffes wären für unseren See ideal. Uns fehlt seit Jahren ein grösseres Charterschiff. Stehen MS Churfirsten oder MS Quinten mit Extrafahrten im Einsatz, muss ich kleinere Einheiten auf den Kurs nehmen, was frequenzmässig zu Problemen führt,» erläutert Markus Scherrer seine Notlage, «und ein neues Schiff für sechs Mio Franken liegt für unsere Gesellschaft nicht drin.»
In diesem Frühling kam dann das «erlösende» Telefon aus Zug in Unterterzen an und dann gings schnell. Scherrer hatte «politisch» schon alles vorbereitet. Der Vertrag wurde in Zug am 25. August 2023 an Bord des Corpus delicti unterschrieben und der Plan war, das Schiff dann Ende Jahr in die Ostschweiz zu verlegen. Die SGZ, GGZ und die Schiffs-Agentur hatten geplant, mit beiden Schiffen namens «Schwyz» eine öffentliche Abschiedsfahrt zu machen. Wegen für den November vorgesehenen Baustellen wurde der Transport des über 30 m langen Schiffes aber vorverschoben. Die beiden Schiffe wurden somit kurszfristig am 2. Oktober auf einer Abendfahrt für die aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden sowie Vertretern der Eigentümerschaften und Freunde der Zugersee Schifffahrt vom See würdig verabschiedet. Wenige Tage danach stand die «Schwyz» bereits ohne Sonnendeck da und zwei LKW-Fuhren transportierten das Innenleben des Schiffes schon mal zum Walensee. Die Shiptec begann dann mit der Trennung des Oberdeckes und am 23. Oktober verliess das Schiff fast auf dem gleichen Weg, wie es im Oktober 1997 ankam, den Hafen von Zug.
Über die Geschichte der «Schwyz» II, deren Transport zum Walensee und die Inbetriebnahme des Schiffes wird im Frühling 2024 ein weiterer (B)Logbuch-Eintrag erscheinen.
Um diesen Nauen ist es schade
Der letzte noch auf dem Zugersee verkehrende Nauen Winkelried wurde vor über 100 Jahren «z’Beggeried i de Bedeler-Werft“2 erbaut. Im Schiffsausweis steht: „Inverkehrsetzung 1.1.1917 Holz», womit mit «Holz» die Schale gemeint ist. Der Nauen gehörte zuerst den Erbauern selbst, dem Boden Rädi (Meinrad Murer). Das Schiff wechselte später oft die Hand, so war es für die Kalkfabrik Hergiswil im Einsatz, um Steine vom Steinbruch Lopper in die Kalkfabrik in Beckenried zu transportieren. Dann gehörte die „Winkelried“, die nie den Namen gewechselt hat, A. Sacchett vom Steinbruch Bolzbach (Nähe Seedorf). Auf dem Vierwaldstättersee schliesslich gelangte das Lastschiff an Walter Ziegler («Häldeler») in Flüelen.3
Dieser veranlasste 1962 in der Hasler Werft Rotzloch den Umbau von einer Holz- auf eine Stahlschale. Ziegler verkaufte dann den Nauen 1968 an Josef Camenzind, Risch (Rotkreuz), der ihn 1990 in ein Schiff für Personentransporte umrüstete. Sein Sohn Bruno erinnert sich: «Mein Vater Josef hat den Nauen Winkelried von der Firma Ziegler in Flüelen am 11. April 1968 gekauft. Er ist von Küssnacht nach Immensee auf einem Tieflader transportiert worden. Seit Generationen stand unsere Familie für Holztransporte auf dem Zugersee unter Vertrag mit der Kooperation Zug und war für diese Dienste verantwortlich. Nachdem die Verkehrswege auf dem Land und zu den Wäldern realisiert wurden, war unser Nauen nicht mehr nötig und wir fuhren dann Gesellschaften zu Vergnügungszwecken.» 1995 übernahm Bruno Camenzind den Nauen, sein Vater starb im Jahr 2000.
Im vermutlich grössten Gewittersturm seit Menschengedenken vom 6. August 2013 ist der Nauen Winkelried nur mit grossem Glück nicht gekentert, sonst wäre nebst MS Schwan noch ein zweites Zugersee-Schiff Opfer von Naturgewalten geworden. Der Nauen nahm zu diesem Zeitpunkt am Bootssteg Gärbiplatz in der Zuger Altstadt eine Gesellschaft an Bord und wollte gleich loslegen, als unvermittelt dieser Gewittersturm über Zug hereinbrach. Bruno Camenzind befahl allen Fahrgästen, schnell das Schiff zu verlassen. Nur mit allergrösster Mühe gelang es dem Schiffsführer, den Nauen in den zwei Meter hohen Wellen einigermassen stabil im Wasser zu halten, doch durch das Aufschlagen an den Quaimauern hatte auch er grosse Schäden am Schiff zu beklagen. Augenzeugen berichteten, dass sie am Tag danach tote Fische auf der Schützenmattwiese eingesammelt hätten.
Bruno Camenzind (*1951) lebt im Winter hauptsächlich in Pearl (AUS) und ist aktiver Wind- und Kitesurfer; im Sommer lebt er am lieblichen Zugersee. 2019 wird die „Winkelried» stillgelegt, der Eigner sollte wegen der neuen Schifffahrtsverordnung zusätzliche Schottwände einbauen, was ihm in Anbetracht des Jahresumsatzes zu teuer erschien. In einer „Nacht- und Nebelaktion“ gelangte der altehrwürdige Nauen am 13. Oktober 2022 auf den Schrottplatz im luzernischen Udligenswil. Der Zuger Bevölkerung bleiben nur noch viele schöne Erinnerungen, wurden doch zahlreiche und legendäre Feste auf der «Winkelried» gefeiert.
Nomen est omen: Eine letzte kleine Parade in der Katastrophenbucht4 der Stadt Zug am Abend des 2. Oktober 2023.
Die «Yellow» im grellen Abendlicht am Steg Landsgemeindeplatz in Zug (2.10.23)
Auf der Abschiedsfahrt der «Yellow» vom 2. Oktober übergibt Maria Hügin, Geschäftsführerin der GGZ das Schiff an Oli Perrot.
Ein letztes Mal vor die Kamera gebracht: die letzte Fahrt der «Schwyz» II, mystisch beleuchtet von der untergehenden Sonne.
Spektakulärer Schiffstransport durch die Stadt Zug: wegen der Eisenbahnbrücke bei der Schutzengel-Unterführung und dem engen Profil der Ägeristrasse beim Kolinplatz in Zug muss man sozusagen «mit der Kirche ums Dorf fahren» und über periphere Quartierstrassen die Stadt verlassen5.
Mit 16 Achsen geht es von Zug über den Hirzel nach Horgen. Den Transport über den Zürichsee verbindet der Seeretungsdienst mit einer Übung und danach erreicht das Schiff wiederum auf der Strasse sein Ziel, den Walensee.
Der 1919 in Beckenried erbaute Nauen Winkelried wechselte trotz den zahlreichen Besitzerwechseln nie seinen Namen. Seit 1990 transportierte er ausschliesslich Gesellschaften.
Die Fotografin Susi Bosshard hatte das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, um von der (insgeheimen) Auswasserung des letzten Zugersee-Nauens Bilder zu machen. Der Weg führte auf den Schrottplatz…
Bilder im Textteil: Ein Bild bereits mit Vergangenheitswert: die „Yellow“ (ex-Schwyz) und die “Schwyz“ II im Morgenlicht in Zug werden im Stadtbild von Zug eine Lücke hinterlassen.
Vertragsunterzeichnung an Bord des MS Schwyz (II) vom 23. August 2023 mit (vlnr): Philipp Hofmann (Geschäftsführer SGZ), Oliver Ebert (Vizepräsident des VR SGZ), Peter Hodel (Präsident des VR SGZ), Dieter von Ziegler und Stefan Maurhofer vom VR des SBW sowie Daniel Grünenfelder (Geschäftsführer des SBW).
Mit 16 Achsen von Zug über den Hirzel nach Horgen und später von Nuolen nach Weesen.
Die „Winkelried“ verlässt am 13. Oktober 2022 für immer den Zugersee.
Durch Klick aufs Bild erscheint dieses im Grossformat.
Hinweise
1) Das heutige Schiff Bielersee wurde 1956 von der Werft Portier in Meilen gebaut. Der Rumpf ist aus verzinktem Stahl, der Aufbau aus Stahl und Alu. Das Schiff verkehrte zuerst im Eigentum der Bürgenstock-Hotels auf dem Vierwaldstättersee als MS Bürgenstock und kam dann 1970 zum Schiffsbetrieb Hensa in Rapperswil auf den Zürichsee (neuer Name «Schloss Rapperswil»). Hensa verkaufte es dann 1999 an die Schifffahrt drei Seen AG (Navigation trois lac SA) in Sugiez (kantonale Zulassung FR 77), wo es von 2000 bis 2007 verkehrte, 2008 kaufte es dann Käptn Oli und nannte das Schiff ab dann «Bielersee» (BE 50 000). Um ein Aussendeck anbieten zu können, wurde es im Jahr 2002 um vier Meter auf 26 m verlängert und zugleich auch renoviert. Im Jahr 2009 wurde das Aussendeck mit einem flexiblen Dach und Seitenwänden versehen. Diese dienen als Sonnen- und bei schlechtem Wetter als Regen- und Windschutz.
2) Nur wenigen dürfte bekannt sein, dass von ca. 1850 bis 1925 in Beckenried in der Schiffshütte im Boden einige Boote und Nauen gebaut worden sind: um die 1890 der Mattnauen «Dr Grüen» (so im Volksmund genannt, offiziell hiess er «Beckenried»), um 1900 die «Seerose» I des Meinrad Murer (ca. 1923 abgewrackt), 1914 der Weggiser Marktnauen Max, 1917 die hier beschriebene «Winkelried» sowie 1925 der Hüttenortnauen Seerose (II).3
4) An dieser Stelle, wo heute die Uferlinie des Zugersees eine auffällige Bucht bildet, versanken am 5. Juli 1887 zwei Häuserzeilen mit 35 Gebäuden mitsamt 11 Menschen in den Zugersee, wobei auch die Schiffsanlegestelle Bahnhof in Mitleidenschaft gezogen wurde. Seither heisst dieser Teil der Vorstadt Zug Katastrophenbucht.
5) Bereits 1997 musste dieser komplizierte Weg eingeschlagen werden. Nur damals kam das Schiff von Güttingen am Bodensee (vorher Seetransport Kressbronn – Güttingen) über Neuheim/Edlibach nach Zug. Beim Casino schwenkte dann dazumal der Konvoi Richtung Oberwil, wo bei der Kapelle das Schiff in den See gehoben wurde. Die Anwohner, zum Beispiel der engen Fadenstrasse (Karte), hatten also in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober ein nächtliches «Déjà-vu», als mitten in der Nacht ein Schiff vor ihren Schlafzimmern vorbeifuhr…
Quellen
3) Recherchen von Rolf Gwerder
Weiter im Text
Wie es zur „Yellow“ kam, berichtet ein (B)Logbucheintrag vom 30. Januar 2022 (Link). Dazumal hiess es noch: „Für die nächsten fünf Jahre gesichert.“ Ein Jahr später dann kam bereits das „Aus“.
Impressum
Text H. Amstad
Bilder 1 bis 4 H. Amstad, Bilder 5 und 6 zVg Schiffsbetrieb Walensee Grafik Südostschweiz, Bild 7 Sammlung B. Camenzind, Bild 8 S. Bosshard
Bilder im Textteil: 1 B. Schacht, 2 bis 4 zVg Schiffsbetrieb Walensee R. Zimmermann, 5 S. Bosshard
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Ganz tolle Berichterstattung. Grosses Kompliment!
Dieser Artikel über den Schiffstransport ist der absolute Hammer. Tolle Bilder, sehr informativ und interessant.
Perfekte Berichterstattung – informativ und kurzweilig!
Ein hoch interessanter und aufschlussreicher Artikel, herzlichen Dank! MS Yellow, ex Schwyz hat gewisse Ähnlichkeiten mit MS Stadt Solothurn und wird daher bestens in die Dreiseenlandschaft passen.
Weil ich bei der Anschaffung und der Taufe dieser beiden Schiffe in leitender Funktion dabei war, ist der Abschied für mich natürlich ein besonderes Ereignis!