Schiffe ver­schwin­den vom Zuger­see: die Szene bleibt lebendig

Das ist der Lauf der Zeit: Manch­mal muss Altes gehen, um Neuem Platz zu machen. Die Schiff­fahrt auf dem Zuger­see ist in Bewe­gung: Im Okto­ber 2022 wurde der Gesell­schafts­nauen Win­kel­ried abge­wrackt, anfangs 2023 die „Yel­low“ (ex-Schwyz I) aus­ran­giert und im August 2023 MS Schwyz (II) ver­kauft. So blei­ben zur­zeit noch die bei­den gros­sen Kurs­schiffe Zug und Rigi von der SGZ, die „Titan“ von Mar­tin Weiss und MS Schwan, auch ein SGZ-Schiff, aber durch die Schiffs-Agen­tur betrie­ben. Wann diese „Rest­menge“ ein neues „Gspänli“ bekom­men wird, ist noch offen. Klar ist aber dekla­riert, dass in abseh­ba­rer Zeit ein neues Schiff die bestehende, nun redu­zierte Zuger­see-Flotte ergän­zen könnte.

Die Aus­ser­dien­stel­lun­gen im Kon­text der Zuger Schifffahrtsgeschichte

Die moto­ri­sierte Schiff­fahrt auf dem Zuger­see kennt in ihrer bald 175-jäh­ri­gen Geschichte drei Pha­sen: 1852 – 1896 waren drei Rad­damp­fer im Ein­satz, die täg­lich mit bis zu sie­ben Schiffs-Ver­bin­dun­gen Herr­schaf­ten aus aller Welt von Zug nach Arth und zurück brach­ten. Schon bevor die erste Zahn­rad­bahn auf den Aus­sichts­berg gebaut wurde, war der Berg Rigi der euro­päi­sche Hot­spot im frü­hen Tou­ris­mus. Ein­zig in die­sen 44 Jah­ren war die Schiff­fahrt ren­ta­bel. Die Eröff­nung der recht­suf­ri­gen Eisen­bahn­li­nie been­det jäh die erfolg­reichste Zeit der Dampf­schiff­fahrt auf dem Zugersee.

Die zweite Phase von 1897 bis 1977 war geprägt durch eine 80-jäh­rige Kon­ti­nui­tät. Der Schiffs­ver­kehr mit den zwei Schif­fen Rigi II und Schwan I war beschei­den und diente in ers­ter Linie der loka­len Bevöl­ke­rung. Die bei­den Schiffe erschlos­sen mit zehn Sta­tio­nen das Nah­erho­lungs­ge­biet und die damals noch zahl­rei­chen Restau­rants rund um den Zuger­see. Geän­der­tes Kon­sum­ver­hal­ten und neue Kun­den­be­dürf­nisse been­de­ten diese Epo­che. Neue Schiffs­ty­pen mit Gas­tro­no­mie an Bord waren nun gefragt.

Die dritte Phase wurde 1978 durch zwei SGZ-Neu­bau­ten ein­ge­läu­tet (Zug I und Schwyz I) und war in der Folge geprägt durch eine im Ver­hält­nis zu ande­ren Seen kurz­le­bige Flot­ten­po­li­tik. Seit 1978 bis heute kamen sechs Motor­schiffe der SGZ und zusätz­lich noch­mals sechs Ein­hei­ten ande­rer Gesell­schaf­ten (Win­kel­ried, Titan I bis IV, Yel­low) auf den See. Von die­sen 12 Schif­fen wer­den im nächs­ten Jahr noch vier auf dem See anzu­tref­fen sein. Sta­tis­tisch beträgt die Auf­ent­halts­dauer eines Schif­fes in die­ser Phase III genau 21 Jahre, wobei der durch­schnitt­li­che Auf­ent­halt eines Pas­sa­gier­schif­fes bei der SGZ immer­hin 24 Jahre dau­ert (Stand 2023). Damit ist die Schiff­fahrts­ge­sell­schaft auf dem Zuger­see zusam­men mit der BPG in Basel Spit­zen­rei­ter einer leben­di­gen und fle­xi­blen Flottenpolitik.

MS Schwyz (I): Vom Zuger- auf den Bielersee

Eine die­ser Epi­so­den wird sta­tis­tisch zwei Mal gezählt, denn die «Schwyz» I (1978 bis 1997) fuhr zuerst für die SGZ, bis sie 1998 an die GGZ (Gemein­nüt­zige Gesell­schaft Zug) ver­kaufte wurde und hier bis Ende 2022 als Sozi­al­pro­jekt-Schiff unter dem Namen «Yel­low» vorab zahl­rei­che Schul­klas­sen aus der gan­zen Schweiz beglückte und im Win­ter an Bord Sozi­al­leis­tungs-Emp­fän­gern eine warme Mahl­zeit bot. Über die­ses span­nende Schiffs­pro­jekt konnte ich bereits aus­führ­lich berich­ten (siehe rechte Spalte «Wei­ter im Text»). Das Ende des in Zug belieb­ten gel­ben Schif­fes (es hatte ein weit sym­pa­thi­sche­res Image als die «Schwyz» I, die als lau­tes und bil­lig wir­ken­des Pas­sa­gier­schiff nie wirk­lich ankam) ging ein­her mit der Pen­sio­nie­rung des zustän­di­gen Geschäfts­füh­rers Carl Uti­ger, dem es 25 Jahre lang gelun­gen war, dank geschick­ten Finan­zie­rungs­mo­del­len den Betrieb kom­mer­zi­ell stets (knapp) über Was­ser zu hal­ten. Da nun die auf dem Schiff beschäf­tig­ten Arbeits­lo­sen weg­bra­chen, blie­ben ein Teil der bud­ge­tier­ten Geld­flüsse aus und man ent­schied sich, das gelbe Schiff nicht mehr zu betrei­ben. Der neuen Füh­rungs­crew fehlte es wohl auch an emo­tio­na­lem Bezug zum Schiff.

Anfangs Jahr wen­de­ten sich Mar­kus Fue­ter (Lei­ter GGZ@Work) und Maria Hügin (Geschäfts­füh­re­rin der GGZ) an die Medien und ver­kün­de­ten das «Aus» der «Yel­low»: «Das Schiff wird für einen Fran­ken ver­kauft oder, wenn sich nie­mand fin­det, ver­schrot­tet.» Eine lokale Gruppe, vor­wie­gend bestehend aus ehe­ma­li­gen Pro­jekt­lei­tern, ver­suchte, für das Schiff in Zug eine ähn­li­che Lösung auf die Beine zu stel­len, doch die GGZ ent­schied sich in Abwä­gung aller Fak­to­ren für einen «Ver­kauf» an Oli Per­rot, in der Szene bes­ser bekannt unter dem Namen «Käptn Oli» von Twann. Wer nun glaubt, der bis­he­rige Eig­ner und Betrei­ber von MS Bie­ler­see1 käme so für einen «Stutz» zu einem Nach­fol­ge­schiff sei­nes Schif­fes, irrt. «Der Ver­trag sieht vor, dass ich sämt­li­che Unter­halts­ar­bei­ten, die wäh­rend dem Jahr 2024 anfal­len, über­nehme», prä­zi­siert Per­rot. Nimmt man die Trans­port­kos­ten dazu und den nöti­gen Rück­bau in ein Fahr­gast­schiff, so kommt locker eine Mil­lion zusam­men. Käptn Oli: «Ein Neu­bau wäre mir bei der Lux-Werft auf das Mehr­fa­che gekom­men.» Dort fal­len zwar auch noch Ent­wick­lungs­kos­ten für ihn an, denn das neue, schnit­tige Schiff stand kurz vor der Ver­trags­un­ter­zeich­nung. «Durch die Fremd­fi­nan­zie­rung einer AG wäre ich aber beim Haupt­do­na­tor in eine Abhän­gig­keit gera­ten, die meine unter­neh­me­ri­sche Frei­heit ein­ge­schränkt hätte. So ent­schied ich mich lie­ber für das MS Schwyz/​Yellow mit Jahr­gang 1978.»

Ende 2024 betriebsbereit

Ein neues Schiff war bei Oli Per­rot seit 10 Jah­ren ein Thema; nun ist er glück­lich am Ziel sei­nes Pla­nes ange­langt, doch das Schiff selbst noch nicht. Bis es zu sei­ner drit­ten Jung­fern­fahrt aus­läuft, gilt es noch einige Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern. Oli: «Eine davon ist der Trans­port, bzw. die Höhe des Schif­fes. Wenn man nur das Steu­er­haus abnimmt, ver­blei­ben immer noch 4.60 m Höhe. Das würde bedeu­ten, dass das Schiff mit einer Vor­rich­tung zwi­schen zwei Auf­hän­ge­vor­rich­tun­gen gespannt wer­den müsste, damit es in nur 20 cm über dem Fahr­bahn­bo­den zu lie­gen käme. Der Trans­port wäre dann eine Her­ku­les­auf­gabe. So haben wir uns ent­schie­den, das Schiff in der Hori­zon­ta­len auf Fens­ter­höhe auf­zu­tren­nen und den obe­ren Teil inkl. Steu­er­haus sepa­rat zu trans­por­tie­ren. So wird der Trans­port mas­siv einfacher.»

Diese Tren­nung der Kabine ist für die Metall­bauer anspruchs­voll und das (wenig wert­volle Kelko-) Inte­ri­eur muss geop­fert wer­den. Hydrau­lik, Steu­er­haus­elek­trik und Aus­puff­an­lage wer­den eben­falls demon­tiert und auf dem Bie­ler­see wie­der zusam­men­ge­setzt. Per­rot: «Eine zweite Her­aus­for­de­rung ist das Timing. Aller­dings nehme ich mir da nun Zeit dafür. Im Dezem­ber und Januar wird das Schiff innen in den Roh­bau­zu­stand gestellt. Im Februar 2024 soll das Schiff getrennt und abtrans­por­tiert wer­den. Ab März heisst es: Zusam­men­bau und Ein­set­zen der neuen Fens­ter und ab April Beginn mit dem neuen Innen­aus­bau. Mit Glück wird das Schiff ab Novem­ber 2024 für den Win­ter­dienst ein­satz­be­reit sein.» Bis dann steht sein «altes» Por­tier-Schiff (ex-Bür­gen­stock vom Vier­wald­stätter­see, ex-Schloss Rap­pers­wil vom Zürich­see und Ex-Roman­die vom Mur­ten­see) wei­ter­hin ab Twann im Einsatz.

Auch die «Schwyz» II ver­schwin­det vom See

Ob es am Namen liegt? Im Gegen­satz zu ihrem Namens­vet­ter MS Schwyz auf dem Vier­wald­stätter­see (inzwi­schen 64-jäjh­rig) ver­las­sen die «Schwy­zen» des Zuger­sees beim Errei­chen des «Erwach­se­nen­al­ters» die SGZ. Immer­hin hielt es die jün­gere «Schwyz» sie­ben Jahre län­ger bei der SGZ aus als ihre Vor­gän­ge­rin, näm­lich 26 Jahre. Auch für die «Schwyz» II kam bei der Zuger Bevöl­ke­rung, wie bei der ers­ten Aus­gabe (siehe oben), keine Begeis­te­rung auf. Für den Zuger­see und für das Geschäfts­mo­dell der SGZ war sie für Kurs­fahr­ten zu klein und für Char­ter­fahr­ten klei­ner Grup­pen zu gross. Im Zuge des zwei­ten kan­to­na­len Spar­pro­gram­mes (auch das gab es kürz­lich in Zug…) wurde der Selbst­fi­nan­zie­rungs­grad für die SGZ (im Gegen­satz zum Äge­ri­see) erhöht, sodass in der Folge die belieb­ten (aber unwirt­schaft­li­chen) klei­nen Sonn­tags­rund­fahr­ten ersatz­los gestri­chen wur­den. Damit stand die «Schwyz» mehr oder weni­ger oft herum, dies bei blei­ben­den Fixkosten.

Bereits vor fünf Jah­ren lieb­äu­gelte Mar­kus Scher­rer, Betriebs­lei­ter der Walen­see Schiff­fahrt, mit der «Schwyz». Eine dies­be­züg­li­che Anfrage bei Benj Schacht, Betriebs­lei­ter bei der SGZ, ver­lief erfolg­los. «Nid lug­gla gwünnt», sagte sich Scher­rer und ver­suchte es wie­der­holt mit ent­spre­chen­den Anfra­gen in Zug. «Kon­zept und Grösse die­ses Schif­fes wären für unse­ren See ideal. Uns fehlt seit Jah­ren ein grös­se­res Char­ter­schiff. Ste­hen MS Chur­firs­ten oder MS Quin­ten mit Extrafahr­ten im Ein­satz, muss ich klei­nere Ein­hei­ten auf den Kurs neh­men, was fre­quenz­mäs­sig zu Pro­ble­men führt,» erläu­tert Mar­kus Scher­rer seine Not­lage, «und ein neues Schiff für sechs Mio Fran­ken liegt für unsere Gesell­schaft nicht drin.»

In die­sem Früh­ling kam dann das «erlö­sende» Tele­fon aus Zug in Unter­ter­zen an und dann gings schnell. Scher­rer hatte «poli­tisch» schon alles vor­be­rei­tet. Der Ver­trag wurde in Zug am 25. August 2023 an Bord des Cor­pus delicti unter­schrie­ben und der Plan war, das Schiff dann Ende Jahr in die Ost­schweiz zu ver­le­gen. Die SGZ, GGZ und die Schiffs-Agen­tur hat­ten geplant, mit bei­den Schif­fen namens «Schwyz» eine öffent­li­che Abschieds­fahrt zu machen. Wegen für den Novem­ber vor­ge­se­he­nen Bau­stel­len wurde der Trans­port des über 30 m lan­gen Schif­fes aber vor­ver­scho­ben. Die bei­den Schiffe wur­den somit kur­szfris­tig am 2. Okto­ber auf einer Abend­fahrt für die aktu­el­len und ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ten­den sowie Ver­tre­tern der Eigen­tü­mer­schaf­ten und Freunde der Zuger­see Schiff­fahrt vom See wür­dig ver­ab­schie­det. Wenige Tage danach stand die «Schwyz» bereits ohne Son­nen­deck da und zwei LKW-Fuh­ren trans­por­tier­ten das Innen­le­ben des Schif­fes schon mal zum Walen­see. Die Shiptec begann dann mit der Tren­nung des Ober­de­ckes und am 23. Okto­ber ver­liess das Schiff fast auf dem glei­chen Weg, wie es im Okto­ber 1997 ankam, den Hafen von Zug.

Über die Geschichte der «Schwyz» II, deren Trans­port zum Walen­see und die Inbe­trieb­nahme des Schif­fes wird im Früh­ling 2024 ein wei­te­rer (B)Logbuch-Eintrag erscheinen.

Um die­sen Nauen ist es schade

Der letzte noch auf dem Zuger­see ver­keh­rende Nauen Win­kel­ried wurde vor über 100 Jah­ren «z’Beggeried i de Bede­ler-Werft“2 erbaut. Im Schiffs­aus­weis steht: „Inver­kehr­set­zung 1.1.1917 Holz», womit mit «Holz» die Schale gemeint ist. Der Nauen gehörte zuerst den Erbau­ern selbst, dem Boden Rädi (Mein­rad Murer). Das Schiff wech­selte spä­ter oft die Hand, so war es für die Kalk­fa­brik Her­gis­wil im Ein­satz, um Steine vom Stein­bruch Lop­per in die Kalk­fa­brik in Becken­ried zu trans­por­tie­ren. Dann gehörte die „Win­kel­ried“, die nie den Namen gewech­selt hat, A. Sac­chett vom Stein­bruch Bolz­bach (Nähe See­dorf). Auf dem Vier­wald­stätter­see schliess­lich gelangte das Last­schiff an Wal­ter Zieg­ler («Häl­de­ler») in Flüelen.3

Die­ser ver­an­lasste 1962 in der Has­ler Werft Rotz­loch den Umbau von einer Holz- auf eine Stahl­schale. Zieg­ler ver­kaufte dann den Nauen 1968 an Josef Camen­zind, Risch (Rot­kreuz), der ihn 1990 in ein Schiff für Per­so­nen­trans­porte umrüs­tete. Sein Sohn Bruno erin­nert sich: «Mein Vater Josef hat den Nauen Win­kel­ried von der Firma Zieg­ler in Flüelen am 11. April 1968 gekauft. Er ist von Küss­nacht nach Immensee auf einem Tief­la­der trans­por­tiert wor­den. Seit Gene­ra­tio­nen stand unsere Fami­lie für Holz­trans­porte auf dem Zuger­see unter Ver­trag mit der Koope­ra­tion Zug und war für diese Dienste ver­ant­wort­lich. Nach­dem die Ver­kehrs­wege auf dem Land und zu den Wäl­dern rea­li­siert wur­den, war unser Nauen nicht mehr nötig und wir fuh­ren dann Gesell­schaf­ten zu Ver­gnü­gungs­zwe­cken.» 1995 über­nahm Bruno Camen­zind den Nauen, sein Vater starb im Jahr 2000.

Im ver­mut­lich gröss­ten Gewit­ter­sturm seit Men­schen­ge­den­ken vom 6. August 2013 ist der Nauen Win­kel­ried nur mit gros­sem Glück nicht geken­tert, sonst wäre nebst MS Schwan noch ein zwei­tes Zuger­see-Schiff Opfer von Natur­ge­wal­ten gewor­den. Der Nauen nahm zu die­sem Zeit­punkt am Boots­steg Gär­bi­platz in der Zuger Alt­stadt eine Gesell­schaft an Bord und wollte gleich los­le­gen, als unver­mit­telt die­ser Gewit­ter­sturm über Zug her­ein­brach. Bruno Camen­zind befahl allen Fahr­gäs­ten, schnell das Schiff zu ver­las­sen. Nur mit aller­gröss­ter Mühe gelang es dem Schiffs­füh­rer, den Nauen in den zwei Meter hohen Wel­len eini­ger­mas­sen sta­bil im Was­ser zu hal­ten, doch durch das Auf­schla­gen an den Quai­mau­ern hatte auch er grosse Schä­den am Schiff zu bekla­gen. Augen­zeu­gen berich­te­ten, dass sie am Tag danach tote Fische auf der Schüt­zen­matt­wiese ein­ge­sam­melt hätten.

Bruno Camen­zind (*1951) lebt im Win­ter haupt­säch­lich in Pearl (AUS) und ist akti­ver Wind- und Kitesur­fer; im Som­mer lebt er am lieb­li­chen Zuger­see. 2019 wird die „Win­kel­ried» still­ge­legt, der Eig­ner sollte wegen der neuen Schiff­fahrts­ver­ord­nung zusätz­li­che Schott­wände ein­bauen, was ihm in Anbe­tracht des Jah­res­um­sat­zes zu teuer erschien. In einer „Nacht- und Nebel­ak­tion“ gelangte der alt­ehr­wür­dige Nauen am 13. Okto­ber 2022 auf den Schrott­platz im luzer­ni­schen Udli­gens­wil. Der Zuger Bevöl­ke­rung blei­ben nur noch viele schöne Erin­ne­run­gen, wur­den doch zahl­rei­che und legen­däre Feste auf der «Win­kel­ried» gefeiert.

Nomen est omen: Eine letzte kleine Parade in der Kata­stro­phen­bucht4 der Stadt Zug am Abend des 2. Okto­ber 2023.

Die «Yel­low» im grel­len Abend­licht am Steg Lands­ge­mein­de­platz in Zug (2.10.23)

Auf der Abschieds­fahrt der «Yel­low» vom 2. Okto­ber über­gibt Maria Hügin, Geschäfts­füh­re­rin der GGZ das Schiff an Oli Perrot.

Ein letz­tes Mal vor die Kamera gebracht: die letzte Fahrt der «Schwyz» II, mys­tisch beleuch­tet von der unter­ge­hen­den Sonne.

Spek­ta­ku­lä­rer Schiffs­trans­port durch die Stadt Zug: wegen der Eisen­bahn­brü­cke bei der Schutz­en­gel-Unter­füh­rung und dem engen Pro­fil der Äge­rist­rasse beim Kolin­platz in Zug muss man sozu­sa­gen «mit der Kir­che ums Dorf fah­ren» und über peri­phere Quar­tier­stras­sen die Stadt ver­las­sen5.

Mit 16 Ach­sen geht es von Zug über den Hir­zel nach Hor­gen. Den Trans­port über den Zürich­see ver­bin­det der See­retungs­dienst mit einer Übung und danach erreicht das Schiff wie­derum auf der Strasse sein Ziel, den Walensee.

Der 1919 in Becken­ried erbaute Nauen Win­kel­ried wech­selte trotz den zahl­rei­chen Besit­zer­wech­seln nie sei­nen Namen. Seit 1990 trans­por­tierte er aus­schliess­lich Gesellschaften.

Die Foto­gra­fin Susi Boss­hard hatte das Glück, zum rich­ti­gen Zeit­punkt am rich­ti­gen Ort zu sein, um von der (ins­ge­hei­men) Aus­was­se­rung des letz­ten Zuger­see-Nau­ens Bil­der zu machen. Der Weg führte auf den Schrottplatz…

Bil­der im Text­teil: Ein Bild bereits mit Ver­gan­gen­heits­wert: die „Yel­low“ (ex-Schwyz) und die “Schwyz“ II im Mor­gen­licht in Zug wer­den im Stadt­bild von Zug eine Lücke hinterlassen.

Ver­trags­un­ter­zeich­nung an Bord des MS Schwyz (II) vom 23. August 2023 mit (vlnr): Phil­ipp Hof­mann (Geschäfts­füh­rer SGZ), Oli­ver Ebert (Vize­prä­si­dent des VR SGZ), Peter Hodel (Prä­si­dent des VR SGZ), Die­ter von Zieg­ler und Ste­fan Maurho­fer vom VR des SBW sowie Daniel Grü­nen­fel­der (Geschäfts­füh­rer des SBW).

Mit 16 Ach­sen von Zug über den Hir­zel nach Hor­gen und spä­ter von Nuo­len nach Weesen.

Die „Win­kel­ried“ ver­lässt am 13. Okto­ber 2022 für immer den Zugersee.

Durch Klick aufs Bild erscheint die­ses im Grossformat.

Am Schluss des Blogs ist Ihr Kom­men­tar willkommen.

Hin­weise

1) Das heu­tige Schiff Bie­ler­see wurde 1956 von der Werft Por­tier in Mei­len gebaut. Der Rumpf ist aus ver­zink­tem Stahl, der Auf­bau aus Stahl und Alu. Das Schiff ver­kehrte zuerst im Eigen­tum der Bür­gen­stock-Hotels auf dem Vier­wald­stätter­see als MS Bür­gen­stock und kam dann 1970 zum Schiffs­be­trieb Hensa in Rap­pers­wil auf den Zürich­see (neuer Name «Schloss Rap­pers­wil»). Hensa ver­kaufte es dann 1999 an die Schiff­fahrt drei Seen AG (Navi­ga­tion trois lac SA) in Sugiez (kan­to­nale Zulas­sung FR 77), wo es von 2000 bis 2007 ver­kehrte, 2008 kaufte es dann Käptn Oli und nannte das Schiff ab dann «Bie­ler­see» (BE 50 000). Um ein Aus­sen­deck anbie­ten zu kön­nen, wurde es im Jahr 2002 um vier Meter auf 26 m ver­län­gert und zugleich auch reno­viert. Im Jahr 2009 wurde das Aus­sen­deck mit einem fle­xi­blen Dach und Sei­ten­wän­den ver­se­hen. Diese die­nen als Son­nen- und bei schlech­tem Wet­ter als Regen- und Windschutz.

2) Nur weni­gen dürfte bekannt sein, dass von ca. 1850 bis 1925 in Becken­ried in der Schiffs­hütte im Boden einige Boote und Nauen gebaut wor­den sind: um die 1890 der Matt­nauen «Dr Grüen» (so im Volks­mund genannt, offi­zi­ell hiess er «Becken­ried»), um 1900 die «See­rose» I des Mein­rad Murer (ca. 1923 abge­wrackt), 1914 der Weg­gi­ser Markt­nauen Max, 1917 die hier beschrie­bene «Win­kel­ried» sowie 1925 der Hüt­ten­ort­nauen See­rose (II).3

4) An die­ser Stelle, wo heute die Ufer­li­nie des Zuger­sees eine auf­fäl­lige Bucht bil­det, ver­san­ken am 5. Juli 1887 zwei Häu­ser­zei­len mit 35 Gebäu­den mit­samt 11 Men­schen in den Zuger­see, wobei auch die Schiffs­an­le­ge­stelle Bahn­hof in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wurde. Seit­her heisst die­ser Teil der Vor­stadt Zug Katastrophenbucht.

5) Bereits 1997 musste die­ser kom­pli­zierte Weg ein­ge­schla­gen wer­den. Nur damals kam das Schiff von Güt­tin­gen am Boden­see (vor­her See­trans­port Kress­bronn – Güt­tin­gen) über Neuheim/​Edlibach nach Zug. Beim Casino schwenkte dann dazu­mal der Kon­voi Rich­tung Ober­wil, wo bei der Kapelle das Schiff in den See geho­ben wurde. Die Anwoh­ner, zum Bei­spiel der engen Faden­strasse (Karte), hat­ten also in der Nacht vom 23. auf den 24. Okto­ber ein nächt­li­ches «Déjà-vu», als mit­ten in der Nacht ein Schiff vor ihren Schlaf­zim­mern vorbeifuhr…

Quel­len

3) Recher­chen von Rolf Gwerder

Wei­ter im Text

Wie es zur „Yel­low“ kam, berich­tet ein (B)Logbucheintrag vom 30. Januar 2022 (Link). Dazu­mal hiess es noch: „Für die nächs­ten fünf Jahre gesi­chert.“ Ein Jahr spä­ter dann kam bereits das „Aus“.

Impres­sum

Text H. Amstad

Bil­der 1 bis 4 H. Amstad, Bil­der 5 und 6 zVg Schiffs­be­trieb Walen­see Gra­fik Süd­ost­schweiz, Bild 7 Samm­lung B. Camen­zind, Bild 8 S. Bosshard

Bil­der im Text­teil: 1 B. Schacht, 2 bis 4 zVg Schiffs­be­trieb Walen­see R. Zim­mer­mann, 5 S. Bosshard

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