Seit 110 Jah­ren auf dem glei­chen Gewäs­ser: die fin­ni­sche Dampfer­le­gende Suomi

Suomi ist die Bezeich­nung für Finn­land und für die fin­ni­sche Spra­che. Und es ist auch der Name eines der ältes­ten Damp­fers vom Land. DS Suomi mit Bau­jahr 1905/06 ist älter als der Staat Finn­land, der am 6. Dezem­ber 1917 gegrün­det wurde. Schiff wie Land sind char­mant, inter­es­sant, eigen­wil­lig – und für mich immer wie­der besu­chen­swert. Daheim hörte ich das Gerücht, die «Suomi» sei zum Die­sel­schiff umge­baut wor­den. Nun wollte ich es wis­sen und machte nach mei­nem Som­mer­ur­laub in Savon­linna* einen Abste­cher nach Jyväs­kylä**, dem Hei­mat­ha­fen des gröss­ten Schrau­ben­damp­fers, der je auf dem Päi­jänne-See gefah­ren ist. Und siehe da: das Schiff steht nach wie vor unter Dampf und dreht fünf mal wöchent­lich täg­lich zwei Mal seine Run­den auf dem obe­ren Teil des Päi­jänne-Sees. Die­ses Gewäs­ser ist mit 1 080 km² nach dem Sai­maa der zweit grösste See Finn­lands, und somit dop­pelt so gross wie der Boden­see. Doch die „Suomi“ reizt die Dimen­sion der 120 km lan­gen Distanz nach Lahti nicht aus… Für diese Stre­cke hätte sie eine Tages­reise, so wie frü­her, als sich der ganze öffent­li­che Ver­kehr auf dem Was­ser abspielte. Heute erfül­len in Finn­land vor allem Busse diese Funktion.

Ein Blick auf die fin­ni­sche Land­karte zeigt eh ein ein­drück­li­ches Bild: 187 888 Seen sind grös­ser als 5 Aaren, 309 Seen sind grös­ser als der Hall­wi­ler­see (10 km²). Auf dem Seen­sys­tem Päi­jänne, auf dem aus­ser der „Suomi“ auch noch DS Lai­tiala ab Lahti fährt, gibt es 1 880 Inseln. Im Nor­den pul­siert die Stu­den­ten­stadt Jyväs­kylä, im Süden befin­det sich die Sport­stadt Lahti und im Süd­os­ten des Sees liegt die ver­träumte Stadt Hein­ola, wel­che fünf Mal wöchent­lich per Schiff von Lahti aus ange­fah­ren wird. Der Damp­fer Suomi gehört zu einer Flotte von fünf Schif­fen unter­schied­lichs­ter Prä­gung. Die Ree­de­rei Päi­jänne Crui­ses Hil­den Oy mit Sitz in Jyväs­kylä fährt mit den zwei schö­nen Motor­schif­fen Suo­men Neito (1988) und Suo­me­tar (1982, beide in Deutsch­land erbaut) Kurs­fahr­ten ab Lahti und Jyväs­kylä. Das eher glä­sern wir­kende MS Suo­men Suvi (1993) nimmt Kurs Rich­tung Kei­tele-Kanal gegen Nor­den auf und die yacht­ar­tige „Kat­rilli“ (2000) steht vor allem für den Char­ter­ver­kehr im Einsatz.

Kris­ter Karivlo ist der Kapi­tän der „Saima“ und arbei­tet wie alle andern Crew­mit­glie­der wäh­rend sei­nen Ferien auf dem Damp­fer. Er wird die kom­men­den zwei dienst­freien Tage von Sonn­tag und Mon­tag dazu nut­zen, nach Hel­sinki zu fah­ren und in sei­ner Woh­nung zum Rech­ten zu sehen, um dann am Mon­tag seine Fami­lie zu besu­chen, die 300 km nörd­lich einem Mökki*** ihre Som­mer­fe­rien ver­bringt. Im „nor­ma­len“ Berufs­le­ben ist er Lotse auf der Ost­see. Die char­mante Ser­vice­an­ge­stellte ver­dient in ihren Semes­ter­fe­rien so ihr Stu­dium. Auch der Maschi­nist ver­bringt seine regu­lä­ren Ferien jähr­lich im Bauch des Schrau­ben­damp­fers. Kris­ter Kariv­lio: «DS Suomi macht im Jahr an 65 Tagen rund 130 Fahr­ten: Von Diens­tag bis Sams­tag eine Drei­stun­den­fahrt um 1500 Uhr und eine vier­stün­dige um 1800 Uhr mit Buf­fet an Bord.» Auf die­ser geniesse ich das Schiff (es hat an die­sem reg­ne­ri­schen Abend 13 Per­so­nen an Bord); die freund­li­che Crew und das tur­bu­lente Wet­ter sor­gen für gute Stim­mung. Finn­land erlebt seit 1962 den käl­tes­ten Sommer.

SS Suomi fährt in der Hoch­sai­son von Diens­tag bis Sams­tag zwei Mal ab Jyväs­kylä auf eine Rund­fahrt ohne Halt.

Auch bei schlech­tem Wet­ter ist eine Damp­fer­fahrt auf den fin­ni­schen Gewäs­sern ein opti­sches Erlebnis.

Kapi­tän Karivlo beschäf­tigt sich auch haupt­be­ruf­lich mit Schifffahren.

Der Damp­fer hat noch den Originalkessel.

Auf dem Rück­weg wählt der Kapi­tän die enge Insel­stelle; der Kurs geht dann nach Nor­den, durch den gezeich­ne­ten Kanal (dun­kel­blau) zurück nach Jyväs­kylä (am obe­ren Bild­rand links).

Text und Bil­der H. Amstad

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Zusatz­in­for­ma­tio­nen

*) Hin­weis zu den Damp­fern in Savon­linna 2015: DS Hein­ä­vesi ist vom Stadt­bild ver­schwun­den, nach­dem es bereits 2014 und 2015 nach einem Maschi­nen­scha­den nur noch als Unter­kunft her­um­stand. Somit hat sich der Bestand der Savonl­in­ner-Damp­fer innert 10 Jah­ren hal­biert. In die­sem Jahr fuh­ren DS Savon­linna (Holz­feue­rung), DS Paul Wahl und DS Pun­ka­harju der Gesell­schaft VIP von Kari Leinonen.

**) Jyväs­kylä ist mit 135 000 Ein­woh­nern die siebt­grösste Stadt Finn­lands und ver­dankt seine Bedeu­tung dem Eisen­bahn­kreuz im Zen­trum von Süd­finn­land, 270 km nörd­lich von Hel­sinki gele­gen. 1837 wohn­ten hier erst 190 Ein­woh­ner. Die Schaf­fung von Uni­ver­si­tä­ten und im 2. Welt­krieg die Ansied­lung der Waf­fen­in­dus­trie brachte eine stür­mi­sche Ent­wick­lung, die bis heute andauert.

***) Ein Mökki ist ein typisch fin­ni­sches Feri­en­haus. Ein Finne sagte mir mal, es gebe mehr Mök­kis als Fin­nen. Es ist in der Regel aus Holz gebaut und mit einer Sauna aus­ge­stat­tet. Sie wer­den meist nur im Som­mer bewohnt und die­nen den Fin­nen zur Erho­lung, vor allem am Wochen­ende und in den Som­mer­fe­rien. Oft ste­hen die Hüt­ten am Ufer eines Gewässers.

Tech­ni­sche Daten SS Suomi

Bau­jahr 1906 – L je nach Quelle 31,5 / 31,6 / 31,73 – B je nach Quelle 6,7 m / 7.5 m – m 180 t – v 20 km/​h – P 200 PS (Kes­sel 9000 l, 9 atü) – 200 Per­so­nen Fassungsvermögen

Wei­ter im Text

Liste der gröss­ten Seen Link / 2‑Mi­nu­ten-Video auf You­tube: Link / Flotte siehe Link / Wei­tere Blog­texte der Schiffs-Agen­tur: DS Mikko (Link), Dampfer­re­gatta Sai­maa (Link)

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