Sympathische Visitenkarte der CGN am eidgenössischen Musikfest in Montreux.
Dieses Jahr fand das 34. Eidgenössische Musikfest in Montreux statt. Während sechs Tagen zwischen dem 10. und 19. Juni 2016 trafen sich 556 Musikkorps und über 26 000 Teilnehmende zum Musizieren, fröhlichen Wettstreit und Festen. An diesen Tagen gehörte Montreux ganz der Musik, den Menschen, die sie spielen und den über 200 000 Besuchenden. Die Grand Rue war für sämtlichen Verkehr gesperrt und auf der Avenue des Alpes beim Bahnhof oben verkehrten nur die öffentlichen Busse. Auf den Strassen wurde musikalisch marschiert und getanzt, in 12 Sälen (verteilt bis Vevey) nahezu nonstop vorgetragen.
Auch die Genfersee-Schiffe machten mit: im Stundentakt legten entweder DS Rhône oder MS Lausanne zwischen 11 und 18 Uhr für 45-minütige Rundfahrten ab. Schade, dass dies nur unter Musikerkreisen bekannt war – ich habe dieses Angebot erst beim Kauf des Programmheftes entdeckt. Das schlechte Wetter drückte nicht nur auf die Frequenzen, sondern auch auf die Stimmung der Aussenaktivitäten des Festes. Trotzdem gab die CGN eine sympathische Visitenkarte ab: allein schon die Präsenz der Schiffe und die herzlichen Pfeifkonzerten der «Rhône» sorgten für gute Werbung. Der Kapitän Michel Bonzon scheint ein Musikliebhaber zu sein. Er machte akustisch wunderbar mit und fuhr ausserdem mit seinen Fahrgästen jeweils einen attraktiven Rundkurs, nahe am Ufer entlang bis zum Schloss Chillon und in der Seemitte zurück.
Die zwei am Musikfest eingesetzten Rundfahrtenschiffe haben gemeinsam, dass sie mittelfristig eine Renovation nötig haben. Ein Rundgang auf dem 1927 erbauten Sulzer-Schiff Rhône macht deutlich, wie gross der Unterschied jeweils ist zwischen vor und nach einer Renovation – diese Differenz könnte nicht grösser sein. Davor: ein technokratisch geprägter Bauzustand aus den Sechzigerjahren (Umbau z.B. der «Rhône» 1968/69), ein ohrenbetäubend lauter Generator, ein Essensraum auf dem Oberdeck, der an eine Kantine erinnert. Nach einer jeweiligen Renovation à la CGN: viel architektonische Substanz aus dem ursprüngliche Baujahr (wobei neue Elemente dieser Architektur untergeordnet werden), ein in Szene gesetztes Mitteldeck, wo die Dampfmaschine (oder im Fall einer dieselelektrischen Anlage die Schaufelräder) optisch im Zentrum stehen, exklusive Gastroräume sowie eine emotional stimmige Aussensilhouette. DS “Rhône” kann ohne BAV-Auflagen bis Ende 2017 fahren. Maurice Decoppet, Verwaltungsratspräsident der CGN-Division Belles Epoques: „Die Vollrenovation ist ‚theoretisch’ für 2019 vorgesehen, aber die ganze Finanzierung muss noch erarbeitet werden.“ Ich freue mich bereits heute auf die „neue Rhône“, um so mehr, wenn ich an die gelungenen letzten zwei Umbauten der „Savoie“ und „Vevey“ denke.
Mein Rundgang auf MS Lausanne bestätigt ähnliche Eindrücke. Le Baquebot, wie die CGN ihr Flaggschiff der Motorenflotte ebenfalls nennt und frei übersetzt „Ozeandampfer“ bedeutet, ist mit 1200 Personen Fassungsvermögen in der Tat ein Riesending; jeder der vier Säle kann mindestens 100 Leute verköstigen. 1991 von der Öswag-Werft Linz erbaut und mit 78 Metern Länge das grösste Schweizer Motorschiff kommt auch ins Alter, das gegenüber den neueren Megalinern wie „Berner Oberland“ auf dem Thunersee, „Panta Rhei“ auf dem Zürichsee und „MS 2017“ auf dem Vierwaldstättersee nicht mehr konkurrenzfähig ist. Maurice Decoppet meint dazu: „Im Moment wird MS Lausanne in dieser Form weiterbetrieben. Der Entscheid, was mit dem Schiff passiert, fällt nach 2025 zusammen mit der Wiederinbetriebnahme der ‚Helvétie’“.
Zurück ans eidgenössische Musikfest. Ob im weltberühmten Stravinskisaal, auf den Festplätzen oder auf dem Schiff, überall fanden sich fröhliche Menschen zusammen. Auch in den Grussworten des Bundesrates Alain Berset kam dies zum Ausdruck: «Das gemeinsame Musizieren verbindet die Menschen in der Schweiz. Musik überwindet spielend und spielerisch Grenzen zwischen Kulturen und beruflichen Milieus.» Montreux und Musik, das passt. So feiert die Stadt an der Waadtländer Riviera heuer ausserdem die 70. Ausgabe des «Septembre Musicale» und organisiert die 50. Ausgabe des Jazz Festivals auf internationalem Niveau. Am Jazz Festival steht die «Lausanne» ebenfalls im Einsatz und dient als fahrende Jazzbühne.*
Fröhliches Zuwinken den Rundfahrtengäste; ausser dem Dampfer Rhône kamen auch die „La Suisse“ und „Vevey“ als Kursschiffe vorbei.
Vier Tambouren als Stellvertreter der 26 000 Musikanten vor der „Rhône“.
Die Sonne war ein seltener Gast, meistens zeigte sie sich nach einem gehörigen Schauer.
Jubel über einen gelungenen Auftritt, vor der Kulisse der „Vevey“.
Der letzte Festivaltag war der erste Sommerfahrplantag der CGN, weshalb an Stelle des DS Rhône die „Lausanne“ die Rundfahrten anbot.
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Hinweise
*) An folgenden Daten spielen vier Formationen an Bord der „Lausanne“ auf: So 3.7., Sa 9.7. und So 10.7. Boarding 1500h, Abfahrt in Montreux 1530h, Ankunft 1835h, Preis 65.-
Quellen
Text und Bilder: H. Amstad.
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