Tanz der Luzerner Dampfschiffe: Eine Parade in herbstlichen Farben.
Auch der diesjährige „Tanz der Dampfschiffe“, der an den fünf Sonntagen während der Herbstfahrplan-Periode der SGV durchgeführt wurde, war ein tolles Erlebnis – obschon das Wetter im Schnitt weniger mitspielte als bei der ersten Ausgabe vor einem Jahr. Auch im 2016 zog diese einmalige „Show“ Hunderte von Leuten an, die aus Nah und Fern speziell zu diesem Anlass nach Luzern reisten. So auch der tschechische Schiffskenner František Vichta, der mit seiner Gemahlin Martina die Parade mit einem Zentralschweizer Aufenthalt verband. Interessant finde ich, wie ein ausländischer Gast die Szenerie erlebt, die für uns fast schon etwas wie Routine ist. Hier sein Bericht:
„Die Raddampferflotte auf dem Vierwaldstättersee ist nicht die grösste und auch nicht die älteste der Welt. Die fünf Luzerner Dampfschiffe stammen aus der Zeit der „Belle Epoque“ (1901 – 1927). Ähnlich wie an Bord der völlig anderen, unvergleichbaren Dresdner Dampfer macht es mir jedoch immer Freude, an Bord der Luzerner Dampfer verweilen zu dürfen, egal in welcher Jahreszeit und unter welchen Temperaturverhältnissen. Für einen Dampferliebhaber aus Prag ist Luzern immer eine Reise wert; die Zentralschweiz mit seinen Voralpen ist eine gänzlich andere Welt als das liebevolle Mittelböhmen, meine Heimat. Insbesondere dann, wenn noch ein spezielles Programm für Dampferfreude, nämlich der ‚Tanz der Dampfschiffe’, im Angebot steht, ist das für einen Dampferliebhaber so etwas wie eine Pflicht, seinen Pfad nach Luzern einzuschlagen.
Ich war am und auf dem Vierwaldstättersee schon oft, und die Landschaft und das Wetter hat mir schon vieles Unterschiedliches geboten. Ich stimme nicht zu, wenn die Touristen oft über eine angeblich „wunderschöne Kulisse“ der Vierwaldstättersee-Gegend sprechen. Nein – die Wiesen, Hügel und Berge der Voralpen sind etwas anderes als bloss Theaterkulissen. Das ist lebendige Umgebung, dieser – für Fremde wie auch für Einheimische – wirklich einmalige Alpensee. Sei es ein lieblicher, ruhiger Morgen, wann man mit DS Uri um 9.12 Uhr nach Flüelen über den stillen See unter milden Sonnenstrahlen gleiten kann oder sei es an einem melancholischen, herbstlichen Vorabend im dunklen Urnersee mit beleuchteten Bergspitzen der Urner Alpen, dieses mal an Bord der „Rigi“, perfekt und schon unwiederholbar, sei es eine Fahrt in einem dramatischen Sturm. Ja, ein Alpensee hat vieles zu bieten.
Das Wetter kann immer wieder überraschen, am heutigen ‚Tanz der Dampfschiffe’ anfänglich mit Nieselregen, der die scharfen Konturen der Landschaft abschwächt und dafür die Silhouetten der Dampfschiffe in einer besonderen Schärfe ins Licht rückt. Also bei Weitem kein schlechtes Wetter! Trotz diesem laut allgemeiner Meinung „schlechten“ Dampfschiffwetter waren auf jeden Fall alle fünf Dampfschiffe, die am ‚Tanz der Dampfschiffe’ teilnahmen, gut besetzt. Um 14.45 Uhr waren – genau nach Plan – alle drei zu Beginn vorbereiteten Dampfschiffe Unterwalden, Gallia und Schiller an den Brücken des Luzerner Bahnhofsquais zur Ausfahrt bereit. Wir wollten ursprünglich die „Gallia“ besteigen, aber dann haben wir uns kurzerhand für die weniger frequentierte „Schiller“ entscheiden. Es war eine gute Wahl. Ich liebe stets jenen Moment, wenn ich das Deck eines Luzerner Dampfschiffes besteige und es kommt mir der Duft von Dampf und Schmieröl entgegen, wie ein Hauch der lang vergangenen Schifffahrt-Epoche. Die wunderschönen Salons der Luzerner Dampfer und einsichtbaren Dampfmaschinen, die sich in der ursprünglichen Form präsentieren, verstärken mir diesen einmaligen Eindruck.
Als „Apéritif“ dient für alle Dampfschiffliebhaber das Ausfahren der drei Dampfschiffe aus dem Luzerner Hafen. Die drei Dampfschiffe verliessen rückwärtsfahrend ihren Heimathafen in demselben Augenblick synchron, weltweit etwas Einmaliges. Dann setzten die drei Dampfer Unterwalden, Gallia und Schiller ihre Fahrt im Richtung Kreuztrichter fort, wo sich alle vier Arme des Sees verbinden: Küssnachtersee, im Hintergrund der Alpnachersee, die Luzerner Bucht und der längste Arm des Sees in Richtung Vitznau.
Es gab dann praktisch keine Zeit, die Fahrt ruhig zu geniessen – dies war der einzige Nachteil der Fahrt! Immer passierte etwas: zuerst vor allem mit dem Dampfschiff Gallia, das einmal von hinten und dann von vorne durch die ‚Gasse’ fährt, dann auch mit der „Unterwalden“. Bald stiess auch DS Uri mit der für mich vielleicht schönsten Silhouette der Flotte zu uns. Sie nahm nach dem Morgenkurs 9 – 22 als Entlastungsschiff von Kurs 24 an der Parade teil. Als fünftes Dampfschiff ist die ‚Stadt Luzern’ auf der regelmässigen Linie aus Flüelen kommend zwischen den Nasen von Vitznau und dem Bürgenstock erscheinen. Zwischen Weggis und Vitznau kam dann der Höhepunkt der Parade, analog wie bei der vor Jahen beliebten „Dampfer-Sinfonie“: Wir fuhren mit DS Schiller, begleitet mit einem langen Pfiff, zwischen den Dampfschiffen Stadt Luzern und Gallia durch.
Bei der Rückfahrt waren die Dampfschiffe sogar mit Sonnenstrahlen beleuchtet, wobei die Rigi, die Niederbauen-Schwalmis-Kette und der Bürgenstock verdunkelt in sattgrauen Tönen blieben. Gegen 17 Uhr waren wir alle wieder in Luzern. Die ‚Stadt Luzern’ und die ‚Uri’ eilten zum Landungssteg beim KKL zu, um die Zuganschlüsse zu erreichen*. Das hatte jedoch zur Folge, dass diese zwei Dampfer den letzten Höhepunkt nicht mitmachen konnten. Denn die anderen drei Dampfschiffe machten noch eine Dreier-Parade bis vor die Seebrücke in Luzern, wo sie sich bei allen Fahrgästen mit einer kleinen Formation vor dem Panorama der Leuchtenstadt an der Reuss verabschieden. Summiert und unterzeichnet: eine gelungene Sache, für jedermann nur zu empfehlen. Auf Wiedersehen in Luzern!“
Bild 1 – Beschreibung siehe nebenstehend unter «Hinweise»!
Bild 2 – Beschreibung siehe nebenstehend unter «Hinweise»!
Bild 3 – Beschreibung siehe nebenstehend unter «Hinweise»!
Bild 4 – Beschreibung siehe nebenstehend unter «Hinweise»!
Bild 5 – Beschreibung siehe nebenstehend unter «Hinweise»!
Bild 6 – Beschreibung siehe nebenstehend unter «Hinweise»!
Bild 7 – Beschreibung siehe nebenstehend unter «Hinweise»!
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Hinweise
Die Bilder stammen von drei verschieden Sonntagen der Tanz-Ausgabe 2016. Dadurch können alle fünf Dampfer auch von aussen gezeigt werden. Wie man hier schön sieht: der Herbst bietet für mich stets spannende Momente, interessantes Licht und ungewöhnliche Stimmungen. Bilder 1, 2 und im Text vom 16. Oktober 2016 an Bord der „Gallia“: Eindrucksvoller Start mit einem dreifachen Pfiff der „Gallia“ und „Schiller“ (sowie der „Unterwalden“, nicht im Bild). Nebelspiel im Kreuztrichter, wo die sehr schönen Umrisse der Klassiker Unterwalden und Schiller hervorragend zur Geltung kommen. Die Panoramaaufnahme zeigt die „Schiller“ im Sonnenschein und die „Unterwalden“ im Nebel (keine Fotomontage und keine Fotoshop-Bearbeitung).
Bilder 3 und 4 vom 2. Oktober 2016 an Bord der „Schiller“: Zu Beginn begleitet uns noch Regen, links im Bild die „Gallia“, rechts die „Unterwalden“. Gegen Luzern zufahrend bestrahlt die Abendsonne die „Uri“ und „Gallia“ wie auf einer beleuchteten Bühne.
Bilder 5 bis 7 an Bord der „Unterwalden“ vom 23. Oktober 2016: Der Saisonschluss des Herbstfahrplanes wurde gehörig verregnet, doch auch aus dem gemütlichen „Unterwalden“-Salon lässt sich der Tanz der Dampfschiffe geniessen, vorne DS Schiller, hinten DS Gallia. Fast wie bei einem Feuerwerk: immer wieder überraschen die Kapitäne mit ihren wechselnden Formationen die Fahrgäste aufs Neue. Fahrt nach Luzern, ein letztes langes Pfeiffkonzert und schon wieder heisst es für rund ein halbes Jahr Abschied nehmen von den meisten der fünf Vierwaldstättersee-Raddampfer.
Nachbemerkung von F. Vichta: „Auch wenn das für einen Schweizer die Normalität bedeutet, das ist eine ganz einmalige Sache, wie die Schweizer Dampfschiffe vor allem in Thun, Interlaken, Brienz, Luzern, Brunnen und Flüelen mit ihrem Fahrplan auf Anschlüsse optimiert sind. Damit sind auch die Schiffe einen integralen Teil des öffentlichen Verkehrs. Das ist sehr bemerkenswert und Spitze.“
Quellen
Text: Fr. Vichta,
Redaktion und Bilder H. Amstad.
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