Aufatmen in Dresden: Schweizer Firma von Robert Straubhaar rettet die grösste Dampferflotte der Welt
Schiffseigner, Reedereien, Reiseveranstalter und Behörden in der Flusskreuzfahrt und der Binnenschifffahrt kennen seinen Namen durch vielfältige und modulare Dienstleistungen von der River Advice her. Die Zentralschweizer haben gute Erinnerungen an ihn als ehemaliger CEO des KKL in Luzern und die Rheinländer kennen ihn von seinem Engagement, als er 2016 die traditionsreiche KD (Köln-Düsseldorfer Schifffahrtsgesellschaft) mit ihren 13 Schiffen übernommen hat. Auf den weltweiten «Radar» aller Dampferfreunde hat ihn in diesem August die Meldung gebracht, dass sein Unternehmen UNITED RIVERS AG (Muttergesellschaft von River Advice) die Sächsische Dampfschifffahrt aus der Insolvenz führt und er damit seit dem 1. September 2020 das Ruder der SDS übernimmt. Sein Name: Robert Straubhaar, in Oberschwanden bei Brienz aufgewachsen, heute in Muttenz wohnhaft und von Basel aus operierend, vom Rheinmatrosen zum inzwischen mächtigsten Mann in der internationalen Binnenschifffahrts-Szene herangewachsen. Wer ist Robert Straubhaar? Ist er die Schweizer Ausgabe von Aristoteles Onassis? Oder ein Romantiker mit einer Tellerwäscher-Karriere? Wer mit ihm zu tun hat weiss schnell: weder noch.
Sein Charisma verbindet sich mit Tugenden und Werten, die er von seiner Mutter vorgelebt und gelernt hat: «Höflichkeit, Anstand, Neugier». Der Vater war Brienzer Holzschnitzer und Bildhauer. «Wir mussten im Winter täglich ein Schiitli Holz in die Schule mitbringen, damit die Lehrerin den Ofen im Schulzimmer einheizen konnte». Dieses Bild hat Robert Straubhaar nachhaltig vor Augen und erklärt einen Teil seines Lebensskripts, dorthin zu gelangen, wo er heute steht. Die Oberstufe in Brienz erlebt er mehr schlecht als recht: «Musik, Turnen, Mathematik, das interessierte mich, der Rest demotivierten mich böse Lehrer.» Heute kommuniziert er trotzdem in fünf Sprachen. Forstwart sollte er lernen. «Zum Glück ging ich zum Berufsberater, der mir mit einer Art Kärtchen-Spiel den Horizont möglicher anderer Berufe eröffnete.» Bei der Karte «Rheinschiffer» blieb er hängen. «Das Fernweh packte mich und es war stärker als die wohlbehütete Umgebung von Brienz.» Sein Mut für neue Wege begleitet Straubhaar bis heute.
Nach der Schnupperlehre ist der Entscheid gefallen. Auf der «Leventina» beginnt er 1977 die Schifffahrtsschule zum Rheinschiffer, hin bis zum Kapitänspatent (1984). «Ich bin neugierig und Lernen ist für mich spannend und lustvoll». Auf solchen Lernstationen war er unter anderem in Rotterdam (Seaport Manager), Nizza (Sprachen), Basel (Forward Education), St. Gallen (HSG), Boston (Tour Operator-Training), Aarau (Gastronomie Zertifikat) und Miami (Ship Management) unterwegs. Mit «Ich gehe aufmerksam durch die Gegend» meint Robert Straubhaar auch die Achtsamkeit, die er sich und dem Leben zumutet und grosse Bedeutung beimisst.
Ich wollte ein spannendes Leben
Am 3. Juni 2020 ging die Sächsische Dampferflotte Konkurs. Die letzten zwei Jahre mit Niedrigwasser und der Corona-Shutdown im 2020 brachen dem schon seit Jahren kriselnden Schifffahrtsunternehmen «das Genick». Die Banken gaben keine weiteren Kredite mehr. Der Freistaat Sachsen, also die öffentliche Hand, hatte bislang einen Aktienanteil von 51 % und damit eigentlich das «Sagen». Dessen Engagement wirkte in der Vergangenheit eher «bescheiden» und beschränkte sich immerhin in der schwierigen Insolvenz-Phase darauf, die Löhne der Mitarbeitenden bis Ende Saison zu zahlen und damit die Saison 2020 der weltweit grössten und ältesten Dampferflotte zu retten.
Heute weiss man, dass Sachsen trotz der Aktienmehrheit vertraglich die Hände gebunden war: CEO Karin Hildebrand besass vertraglich eine Sperrminorität1 und damit faktisch ein Vetorecht. Warum? Nach der Wende kaufte die Münchner Conti-Finanzierungsgesellschaft 1992 die damalige Weisse Flotte Dresden von der Treuhand. Klaus Hildebrand, der Ehemann von Karin, war hier treibende Kraft (und mit 25 % Kapitalanteil der grösste Einzel-Kommanditist). Er selber leitete von München aus die SDS, ab 1996 zusammen mit Michael Lohnherr, der vor Ort anwesend war. Nach dem Tod von Klaus Hildebrand 2010 gingen die Anteile an Karin Hildebrand über – ab 2015 macht sie sich selber zum CEO. Die übrigen 498 Teilhaber2 (Kommanditisten mit 18,3 Millionen Euro und 49 %) machten seither – auch öffentlich – nie einen Hehl daraus, diese Vorgehensweise zu verurteilen.3
In solch schwierigen Situationen erhofft man sich einen rettenden Engel herbei. Der konnte aber erst in Dresden «einfliegen», nachdem ein radikaler Schnitt passiert ist: der Konkurs. Nach einer Insolvenz werden automatisch alle Verträge gelöscht. So kann – mindestens was die komplexen Besitzverhältnisse betrifft – UNITED RIVERS mit einem weissen Papier beginnen. Wenn Robert Straubhaar beruflich etwas Neues anpackt, dann will er eine von zwei Fragen mit «ja» beantworten: «Braucht das jemand? Oder: Kann ich damit ein Problem lösen?» Im Falle der SDS war die Art der Frage und die Antwort eindeutig. Im Juni 2020 vernimmt UNITED RIVERS das erste Mal von den Problemen, im Juli führt Straubhaar in Sachsen erste Gespräche, im August gründet er in Dresden zwei Firmen und am 3. September wird die SDS übernommen. Robert Straubhaar weiss, worauf es ankommt: «Mut, ein klares Konzept und Geschwindigkeit,» lautet sein Credo.
Was sind die Treber für den sechsfachen Familienvater, solch verrückte Dinge zu tun? Was steckt hinter der Aussage «Ich liebe Herausforderungen»? Seine Antwort: «Zum einen wollte ich schon immer ein spannendes Leben führen.» Das andere Motiv lässt sich nicht in einem Satz beschreiben, obwohl Robert Straubhaar sonst solche Reduktionen gerne mag («Gute Konzepte haben auf einer Seite Platz.»). Sein Streben nach Erfolg und finanzieller Unabhängigkeit hat etwas zu tun mit erlebten existenziellen Fragen, die er stets als Herausforderung empfand und nicht als Bedrohung, wie er glaubhaft darlegt. Das Bild mit den «Holzschittli» kommt mir in den Sinn. «Ich erschrak, als ich im Leben zum ersten Mal merkte, wie wichtig doch Geld ist.». Nach seiner Scheidung stand er (für kurze Zeit) 1998 vor dem materiellen Nichts. «Diese Herausforderung hat mich schon zünftig angetrieben», sagt er mit einem dankbaren Strahlen in den Augen.
Erfinder der White-Label Services in der Binnenschifffahrt
Seine zielstrebigen Erfolge führen seit der ersten verantwortungsvollen Stelle als Betriebsleiter bei der SRN (Schweizerische Reederei & Neptun AG) über verschiedene Reedereien zur eigenen Firma UR (UNITED RIVERS). Dabei spielt für ihn das Militär eine bedeutende Rolle – immer wieder nimmt er Bezug auf dieses für ihn lebensprägende Lernfeld. Im Grad Oberstleutnant (heute a.D.) war er sechs Jahre Kommandant der Pontonier-Stabskompagnie 25, nachher noch vier Jahre des Pontonier-Bataillons 25. Hier eignete er sich Führungs- und Strategiekompetenz an. Straubhaar war bei den Vorgesetzten mit seiner Zielstrebigkeit und Freude am schnellen Umsetzen nicht immer nur beliebt. «Umso mehr aber bei der Truppe», erinnert er sich gerne an diese Zeit. «Mit exakt dem gleichen positiven Teamgeist erreichen wir auch heute bei UNITED RIVERS und den Tochtergesellschaften im Team die anspruchsvollen Ziele,» ist Robert Straubhaar überzeugt.
Beruflich zog es ihn trotz interessanten «Ausflügen» zu Feldschlösschen oder zum KKL immer wieder zurück zum Wasser. Die Beispiele sind vielfältig und hier unvollständig aufgelistet. So hat er früh mit der KD zu tun, die ihre Flotte 1997 zur KD Triton AG nach Basel brachte und Straubhaar als CEO diese dann im Jahr 2000 in die Viking River Cruises überführen musste (und schliesslich damit seinen Job selber auflöste). Als Leiter des Start-up-Unternehmens Global River Cruise baute er im Auftrag der amerikanischen Uniword Group Los Angeles 2002/03 diese Reederei auf. Es folgte die Berufung als CEO der Grand Circle Cruise Line (Boston), von Basel aus 15 Flusskreuzfahrtschiffe zu betreiben. «Als es dann eines Tages hiess, der europäische Sitz werde jetzt von Basel nach Dubrovnik verlegt, war der Zeitpunkt gekommen, mich selbstständig zu machen. Meine zum zweiten Mal gegründete Familie dorthin zu verpflanzen kam nicht in Frage.»
2004 gründet er River Advice. «Der Name war Programm» und der Start harzig, wie er rückblickend feststellt. «Wir arbeiteten Tag und Nacht». Sein erster Kunde war Avalon Waterways aus Denver USA. «Die Lernkurve war aber enorm und innert kürzester Zeit entwickelt sich die Firma zum Kompetenzzentrum.» Einer der Schlüssel zum Erfolg ist das Prinzip des White-Label4, das River Advice als erste Firma in der Flusskreuzfahrt angeboten hat: «Da steht beispielsweise TUI drauf und drin ist UNITED RIVERS». Schiffsbau, Nautik, Technik, Gastronomie, Personal, Dienstleistungen werden von grossen Reiseanbietern (Tour-Operator) unter ihrem Namen angeboten, wie z.B. Nicko Cruises, Thurgau Travel, das Reisebüro Mittelthurgau, die britische Riviera, die Vantage de Luxe Travel aus Boston oder die US-Gruppe Globus-Cosmos, doch betrieben werden sie operativ durch UR.
Heute ist Robert Straubhaar CEO und VR-Präsident des Konzerns UR (UNITED RIVERS AG Basel), darunter mehrere Firmen mit rund 100 Flusskreuzfahrt-Schiffen5 im Management, 27 eigenen Fahrgastschiffen im Tagesausflugssektor (KD, SDS, OD) und weiteren 19 Fluss-Kreuzfahrtschiffen als Eigentümer unter dem Brand STARLING FLEET. UR erwirtschafte im 2019 mit ca. 3 000 Mitarbeitenden und 85 eigenen Schiffsanlegern einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro. Trotz Bemühen begreife ich die kommunizierte Struktur seines heutigen Konzerns UNITED RIVERS AG Basel nicht auf Anhieb. Doch im Leitbild lese ich die Firmenwerte «transparent, modular, kompetent, fair». Robert Straubhaar schwingt sich zum Flipchart und visualisiert die Struktur auf klare Weise (siehe Bild 5).6
Ich wollte Fakten schaffen
Zurück zum Thema SDS: Die sächsischen Insolvenzgremien haben drei Bewerber in die engere Auswahl genommen. Noch bevor der Entscheid fällt, ist Robert Straubhaar mit zwei ungewöhnlichen Vorgehensweisen an die Öffentlichkeit getreten. Zum einen sucht er aktiv die Kooperation mit der lokalen Dampferfreunde-Bewegung. Offensichtlich kennt er den Mechanismus (und die Macht) der Dampferbewegungen aus der Schweiz. Entsprechend zeigte sich der Vorstand und der Sprecher des Vereins «Weisse Flotte Dresden – Freunde der Sächsischen Dampfschifffahrt e.V.», Dirk Ebersbach, begeistert von den Absichten der Basler Firma. Emotion und Offenheit – sie sind speziell in der Schifffahrt ein wichtiger Faktor zum Gelingen grosser Projekte – waren damit schon mal auf der Seite des Schweizer Angebotes. Zum andern gründete Straubhaar in Dresden zwei Firmen: die «WEISSE FLOTTE SACHSEN GmbH» und die «Kulturerbe Dampfschiffe Dresden GmbH», auch dies vor dem «Zuschlag».
«Das war mein Commitment. Wir wollten Fakten schaffen. Halbherzig liegt mir nicht.» Die Firma «WEISSE FLOTTE SACHSEN GmbH» ist die Betreiberin (Reederei) der neuen SDS und ist besorgt, dass vom Schiffsbetrieb bis zum Rechnungswesen alles rund läuft. Dieser Firma gehören auch die zwei Dieselmotorschiffe August der Starke und Gräfin Cosel. Straubhaar schliesst nicht aus, die beiden Schiffe mittelfristig durch neue zu ersetzen wie dies sein Betrieb in Köln bei der KD in den letzten Jahren ebenfalls umgesetzt hat. Die Firma «Kulturerbe Dampfschiffe Dresden GmbH» ist eine Tochtergesellschaft der WEISSEN FLOTTE SACHSEN GmbH. Ihr gehören die neun Raddampfer. Straubhaar: «Ein Beirat mit Dampfervirus soll als ‘Wächterrat’ über die historische Flotte für stets fachgerechte Renovationen wachen und sollte jemals Geld knapp werden – als «Götti» agieren!»
Der grosse Wurf kommt im 2022
In Dresden stehen Herkules-Aufgaben an. Und: die Erwartungen sind allseitig hoch, insbesondere von der Öffentlichkeit und von den Tourismuspartnern. Der Fahrplan wurde in den letzten Jahren sukzessive abgebaut, die landschaftlich schönen Fahrten ins Weingebiet nach Seussliz im Corona-Sommer ganz gestrichen und die Perle «Sächsische Schweiz» nur noch sehr spärlich bedient. Eine eigentliche Negativ-Spirale setzte ein: weniger Angebote führten zur weiteren Reduktion der Frequenzen und somit zu verminderten Einnahmen, gepaart noch wie eingangs erwähnt mit zwei Niedrigwasser-Sommern. Zum andern ist der touristische Standortvorteil von Dresden augenfällig. Das «Elbflorenz» hat drei Mal mehr Übernachtungszahlen von Gästen als Luzern (wo bis 2 bis 3 Millionen Menschen pro Jahr ein Schiff besteigen gegenüber heute rund 500 000 in Dresden) und die Elbe ist in Dresden so prägnant und identitätsstiftend wie die Frauenkirche, die Semperoper und der Zwinger.
Der UNITED RIVERS-Vertrauter und GL-Mitglied Stefan Bloch, ein gebürtiger Sachse aus Kamenz, wird in einer 1. Phase vor Ort die SDS leiten. Weiter äussert sich Straubhaar zu den nächsten Schritten: «Im 2021 setzen wir drei Massnahmen um. 1. Wir bauen einen Stufenfahrplan, der sich dem Wasserstand der Elbe anpasst. Bei Normalpegel fahren wir einen im Vergleich zu 2020 bereits ausgebauten Fahrplan. Bei schlechtem Wasserstand bekommen die Rundfahrten ab Dresden und Pirna eine grössere Bedeutung und bei Niedrigwasser sind es Events und Anlässe vor Ort, die die Schiffe beleben sollen. 2. Der Breite und Tiefe des kulinarischen Angebots und dem Service werden wir deutlich mehr Raum geben als bisher. 3. Die Mitarbeitenden wollen wir viel mehr als bisher in die Planung einbeziehen, deren grosse Erfahrung muss unbedingt einfliessen. Wir wollen ausbauen und deutlich mehr Präsenz zeigen. Der grosse Wurf kommt aber erst im 2022. Dabei sind auch einzelne Fahrten nach Hamburg, Berlin und Prag durchaus ein Thema», lässt sich Straubhaar in die Karten blicken.
Robert Straubhaar verblüfft die Dresdner. Zitat der Sächsischen Zeitung: «Trotz dem wirtschaftlichen Schwergewicht wirkt der 59-jährige bescheiden, wenn er aufsteht und auf Journalistenfragen antwortet. Sein Schweizer Akzent macht seine Worte freundlich, schafft Nähe und ist verbindlich.» Das Bild entstand im Konferenzraum der UNITED RIVERS an der Nauenstrasse in Basel, im Hintergrund ein Projekt eines Hotelschiffes auf dem Bodensee (Straubhaar: «Das Ende der Bodanwerft war auch vorerst das Ende dieses Projektes»).
Die Freude ist auch bei den Mannschaften der SDS spürbar über die Wahl des Schweizer Zuschlages; spontan hiessten sie inoffiziell die rot-weise Flagge auf den Schiffen, hier an Bord der «Stadt Wehlen».
Das Terrassenufer in Dresden, heute noch leider durch starken Autoverkehr beeinträchtigt, hat das Potential zum touristischen Weltklasse-Hotspot.
Erste Flottenparade für Robert Straubhaar: am 3. Oktober 2020 holte die SDS die wegen Corona verschonene Parade vom 1. Mai nach.
Robert Straubhaar stellt sich mit Offenheit und Dialogbereitschaft gegen das Risiko der Intransparenz, die durch die Vielzahl seiner Firmen und durch das Geschäftsmodell der White-Labels entstehen kann. «Die Globalisierung ist auch in der Binnenschifffahrt angekommen.»
Eines seiner 27 Fahrgastschiffe: MS Moselprinz in Cochem gehört zur KD und fuhr bis 2018 als «Lällekönig» bei der Basler Personenschifffahrt. Robert Straubhaar war zwischen 2003 und 2012 VR-Präsident der BPG.
Faszination Flussfahrten: über 100 Schiffe wie die «Excellence Queen» oder «Thurgau Prestige» (Vordergrund) fahren unter dem Management der United Rivers (Main 22. Juli 2020).
Hinter dem Erlebnis Schifffahrt steckt ein grosses Knowhow von UNITED RIVERS, Straubhaar und seinem Team (an Bord MS Excellence Pearl auf der Mosel 7. Sept. 2020)
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Hinweise
1) Mit Sperrminorität bezeichnet man die Möglichkeit einer Minderheit, bei Abstimmungen einen bestimmten Beschluss zu verhindern.
2) Die meisten Kapitalgeber leben im süddeutschen Gebiet, weil die Firma Conti von München aus operiert. Bloss 14 Kommanditisten stammen aus dem Osten Deutschlands, wie die Sächsische Zeitung am 2.9.2020 zu berichten weiss. Die Höhe der Einlagen betrage zwischen 3 200 und 1,3 Millionen Euro. Laut der Zeitung werden sie ihr Geld nicht mehr sehen, ja es drohe lt. Paragraph 172 des Handelsgesetzbuches im schlimmsten Fall sogar eine Rückzahlungspflicht erhaltener Dividenden. «Insgesamt waren das rund 10 Millionen Euro. Das Geld floss sogar noch, als die Gesellschaft bereits 2010 erstmals bilanziell überschuldet war,» weiss die Zeitung zu berichten.
3) Mit der Übernahme der SDS wiederholt sich eine Geschichte aus dem Jahr 2016. Ein Blick zurück: 1993 übernimmt die Premicon-Finanzierungsgesellschaft (und Reederei) München unter Klaus Hildebrand die Köln-Düsseldorfer (KD). Viele Experimente führen das Unternehmen sukzessive in die Sackgasse: der Börsengang, die Auslagerung der Flotte nach Luxemburg, der Flaggenwechsel zu Malta, der unverständliche Umbau des letzten Rheindampfers Goethe in ein Dieselschiff, der Verkauf sämtlicher Flusskreuzfahrtschiffe (mit legendären Einheiten wie Helvetia, Deutschland, Britannia etc.) an die Viking usw. Nach dem Tod von Klaus Hildebrand 2010 übernimmt das Ruder der KD seine Ehefrau Karin. 2016 ist die KD faktisch am Ende und die damalige River Advice von Robert Straubhaar übernimmt. «Man kennt sich».
4) Der Begriffe White Label (engl. für «Weisses Etikett») bezeichnet Produkte, die nicht unter der eigenen Marke, sondern als (scheinbares) Produkt eines anderen Herstellers bzw. Händlers verkauft werden.
5) Quantitativ sind dies folgende Tagesausflugsschiffe (allesamt im Eigentum der UR): 14 KD, 11 SDS, 2 OD (Ocean-Diva mit Sitz in Düsseldorf im Fahrgebiet Rhein Deutschland, Holland und Belgien). Die UR betreut das Management folgender Kabinenschiffe: 15 Avalon, 10 Scenic, 8 Excellence, 8 Nicko. 6 Thurgau Travel, 6 Emerald, 5 Gate1 und diverse kleinere Anbieter. Zusätzlich kommen 19 eigene Schiffe von der STARLING FLEET dazu.
6) Die Konzernstruktur der UR hat drei Hauptstränge: 1. Tagesausflugsschiffe mit den drei Firmen SDS, KD und OD (zusammengefasst unter der RIFERO AG, Basel). 2. Services (Beratung, Reedereimanagement, Crewmanagement, Nautik, Technik, Schiffszertifikate, Routenplanung, Catering, Gastronomie und Hotelservice, Schiffsfinanzierung, Sicherheit, Havarie- und Versicherungsmanagement sowie Planung, Neubau- & Umbaubegleitung. Zusammengefasst unter der River Advice AG sind die Service-Firmen wie die River Nautical GmbH, River Technics GmbH, River Services GmbH, River Academy AG, River Catering GmbH, Avalon Europe AG, Königstein River Cruises GmbH, Josephine River Services GmbH und die Triton River GmbH. Straubhaar: «Die Aufgaben sind sehr individuell, entsprechend ist das Portfolio heterogen. Ein Ausbau der white label Services in Richtung Frachtschifffahrt steht kurz bevor; dieser 2. Zweig wird den Umsatz pulverisieren.» 3. Die STARLING FLEET. Darunter liegen insgesamt 20 ROI und Select Firmen, diese Schiffshalter-Firmen verchartern die Flusskreuzfahrtschiffe white label an Reiseveranstalter aus aller Welt. Alle drei genannten Hauptstränge sind unter dem Eigentum der Dachmarke UNITED RIVERS zusammengefasst.
7) Apropos Verträge: Es wurde mir aus Dresden die Information zugetragen, dass sich die Verhandlungen mit den Inhabern der Werft Laubegast als äusserst herausfordernd darstellt. Für die WEISSE FLOTTE SACHSEN ist die Werft sehr wichtig. Sie gehört seit drei Jahren der Immobilienunternehmung Richert & Co und will nun dem Verlauten nach ein gegenüber heute Siebenfaches (!) an Miete. Dabei muss man wissen, dass Richert & Co. mit dem Dresdner Sven Spielvogel einer der drei Bieter in der Schlussrunde war und sich als Einheimischer grosse Chancen ausmachte, die Flotte zu übernehmen. Nun könnte Sven Spielvogel als Spielverderber gegenüber Robert Straubhaar eine Retourkutsche fahren.
Impressum
Bild 4 UR Basel, Text und übrige Bilder H. Amstad
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