Seit 95 Jah­ren in der 3. Gene­ra­tion: Die Has­ler-Werft im Rotz­loch begann mit der Fähre Tellsprung

Die nebst der Shiptec in Luzern bedeu­tendste Schiffs­werft am Vier­wald­stätter­see fei­erte ein halb­run­des Jubi­läum: Aus Anlass von 95 Jahre Schiffs­bau im Rotz­loch, lud der Inha­ber, Geschäfts­füh­rer und Boots­bauer Tho­mas Has­ler ein, einen Blick hin­ter die Kulis­sen zu wer­fen. Sein Gross­va­ter Hein­rich Has­ler hatte im Jahre 1927 im Rotz­loch die ers­ten Schiffe gebaut. 1961 über­nahm Vater Wal­ter Has­ler den Betrieb und seit 1998 ist nun Tho­mas Has­ler zusam­men mit sei­ner Frau San­dra am Ruder. Wur­den frü­her aus­schliess­lich Holz­boote gebaut, änderte sich dies ab den 1950er-Jah­ren: Der Stahl­bau ver­drängte den klas­si­schen Holz­bau. Spä­ter kamen als Werk-Roh­stoffe Alu­mi­nium und Glas­fa­ser­ma­te­ria­lien hinzu. «Egal, ob aus Holz, Stahl oder Alu­mi­nium, ent­stan­den sind in unse­rer Werft stets Schiffe der beson­de­ren und indi­vi­du­el­len Art1», stellt Tho­mas Has­ler erfreut fest. Weit über 200 Schiffe sind im Rotz­loch in die­ser Zeit vom Sta­pel gelau­fen und schwim­men seit­her auf ver­schie­de­nen Schwei­zer Seen, einige davon sogar auf inter­na­tio­na­len Gewässern.

Dank der Auto­fähre Becken­ried – Gersau

Der Start der heu­ti­gen Has­ler-Werft ist der Auto­fähre Becken­ried – Ger­sau zu ver­dan­ken. Um dies ver­ständ­lich zu machen, bli­cken wir rund 100 Jahre zurück, als das Auto­mo­bil sei­nen Sie­ges­zug begann. Die Zeit war reif, den auf­kom­men­den Auto­ver­kehr auch mit See­über­que­run­gen attrak­tiv zu machen: Statt Dut­zende von Kilo­me­tern mit dem Auto um einen See zu fah­ren, könnte man doch, ana­log zu den bereits exis­tie­ren­den Eisen­bahn­fäh­ren auf dem Boden­see und zu Mee­res­in­seln, die fah­ren­den Vehi­kel auch hier­zu­lande ver­schif­fen und gleich­zei­tig den auto­mo­bi­len Aus­flüg­lern eine Attrak­tion bie­ten. Etwa zur glei­chen Zeit mach­ten sich Unter­neh­mer auf dem Comer­see, Lago Mag­giore, Boden­see (in Kon­stanz) und Vier­wald­stätter­see (spä­ter auch auf dem Zürich­see) daran, Kon­zes­sio­nen für sol­che spe­zi­el­len Last­schiffe zu erwer­ben und ent­spre­chende Schiffe bauen zu las­sen. Im nicht offi­zi­ell geführ­ten „Wett­lauf“, wer die erste Bin­nen­see-Fähre Euro­pas zum Fah­ren brächte, waren die Ita­lie­ner die Schnells­ten. Der 1922 nach dem Marsch auf Rom auf­kom­mende Faschis­mus in Ita­lien ermög­lichte offen­bar ein schlan­kes Bewilligungsverfahren.

Der Ken­ner der ober­ita­lie­ni­schen Seen, Mario Gavazzi, hat recher­chiert: «Auf dem Lago di Como, genauer gesagt im Cen­tro Lago, kam 1925 auf der Ver­bin­dung Bell­agio – Varenna – Caden­ab­bia die erste Auto­fähre namens Mus­so­lini in Betrieb, 1929 dann das zweite Fähr­schiff Tre­mez­zina.» Die erste euro­päi­sche Auto­fähre auf einem Bin­nen­ge­wäs­ser war noch kein Fähr­schiff im klas­si­schen Sinne, wie sie ab 1928 gebaut wur­den; viel­mehr war es ein schwim­men­des Ledi­schiff, ohne Auf­bau­ten, und das Manö­ver wurde vom Per­so­nal auf archai­sche Weise aus­ge­führt2.

Der Stans­st­ader Unter­neh­mer Alois Waser-Bucher beauf­tragte bereits 1927 Kas­par Burk­hardt3, Schiff­bauer aus Üri­kon bei Stäfa (Zürich­see), eine Auto­fähre zu bauen. Diese soll Becken­ried4 (Orts­teil «Bode») mit Ger­sau (Orts­treil Wehri) ver­bin­den, sodass für die Autos künf­tig der Umweg um den gan­zen Vier­wald­stätter­see weg­fällt. Zu die­sem Zweck mie­tete die Zür­cher «Schiff­ma­che­rei» Kas­par Burk­hardt im nid­wald­ne­ri­schen Rotz­loch, am rech­ten Ufer des Alpnach­er­sees, ein Stück Land, das der Schrei­ne­rei Gosso gehörte. Für das eid­ge­nös­si­sche Post- und Eisen­bahn­de­par­te­ment in Bern, das zustän­dig war für die Ertei­lung der Kon­zes­sion für eine fahr­plan­mäs­sige Schiff­fahrts­li­nie, war der Kon­zes­si­ons­an­trag einer Auto­fähre Neu­land und man traute der Sache nicht so recht, zumal sich die Luzer­ner DGV in der Ver­nehm­las­sung vehe­ment gegen die Eröff­nung einer sol­chen Fähr­ver­bin­dung aus­ge­spro­chen hatte.

Da Alois Waser aber die Fähre bereits bestellt und Burk­hardt des­halb den Miet­ver­trag im Rotz­loch abge­schlos­sen hatte, musste die „Schiff­ma­che­rei“ wegen feh­len­den Fahr­erlaub­nis­sen der zukünf­ti­gen Fähre umdis­po­nie­ren. Das «Zweig-Geschäft Rotz­loch» begann Vier­wald­stätter­see-Nauen zu über­ho­len, repa­rie­ren, ergän­zen und ver­bes­sern. Dazu gehör­ten zum Bei­spiel die «Win­kel­ried» (spä­ter Zuger­see), die «Föhn», die «Tit­lis», die «Bruno» und die «Helene». Aber auch Neu­bau­ten ver­lies­sen zu die­ser Zeit bereits die Werft am Alpnach­er­see: 1928 lief der Nauen Otto als ers­tes Schiff vom Sta­pel und fährt unter dem Namen «Bür­gen­stock» noch heute.

Fest in Familien-Hand

Auf­grund der Bestel­lung von Waser legte Burk­hardt mit dem Bau der Fähre 1928 auch ohne Bewil­li­gun­gen der neu­ar­ti­gen Trans­port­art «Autos auf Schiff» los, nach­dem im Sep­tem­ber im glei­chen Jahr auf dem Boden­see die zweite euro­päi­sche Auto­fähre zwi­schen den bei­den deut­schen Städ­ten Kon­stanz und Meers­burg eröff­net wurde5. Die Schale der Fähre ent­stand in der Werft von Burk­hardt in Üri­kon. Nach deren Fer­tig­stel­lung wurde sie in vier Tei­len über den Land­weg nach Luzern trans­por­tiert, dort wie­der zusam­men­ge­setzt und von einem Nauen ins Rotz­loch zu Vor­ar­bei­ter Hein­rich Has­ler gezo­gen. Dar­auf­hin erfolgte dort der Auf- und Aus­bau der Fähre.

Bis das eidg. Eisen­bahn­de­par­te­ment die Kon­zes­sion aus­stellte und die Fähre schliess­lich ihren Betrieb auf­neh­men konnte, stand sie einige Zeit betriebs­be­reit im Rotz­loch. Am 8. Juni 1930 konnte die­ser dop­pel­steu­er­bare Schiffs­typ als erste «Kraftwagenfähre» der Schweiz den Betrieb auf­neh­men6. Ursprüng­lich war geplant, dass Hein­rich Has­ler nach dem Bau der Auto­fähre zurück nach Üri­kon gehen würde. Der Bedarf an Reno­va­ti­ons­ar­bei­ten an Nauen war jedoch so gross, dass er im Rotz­loch sess­haft wurde7.

Wie Julia Has­ler, die Toch­ter von Tho­mas recher­chierte9, wurde die Werft­an­lage von 1927 bis 1932 noch von Kas­par Burk­hardt gemie­tet. «Nach dem Tod von Kas­par Burk­hardt hat mein Urgross­va­ter Hein­rich Has­ler den Miet­ver­trag über­nom­men.» Im glei­chen Jahr ist Hein­richs Sohn Wal­ter (Gross­va­ter von Julia) gebo­ren. Die­ser erlernte spä­ter bei sei­nem Vater Hein­rich das Boots­bau­hand­werk. Er hei­ra­tet 1964 Mar­tha Oder­matt. Tho­mas, das zweite von vier Kin­dern aus die­ser Ehe, wird spä­ter die Werft über­neh­men. Doch zurück zur 2. Gene­ra­tion von Wal­ter Has­ler10.

Neue Gene­ra­tion, neue Arbeitstechniken

Mit der neuen Gene­ra­tion hat sich die Arbeit geän­dert. Die Nauen wur­den neu aus Stahl gebaut. Viele der bestehen­den Last­schiffe wur­den umge­baut, ver­län­gert, erhöht und trag­fä­hi­ger gemacht. Auch Klin­ker­boote aus Holz und Ein­bäume aus Stahl wur­den häu­fig in Auf­trag gege­ben. Wäh­rend die­ser Zeit ver­zeich­nete die Werft die Blüte des Fahr­gast­schiff­baues: Von 1960 bis 1998 wur­den unter Wal­ter Has­lers Lei­tung 17 Fahr­gast­schiffe gebaut: Sechs davon für die Firma Charles Bucher, wovon fünf heute noch auf dem Vier­wald­stätter­see im Ein­satz ste­hen. Pio­nier­ar­beit, wie dazu­mal mit der «Tell­sprung», war 1961 der Bau des ers­ten Pas­sa­gier­schif­fes der Has­ler Boots­werft, der noch heute ver­keh­ren­den «Aurora»11.

Der Auf­trag­ge­ber für die­ses 50-Per­so­nen­schiff war Toni Zim­mer­mann12 aus Vitz­nau. Tho­mas Has­ler erin­nert sich: «Der Ver­trag wurde mit einer Kon­ven­tio­nal­strafe abge­schlos­sen, falls es zu spät abge­lie­fert würde. Um dies zu ver­mei­den, wurde Tag und Nacht gear­bei­tet.» Nach­dem die Schale fer­tig­ge­stellt war, wurde sie auf der Strasse nach Aar­burg zur Karos­se­rie-Firma CWA von Anton Frech trans­por­tiert, wel­cher den Auf­bau machte. Für den Innen­aus­bau kam das Schiff in die Has­ler-Boots­werft zurück. Die «Aurora» diente mass­ge­bend als Refe­renz­ob­jekt für die Has­ler Bootswerft.

Julia Has­ler: «Nach dem Tod von Land­eigen­tü­mer Gosso im Jahr 1962 kam es bei sei­ner Schrei­ne­rei zu einem finan­zi­el­len Eng­pass. Dar­auf­hin konnte Wal­ter Has­ler die zuvor gemie­tete Halle mit­samt der Lie­gen­schaft von Frau Gosso kau­fen. Kurz nach­dem der Kauf­ver­trag unter­schrie­ben war, stellte sich her­aus, dass auch die Firma Schnyder-Plüss gros­ses Inter­esse an die­sem Land hatte. Sie ver­such­ten noch mit allen Mit­teln, den Kauf rück­gän­gig zu machen. Wal­ter war jedoch ent­schlos­sen und schaffte es, trotz den Stei­nen, die ihm in den Weg gelegt wur­den, das nötige Geld zum Kauf des Lan­des zusam­men zu brin­gen. Es war mit einem Kauf­preis von 220 000 Fran­ken damals das teu­erste Land in Stansstad.»

Und noch­mals eine Autofähre

Da die Fre­quen­zen der «Tell­sprung» in den Jah­ren 1959 bis 1961 fast um das Dop­pelte stie­gen, beschloss der Eigen­tü­mer Otto Gan­der die revi­si­ons­be­dürf­tige «Tell­sprung» zu ver­grös­sern. Von 1963 bis 1964 wurde die Fähre erneut in die Has­ler Boots­werft gebracht, um dort in Zusam­men­ar­beit mit der Bodan-Werft die «Tell­sprung» II zu bauen. Tho­mas Has­ler: «Es kann schon fast von einem Neu­bau gespro­chen wer­den, da von der alten Fähre ledig­lich die bei­den End­sek­tio­nen ver­wen­det wurden.»

Da die Bodan-Werft gleich­zei­tig noch viele andere Auf­träge hatte, konnte sie nicht genü­gend wei­tere Fach­kräfte nach Rotz­loch in die Schweiz schi­cken. Um eine Ver­zö­ge­rung zu ver­hin­dern, wurde die neue Schale des­halb nach der Fer­tig­stel­lung zum Aus­bau an ein­hei­mi­sche Fir­men von Becken­ried über­ge­ben, sodass sie am 16. Mai 1964 wie­der in Betrieb genom­men wer­den konnte.

Die dritte Generation

Tho­mas Has­ler (1966 gebo­ren) ist bereits im Rotz­loch und mit dem Boots­bau auf­ge­wach­sen. Er machte in der Werft sei­nes Vaters die Lehre als Boots­bauer, wel­che er im Som­mer 1986 abschloss. Im Jahr 1990/91 bil­dete er sich am deut­schen Meis­ter­prü­fungs­lehr­gang in Ham­burg wei­ter. 1995 machte Tho­mas sein eidg. Diplom als Boots­bau­meis­ter. Wäh­rend 11 Jahre war er auch Experte bei den schweiz­wei­ten Abschluss­prü­fun­gen der Boots­bauer. Tho­mas hei­ra­tete 1998 San­dra Zumbühl; zusam­men haben sie die zwei Kin­der Timo (1999) und Julia (2001).

Wie­derum ver­schiebt sich der Markt: Wäh­rend der Bau von Nauen weg­fällt13, boomt der pri­vate Bedarf an Boo­ten, deren Unter­halt und Repa­ra­tu­ren. Die öffent­li­che Hand bestellt Feu­er­lösch- und Ret­tungs­boote. Tho­mas: «Über die Jahre wur­den immer mehr Boots­hä­fen gebaut und die Anzahl der Yach­ten, Seg­ler und Motor­boote nahm mit zuneh­men­dem Kon­junk­tur­auf­schwung und immensen Bau­tä­tig­kei­ten zu. Pri­vat­per­so­nen gehö­ren neu zu einem gros­sen Teil zu unse­rer Kund­schaft.» In den Auf­trags­bü­chern fin­det man die ganze Palette an schwim­men­den Objek­ten: Jassli, Klin­ker­boote, Ein­bäume, Pri­va­t­yach­ten, Fischer­boote, Arbeits­boote, Weid­linge, zwei Dampf­boot, vier Segel­yacht, und zwei Seil­fähre sind auf der Liste. Has­ler: «Die Viel­sei­tig­keit am Beruf ist in der Werft auch mit dem Ein­zug der Elek­tro­nik enorm inter­es­sant und her­aus­for­dernd.» Fünf Ange­stellte inkl. einem Ler­nen­den­den plus San­dra und Tho­mas Has­ler, die beide zu 100 % kräf­tig Hand anle­gen, packen die Her­aus­for­de­rung an14,15.

MS Boreas von der Charles Bucher See­fahr­ten AG steht auf der Slip­an­lage der Has­ler-Werft bereit für eine Schalenrevision.

Tho­mas Has­ler führt zusam­men mit sei­ner Frau San­dra das Boots­bau­un­ter­neh­men in der drit­ten Gene­ra­tion. Im Hin­ter­grund ein paar «Müs­ter­chen» sei­nes und Wal­ter Has­lers Schaffens.

Blick in die Kon­struk­ti­ons­halle, wo rechts die zwei Has­ler Res­cue 6.0 der Schwei­zer Armee zu sehen sind.

Das erste Pas­sa­gier­schiff ent­stand 1961 beim Boots­bauer Wal­ter Has­ler: die «Aurora» für den Boots­be­trieb Toni Zim­mer­mann in Vitznau.

Nauen waren für die Has­ler-Boots­bauer ein wich­ti­ger Geschäfts­zweig: die «Nid­wal­den» vor der 1978 neu erbau­ten Werfthalle.

Ein wei­te­res Bei­spiel unter den 17 im Rotz­loch ent­stan­de­nen Fahr­gast­schif­fen: MS Horge wurde im Jahr 1990 nach den Ideen sei­nes ers­ten Eigen­tü­mers Turi Fischer erbaut.

Die legen­däre «Orlanda» von Mar­tin Jan­ser stand auf dem Walen­see von 1950 (Bau­jahr) bis 1983 im Quer­ver­kehr zwi­schen Murg und Quin­ten im Ein­satz. Nach 2001 ver­rot­tete das Schiff, bis die Enke­lin Bet­tina Jan­ser das Schiff im Rotz­loch 2009/10 total erneu­ern liess16. Tho­mas Has­ler hatte eine beson­dere Freude an die­sem Schiff: «Schliess­lich war es nach 14 Jah­ren wie­der ein­mal so weit, aus­schliess­lich mit Holz zu bauen.»

Poli­zei­boot Has­ler Res­cue 5.3 der KAPO Aar­gau aus dem Hause Has­ler. Schnit­tig unterwegs

Bil­der im Text­teil: Erste Auto­fähre auf einem Bin­nen­ge­wäs­ser in Europa: AF Mus­so­lini auf dem Comer­see, bereits ab 1925 im Ein­satz. / Inse­rat von Jakob Burk­hardt, wo er das «Zweig-geschäft Rotz­loch» erwähnt. / Einer der zahl­rei­chen Nauen, die im Rotz­loch über­holt, erneu­ert oder gar neu gebaut wur­den; auf dem Bild die «Nid­wal­den» der Waser AG Stans­stad, wel­che 2015 in Kehr­si­ten abge­bro­chen wor­den ist17.

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Hin­weise

1) Tho­mas Has­ler ergänzt: «Sie alle sind bis auf wenige Aus­nah­men Ein­zel­an­fer­ti­gun­gen. Eine Aus­nahme betrifft die Lie­fe­rung von zehn typen­glei­chen Ret­tungs­boo­ten für die Schwei­zer Armee.»

2) Zum Fähr­be­trieb auf dem andern ober­ita­lie­ni­schen See, dem Lago Mag­giore, ergänzt Mario Gavazzi: «Die­ser 1929 auf­ge­nom­mene und bis heute exis­tie­rende Fähr­be­trieb ver­bin­det die Ort­schaf­ten Intra und Laveno. Die erste Fähre San Cris­to­foro I wurde 1933 durch die «San Cris­to­foro» II abge­löst, weil das erste Fähr­schiff zu klein war.»

3) Die bekann­tes­ten Werke des Schiff­bau­ers Jakob Burk­hardt waren nebst der «Tell­sprung», die «Hei­mat» für den Grei­fen­see, ein Schiff für die NOK auf dem Klön­ta­ler­see, die Nauen Otto (Vier­wald­stätter­see) und Thun (Kan­der­kies AG) sowie die Schiff­li­bach-Schiffli für die Lan­des­aus­stel­lung 1939 in Zürich.

4) Becken­ried hatte um die Jahr­hun­dert­wende des 19. zum 20. Jahr­hun­dert eine Blü­te­zeit. 1897 wurde das Gemeinde-Elek­tri­zi­täts­werk rea­li­siert mit einem Was­ser­kraft­werk, das zu den ers­ten der Schweiz zählte. So konn­ten nach Mon­treux (der erste Ort mit elek­tri­scher Beleuch­tung) nun auch hier die «Frem­den» (Kur­gäste) nachts bei Licht fla­nie­ren. 1930 dann kam lan­des­weit die erste Auto­fähre in Betrieb und 1933 folgte die Erstel­lung der Kle­wen­alp­bahn, was als Pio­nier­tat im Gemein­de­ge­sche­hen bezeich­net wer­den darf, zumal es damals erst in Engel­berg eine in der Schweiz funk­tio­nie­rende Schwe­be­bahn gab. Die Dich­te­rin Isa­belle Kai­ser beschrieb damals Becken­ried als «schöns­tes Dorf am schöns­ten See». Tempi passati…

5) Die erste Kon­stan­zer Boden­see-Auto­fähre ist (wie übri­gens auch die erste Fried­richs­ha­fe­ner Auto­fähre Schus­sen) der Nach­welt erhal­ten geblie­ben. 1928 von der Bodan-Werft erbaut, hiess die «Kon­stanz» ab 1930 «Meers­burg», ab 1963 «Lukas» und seit ihrer Restau­rie­rung 2011 wie­der «Kon­stanz». Das fah­rende Denk­mal dient heute in den Som­mer­mo­na­ten an der Aus­sen­mole des Kon­stan­zer Hafens als Restau­rant­schiff, ist aber auch als Char­ter­schiff unterwegs.

6) Julia Has­ler, die Toch­ter von Tho­mas, befasste sich in ihrer Mas­ter­ar­beit an der Hoch­schule der Künste in Luzern 2020 mit einer (nicht ver­öf­fent­lich­ten) Publi­ka­tion der Geschichte der Has­ler-Werft im Rotz­loch. Sie schreibt zur Auto­fähre: «Sie kann mit jeder Fahrt, die jeweils 25 Minu­ten dau­ert, 20 Auto­mo­bile über den Vier­wald­stätter­see brin­gen. Täg­lich wer­den von mor­gens 7 Uhr an bis abends 8 Uhr in jeder Rich­tung 8 Fahr­ten aus­ge­führt. Aus­ser­dem bürgt die aus­ser­or­dent­lich solide Bau­aus­füh­rung des Schif­fes mit acht was­ser­dich­ten Schott­wän­den für grösste Sicherheit.»

7) Einer Schrift der Rit­ter­haus-Ver­ei­ni­gung Üri­kon-Stäfa8 ist zu ent­neh­men, dass der damals knapp 40-jäh­rige Burk­hardt erkrankte und seine «Depen­dance» im Rotz­loch 1927 an sei­nen Vor­ar­bei­ter Heiri (Hein­rich Emil) Has­ler über­gab. Heiri Has­ler hatte bei Burk­hardt bereits seine Lehre als Boots­bauer absolviert.

10) Julia Has­ler: «Nach eini­gen Jah­ren Arbeit im väter­li­chen Betrieb konnte Walti 28-jäh­rig 1960 die Has­ler-Boots­werft von sei­nem Vater Hein­rich über­neh­men. Mit ihm kam die Zeit der Pas­sa­gier­schiffe und Pri­vat­kun­den. Nach 30 Jah­ren Berufs­er­fah­rung bekam Wal­ter vom Schwei­zer Boots­bau­er­ver­band den Meis­ter­ti­tel. Seit die­sem Zeit­punkt bil­det die Has­ler-Boots­werft immer wie­der Lehr­linge aus.» Einer davon war Andreas Wer­ner, der heu­tige Spe­zia­list für Dampf­kes­sel- und Dampfmaschinen-Revisionen.

13) Der letzte Nauen wurde 1972 fer­tig­ge­stellt: jener von Edy Murer aus Becken­ried mit einer Bau­zeit von sechs Mona­ten. Damals wurde er «Bodä Edy» getauft, heute fährt er unter dem Namen Kehr­si­ten. Viele Nauen, die anfangs der 90er Jahre gebaut wur­den, ver­rich­ten auch heute noch ihre Arbeit, sodass das Bedürf­nis nach neuen Nauen zur­zeit nicht vor­han­den ist.

14) Tho­mas Has­ler umschreibt die unmit­tel­bare Zukunft sei­ner Werft so: «Ich habe noch viel Taten­drang und viele Ideen und möchte noch viele Schiffe bauen. Seit bald 10 Jah­ren zeichne ich auf 3D-CAD. Da ich selbst zeichne, kön­nen die Ideen direkt in die Pro­jekte ein­flies­sen. Die bes­ten Detail­lö­sun­gen ent­ste­hen jeweils beim Zeich­nen. Die Liebe zum Detail, die guten Lösun­gen und vor allem die Lang­le­big­keit unse­rer Boote und Schiffe spre­chen für sich. Wir haben immer Schiffe nach Kun­den­wunsch gebaut. In die­sem Bereich sind wir sehr gut positioniert.

Unsere Auf­trags­bü­cher für Neu­bau­ten sind gut gefüllt. Dank unse­rer Slip­an­lage für Schiffe bis 70 t und unse­rer Kran­an­lage bis 5 t haben wir ein brei­tes Spek­trum an Kun­den. Der Neu­bau macht bei uns ca. 30 bis 70% des Jah­res­um­sat­zes aus. Neben dem Neu­bau machen wir selbst­ver­ständ­lich auch alle Unter­halts- und Repa­ra­tur­ar­bei­ten an Pri­va­t­yach­ten, Fischer- und Sportbooten.»

15) Im Port­fo­lio der Has­ler Boots­bau AG sind über 200 Boote auf­ge­lis­tet: 1 Auto­fähre, 1 Auto­fähreum­bau, 2 Seil­fäh­ren, 1 Pro­to­typ des Tag­flü­gel­boo­tes Rinnspeed/​Esor Zumikon, 4 Segel­yach­ten, 17 Nauen, 46 Berufs­fi­scher­boote, 20 Arbeits­boote (davon 4 See­r­ei­ni­gungs­boote), 2 Dampf­boote, 29 Pri­vat­boote (davon 16 Fischer­boote), 20 Fahr­gast­schiffe, 34 Alu­boote (davon 23 Ret­tungs­boote mit Bugklappe)

Quel­len

7) Zur Geschichte der Schiffs­werft Burk­hardt Link

9) Julia Has­ler, Kein Sta­pel­lauf an einem Frei­tag, Has­ler-Boots­werft seit 1927, Rotz­loch 2020 (Ein­zel­ex­em­plar)

16) Recher­chen von Guido Städler

17) Recher­chen von Rolf Gwerder

Wei­ter im Text

11) Im (B)Logbucheintrag «Rei­se­be­richt: Doku­men­tar­film zeigt den Vier­wald­stätter­see als Geburts­ort der zivi­len Trag­flü­gel­boote» ist auch die «Aurora» erwähnt (Link).

12) Über das Leben von Toni Zim­mer­mann ist ein zwei­tei­li­ger (B)Logbuch-Eintrag ent­stan­den (Link1), (Link2)

Lebens­da­ten

Hein­rich (Heiri) Has­ler, 1892 – 1970, Lei­ter Werft 1927 – 1959

Wal­ter Has­ler, 1932 – 2000, Lei­ter Werft 1960 – 1997

Tho­mas Has­ler, 1966, Lei­ter Has­ler-Werft seit 1998

Impres­sum

Text H. Amstad

Bil­der 1 – 3 H. Amstad, 4, 6 – 8 Archiv Th. Has­ler, Bild 5 Samm­lung R. Gwerder

Bil­der im Text­teil 1 aus Fran­cesco Ogliari «La Navi­ga­zione sui Laghi Ita­liana – Lago di Como», Bil­der 2 und 3 Archiv Th. Hasler

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