Rei­se­be­richt: Doku­men­tar­film zeigt den Vier­wald­stätter­see als Geburts­ort der zivi­len Tragflügelboote

Der Vier­wald­stätter­see bil­det eine wich­tige Schlüs­sel­stelle in der welt­wei­ten Ent­wick­lung von Trag­flü­gel­boo­ten für den Per­so­nen­ver­kehr. Dazu gibt es einen aktu­el­len Doku­men­tar­film, den die Schiffs-Agen­tur sich mit einer inter­es­sier­ten Gruppe am Vier­wald­stätter­see ansah, ver­bun­den mit einer Schifffahrt.

Zwar gibt es eine umfang­rei­che Recher­che in Buch­form1 über die Geschichte die­ser hoch­in­ter­es­san­ten Tech­no­lo­gie, doch der Film „Flie­gende Schiffe“ von Tho­mas Wuhr­mann stellt die Ent­wick­lung der Trag­flü­gel­boote in neue (inter­na­tio­nale) Zusam­men­hänge und erschliesst wei­tere, bis­lang unbe­kannte Quel­len. Wie kommt der Nid­wald­ner Doku­men­tar­fil­mer2 dazu, sich der­mas­sen ver­tieft mit die­sem Thema zu befas­sen? Wuhr­mann: „Das Schlüs­sel­er­leb­nis war eine Schul­reise in den Ach­zi­ger-Jah­ren auf dem Lago Mag­giore, wo ich das erste Mal mit einem sol­chen Schiff fuhr und völ­lig fas­zi­niert war.“ So sam­melte er minu­ziös alles Mate­rial über die­sen Schiffs­typ. Eine wei­tere Ver­bin­dung zum Thema hatte er durch sei­nen Vater Wer­ner, der der Schwie­ger­sohn der Fami­lie Waser war. Wer­ner Wuhr­mann wirkte zuerst in der Waser-Werft als Geschäfts­füh­rer, spä­ter auch als Inha­ber. Die Waser-Werft spielt in der Saga „Trag­flü­gel­boote Vier­wald­stätter­see“ eine zen­trale Rolle, wie wir im Film sehen werden.

Mitte der Neun­zi­ger Jahre begann die Idee, ein Buch dar­über zu schrei­ben. „Doch meine Pas­sion gilt dem Fil­men“, wes­halb er nach dem erfolg­rei­chen Strei­fen über die Luzern-Stans-Engel­berg Bahn (2014) die Recher­chen in Form eines 80-minü­ti­gen Fil­mes doku­men­tierte. Es sol­len 25 Jahre ver­ge­hen, bis es dann soweit war. Viel­leicht hätte Tho­mas Wuhr­mann noch län­ger dran arbei­ten kön­nen, „aber es bestand die Gefahr, dass mir die wich­ti­gen Prot­ago­nis­ten weg­ster­ben“. Denn das erste Trag­flü­gel­boot ent­stand in Stans­stad 1952 vor 70 Jah­ren; die Supra­mar stellte ihre Akti­vi­tä­ten auf dem Vier­wald­stätter­see 1977 ein.

Eine Schiff­fahrt auf dem Pio­nier­see für Tragflügelboote

Die Schiffs-Agen­tur hatte schon län­ger die Absicht, die­sen Film in Kom­bi­na­tion mit einer authen­ti­schen Fahrt am Ort des Gesche­hens zu zei­gen. Ende August 2020. Wir bestei­gen beim KKL-Steg in Luzern die «Aurora». Mit einem Glas Pro­secco stos­sen wir beim Start auf Fritz und Anne­ma­rie Meier an. Sie ver­bin­den ihr heu­ti­ges Gol­de­nes Hoch­zeits-Fest mit einem spe­zi­el­len Aus­flug auf dem Vier­wald­stätter­see. Zusam­men mit den ande­ren Fahr­gäs­ten legt MS Aurora geräusch­los-elek­trisch ab. Nach dem Luzer­ner See­be­cken schal­tet die Schiffs­füh­re­rin Viola Baum­gart­ner den Die­sel­mo­tor hinzu, es wird zusam­men mit ange­reg­ten Gesprä­chen deut­lich lau­ter im akus­tisch nicht gedämpf­ten Intérieur.

Eine lang­an­dau­ernde Schön­wet­ter­pe­ri­ode wird just am heu­ti­gen Nach­mit­tag mit einer Regen­front aus Süd­wes­ten unter­bro­chen, was aber der guten Stim­mung an Bord kei­nen Abbruch tut. Die „Aurora“ legt nach knapp einer Stunde im Ben­ze­holz in Meg­gen an, in unmit­tel­ba­rer Nähe der Fische­rei Hofer. Aus deren Küche kom­men nun frisch frit­tierte Fischch­nus­perli an Bord, ein Mix aus Fel­chen, Egli und Hecht. Mick Baum­gart­ner, der Eig­ner des Schif­fes, über­rascht mit fei­nen Sala­ten. Dass wir die „Aurora“ für die heu­tige Fahrt aus­wäh­len (und kein ande­res Schiff) hängt mit ihrer Ähn­lich­keit zum am Vier­wald­stätter­see gebau­ten Trag­flü­gel­boot PT10 zusam­men (PT steht für Per­so­nen-Trag­flü­gel­boot). Die Bau­weise ist bei bei­den Schif­fen mit tief gele­ge­nem Haupt­deck ähn­lich und die damals typi­schen Salon­auf­bau­ten erin­nern bei bei­den Schif­fen an ein Car-Fee­ling mit schö­nem Blick auf die über dem See her­aus­ra­gen­den Berge. Zwi­schen dem Bau der bei­den Schiffe lie­gen bloss neun Jahre: die Schale der „Aurora“ wurde 1961 im Auf­trag von Toni Zim­mer­mann (von der dama­li­gen Firma Boots­ver­mie­tung Zim­mer­mann Vitz­nau) als ihr ers­tes Pas­sa­gier­schiff in der Has­ler-Werft Rotz­loch, also wenige Kilo­me­ter vom Ent­ste­hungs­ort des PT10, erbaut.

Grün­dung der Supra­mar in Zug

Auf der Aurora-Fahrt nach Becken­ried gebe ich eine Ein­füh­rung in den Film und ins Thema Trag­flü­gel­boote. Der Ita­lie­ner Enrico For­la­nini hat das Prin­zip als ers­ter erfolg­reich umge­setzt, dass der Luft­ab­riss hin­ter Flü­geln nicht nur wie bei Vögeln und Flug­zeu­gen im Medien Luft, son­dern auch im Medium Was­ser zu gros­sen Auf­triebs­kräf­ten führt. Sein ers­ter Beweis eines funk­tio­nie­ren­den «flie­gen­den Schif­fes» gelang im Jahr 1906 auf dem Lago Mag­giore. Der ursprüng­lich aus Schott­land stam­mende Erfin­der Alex­an­der Gra­ham Bell erwarb das For­la­nini-Patent und baute in Kanada das sog. Hydro­drome. Das Trag­flü­gel­boot erreichte 1919 einen Geschwin­dig­keits-Welt­re­kord von 114 km/​h. Der Deut­sche Tech­ni­ker, Erfin­der und Auto­di­dakt Baron Hanns Scher­tel von Bur­ten­bach inves­tierte dann seine Zeit und Geld zum Bau von eige­nen Pro­to­ty­pen die­ser Schiffe und erfin­det das spä­ter nach ihm benann­ten Schertel-Sachsenberg-Prinzip.

Der Film zeigt erst­ma­lig auf, dass Hanns von Scher­tel bereits vor dem 2. Welt­krieg ver­suchte, in der Schweiz seine Wei­ter­ent­wick­lun­gen sol­cher Boote zu star­ten. Seine Mut­ter lebte seit Län­ge­rem in der Schweiz, u.a. auf dem Bür­gen­stock. Nach lan­gem Suchen fand er mit der Waser-Werft in Stans­stad den idea­len Ort. Der Krieg stoppte die­ses Vor­ha­ben und er konnte nur noch spo­ra­disch und für kurze Zeit in die Schweiz ein­rei­sen. Umso stär­ker war die Kriegs­in­dus­trie des 3. Rei­ches inter­es­siert an die­ser Wei­ter­ent­wick­lung und es kam eine inten­sive Zusam­men­ar­beit mit der damals gröss­ten Bin­nen­werft Euro­pas der Gebrü­der Sach­sen­berg bei Ross­lau (am unte­ren Elbe-Lauf Deutsch­lands) zustande. Im Film sehen wir spä­ter, dass diese Schiffe Pan­zer von Ita­lien ans Nord­ufer Afri­kas trans­por­tie­ren soll­ten, doch dazu kam es nicht (mehr).

Am Ende des Krie­ges wurde die Werft ent­eig­net und kam in die sowje­ti­sche Besat­zungs­zone. Die Rus­sen fan­den die Tech­nik der «flie­gen­den Schiffe» höchst inter­es­sant und grün­de­ten 1945 an Ort und Stelle das KBR «Kon­struk­ti­ons­büro Ross­lau» (spä­ter VEB Ross­lauer Schiffs­werft). Der eine Teil der Inge­nieure blieb und wurde zu guten Salä­ren ange­stellt. Spä­ter gab es einen Wis­sens­trans­fer nach Russ­land, wo zahl­rei­che Trag­flü­gel­boote für die Flüsse Ost­eu­ro­pas und Russ­land ent­stan­den, die sogar bis heute fah­ren. Die ande­ren Fach­leute flo­hen nach «Wes­ten», so auch Gott­hard Sach­sen­berg und Hanns von Scher­tel. Nun bekam der Schwei­zer Stand­ort wie­der Auf­trieb, zumal es in Deutsch­land damals an Allem man­gelte. Auch Gott­hard Sach­sen­berg kannte Luzern von Erzäh­lun­gen sei­nes Vaters, der die «Stadt Luzern» erbauen konnte4. Mit dem letz­ten Geld bauen der Tüft­ler von Scher­tel und der Macher Sach­sen­berg im Win­ter 1952 in der klei­nen Waser-Werft in Stans­stad das vor dem Krieg ange­fan­gene Trag­flü­gel­boot fer­tig – es wurde das erste nach dem 2. Welt­krieg und das erste der Welt für den öffent­li­chen Ver­kehr. Die Test­fahr­ten fan­den im Früh­ling 1952 auf dem Vier­wald­stätter­see statt.

Nun war ein funk­tio­nie­ren­des Refe­renz­ob­jekt vor­han­den, sodass es leich­ter war, zu Kre­di­ten zu kom­men. Es war Domi­nik Wiget aus Engel­berg, der in Zug bei der Kre­dit- und Ver­wal­tungs­bank die Direk­to­ren Albert Zieg­ler und Max Kauf­mann vom Pro­jekt über­zeu­gen konnte, die­ses «Start-up»-Unternehmen zu unter­stüt­zen. Der Zuger Teil­neh­mer der Schiffs-Agen­tur­reise Werni Fehr erin­nert sich: «Mit dem Sohn von Max Kauf­mann ging ich zur Schule.» 200 000 Fran­ken Start­ka­pi­tal reich­ten, um Ende Mai 1952 die Firma Supra­mar zu grün­den. In Luzern mie­tete man ober­halb des dama­li­gen Tea-Rooms Ura­nia an der Frie­den­strasse die Kon­struk­ti­ons­bü­ros ein und das PT10 wurde in die Firma Supra­mar inte­griert. Bereits am 16. Mai 1953 sorgte die Eröff­nungs­fahrt des Kurs­be­trie­bes Locarno – Ascona – Pal­l­anza – Stresa – Arona und zurück mit 85 km/​h Rei­se­ge­schwin­dig­keit für inter­na­tio­nale Bewun­de­rung. Noch heute fah­ren auf den ober­ita­lie­ni­schen Seen Trag­flü­gel­boote – dar­über zu berich­ten wäre ein eige­ner (B)Log-Beitrag wert.

Supra­mar-Archiv in Wuhr­manns Händen

Die «Aurora» legt nun am Steg der gemein­de­eig­nen Wehri bei der Ermi­tage in Becken­ried an. Die­ses heu­tige Kul­tur­zen­trum war ursprüng­lich der Wohn­ort der damals berühm­ten Dich­te­rin Isa­belle Kai­ser5 (1866 – 1925). Sie schrieb in fran­zö­si­scher und deut­scher Spra­che Romane, Erzäh­lun­gen und Gedichte, die inter­na­tio­nal ver­legt und in meh­rere Spra­chen über­setzt wur­den. Sie liess 1901 ihr «Ermi­tage» genann­tes Haus erbauen, direkt am Vier­wald­stätter­see gele­gen, wo wir nun den Doku­men­tar­film «Flie­gende Schiffe»6 geniessen.

Nebst Auf­nah­men von Ama­teu­ren haben die Gebrü­der Wuhr­mann auch pro­fes­sio­nelle Wer­be­filme „aus­ge­gra­ben“, auf­ge­nom­men aus Begleit­boo­ten. Zusam­men mit Erzäh­lun­gen betrof­fe­ner Zeit­zei­gen und aktu­el­len Bil­dern ist Tho­mas Wuhr­mann (48) zusam­men mit sei­nem Bru­der Beat und der Luzer­ne­rin Bet­tina Wild (Kamera und Schnitt) einen Wurf gelun­gen. Der Film kommt heute Abend sowohl bei Laien wie beim Fach­pu­bli­kum aus­ge­zeich­net an. „Kom­pakt, her­vor­ra­gende Schnitte, sehr fun­diert recher­chiert», meint die Teil­neh­mende Nicole Schwarz. Und Toni Ben­del, sel­ber Schiff­ler: «Der Film hat ein gros­ses Publi­kum ver­dient, zumal er ja auch ein inter­es­san­tes Fens­ter in die Zukunft öff­net – ich bin sehr beein­druckt.» Wuhr­mann filmte an rund 25 Dreh­ta­gen, hatte 25 Stun­den Roh­ma­te­rial zusam­men und davon vier Stun­den his­to­ri­sche Auf­nah­men gesich­tet. Zudem sprach Tho­mas mit knapp 20 Zeit­zeu­gen.6

Zum abso­lu­ten High­light sei­ner Recher­chen zählt für Tho­mas Wuhr­mann fol­gende Bege­ben­heit: «In einem Gespräch mit Harry Tre­vi­sani, dem letz­ten Eigen­tü­mer der Supra­mar, stellte sich her­aus, dass noch ein umfang­rei­ches Fir­men­ar­chiv besteht.» Der Deal lau­tete: «Sie neh­men alles oder nichts davon», so Tre­vi­sani. Der Haken daran war, dass das Archiv hin­ter einer fes­ten Wand ver­staut war, die man zuerst auf­bre­chen musste. Das Volu­men war nicht abschätz­bar, genauso wenig wie der Inhalt. Die Ent­schei­dung musste vor dem Auf­bre­chen der Wand fal­len. «Ich sagte ja, unge­ach­tet der Kon­se­quen­zen», so Tho­mas Wuhr­mann. Es waren letzt­end­lich mehr als 10 Kubik­me­ter Ori­gi­nal­pläne, Akten und Unter­la­gen, dazu Filme und mehr als 1 500 Fotos. Das gesamte Erbe der Supra­mar ist nun gesi­chert und in einer ein­zi­gen Hand – das ist ein uner­hör­ter Höhe­punkt der Geschichte zum Film «Flie­gende Schiffe».7

Wurde in den letz­ten 30 Jah­ren zum Exper­ten für Trag­flü­gel­boote: Doku­men­tar­fil­mer Tho­mas Wuhrmann.

Das PT 10 bei einer Pro­be­fahrt auf dem Vier­wald­stätter­see 1952 (noch ohne Steu­er­ka­bine am Bug)

Das Boot wird 1953 in der Werft bei Arona bereit gemacht für den Ein­satz auf dem Lago Maggiore.

Die­ses Schiff wird 1953 zum ers­ten Trag­flü­gel­boot der Welt im Lini­en­ver­kehr, nun mit dem Namen Freccia d’oro (Gode­ner Pfeil) auf dem Lango Maggiore.

Heim­li­cher Star des Fil­mes: Vol­ker Jost, der dama­lige tech­ni­sche Lei­ter der Supra­mar weiss nicht nur viel, er kann auch umfas­send und span­nend erzählen.

Viola Baum­gart­ner steu­ert das typen­ähn­li­che, 60-jäh­rige Schiff Auroa, auf dem wir am Film­abend unter­wegs waren.

Die „Aurora“ ist noch der ein­zig übrig­ge­blie­bene Typ der einst zahl­rei­chen Car-Boote auf dem Vierwaldstättersee.

Bild Text­teil oben: Gemüt­li­che Schiff­fahrt an Bord der „Aurora“ zum Film­abend in Becken­ried. Bild Text­teil unten: Das PT10 endet als Hotel­zu­brin­ger zum Baum­gärtli, nun umge­baut zum Schrauben-Motorschiff.

Text H. Amstad, Bild 2 und Text unten Archiv Th. Wuhr­mann, Bild 5 Wuhr­mann Enter­pri­ses, Bild 3 und 4 Supramar/​Archiv Wuhr­mann, ünbrige H. Amstad

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Hin­weise

2) Tho­mas Wuhr­mann ist haupt­be­ruf­lich als Kame­ra­mann, Edi­tor und Regis­seur für das Zen­tral­schwei­zer Fern­se­hen Tele 1 tätig.

3) Im Jahr 2001 ver­kauft die CWA-Grün­der­fa­mi­lie Frech das Unter­neh­men an ihren gröss­ten Kun­den, die Dop­pel­mayr Gruppe. Damit über­nimmt die Num­mer 1 im Seil­bahn­bau die Num­mer 1 im Kabi­nen- und Fahr­zeug­bau CWA.

4) Die Maschine des von der Werft Sach­sen­berg 1928 erbau­ten Flagg­schif­fes Stadt Luzern (III) sorgte für viel Ärger und schliess­lich zu einem für die Fami­lie Sach­sen­berg unrühm­li­chen Ende. Die DGV und Sach­sen­berg einig­ten sich dar­auf, dass die Her­stel­ler die Maschine auf eigene Rech­nung wie­der aus­bauen und zurück nach Ross­lau neh­men muss­ten, die Kos­ten für den Bau einer neuen Sul­zer-Maschine von der letz­ten Rate abge­zo­gen wurde und als Kon­ven­tio­nal­strafe die Schale des zukünf­ti­gen MS Rütli lie­fern musste. Gerüch­te­hal­ber nahm sich danach, so nach münd­li­cher Dar­stel­lung eines SGV-Maschi­nis­ten (Name der SA bekannt), einer der Vernt­wort­li­chen nach die­ser Kon­ven­tion das Leben. Dazu der Schiffs­his­to­ri­ker Jürg Meis­ter: «So weit ich die Sach­sen­berg­ge­schichte gele­sen habe, war die Firma in jenen Jah­ren arg gebeu­telt und hat garan­tiert bei der Maschine für die ‹Stadt› gespart. Diese war aber ein­deu­tig keine Fehl­kon­struk­tion, eine prak­tisch iden­ti­sche Maschine fin­det sich bei­spiels­weise auf der ‹Majes­teit› und war auch sonst zahl­reich auf dem Rhein anzu­tref­fen. Es wurde – so mein Fazit – bei der Aus­füh­rung für die ‹Stadt› eine bewährte Kon­struk­tion mit deut­lich höhe­rem Dampf­druck betrie­ben und es wur­den ganz offen­sicht­lich ‹her­um­lie­gende› Reser­ve­teile ver­baut, wel­che nicht ver­gü­tet waren. Die­ses Zusam­men­tref­fen führte zum mecha­ni­schen Schei­tern der Anlage.»

5) Die Schrift­stel­le­rin Isa­belle Kai­ser kommt aus einer poli­tisch akti­ven Fami­lie (Gross­va­ter war Zuger Stän­de­rat, der Vater Gen­fer Gross­rat), in Becken­ried 1866 gebo­ren, lebt sie von 1868 bis 1879 mit ihrer Fami­lie in Genf. In den Ach­zi­ger­jah­ren ster­ben Gross­va­ter, Vater, ein Bru­der und zwei Schwes­tern in kur­zer Folge. Die Mut­ter zieht mit ihr zuerst nach Zürich, dann 1898 zurück nach Becken­ried, wo Isa­belle Kai­ser, inzwi­schen zur berühm­ten Dich­te­rin avan­ciert, ein eige­nes Haus (Ermi­tage) am See erbauen lässt. Nach dem Tod der Mut­ter 1906 lebt Isa­belle im Win­ter in Genf und im Som­mer jeweils in Becken­ried. Sie stirbt 1925. Die Ermi­tage ist heute im Eigen­tum der Gemeinde und dient als Kulturzentrum.

6) Der Film­ti­tel weckt bei mir Asso­zia­tio­nen zum berühm­ten sowje­ti­schen Mär­chen­film «Das flie­gende Schiff» aus dem Jahr 1960. In den wei­ten Ebe­nen am Fluss Dnjepr raubt dort ein Dra­che die schöne Aljonka, wor­auf sich ihr Bru­der Koti­go­toschko daran macht, sie zu ret­ten. Der Wuhr­mann-Film «Flie­gende Schiffe» zeigt auch «Dra­chen» auf. Er spricht von «Sarg­nä­geln», die dazu führ­ten, dass die im Jahr 1977 am Vier­wald­stätter­see end­gül­tig ihr Ende fand. Doch auch hier gibt’s für diese Tech­nik ver­mut­lich ein Happy-End wie im rus­si­schen Film: Die Ent­wick­lung und der Bau von Kitesur­fern und Segel­boo­ten nach die­sem Prin­zip geht wei­ter. Oder wie Vol­ker Jost, der lang­jäh­rige tech­ni­sche Lei­ter der Supra­mar am Schluss des Fil­mes sagt: «Die Was­ser­trag­flü­gel wer­den nicht aussterben.»

7) Es besteht das erklärte Ziel von Tho­mas Wuhr­mann, die­ses Archiv mit­tel­fris­tig der Öffent­lich­keit zugäng­lich zu machen.

Wei­ter im Text

1) Das zur Zeit aktu­ellste Buch (2007) heisst „Trag­flü­gel­boote des Scher­tel-Sach­sen­berg-Sys­tems“, ver­fasst von Wer­ner Hinsch und Klaus Sach­sen­berg (Link).

7) Der Film ist bei der Schiffs-Agen­tur für CHF 35.00 erhält­lich, siehe Link

• Unter www​.flie​gende​-schiffe​.ch fin­det man viele Hin­weis auf Fotos und Videos zum Thema. Aus­ser­dem ist der Trai­ler zum Film online abruf­bar: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​3​U​D​w​s​R​z​c​Q​7​Y​&​t​=​22s

• Wei­tere Anga­ben zur Ent­wick­lung der Trag­flü­gel­boote ersieht man im Blog «Finn­land: 130 km his­to­ri­scher Was­ser­weg mit dem Trag­flü­gel­boot über den Kei­tele-Kanal» (Link)

• In der Dampf­er­zei­tung 4/1999 publi­zierte H. Amstad ein Gespräch mit einem der Kon­struk­teure der Supra­mar, dem Hol­län­der Herr­mann de Witt, der vor sei­nem Tod in Meg­gen lebte. Aus heu­ti­ger Sicht sind einige Aus­sa­gen von damals durch neuere Erkennt­nisse über­holt. Dies gilt teil­weise auch für das unter 1) erwähnte Buch.

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