MDK: Welt­weit höchst gele­gene Was­ser­strasse ver­bin­det die Nord­see mit dem Schwar­zen Meer

Als Mit­tel­schü­ler ver­folgte ich inter­es­siert den hef­ti­gen Streit, der in Deutsch­land in den Sieb­zi­ger­jah­ren ent­facht war. Ich war grü­nen Anlie­gen nicht abge­neigt und an mei­nem Auto prangte damals der Auf­kle­ber «Bei Halt Motor abstel­len» – was heute eine Selbst­ver­ständ­lich­keit ist, war damals für viele eine Pro­vo­ka­tion. Die Ölkrise 1973 und eine alar­mie­rende Luft­qua­li­tät bewo­gen den Bun­des­rat, erst­mals Tem­po­li­mi­ten auf Auto­bah­nen ein­zu­füh­ren. Gleich­zei­tig baute Deutsch­land sein gröss­tes je ver­wirk­lich­tes Ver­kehrs-Infra­struk­tur­pro­jekt: eine Gross­was­ser-Strasse über den Frän­ki­schen Jura, der den Main mit der Donau ver­bin­den soll und eine Mee­res­höhe von 400 Metern1 zu über­win­den hat. Als Schiffs­fan war ich da völ­lig begeis­tert und gleich­zei­tig in einem Dilemma. Denn die öko­lo­gi­schen und wirt­schaft­li­chen Mah­ner bezeich­ne­ten den Bau des damals noch benann­ten Rhein-Main-Donau-Kanals (RMD) «als dümms­tes Bau­pro­jekt seit dem Turm­bau von Babel» (Zitat «der Spie­gel»2).

Franz Josef Strauss, in jener Zeit Minis­ter­prä­si­dent von Bay­ern (CSU) und Hel­mut Kohl3, damals Minis­ter­prä­si­dent von Rhein­land-Pfalz (CDU) und spä­te­rer Bun­des­kanz­ler zogen das lang gehegte und geplante Pro­jekt die­ser euro­päi­schen Was­serst­asse gegen jeden Wider­stand durch. Die bei­den Poli­ti­ker muss­ten viel ein­ste­cken. Der Tief­punkt des Pro­jek­tes geschah am 26. März 1979, als der Bruch eines Dam­mes im bereits auf­ge­füll­ten Abschnitt bei Katzwang den Mah­nern recht zu geben schien. Meh­rere Mil­lio­nen Liter Was­ser ström­ten durch den Ort, beschä­dig­ten Häu­ser und brach­ten sie zum Ein­sturz, wobei ein Mäd­chen in den Flu­ten ertrank.

Die harte Kri­tik und unzäh­lige Demos rund um den Bau die­ses Kanals hat­ten posi­tive Fol­gen: Die Sicher­heits­stan­dards am Kanal wur­den deut­lich erhöht. 20 % des Bud­gets wur­den in den Natur­schutz inves­tiert. Wer heute über den Kanal fährt ahnt wenig von die­sen gewal­ti­gen Ein­grif­fen in die Natur. Das Natur­schutz­ge­biet des Alt­mühl­tals ist heute öko­lo­gisch diver­si­fi­ziert, aber «ins­be­son­dere die durch den Kanal­bau ver­än­der­ten Grund­was­ser­spie­gel haben zu einem Rück­gang der Arten­viel­falt geführt,» weiss Mar­kus Urban zu berichten.

Von der Güter­schiff­fahrt zu den Flusskreuzfahrt-Schiffen

Die erhoff­ten wirt­schaft­li­chen Erfolge hin­ge­gen blie­ben bis heute weit­ge­hend aus: Fuh­ren nach der Eröff­nung des Kanals 1992 18 Mil­lio­nen Ton­nen Güter über den Kanal, so sind es heute rund ein Vier­tel. Experte Mar­kus Urban, von dem ich die meis­ten der hier geschil­der­ten, his­to­ri­schen Infor­ma­tio­nen erfah­ren durfte, kennt die Gründe die­ser Ent­wick­lung: «Zwi­schen 2000 und der Corona-Krise war die Ent­wick­lung hin zur ‘just-in-time’-Kette für die Güter sehr aus­ge­prägt. Man bestellte Güter in den (viel­fach ost­eu­ro­päi­schen) Fabri­ken und diese waren dann innert kür­zes­ter Zeit dank bil­li­gen LKW-Fahr­ten am gewünsch­ten Bestell­ort. Dadurch bau­ten die Fir­men bis­he­rige Lager ab oder lös­ten sie gar auf. In die­ser Just-in-Time-Kette konnte das Schiff, vor allem über die 16 Schleu­sen des MDK gegen­über dem LKW nicht mehr mit­hal­ten. Corona hat nun auf­ge­zeigt, dass die­ses Prin­zip grosse Risi­ken in sich birgt: Wer­den die LKW-Trans­port­ket­ten wie im Pan­de­mie­fall unter­bro­chen, feh­len zuerst die Güter und anschlies­send auch noch die Chauf­feure, die inzwi­schen ande­rer Arbeit nach­ge­gan­gen sind. Ört­li­che Fir­men wer­den wie­der auf eigene Lager­be­stände zurück­kom­men müs­sen und dies ist wie­derum die Chance fürs Güter­schiff.» Das ist – auch ange­sichts hoher Ener­gie­preise – eine Hoff­nung für die Zukunft. Bis­her ist von einer sol­chen Ent­wick­lung lei­der noch wenig zu sehen.

Im Gegen­zug dazu fand die Tou­ris­ten­bran­che gros­sen Gefal­len an die­ser reiz­vol­len Was­ser-Ver­bin­dung zwi­schen Ams­ter­dam und Wien. Urban: «Von den rund 1000 Anlan­dun­gen in Nürn­berg ent­fie­len im Jahr 2015 70 % auf die Güter­schiff­fahrt, 21 % auf die Kabi­nen­schiffe und 9 % waren es andere Schiffe.» Der Zweig der Kreuz­fahrt­schiff­fahrt war bis 2019 gewal­tig am Wach­sen und wird nach Mei­nung von Mar­kus Urban auch in Zukunft noch wei­te­res Wachs­tums­po­ten­zial haben. So erreich­ten im Jahr 2019 z.B. Regens­burg bereits über 1000 Fluss­kreuz­fahrt­schiffe. Ich bereise den MDK (heu­tige Bezeich­nung Main-Donau-Kanal) bereits zum zwei­ten Mal: ein­mal mit einem Drei­deck-Schiff im Augst 2020 von West nach Ost, ein­mal anfangs Mai 2022 mit einem Zwei­deck-Schiff von Ost nach West.

Die Wahl des Schiffes

Im Gegen­satz zur land­läu­fi­gen Mei­nung, der Kanal sei lang­wei­lig zum Befah­ren, bin ich ande­rer Ansicht. Aquä­dukte füh­ren über kleine Täler und Bäche, Via­dukte über­win­den Land­ver­kehrs­wege und tal­fah­rend schaut man vor einer Schleuse auf Sied­lun­gen und Orte her­un­ter. Wäh­rend der Fahrt senkt sich die Umge­bung lang­sam ab und so scheint das Schiff auf der jeweils waag­recht lie­gen­den Was­ser­strasse an Höhe zu gewin­nen. Span­nend ist auch der 17 km lange Schei­tel­ka­nal, in der Fach­spra­che Schei­tel­hal­tung genannt. Hier fliesst weder Was­ser von einer obe­ren Schleuse noch von einem Berg in die bei­den Schei­tel-Schleu­sen. Ent­spre­chend muss Donau-Was­ser auf 406 m Höhe in einen gros­sen Spei­cher­see gepumpt wer­den, von dem aus dann die sog. Spar­schleu­sen gefüllt wer­den. Diese Stelle ist der höchste Punkt des euro­päi­schen Wasserstrassennetzes.

Auf mei­ner ers­ten MDK-Reise befahre ich die­ses tech­ni­sche Meis­ter­werk im August 2020 mit der «Thur­gau Pres­tige», einem Drei­deck-Norm­schiff der Scylla-Flotte. Wegen Brü­cken- und Schleu­sen­tor-Unter­que­run­gen bleibt hier das Son­nen­deck auf dem Main und MDK wäh­rend fünf Tage geschlos­sen. Auf der zwei­ten Reise benutze ich im Mai 2022 die «Prin­cesse de Pro­vence», ein Zwei­deck­schiff aus der ehe­ma­li­gen Deil­mann-Flotte. Auf die­sem Schiff ist es mög­lich, wäh­rend der gesam­ten Stre­cke die Land­schaft vom Son­nen­deck aus zu genies­sen. Eine Ein­schrän­kung bleibt auch hier: Es wird wäh­rend jeder Nacht gefah­ren. Offen­bar wol­len die Rei­se­ver­an­stal­ter (bei der ers­ten Fahrt war es Thurgau­Tra­vel, bei der zwei­ten Serv­rail) ihren Fahr­gäs­ten die 16 Schleu­sen im MDK (und jene 34 auf dem Main) nicht zumu­ten. Ich könnte mir einen Kom­pro­miss in Form von jedem 2. Tag Nacht­fahr­ten und Nacht­pau­sen vor Ort im Wech­sel gut vor­stel­len. Es hat auf der Stre­cke genug attrak­tive Über­nach­tungs­städt­chen. So könnte zum einen die Effi­zi­enz und zum andern das von Fahr­gäs­ten beliebte Natur- sowie Tech­nik­erleb­nis unter einen Hut gebracht wer­den. Wer­fen wir zum Schluss noch einen Blick in den span­nen­den Wer­de­gang, wie es zu die­ser euro­päi­schen Schiffs­ver­bin­dung gekom­men ist.

Der Karls­gra­ben und der Lud­wig-Kanal als Vor­läu­fer des MDK

Von Gibral­tar bis Russ­land durch­zieht sich quer durch Europa eine 6 000 km lange Haupt­was­ser­scheide. Nörd­lich von ihr fliesst das Was­ser in den Atlan­tik, Nord- oder Ost­see, süd­lich von ihr ins Schwarze Meer oder ins Mit­tel­meer. Bereits den Römern war bekannt, dass sich im Alt­mühl­tal die bei­den Fluss-Sys­teme Rhein und Donau «ver­däch­tig» nahe­kom­men. Der erste, der sich daran wagte, einen Kanal dazwi­schen zu bauen, war der Fran­ken­kö­nig und spä­tere Kai­ser Karl der Grosse im Jahr 793. Im Gebiet zwi­schen Weis­sen­burg und Treucht­lin­gen kom­men sich die klei­nen Aus­läu­fer der bei­den gros­sen Fluss­sys­teme so nahe wie nir­gends (Luft­li­nie 3 km) und zur Über­win­dung der Höhen­un­ter­schiede müs­sen hier bloss 12 Meter über­wun­den wer­den. Das Pro­jekt des sog. Karls­gra­ben (Fossa Caro­lina) schei­terte, wobei man über die Gründe heute bloss spe­ku­lie­ren kann4.

Es ver­ge­hen über 1000 Jahre, als sich ein wei­te­rer «Mäch­ti­ger» an die Rea­li­sie­rung die­ser schiff­ba­ren Ver­bin­dung wagt und die Idee des Karls­gra­ben wie­der auf­nimmt. Es ist der Bay­ern­kö­nig Lud­wig I, der darin den Vor­teil sieht, den links­rhei­ni­schen Besitz Bay­erns in der heu­ti­gen Pfalz ver­kehrs­tech­nisch an sein Kern­land zu bin­den. Inspi­riert durch die Kanal­bauer in Frank­eich und Eng­land gibt er 1825 den Auf­trag einer Mach­bar­keits­stu­die. Nach vier­jäh­ri­ger Pla­nung beein­druckt den König das Pro­jekt eines 170 km lan­gen Kanals, den er kur­zer­hand Lud­wigs­ka­nal nennt. 1836 begon­nen, kom­men die Arbei­ten mit bis zu 9 000 Mann flott voran, bis 1842 am fast fer­ti­gen Kanal sich Rück­schläge ein­stel­len5. Nichts­des­to­trotz wird der Kanal fer­tig gebaut und am 5. Juli 1846 mit der Ent­hül­lung eines Denk­mals in Erlan­gen eröff­net. Auf­trag­ge­ber und Namens­pa­tron Lud­wig bleibt aber der Feier fern und glaubt sel­ber nicht mehr an den erhoff­ten wirt­schaft­li­chen Erfolg6.

Als ein drit­ter und die­ses Mal erfolg­rei­cher Anlauf an die Pla­nung der Ver­bin­dung von Rhein, Main und Donau star­tet, ahnt noch nie­mand die spä­tere Bedeu­tung der Luft­fahrt und der Ent­wick­lung auf den Stras­sen. Euro­pa­weit erscheint in der ers­ten Hälfte des 20. Jahr­hun­derts ein dich­tes Netz von Was­ser­stras­sen die Zukunft zu sein, die Waren- und Per­so­nen­ströme zu bewäl­ti­gen. So auch in der Schweiz, wo der trans­hel­ve­ti­sche Kanal in der Pla­nung weit fort­ge­schrit­ten ist und den Rhein über die Jura­ge­wäs­ser und den Gen­fer­see mit dem Mit­tel­meer ver­bin­det. Auch der Ticino mit dem bereits reser­vier­ten Land­re­ser­ven vom zukünf­ti­gen Mit­tel­meer­ha­fen auf dem Areal des Campo Felice in Locarno ist auf dem Reiss­brett mit dem Po und damit dem Mit­tel­meer ver­bun­den. Im öster­rei­chi­schen Bre­genz ist ein Nord­see­ha­fen geplant, die Fracht­schiffe via Boden­see und einem Umfah­rungs­ka­nal beim Schaff­hau­ser Rhein­fall Vor­arl­berg ver­sor­gen. So scheint es ein «Leich­tes» zu sei, auch den Rhein über den Main mit der Donau (im drit­ten Anlauf) zu verbinden.

Wäh­rend hier­zu­lande demo­kra­ti­sche Pro­zesse und dann auch wirt­schaft­li­che Über­le­gun­gen die Umset­zung vie­ler geplan­ter Was­ser­stras­sen ver­hin­dern, kommt es im Frei­staat Bay­ern anders. Eines ist aber früh klar: ohne den Aus­bau der Donau bis Pas­sau und des Main bis Aschaf­fen­burg wird es die­ses Mal kein neuer Kanal geben. Die poli­ti­sche Aus­march­ung beginnt 1892 mit der Grün­dung der Lob­by­or­ga­ni­sa­tion «Kanal­ver­ein», unter­zeich­net von 29 Städ­ten und Gemein­den sowie 13 Han­dels­kam­mern. Bis zur Eröff­nung des 170,8 km lan­gen Kanals am 10. Sep­tem­ber 1992 dau­ert es also genau 100 Jahre und es gibt eine Viel­zahl an Umwe­gen und Wid­rig­kei­ten zu über­ste­hen. Wäh­rend die indus­tri­elle Ent­wick­lung, wirt­schaft­li­che Inter­es­sen und immer auch poli­ti­sche Absich­ten zu den Push-Fak­to­ren zähl­ten, waren die Wider­sa­cher Kriege, Aus­ein­an­der­set­zung über die Lini­en­füh­rung und Natur­schutz­be­den­ken7.

Wie es steht um diese Fak­to­ren, über die einst so hart gestrit­ten wurde, heute nach 30 Jahre nach sei­ner Eröff­nung? Mar­kus Urban meint gegen­über der Schiffs-Agen­tur zur aktu­el­len Lage: «Der Main-Donau-Kanal ist heute ein nor­ma­ler Teil der deut­schen Ver­kehrs­in­fra­struk­tur, über den keine gesell­schaft­li­chen Dis­kus­sio­nen mehr geführt wer­den. Aller­dings bleibt seine Nut­zung gerade beim Güter­ver­kehr bis­her weit hin­ter dem denk­ba­ren Poten­tial zurück, so dass er stark sub­ven­tio­niert wer­den muss. In Zei­ten hoher Ener­gie­preise und stei­gen­der CO2-Auf­schläge wegen des Kli­ma­wan­dels könnte dem Kanal in Zukunft aber durch­aus noch eine wich­tige Bedeu­tung im Rah­men einer umwelt­freund­li­chen Ver­kehrs­wende zukommen »

Die «Prin­cesse de Pro­vence», für die Rhône und Saône 1992 erbaut, war eines der 11 Fluss­kreuz­fahrt­schiffe der Ree­de­rei von Peter Deil­mann (*1935, + 2003). Seit Ende 2017 gehört das Schiff der Ree­de­rei Prin­cesse de Pro­vence Crui­ses GmbH mit dem Inha­ber Hans Orban (Favo­rit Rei­sen Heilbronn).

Auf der Lokal­schiff­fahrt zum Klos­ter Wel­ten­burg erkannt man in Kel­heim noch heute die Ein­mün­dung des Lud­wig­ka­nals in die Donau.

Mit ihren 111 m Länge und 11.25 m Breite reizt die «Prin­cesse de Pro­vence» die mög­li­chen Dimen­sio­nen für die MDK-Schleu­sen in der Länge und Breite aus. Mit bloss zwei Decks ermög­licht sie den Fahr­gäs­ten aber unein­ge­schränk­tes Son­nen­deck-Fee­ling wäh­rend der gan­zen Fahrt.

Der MDK führt auch über Täler und Stras­sen­züge, streift Dör­fer und Land­schaf­ten und sorgt dafür, dass es immer etwas zum Bestau­nen gibt…

… wie z.B. das Denk­mal «Schei­tel­hal­tung», das beim Ort Pier­heim die euro­päi­sche Was­ser­scheide mar­kiert. Es han­delt sich um zwei über die Schei­tel­hal­tung des Kanals hin­weg fluch­tende Mau­ern, foto­gra­fiert an Bord der «Thur­gau Prestge».

Auf­fal­lend ist, wie sich das Schwei­zer Publi­kum an Bord der «Prin­cesse de Pro­vence» für den MDK und seine Umge­bung interessiert…

… auch bei einem ein­drück­li­chen Sonnenuntergang.

Die meiste der 16 MDK-Schleu­sen pas­sie­ren wir lei­der nachts. Auf dem Bild erkennt man u.a. die rela­tiv nied­rige Ein­fahrts­höhe von sechs Metern unter dem Schleu­sen­tor hin­durch, um in die oder aus der Schleu­sen­kam­mer zu gelangen.

Bil­der im Text­teil: Gros­ser „Bahn­hof“ bei der Eröff­nung des MDK am 10. Sep­tem­ber 1992, unter ande­rem mit Gäs­ten aus Pas­sau (MS Pas­sau) und aus Würz­burg (MS Astoria).

Die ICE-Schnell­bahn­li­nien füh­ren über dem Kanal; gut ersicht­lich ist die geringe Durch­fahrts­höhe der Brü­cke (an Bord der „Thur­gau Pres­tige“ aufgrnommen).

In Bam­berg, dem Kilo­me­ter 0 des MDK, liegt die «Prin­cesse de Pro­vence» im Alten Hafen, der heute u.a. als Kul­tur­ort für Kon­zerte und Kinos dient.

Im Höhen­pro­fil sind die Schleu­sen mit ihren Namen, Höhen und Distan­zen ables­bar, wie der MDK die Frän­ki­sche Alb überwindet.

Durch Klick aufs Bild erscheint die­ses im Grossformat.

Am Schluss des Blogs ist Ihr Kom­men­tar willkommen.

Hin­weise

1) Der Kanal selbst über­win­det von Bam­berg (231 Meter ü. NN) zur Schei­tel­hal­tung (406 Meter ü. NN) und dann wie­der run­ter bis Kel­heim (338 Meter ü. NN) ins­ge­samt 243 Höhenmeter.

2) Das Zitat stammt von Vol­ker Hauff (SPD), der von 1980 bis 1982 Bun­des­mi­nis­ter für Ver­kehr war.

3) Kohl hatte erst nach sei­ner Wahl zum Bun­des­kanz­ler (1982) mit dem Pro­jekt zu tun und sorgte dafür, dass nach dem vor­über­ge­hen­den Bau­stopp ein neuer Ver­trag zwi­schen Bund und Frei­staat Bay­ern geschlos­sen wurde, der die Fer­tig­stel­lung inner­halb von 10 Jahren.

4) Nach dem For­scher Mar­kus Urban ist die wahr­schein­lichste Ursa­che des Schei­terns eine Viel­zahl deren: „Schlech­tes Wet­ter mit anhal­ten­dem Regen wäh­rend der Bau­phase, ein sump­fi­ger Unter­grund, der die Dämme immer wie­der ein­rut­schen liess, eine pro­ble­ma­ti­sche Ver­sor­gung der Arbei­ter sowie der Sach­sen­krieg wer­den den Aus­schlag geben haben, dass Karl der Grosse das Vor­ha­ben auf­ge­ben musste.

5) Die ver­trag­lich fest­ge­legte Was­ser­tiefe von 146 cm in der Alt­mühl wird nicht erreicht; zusätz­li­che Stau­stu­fen ver­teu­ern das Pro­jekt und ver­min­dert die Attrak­ti­vi­tät wegen län­ge­rer Trans­port­zeit. Erd­rut­schun­gen machen bereits vor der Eröff­nung Repa­ra­tur­ar­bei­ten nötig und die Fun­da­mente einer Was­ser­brü­cke über den Bach Schwarz­ach ist so schwer, dass sie aus­ein­an­der­trei­ben und voll­stän­dig ersetzt wer­den müs­sen. Stei­gende Löhne und Pflicht­ver­zin­sung wegen zu spä­ter Fer­tig­stel­lung ver­teu­ern das Pro­jekt um das Doppelte.

6) Trotz des finan­zi­el­len Desas­ters kann das Bau­werk am Schluss als gelun­gen gefei­ert wer­den. Mit einer Gesamt­länge von 172,4 km und 101 Schleu­sen über­win­det der Lud­wig­ka­nal auf Kel­heims Seite 80 Höhen­me­ter, nach Bam­berg hin­un­ter sogar 184 m. Pferde zie­hen die Schiffe; ein Trei­del­zug benö­tigt mit einer rei­nen Fahr­zeit 47 Stun­den, in der Pra­xis rund fünf bis sechs Tage. Dampf­schiffe kön­nen wegen den schma­len Schleu­sen keine eige­setzt wer­den. Im Jahr 1887 pen­deln 32 Kanal­schiffe zwi­schen Kel­heim und Bam­berg – das ent­spricht dem Trans­port­vo­lu­men gerade mal von drei damals zeit­ge­nös­si­schen Fracht­schif­fen auf dem Rhein…

7) Die indus­tri­elle Ent­wick­lung ist seit 1892 immens und die Frage, wie all die Güter sinn­voll und kos­ten­güns­tig trans­por­tiert wer­den kön­nen, beflü­gelt den Bau des Kanals. Die wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen sind geprägt durch die Ren­ta­bi­li­tät, und hier sieht es mit dem Auf­kom­men des bil­li­gen Stras­sen­trans­por­tes schlecht aus für die Legi­ti­ma­tion. Dem­ge­gen­über zieht das Argu­ment der Strom­pro­duk­tion, die durch Was­ser­kraft­werke an den 16 Schleu­sen gewon­nen wird. Die poli­ti­schen Absich­ten zäh­len ver­mut­lich zu den stärks­ten Kräf­ten. So sieht Hit­lers Nazi­deutsch­land Vor­teile, den Bau des Kanals vor­an­zu­trei­ben. Beide von Deutsch­land ver­lo­rene Welt­kriege set­zen dem Pro­jekt wie der bereits erbau­ten Infra­struk­tur immense Schä­den zu. Die Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die Lini­en­füh­rung des Kanals und Natur­schutz­be­den­ken ver­zö­gern den Bau um Jahrzehnte.

Quel­len

I. Gür­t­ler, M. Urban „Der Main-Donau-Kanal – Idee, Geschichte und Tech­nik“ (Link)

Wei­ter im Text

• Zur Skulp­tur „Schei­tel­hal­tung“ Link

• Wis­sens­wer­tes: Am MDK haben fol­gende Häfen die Infra­struk­tur zum Be- und Ent­la­den von Gütern und Per­so­nen: Bam­berg, Forch­heim, Erlan­gen, Fürth, Nürn­berg, Roth, Ber­ching, Beiln­gries, Diet­furt an der Alt­mühl und Kel­heim. Die letzte Bau­phase daurte von 1960 bis 1992 und kos­tete drei Mil­li­ar­den Euro. Die Kilo­me­trie­rung beginnt bei der Ein­fahrt des Hafen von Bam­berg (Bam­berg selbst liegt bei km 0,07) und endet bei Kel­heim (km 170,78). Die genutz­ter Flüsse sind die Reg­nitz und die Altmühl.

• Der BUND Natur­schutz, der schon immer gegen den Bau des Kanals war, zieht nach 25 Jah­ren wei­ter­hin eine nega­tive Bilanz: (Link)

Impres­sum

Karte (Quelle), Quer­pro­fil (Quelle), Bild 1 im Text­teil Samm­lung H. Amstad

Text und übrige Bil­der H. Amstad

Bewer­tung abgeben 🙂

[ratings]

Archi­vie­rung

Zum Archi­vie­ren oder Aus­dru­cken die­ses Medi­en­be­rich­tes akti­vie­ren Sie das Icon. Bevor Sie das PDF sichern, dru­cken oder able­gen emp­feh­len wir, zur opti­ma­len Dar­stel­lung, die Aus­rich­tung Quer­for­mat in der Grösse 80 %. Geeig­nete Brow­ser sind Fire­fox, Mozilla, Google Chrome. (Bei ande­ren Brow­sern könn­ten die Bil­der zer­schnit­ten werden.)