Rei­se­be­richt: Ein Tag vor der Bas­ler Fas­nacht mit Rhein­schiff und Old­ti­mer­t­ram unterwegs.

Son­nen­schein beglei­tet den gelun­ge­nen Start des Schiffs-Agen­tur-Ange­bo­tes „Vor­fas­nächt­li­ches Basel: Exklu­si­ves auf dem Rhein und auf Schie­nen“ von der soge­nann­ten „Rhy­wy­era“ aus bei der Mitt­le­ren Brü­cke in Klein­ba­sel. Jedes der zwei Alu­boote Rhydamp­ferli (Bau­jahr 2007) und Rhy­perle (Bau­jahr 2012) nimmt 12 Per­so­nen auf. Das Unter­neh­men „Rhytaxi Basel GmbH“ wurde am 1. Juni 2001 von René Did­den gegrün­det. Es besitzt aus­ser­dem noch zwei wei­tere Boote: die „Rhymugge“ (Bau­jahr 2008) und die „Rhy­blitz“ (Bau­jahr 2016).

Wir kur­ven rhein­ab­wärts, zuerst den Hotel­schif­fen „Thur­gau Ultra“ (ex-Pre­mi­con Queen), Edel­weiss und Charles Dickens vor­bei. Ein vier­tes Hotel­schiff wird grad im Moment der Vor­bei­fahrt durch die amtie­rende Thur­gauer Apfel­kö­ni­gin Angela Sto­cker auf den Namen „Thur­gau Silence“ getauft. Die­ses Schiff erlebt bereits seine 2. Taufe. 2006 war es als „Bel­le­vue“ (eben­falls Pre­mi­con) in Betrieb gekom­men. Es gehört zum Typ Twin­Crui­ser, bei dem die Fahr­gast­ein­heit vom Antriebs­schiff bau­lich von­ein­an­der getrennt ist, ähn­lich wie bei einem aus der Güter­schiff­fahrt bekann­ten Schubverband.

Wir fah­ren wei­ter in Rich­tung Drei­län­der­eck, wo, bereits auf fran­zö­si­schem Ter­rain, unter rie­si­gen, weis­sen Zel­ten kon­ta­mi­nier­tes Aus­hub­ma­te­rial vom Nov­ar­tis Cam­pus (ehe­mals St.-Johann-Hafen) abge­tra­gen wird. Hektaren grosse Fel­der müs­sen hier für meh­rere Hun­dert Mil­lio­nen Fran­ken son­der­ent­sorgt wer­den. Die toxi­sche Erde der ehe­ma­li­gen Ciba-Geigy wird auf Schiffe ver­la­den und in die Nie­der­lan­den trans­por­tiert, um sie fach­ge­recht zu ver­bren­nen. Genau auf die­ser Höhe kommt uns das BPG-Schiff Läl­le­kö­nig ent­ge­gen. Es war geplant, die­ses bau­lich inter­es­sante Schiff durch einen heute in Linz befind­li­chen Neu­bau zu erset­zen. Inzwi­schen sind aber die Ver­ant­wort­li­chen zur Ein­sicht gelangt, die „Läl­le­kö­nig“ zu behal­ten. Die Par­al­lel­fahrt mit den Taxi­boo­ten freut die Foto­gra­fen. Wei­ter geht’s zur Schleuse Birs­fel­den – die Rei­se­gruppe steigt hier nach einer Stunde „Frosch­per­spek­tive“ auf die „Läl­le­kö­nig“ um. Zwi­schen den zwei Schleu­sen Birs­fel­den und Augst wird das Mit­tag­essen ser­viert. Wäh­rend einige wei­ter­hin den war­men Salon im Unter­deck genies­sen, hal­ten andere die Stel­lung auf dem Frei­deck. Spä­tes­tens auf der Rück­fahrt von Rhein­fel­den wie­der zurück zur Schleuse Birs­fel­den treibt es auch die gröss­ten Natur­lieb­ha­ber in den „Schär­men“: eine Kalt­front sorgt für einen nas­sen Aus­klang der Reise.

Vor­her aber ste­hen noch wei­tere Exklu­si­vi­tä­ten bevor. Das erhöhte Fahr­gast­auf­kom­men zwingt die Bas­ler Per­so­nen­schiff­fahrt, anstelle des von uns favo­ri­sier­ten MS Bas­ler­dy­bli die „Läl­le­kö­nig“ auf den Kurs zu nehmen.Als Ersatz kön­nen wir dann nach der Schleu­sen­fahrt noch eine Stadt­rund­fahrt auf dem Was­ser mit dem als Damp­fer nach­emp­fun­de­nen Schiff exklu­siv für uns unter­neh­men. Das war eine super Geste der BPG. Warum aber sieht die­ses Schiff so nost­al­gisch aus? Das hat seine Geschichte, die ich hier kurz schil­dern möchte.

Gleich nach der Schleuse Birs­fel­den stei­gen wir auf das MS Bas­ler­dy­bli um für eine Stadt­rund­fahrt auf dem Wasser.

MS Bas­ler­dy­bli liess der dama­lige BPG-Direk­tor Hans Rit­ter 1980 um einen Salon herum bauen: Kern­stück ist der 1. Klass-Salon des ehe­ma­li­gen Rad­damp­fers Pila­tus vom Vier­wald­stätter­see. Vor­ge­se­hen war, dass die Mei­de­ri­cher Werft in Duis­burg grad beide Schiffe – die „Läl­le­kö­nig“ und die „Bas­ler­dy­bli“ – bauen würde. Doch die Idee von Hans Rit­ter liess sich mit den Mei­de­ri­chern nicht ver­wirk­li­chen, sodass dann nur die „Läl­le­kö­nig“ in Duis­burg gebaut wurde. Für die „Bas­ler­dy­bli“ kam die Lin­zer Werft zum „Hand­kuss“ – nun mit dem Vor­teil, dass beide Schiffe par­al­lel gebaut und dann auch zusam­men ein­ge­weiht wer­den konn­ten. Dop­pel­jung­fern­fahr­ten sind in der Schweiz ein sel­te­nes Ereig­nis – wir kön­nen heute grad mit bei­den Schif­fen fah­ren. Hans Rit­ter, ein begeis­ter­ter Damp­fer­fan, wollte ursprüng­lich einen Pra­ger Damp­fer nach Basel holen, denn die Dimen­sio­nen hät­ten ideal gepasst. Das Vor­ha­ben schei­terte an der kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Tsche­chi­ens – ein Vor­ha­ben übri­gens, das dann nach der Wende 18 Jahre spä­ter den Weser-Damp­fer­fans aus Min­den gelang.*

Das Finale des Tages besorgt ein Old­ti­mer­t­ram aus dem Jahr 1920. Der Motor­wa­gen Be 2/2 Nr. 156 führt uns wäh­rend einer Stunde von der Schifflände via Badi­scher Bahn­hof und der Bas­ler Berg­stre­cke aufs Bru­der­holz zum Haupt­bahn­hof Basel. Mit maxi­mal 30 km/​h bleibt schön Zeit, auch das Innere die­ses hübsch reno­vier­ten Zeit­ge­nos­sen zu bestau­nen. Neu waren vor rund 100 Jah­ren der Ein­bau von Magnet­schie­nen­brem­sen sowie Quer- statt Längs­sitze für die Pas­sa­giere. Die­ser Typ wurde bis 1966 im Fahr­plan­ver­kehr ein­ge­setzt. Er fuhr bereits dazu­mal auf das Bru­der­holz und stand mehr als 50 Jahre lang im Einsatz.

Start bei inter­es­san­ter West­wind­wet­ter­lage in Klein­ba­sel: links das Boot Rhydamp­ferli mit Bau­jahr 2007, rechts de „Rhy­perle“ mit Bau­jahr 2012.

Wir glei­ten auf unmit­tel­ba­rer Was­ser­höhe und beglei­ten sozu­sa­gen aus der Frosch­per­spek­tive das BPG-Schiff Lällekönig.

Für grosse Schiffe gibt es in der Schweiz nur drei Schleu­sen; nebst eine in Nidau (Aare) je zwei Schleu­sen­paare auf dem Rhein. Wir ver­las­sen soeben die Ältere und Klei­nere von Birs­fel­den (Bau 1954).

Die Luft­auf­nahme zeigt die schön gestal­tete Anlage, wo sich rechts die Stau­mauer, in der Mitte das Kraft­werk und links die bei­den Schleu­sen­kam­mern befinden.

Beim Fisch­markt­brun­nen emp­fängt uns der Old­ti­mer Be 2/2, der uns dann zum Abschluss eines erleb­nis­rei­chen Tages durch das reg­ne­ri­sche Basel führt …

… jetzt auf Schie­nen und nicht mehr auf dem Wasser.

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Hin­weise

*) Hans Rit­ter wollte ursprüng­lich den Rad­damp­fer Labe mit Bau­jahr 1949 nach Basel holen. Zuletzt war die „Labe“ der letzte koh­le­ge­feu­erte Rad­damp­fer der Pra­ger Ree­de­rei. 1986 aus­ser Dienst gestellt, ros­tete seine Schale durch und das Schiff sank am 17. August 1997 in der Mol­dau bei Smi­chov. Nach der Hebung kaufte die Min­de­ner Ent­wick­lungs- und Wirt­schafts­för­de­rungs­ge­sell­schaft (MEW) das Wrack und restau­rierte es bis ins Jahr 2001. Als „Wap­pen von Min­den“ fuhr dann das Schiff auf der Weser. Seit 2015 ver­kehrt das Schiff als „Weser­stolz“. Es unter­nimmt von der Schlachte in Bre­men Aus­flugs­fahr­ten und gehört neu zur Fahr­gast­schiff­fahrts­ge­sell­schaft Hal Över.

Quel­len

Bild 1 St. Hellstern,

Bild 4 Link, Text und übrige Bil­der H. Amstad.

Wei­tere Bil­der von MS Bas­ler­dy­bli siehe Link.

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